Rund 570 äusserst kompakte Lokomotiven mit der Achsfolge E genügten über die gesamte Existenz des FS-Drehstrombetrieb sämtlichen Ansprüchen des Güterverkehrs. Der Bau begann 1908 mit der E.550, welche 1500 kW bei 50 km/h leistete, und dies bei einem Gesamtgewicht von nur gerade 60 Tonnen und einer Länge über Puffer von 9.5 Metern, eine tolle Leistung für jene Zeit! Bis 1921 wurden 186 Loks der Reihe E.550 gebaut.
Das Nachfolgemodell E.551 brachte es bis 1925 auf 183 Exