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[MK]Balkan-Abenteuer Teil 9: (Bar-) Skopje (m26B)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 07.01.11 16:53

Balkan-Abenteuer Teil 9: (Bar-) Skopje

Die bisherigen Teile:
Teil 1: Wien-Zagreb
Teil 2: Zagreb-Sarajevo
Teil 3: Sarajevo
Teil 4: Mostar
Teil 5: Sarajevo-Dubrovnik-Split-Zagreb
Teil 6: (Zagreb-) Beograd
Teil 7: Beograd - Podgorica
Teil 8: Podgorica – Bar (-Skopje)


Tag 11: Donnerstag, 22. Juli 2010 – (Bar -) Skopje

Fahrt nach Skopje
Fahrplan B1140:
18.00 plan / 18.00 echt ab Bar
06.54 plan / 08.26 echt an Niš
Fahrplan B1193 (im Kurswagen, also ohne Umsteigen):
08.35 plan / 08.45 echt ab Niš
13.30 plan / 13.58 echt an Skopje
Etwa 814 km vermutet.

Wir befinden uns im Nachtzug B1140 von Bar nach Niš – und zwar im Liegewagen. In Požega zweigt eine Verbindung von der Linie Beograd-Bar zur Linie Beograd-Niš ab, von der wir nichts sehen, weil es Nacht ist und wir schlafen. Sonderbar erscheint mir, daß wir ab Kraljevo nicht den direkten Weg über Kruševac nach Stalac nehmen, sondern in Kraljevo nach Norden abzweigen und in Lapovo auf die Hauptstrecke Beograd-Niš stoßen. Wie ich auf einer Bahnkarte (Bükkers) erkennen kann, ist auf dem Abschnitt Kraljevo-Stalac nur mehr Güterverkehr. Den Grund kenne ich nicht. Im letzten gesamtjugoslawischen Kursbuch 1991/92 fuhr der Schnellzug Bar-Niš jedenfalls noch über Kruševac. Es ist gar nicht leicht, anhand von Kursbüchern die Entfernung zwischen Bar und Skopje auszurechnen, ich komme auf etwa 814 Kilometer, wobei ich sowohl Internetangaben, JŽ, ŽS als auch Cooks Kursbücher zu Rate genommen habe.
Vom Lokwechsel in Kraljevo (bis Lapovo ist Dieselbetrieb) bekomme ich nichts mit, wohl aber ein wenig vom Fahrtrichtungs-wechsel in Lapovo. Geschlafen hab ich sehr gut! Bei der Abfahrt von Lapovo haben wir bereits eine Verspätung von 48 Minuten! 26 Minuten planmäßigen Aufenthalt haben wir hier gehabt! Der Großteil der folgenden Strecke bis Niš ist zweigleisig. Die Verspätung steigt auf den 149 Tarifkilometern zwischen Lapovo und Niš von 48 auf 92 Minuten. Um 7:45 Uhr machen wir aus den Liegen wieder Sitze. Statt um 6:54 Uhr kommen wir erst um 8:26 Uhr in Niš an. Wir lassen die drei letzten Wagen in Niš und bekommen vorne zwei Wagen dazu, die Weiterfahrt erfolgt nun als Zug B1193, unsere Lok ist die 461-003. Wir fahren mit einer Verspätung von nur mehr 10 Minuten um 8:45 Uhr weiter. Die Verspätung wird bis Skopje nur auf 28 Minuten steigen. Im Vergleich zum Zug 1140 eigentlich nicht viel. Aufgefallen ist mir auch, daß wir in Niš Kopf machen. Ein Blick auf die Bahnkarte von Serbien zeigt mir dann den Grund: Auf der Hauptstrecke kann man an Niš vorbeifahren, es gäbe aber von Norden auch eine Fahrtmöglichkeit, bei der man ohne Fahrtrichtungswechsel von Beograd über Niš Richtung Skopje fahren könnte. Als Frühstück habe ich nichts als einen halben Liter Wasser und meine halbe Blutdrucktablette zur Verfügung. Wie üblich vergessen oder verzichten wir auf Reiseproviant.
Die Landschaft ist wieder recht interessant: ab Grdelica wird das Tal enger, weitet sich aber später wieder, und in der Gegend von Vranje, wo es eine Zugkreuzung gibt, sieht das breite Tal wieder sehr österreichisch aus.

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Bild 1: Die Landschaft südlich von Niš erinnert mich wieder an Österreich.

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Bild 2: Bahnhof Vranje, hier warten wir eine Zugskreuzung ab.

Die Landschaft ändert sich allerdings häufig und immer wieder wird das Tal enger. Aufgefallen ist mir auch, daß die Ortstafeln hier im Süden nur lateinisch geschrieben sind. Hier ist man scheinbar nicht so strikt mit der Verwendung der cyrillischen Schrift. Allerdings sind die Grabsteine und Parten, die man affichiert sehen kann, fast nur cyrillisch! Wir fahren eine Zeit lang auch an der Autoput entlang, doch herrscht hier bemerkenswert wenig Verkehr. Früher wälzten sich hier die Autokolonnen von Deutschland und Österreich in Richtung Griechenland. Vom Schaffner kaufe ich mir einen Kaffee, ein verspätetes Frühstück.

Grenze Serbien – Mazedonien
In Preševo kommen wir um 11:56 Uhr an. Das bedeutet 13 Minuten Verspätung, also nicht allzu viel. Preševo ist die serbische Grenzstation, wir halten hier 17 Minuten und erhalten wieder einen Ausreisestempel im Paß. Während der Wartezeit überholt uns ein Güterzug mit der 461-205.

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Bild 3: Die 461-205 übehrolt uns im Grenzbahnhof Preševo mit einem Güterzug.

Der Lokwechsel findet erst im mazedonischen Tabanovci statt. Als Zuglok erhalten wir nun die mazedonische 442-001. Wir müssen hier einen Einreisezettel für Mazedonien ausfüllen, einen Stempel im Paß gibt es jedoch nicht! Der Aufenthalt in Tabanovci dauert 5 Minuten länger als die vorgesehenen 22 Minuten und mit insgesamt 18 Minuten Verspätung fahren wir ab. Übrigens: nur drei Fahrgäste in unserem Liegewagen überqueren mit uns die Grenze nach Mazedonien! Der Schaffner kann Deutsch und begrüßt uns mit „Willkommen in Mazedonien“! Er bringt uns auch ein Bier (es ist ein Nikšicko, also ein montenegrinisches Bier). In dem Plastikbecher suche ich vergeblich die Kohlensäureperlen… Aber es schmeckt dennoch nach Bier! Das ist des Schaffners private Flasche! Er teilt mit uns.
Ab nun muß ich mich bis Rumänien auf cyrillische und griechische Schriftzeichen einstellen, was mir natürlich keine Schwierigkeiten bereitet. Allerdings wird es fast überall auch zusätzliche lateinische Aufschriften geben…
Wir fahren nun sehr langsam dahin, manchmal nur um die 50 km/h. Häufig halten wir auch mitten auf der Strecke, ob Signale der Grund sind, kann ich nicht erkennen. In Kumanovo fällt mir eine Moschee auf. Es war mir gar nicht bewußt, daß es in Mazedonien auch Moslems gibt – vermutlich weil ich nicht an die albanische Bevölkerung gedacht habe. Unter den Albanern dürfte der Anteil an Moslems relativ groß sein, obwohl es auch viele katholische Albaner hier gibt.

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Bild 4: Moschee in Kumanovo – zehn Minuten nach der Grenzstation Tabanovci.

Höchste Zeit, sich etwas näher mit Mazedonien zu beschäftigen:

Mazedonien (Makedonija)
Die Republik Mazedonien (auch Makedonien) gibt es als eigenständigen Staat seit 1991. Nach einem Referendum erklärte Mazedonien, das bisher eine Teilrepublik Jugoslawiens war, seine Unabhängigkeit. Im Gegensatz zu den anderen neuen Staaten ex-Jugoslawiens geschah die Loslösung ohne kriegerische Auseinanersetzungen. Am 15. Februar 1992 wurde Mazedonien von Bulgarien als dem ersten Land (unter diesem Namen) anerkannt, was jedoch zu Unstimmigkeiten zwischen Bulgarien und Griechenland führte. Griechenland anerkennt nämlich den Namen Mazedonien für den neuen Staat nicht, gegen die Unabhängigkeit gibt es hingegen keine Einwände. Griechenland betrachtet den Namen „Makedonia“! als historisch nicht gerechtfertigt, weil die Geschichte des antiken Makedoniens ein Teil der griechischen Geschichte ist, und zu diesen Zeiten keine Slawen in der Region siedelten. Außerdem sei ein großer Teil des heutigen Staatsgebiets Mazedoniens gar kein Teil des historischen Region Makedonien gewesen. Die Griechen sehen den Namen Mazedonien als kommunistische Erfindung. Mazedonien argumentiert jedoch damit, daß die Bewohner des Gebiets sich schon im 19. Jahrhundert als „Mazedonier“ bezeichneten. Aufgrund der griechischen Blockade behilft man sich international vorläufig mit der Bezeichnung „FYROM“ (Former Yugoslav Republic of Macedonia = Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien). Zu einer friedlichen Einigung über den Staatsnamen kam es trotz UNO-Aufforderung bisher noch nicht. Die internationale Anerkennung erfolgte erst ab 1993 unter dem provisorischen Namen „FYROM“. Auch die Flagge wurde aufgrund von Protesten verändert.
Geschichte: Eine slawische Bevölkerung gab es im Gebiet der heutigen Republik Mazedonien etwa ab dem 7. Jahrhundert. Seit damals war die Region ein Teil Bulgariens. 1392 eroberten die Osmanen die Stadt Skopje (türkisch: Üsküp), und tatsächlich gehörte das Gebiet dann bis 1912 auch zum Osmanischen Reich. Nach den Balkankriegen (1912-13) wurde die Region Makedonien zwischen Griechenland, Bulgarien und Serbien aufgeteilt, von 1914-18 besetzte jedoch Bulgarien das Gebiet, das damals Vardar-Mazedonien genannt wurde (Vardar heißt der Fluß, an dem Skopje liegt). Zwischen 1929 und 1941 war Jugoslawien in Banschaften (banovina) aufgeteilt, und das Gebiet als „Vardarska banovina“ bezeichnet. Zu dieser Banschaft gehörten aber auch Teile Südserbiens und des Kosovo. Im Zweiten Weltkrieg wurde das heutige Mazedonien von Blugarien erneut für drei Jahre besetzt. 1944 erfolgte die Gründung der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien.
Nationalitäten: Die Bevölkerung Mazedoniens ist nicht so homogen wie jene in anderen Nachfolgestaaten. Nur 64% sind Mazedonier, mit 25% sind Albaner die zweitgrößte Bevölkerungsgruppe des 2 Millionen Einwohner großen Landes. 4% sind Türken, kleinere Minderheiten sind Roma, Serben und andere (es gibt mehr Roma als Serben in Mazedonien!). Nach dem griechischen Bürgerkrieg 1946-49 flüchteten viele Angehörige der mazedonischen Minderheit Nord-Griechenlands nach Mazedonien. Deren Nachkommen leben noch immer im Süden des Landes.
Religionen: Bezüglich Religion gibt es in Mazedonien ebenfalls eine etwas seltsame Situation: die orthodoxe Kirche (32%) ist autokephal und hat ein eigenes Oberhaupt, wird jedoch von anderen orthodoxen Kirchen nicht anerkannt. 17% sind Muslime, 45% gaben bei der Volkszählung keine Angaben zur Konfession an. Etwa 5% gehören anderen Glaubensgemeinschaften an, unter anderem zur Katholischen Kirche.
Sprache: Zwischen Bulgarien und Mazedonien gab es auch einen jahrelangen Sprachenstreit, der erst 1999 beigelegt wurde, indem Bulgarien die Eigenständigkeit der mazedonischen Sprache und Nation erstmals offiziell anerkannte. Im Gegenzug entsagte Mazedonien jeglicher Einflußnahme auf die mazedonische Minderheit in Bulgarien. Die beiden Sprachen Mazedonisch und Bulgarisch kann man je nach Sichtweise als zwei Sprachen oder auch als Dialektvarianten der selben Sprache betrachten. 1945 wurde die heutige Orthographie für das Mazedonische eingeführt, die auf dem serbischen Alphabet gründet, jedoch drei Zeichen besitzt, die in keinen anderen Sprachen vorkommen: ein G mit einem Akzent statt dem serbischen D mit Strichlein durch den senkrechten Balken, ein K mit Akzent statt dem serbischen C mit Akzent und ein Buchstabe, der genau so aussieht wie unser S (der Laut existiert im Serbischen nicht und entspricht dz). In der bulgarischen Schriftsprache existieren diese drei Laute übrigens gar nicht. 1945 wurde die mazedonische Sprache als Amtssprache in der jugoslawischen Teilrepublik eingeführt. Der Unterschied zur bulgarischen Schriftsprache ist größer als der Unterschied der gesprochenen Sprachen, weil die bulgarische Schriftsprache auf östlichen Dialekten beruht, während die mazedonische Schriftsprache auf westlichen Dialekten beruht. Die östlichen Mundarten in Mazedonien sind zudem den westbulgarischen Dialakten viel ähnlicher als den westlichen Mundarten in Mazedonien.


Unser Zug hält offensichtlich ab der Grenze in allen Bahnhöfen und Haltestellen, allerdings steigen kaum Leute ein oder aus. Die Landschaft nach der Grenze ist ziemlich flach und eintönig und besteht hauptsächlich aus Weizenfeldern. Viel Besiedelung ist hier nicht zu bemerken. Der Schaffner kommt immer wieder vorbei und plaudert mit uns – auf Deutsch. Er wird nicht der einzige sein, der Deutsch kann. Viele waren in Deutschland als Gastarbeiter, bevor sie hierher zurückkamen.

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Bild 5: Weil unser Zug so kurz ist, gelingen keine guten Bilder während der Fahrt: 442-001 mit B1193 nach Skopje.

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Bild 6: In Romanovci begegnet uns ein Güterzug mit der 461-001 in einer mir bisher unbekannten grau/blauen Lackierung.

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Bild 7: Ich wollte auch eine „normale“ Halstestelle im Bild festhalten: obwohl Mazedonisch nicht Lateinisch geschrieben wird, gibt es doch den Bahnhofsnamen auch auf Lateinisch!

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Bild 8: Bei der Einfahrt in Skopje.

Als wir in Skopje ankommen, haben wir wieder Verspätung aufgebaut: wir kommen um 13:58 an, das bedeutet 28 Minuten Verspätung. Der Bahnhof sieht ein wenig überdimensioniert aus. Er wurde nach dem schweren Erdbeben von 1963 außerhalb des Zentrums neu errichtet und ist auf Betonstelzen über dem Straßenniveau erbaut. Etwas futuristisch wirken die halbrunden Bahnsteigdächer, die am äußeren Rand des Bahnhofs wie eine runde U-Bahn-Tunnelwand von außen wirken.

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Bild 9: Unser Zug nach der Ankunft in Skopje. Fotografieren war in Mazedonien nirgendwo ein Problem!

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Bild 10: Etwas futuristisch wirkt der Bahnhof von außen – die Flagge Mazedoniens ist auch gut sichtbar!

Während wir den Weg zum Hostel einschlagen (leicht zu finden dank google maps-Ausdruck) ein wenig Information zur Stadt:

Skopje
Die nicht nur historische Bedeutung der Stadt zeigt sich schon in den zahlreichen Namen in unterschiedlichen Sprachen – immer ein Zeichen für eine wichtige Stadt: Lateinisch: Scupi (tatsächlich wurde die Stadt von den Römern gegründet!), Mazedonisch: Skopje, Serbisch: Skoplje, Albanisch: Shkup, Türkisch: Üsküp, Griechisch: Skopia.
Bereits um 4000 vor Christus gab es Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt. 148 v.Chr. kam die seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. bestehende Stadt der Dardaner unter römische Herrschaft. Die Blütezeit während der Römischen Periode dauerte bis weit ins 5. Jahrhundert nach Christus (ab 395 Teil des oströmischen Reiches). Gegen Ende dieser langen und friedlichen Periode gab es Einfälle der Awaren, Goten und Hunnen. Gerade als sich die Stadt von diesen Angriffen erholt hatte und sich wieder positionieren konnte, machte 518 ein schweres Erdbeben die Stadt dem Erdboden gleich und vernichtete fast ganz Mazedonien. Glück im Unglück hatten viele Stadtbewohner, die in Erwartung eines Angriffs der Awaren just in der Nacht zuvor die Stadt verlassen hatten, um sich in den benachbarten Bergen zu verstecken. Das rettete ihnen das Leben. Der byzantinische Kaiser Justinian I. ließ ab 535 in der Nähe der alten Stadt eine neue erbauen, weil sein Geburtsort in der Nähe lag. Nach seinem Tod siedelten sich Slawen in der Gegend an. 972-992 war Skopje Hauptstadt des Ersten Bulgarischen Reiches. In einer entscheidenden Schlacht im Jahr 1004 wurde die Stadt an den byzantinischen Kaiser Basilius II. übergeben. In den folgenden Jahrhunderten wechselten Eroberungen und Belagerungen mit Aufschwung und Niedergang. 1346 ließ sich König Stefan Uroš IV. Dušan in Skopje zum Zar der Serben und Griechen krönen. Als serbische Hauptstadt wurde Skopje wieder ein wichtiger Kultur-, Militär- und Handelsplatz. In dieser Zeit wurden viele Kirchen und administrative sowie kommerzielle Gebäude errichtet. Doch nach kurzer Zeit kam 1392 schon das jähe Ende der serbischen Zeit, als die Türken die Stadt erobert und ihr den Namen Üsküb gaben. Im Osmanischen Reich entwickelte sich die Stadt aber ebenfalls schnell zum wichtigen Zentrum und wurde Ausgangspunkt für weitere Eroberungen in Europa. Im 15. Jahrhundert gab es bereits einen großen überdachten Markt, Reisende und Händler aus vielen Gegenden prägten die Stadt: arabische, griechische, jüdische, venezianische sowie aus Ragusa (Dubrovnik) und viele andere mehr. Ein steter Zuzug von Moslems, Juden und Christen ließ die Stadt bis zum 17. Jahrhundert weiter wachsen. Im Österreichisch-türkischen Krieg (1683-99) stießen österreichische Truppen unter General Piccolomini weit in türkische Gebiete Europas vor und konnten 1689 Skopje ohne großen Widerstand erobern, weil die türkische Armee und die Bewohner die Stadt zuvor verlassen hatten. Die Stadt wurde angezündet und brannte in einer zwei Tage dauernden Feuersbrunst komplett nieder. Der Krieg offenbarte die Schwäche der Türken, aber das Elend der christlichen Bevölkerung wuchs zunehmend. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wuchsen Elend und Nöte, nicht nur wegen Pest und Cholera-Epidemien, sondern auch wegen der wachsenden Anarchie und der Krise des Osmanischen Imperiums. Mitte des 19. Jahrhunderts begann ein langsamer Aufschwung, die Stadt wurde wieder ein wichtiges Handels- und Industriezentrum. Der griechische Einfluß wurde zurückgedrängt und die mazedonische Sprache in der Liturgie und im täglichen Gebrauch wurde gefördert.
Während nach dem Russisch-Osmanischen Krieg beim Berliner Kongreß 1878 Serbien, Montenegro, Bulgarien und Rumänien unabhängig wurden, blieb Mazedonien und damit Skopje Teil des Osmanischen Reichs. Das hatte große Flüchtlingsströme auch nach Skopje zur Folge (Türken, Albaner, Pomaken, Tataren usw.). Nach dem Ersten Balkankrieg verließ die türkische Armee 1912 Skopje, einen Tag später besetzten serbische Truppen die Stadt. Die Aufteilung Mazedoniens nach dem Zweien Balkankrieg 1913 auf drei Staaten hatte wieder Flüchtlingstragödien zur Folge. Vor allem aus dem nunmehr griechisch gewordenen Teil kamen viele Menschen nach Skopje. Die weitere Geschichte der Stadt deckt sich mit der allgemeinen mazedonischen Geschichte in Jugoslawien. Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt zunächst deutsch und dann bulgarisch besetzt, bis 1944 die Nationale Mazedonische Befreiungsarmee die Stadt übernehmen konnte.
1963 ereignete sich ein schweres Erdbeben, das 80% der Stadt völlig zerstörte. Mehr als tausend Tote waren zu beklagen. Mit internationaler Hilfe kam es rasch zum Wiederaufbau der Stadt, viele historische Gebäude wie z.B. die alte osmanische Brücke über den Vardar-Fluß sowie Moscheen und Kirchen wurden wieder aufgebaut. Auch das frühere Bahnhofsgebäude wurde wieder aufgebaut, wird seither jedoch als Museum verwendet. Die beim Erdbeben um 5.17 Uhr stehengebliebene Bahnhofsuhr blieb als Monument erhalten. Der neue Bahnhof wurde außerhalb des Zentrums errichtet.
Seit 1991 ist Skopje die Hauptstadt des unabhängigen Staates Mazedonien. Die Bevölkerung setzt sich noch immer aus vielen unterschiedlichen Volksgsruppen zusammen: 66,8% Mazedonier, 22,6% Albaner, 4,6% Roma, 2,8% Serben, 1,7% Türken, 1,5% Bosniaken.[i]

Wir gelangen ohne Irrwege zur Jugendherberge, die laut DSO-Forumsteilnehmern nicht nur jugendlichen Gästen zur Verfügung steht. – An dieser Stelle wieder ein Dank an alle, dir mir bei den Reisevorbereitungen geholfen haben!! - So können wir also relativ preisgünstig hier nächtigen und sind ganz in der Nähe des Bahnhofs. Ewa 24 Euro pro Person und Nacht kostet das. Das Zimmer ist etwas miefig und wirkt noch wie im ehemaligen Ostblock, aber es geht. Das Schloß in der Tür wurde schon x-mal neu eingebaut (vorher immer aufgebrochen?), aber wir hoffen natürlich, daß nichts passiert. Es gibt Klimaanlage und einen Fernseher, der aber keine deutschen Programme liefert. Die anderen sind auch sehr „grieslig“, also kein gutes Bild, aber wir schauen sowieso nicht.

Stadtspaziergang
Wir gehen zunächst zum Bahnhof. Dort versuche ich Informationen über Busabfahrten ab Bitola nach Ohrid zu bekommen, da wir ja morgen eine Rundfahrt Skopje – Bitola – Ohrid – Kicevo – Skopje machen wollen. Hier kann ich aber nur Fahrkarten und Fahrzeiten ab Skopje erhalten. So gehen wir unverrichteter Dinge wieder zur Herberberge zurück, fragen nach dem Frühstück, und weil morgen unser Zug so früh abfährt, bekommen wir heute Abend ein Sandwich für morgen (als Frühstücksersatz). Dann ist Abmarsch zur Stadtbesichtigung.
Ich bin überrascht, daß die Stadt eigentlich nur „modern“ ist. Bevor wir zum eigentlichen Kern der Stadt kommen, marschieren wir durch ein supermordernes Einkaufszentrum, das hier wie ein Fremdkörper wirkt. Erst dahinter finden wir dann die eigentliche Stadt. Alles nach 1963 erbaut, und das meiste im Plattenbaustil. Es gibt wohl an einigen Ecken einige Häuser, die wie aus der Zwischenkriegszeit aussehen, die hat man originalgetreu wiedererrichtet oder vielleicht haben auch einige nur wenig beschädigt das schwere Beben von 1963 überstanden. Ich hatte keine Erinnerung an dieses schwere Erdbeben (aber gut, damals war ich erst 9 Jahre alt). Die Stadt sieht also wirklich trostlos aus, aber das hilft auch bei der Beurteilung, wie es den Menschen hier geht. Ich habe bald den Eindruck, daß wir uns in dem ärmsten aller besuchten Länder befinden. Wir gelangen zum Fluß Vardar und sehen die alte (osmanische) Brücke, die auch nach dem Beben wiederaufgebaut wurde.

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Bild 11: [i]Die alte osmanische Steinbrücke über den Vardar.


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Bild 12: Vieles sieht nach Baustelle aus und ist auch Baustelle. Blick auf das andere Vardar-Ufer.

Auf der anderen Flußseite gibt es einige repräsentative Gebäude, aber einige noch in Bau. Von der Brücke führt eine Straße in die (vermutete) Innenstadt, hier wurden aber auch alle kleinen Häuser zerstört und alles neu aufgebaut, sodaß die alte Straßenstruktur total verschwunden ist. Aber es scheint doch das „Zentrum“ zu sein, es gibt eine Fußgängerzone hier.

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Bild 13: So sehen die für unsere Augen „hübschesten“ Gebäude der Stadt aus.

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Bild 14: Ob die Häuser rekonstruiert wurden oder nur wenig beschädigt waren, läßt sich nicht erkennen.

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Bild 15: Blick durch die Fußgängerzone in Richtung zum ehemaligen Bahnhof.

Auf einem Platz fällt mir eine Statue Mutter Teresas auf und gleich dahinter ein neues Museumsgebäude, ihr gewidmet, mit einer katholischen Kapelle im obersten Stock. Natürlich schauen wir hinein. Eine Führerin erklärt uns einiges, sie spricht sehr gut Englisch und ich erfahre, daß sie wie Mutter Teresa eine Albanierin ist, daß es über 20 Prozent Albaner hier gibt und viele davon katholisch sind. Hier sehe ich erstmals Fotografien des alten Skopje (Orient pur!).

Auf dem weiteren Weg kommen wir zum alten Bahnhofsgebäude, das natürlich auch nicht wirklich alt ist, sondern wohl aus der unmittelbaren Nachkriegszeit stammt. Die Uhrzeit des Bebens (5:16) wird auf der Uhr noch immer angezeigt, ein Teil des Gebäudes ist so abgebrochen stehengelassen, wie es vermutlich nach dem Beben aussah. Ein Museum ist darin untergebracht, wir besichtigen es aber nicht. Auf dem Rückweg sehen wir einen alten Turm, auch ein Relikt der früheren Stadt und bestimmt nach teilweiser Zerstörung wieder aufgebaut.

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Bild 16: Viele Tiefgaragen dürfen keine mehr sein. Mistablagerungsstätte scheint hier zutreffender sein.

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Bild 17: Der weitaus größte Teil der „Innenstadt“ sieht so aus wie hier. Weitere Bilder sind also unnötig.

Wir wollen nun auf die andere Seite des Vardar-Flusses wechseln, eigentlich haben wir kein bestimmtes Ziel, sonden wollen nur die Stadt quasi „inhalieren“, einen Eindruck bekommen, das Flair auf uns wirken lassen. Außerdem soll es ja einen alten Markt geben, auf dem man so richtig den Balkan spüren soll, wie mir Freunde aus dem Eisenbahnforum empfohlen haben. Bei den Straßenschildern fällt mir auf, daß sie zweisprachig sind: mazedonisch und albanisch! Eine Fußgängerbrücke über eine breite Straße ist als Betonruine unfertig stehen geblieben und macht den Eindruck, als ob die Bauarbeiten längst eingestellt worden wären. Ich bin schon sehr hungrig und durstig. Das letzte Essen ist 26 Stunden her!
Beim Fluß entdecke ich ein Hinweisschild zur „stara caršija“, und die wollte ich ja sehen. Wir gehen in die angezeigte Richtung, finden aber nichts, es fehlen weitere Schilder. Wir gehen noch ein Stück weiter, weil wir eigentlich schon diese Sehenswürdigkeit sehen möchten. Ich sehe von Ferne Sonnenschirme, dorthin will ich noch gehen, die Orientierung haben wir inzwischen ziemlich verloren, Stadtplan haben wir ja keinen. Tatsächlich sind dort einige Standln, als wir die Straße überqueren, sehen wir plötzlich den Eingang zu einem Markt, ein richtiger Bazar, aber da trauen wir uns dann doch nicht so hinein ins Gewurl. Schaut wirklich orientalisch aus hier.

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Bild 18: Der Eingang zum „Bazar“.

Und gleich daneben beginnt eine Straße, die uns in ein Markgebiet führt, das nicht aus Ständen, sondern aus Häusern besteht – eigentlich wie eine historische Innenstadt. Hier sind also auch viele Geschäfte und das Viertel wirkt wie ein Überbleibsel der alten Stadt vor dem Erdbeben. Hier spazieren wir hindurch und finden viele interessante Ecken und auch Lokale, sodaß wir beschließen, hier irgendwo zu essen.

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Bild 19: Hier fühlen wir uns richtig wohl.

Unterwegs sehen wir alte Moscheen und auch (vermutlich ehemalige) Badehäuser. Auch die Straßenschilder sind hier zweisprachig: Albanisch und Mazedonisch. Und man hört auch oft Albanisch auf der Straße.

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Bild 20: Hinweisschilder Albanisch-Mazedonisch-Englisch, Straßenschilder sind hier zuerst Albanisch und dann Mazedonisch!

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Bild 21: Noch ein Stimmungsbild der „Rruga (bzw. Ulica) Bitpazarska“.

Wir suchen bei den Lokalen, finden jedoch viel, was einfach nach Touristenfalle aussieht, oder wo man nur „internationalen Fraß“ bekommt. Aber ein kleines Lokal gefällt uns, sehr einfach, da sitzen etliche Albaner (kann ich hören) an den Plastiktischen und eine Speisekarte mit Bildern der angebotenen Speisen soll uns die Wahl leicht machen, etwas Neues zu probieren. Gut, hier wollen wir essen. Tatsächlich ist es ein albanisches Lokal, nur leider haben sie zu der Tageszeit nicht viel Auswahl. Gulasch könnte er empfehlen, sagt der Kellner, das werde gerne genommen. Nun bin ich erstens kein Gulasch-fan, und schon gar nicht irgendwo, wo es doch auch typischere ortsübliche Gerichte geben könnte. Wir zeigen auf einige interessante Bilder, aber das meiste gibt es derzeit nicht. Schließlich finde ich dann etwas, was es gibt: Auf Albanisch heißt es Muskull („me pomfrit“ zwar, aber ist ja egal), auf Mazedonisch „Muskul so pomfrit“. Leider fand ich im Internet nirgends, was das genau ist, es schmeckte jedenfalls einfach phantastisch. Es bestand aus Fleischstücken mit einem Saft, ähnlich einem Gulasch, aber hell. Es hatte einen besonderen Geschmack, ich vermutete zuerst ein besonderes Fleisch (Ziege?), aber auf Anfrage erfuhr ich, daß es Rindfleisch war, aber in einer derart wunderbaren Würzung, daß es ein echtes Erlebnis war. Während des Essens sah ich immer wieder hinüber zu einem Friseur und sah durch die Scheiben, wie die Kunden hier bedient und „verwöhnt“ werden. Ich bekam Lust, mir auch hier die Haare schneiden zu lassen, lang genug waren sie ja schon. Aber dazu will ich mir nicht die Zeit nehmen. Das Essen war recht billig, es kostete 460 Denari. Das entspricht etwa 8 Euro inklusive Trinken.

Nach diesem tollen Essen spazierten wir weiter, vorbei an einer alten Kirche sowie an einer Moschee, zu einer alten Festungsanlage, die eigentlich nur mehr aus Ruinenteilen bestand. Seltsam, daß uns dieser Hügel von der anderen Flußseite her gar nicht aufgefallen war. Vermutlich hinter modernen Wohnblöcken versteckt…

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Bild 22: Zugang zur früheren Festungsanlage.

Von oben konnte man einige interessante Ausblicke auf die Stadt genießen. Wirklich schön kann man die Ausblicke jedoch nicht nennen. Einige Gebäudeteile wurden wiederaufgebaut, so ein Stück Mauer und auch ein Eckturm. Außerhalb der Burganlage entdecke ich ein Rettungsfahrzeug, daß sowohl das rote Kreuz als auch den roten Halbmond als Symbole aufgemalt hat.

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Bild 23: Blick auf die Stadt Skopje – nicht wirklich besonders „schön“!

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Bild 24: Hier ist wenigstens der Vordergrund irgendwie „hübsch“.

Wieder bei der alten Brücke angelangt, entdecken wir ein relativ neues Denkmal mit den Statuen der heiligen Cyrill und Method. An einem Regierungsgebäude kommen wir ebenso vorbei wie an ganz alten und kleinen Häusern, ausgerechnet in der Nähe des supermodernen Konsumpalastes.

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Bild 25: Ein unbekanntes Regierungsgebäude.

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Bild 26: Alte Gassen, alte Häuser, im Hintergrund die Neuzeit…

Wir erreichen also wieder unsere Herberge, es ist schon sehr dämmerig und fotografieren kann man kaum noch. Wir beschließen, noch auf ein Bier zu gehen („Skopsko“). Das Bier kostet 65 Denari, also etwa 1,10 Euro. Damit beenden wir den sehr interessanten Tag, der eigentlich nur ein halber Tag war. Ich bin froh, daß ich den Unkenrufen nicht getraut habe und sozusagen fest entschlossen blieb, mir auch Skopje ein wenig anzuschauen, auch wenn es nur ein halber Tag war. Dafür können wir morgen beruhigt die Gegend besichtigen und die Rundfahrt über Ohrid probieren. Ein ganzer Tag mehr in Skopje wäre sicher nicht so spannend wie die morgige Rundfahrt. Und wir werden damit sehr recht haben!

Fortsetzung folgt!



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:01:28:22:32:59.
Hallo Gustav,

Dein Bericht macht Skopje richtig interessant. Bislang hatte ich mir immer gedacht (angesichts der grossen Gebäude, über deren ästhetische Qualität man geteilter Ansicht sein kann) "bloss schnell wieder weiter".

Kann es sein, dass das Gericht, das Du verspeist hast, anderswo am Balkan Muckalica, mit einem Hatschek auf dem ersten c (sprich Mutschkalitsa, Betonung auf dem u) genannt wird? Ich hatte das wiederholt in Bosnien gegessen: ist mit viel und lange gedünsteten Zwiebeln, Paradeisern, Paprika, eventuell ein paar Schwammerln - und eben geschnetzeltem Fleisch zubereitet. Kann sein, dass es mit verschiedenen Arten Fleisch gekocht werden kann - nicht alle Menschen in der Region essen Schwein, daher wohl auch das mit Rind, so wie von Dir gegessen. (Google hat auch Bilder davon; die Sauce ist heller als üblicherweise beim Gulasch.)

LG Andreas

PS: Du machst es ja ungemein spannend. Ich frag mich, wie es wohl weiter gegangen sein mag!

Wieder toll! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 07.01.11 21:11

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Re: [ME]Balkan-Abenteuer Teil 9: (Bar-) Skopje (m26B)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 07.01.11 21:12

Hallo Andreas,
nein, das wars sicher nicht. Hab mir die Bilder angesehen. Ich hab schon gegoogelt, aber ich hab ja einen albanischen Freund in den USA, den hab ich mal gefragt danach. Ich ärgere mich, daß ich ausgerechnet dieses Gericht nicht fotografiert habe... Es sah aus, wie ein Gulasch, aber sehr hell, deshalb wäre ich nie auf Rind gekommen. Große Fleischstücke, kein Gemüse in der Soße. Aber ein zauberhafter Geschmack, ein Aroma, ich hab mir nicht mal das Aroma merken können!

Ja, Skopje war schon interessant. Ich mag mich nicht abschrecken lassen von irgendwelchen Urteilen. Und es gab ja auch welche, die mir gesagt haben: aber genau dort findest Du den echten Balkan. Und so kam es mir auch vor.

Es ging sehr spannend weiter: Die Rundfahrt über Bitola nach Ohrid hat manche Überraschungen gebracht - ich verrate aber noch nichts. Dann nach Athen, das war auch sehr schön und überraschend, auch der Tag in Athen war hochinteressant und bringt sehr viele Eisenbahnbilder (auch Straßenbahn und Proastiakos und Metro).
Dann gings nach Sofia, das war ebenso toll. Die Liegewagenfahrt Athen-Sofia war auch ein Erlebnis mit unterschiedlichsten Eindrücken.
Ein griechischer Schaffner, der auch Bulgarisch und Rumänisch gesprochen hat. (Englisch glaub ich auch).
Dann war Sofia an sich schon mal spannend, der Ausflug zur Rhodopenbahn (Ein Tipp eines Users, den Bus nach Bansko zu nehmen, damit ich die ganze Bahn abfahren konnte) ebenso.
Und unerwartet schön und interessant auch die Fahrt Sofia-Bukarest mit einem ex-DB Regionalbahnwagen. Ein einziger Kurswagen! Das war auch seltsam.
Und dann die Überraschung, wie sauber Bukarest war und wie sehr es mir gefallen hat - wohl auch wegen der fehlenden Sprachprobleme, die ich um Rumänien habe.

Also alles in allem, es war ein wunderbares Erlebnis.
Aber schön der Reihe nach... Noch sind wir in Mazedonien. Hier scheinen die freundlichsten Leute zu leben...
Hallo tokkyuu,

ich war letztes Jahr auch in Mazedonien und Skopje und war ausgesprochen begeistert von diesem Land - und tatsächlich die freundlichsten Menschen weit und breit. Hängt wohl auch damit zusammen, dass das Land es dank einer intelligenten Politik in den 90ern geschafft hat, den Jugoslawien-Kriegen zu entgehen.
In den 60ern war das wiederaufgebaute Skopje DAS international renommierte Aushängeschild des modernen Jugoslawien, der Masterplan hierfür entstammt dem japanischem Architekten Kenzo Tange. Der (neue) Bahnhof ist Symbol für das neue Skopje. Übrigens hatte dieser Bahnhof einen praktischen Nutzen: man konnte damit ein Kopfmachen, wie im alten Bahnhof, auf dem Weg nach Griechenland vermeiden. Angesichts des extrem starken Griechenland-Verkehrs seinerzeit ein großer Fortschritt. Vom alten Bahnhof ist ausser dem EG noch sehr zu viel zu sehen, einige Waggons wurden zu Cafes umgebaut, und selbst die Bahnsteige und Uhren sind noch vorhanden.
Aber was das "Basar-Viertel" betrifft: nach meinen Kenntnissen IST das die echte Altstadt, die überwiegend von Albanern bewohnt wird.

Re: [ME]Balkan-Abenteuer Teil 9: (Bar-) Skopje (m26B)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 08.01.11 08:14

Zitat:
nach meinen Kenntnissen IST das die echte Altstadt, die überwiegend von Albanern bewohnt wird.
Das finde ich natürlich hochinteressant, denn nirgendwo bisher hab ich dafür Anhaltspunkte gefunden, außer natürlich mein eigener Verdacht...
Daß dort viele Albaner sind (und die Aufschriften ZUERST Albanisch und DANN ERST Mazedonisch waren) hab ich ja selbst festgestellt.

Re: [MK]Balkan-Abenteuer Teil 9: (Bar-) Skopje (m26B)

geschrieben von: D461

Datum: 08.01.11 20:11

Guten Abend,

ja wiederum beste Arbeit geleistet und wir freuen uns auf die Fortsetzung mit der Rundfahrt durch Mazedonien und wie es dann weiter über Griechenland und Bulgarien nach Rumänien geht.

Beste Grüße
D461
Moin,

ihr habt ja auch eine ziemlich umfangreiche und tolle Reise gehabt. Wie viele Tage wart ihr denn unterwegs, und hast Du mal die Kilometer zusammen gerechnen ;-)
Skopje hatten wir auch für einen halben Tag besucht. Ohne großes Vorwissen oder Erwartungen hat auch mir die Stadt überraschender Weise wirklich toll gefallen. Auch viele Details: Die viele alten IKAR-Busse (gemeint sind nicht IKARUS’se!), die grellen Geldscheine, und ja, freundliche Menschen gab es dort (wie vieler Orten in der „Region“) wahrhaftig. So haben wir am Bahnhof mit einer Familie (Frau und drei lustige, erwachsene Töchter) ein tolles Tiermalspiel gespielt, und ich habe so gelernt, das Ziege auf Albanisch „Ziebe“ heißt ; -)
Mein Kumpel und ich sind dann mit dem Kurswagen nach Pristine weiter gefahren.

Ansonsten: Sofia fand ich auch super, auch mit den vielen bulgarischen Interregio-Wagen, Kuttern und „V60“ sowieso. Aber Bucaresti konnte ich nahezu gar nichts abgewinnen… und Griechenland war uns schon von den Reservierungen viel zu teuer, weshalb wir da nicht mehr hin gefahren sind.

Grüße und in Erwartung weiterer Teile,
Patrick

Re: [ME]Balkan-Abenteuer Teil 9: (Bar-) Skopje (m26B)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 09.01.11 19:58

Josef-Schwejk schrieb:
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> ihr habt ja auch eine ziemlich umfangreiche und
> tolle Reise gehabt. Wie viele Tage wart ihr denn
> unterwegs, und hast Du mal die Kilometer zusammen
> gerechnet ;-)

Ja, natürlich gibt es eine Kilometerstatistik: ich war 21 Tage unterwegs (die letzte Woche alleine), habe dabei etwa 7300 Bahnkilometer zurückgelegt, 395 km mit dem Bus, 70 km im Taxi und etwa 190 km auf dem Schiff. Proastiakos-Kilometer von Athen muß ich noch zusammenrechnen, das wird nicht genau gehen, weil es keine Streckenkilometer gibt, da muß ich auf dem Plan mit dem Maßstab experimentieren, Wird so gegen die 7400 Kilometer hinkommen in Summe.

Ja, gerade die Details sind es, die mich faszinieren. Ich glaube, das kommt in den Berichten ja auch irgendwie rüber.

Noch etwas mehr Statistik: Abgesehen vom Startland Österreich 9 Länder durchreist, 14 mal eine Staatsgrenze überschritten, davon nur zweimal Schengen (also ohne Kontrolle).

Re: [ME]Balkan-Abenteuer Teil 9: (Bar-) Skopje (m26B)

geschrieben von: Avala

Datum: 10.01.11 00:10

Zitat:
Die viele alten IKAR-Busse (gemeint sind nicht IKARUS’se!),
IKARBUS siehe [de.wikipedia.org] hieß lange Zeit Ikarus ;-)

Zitat:
Griechenland war uns schon von den Reservierungen viel zu teuer, weshalb wir da nicht mehr hin gefahren sind.
Hm ich war bisher drei Mal in Griechenland (per Bahn natürlich) und hab noch nie extra für eine Reservierung gezahlt (abgesehen von Liege- und Schlafwagen).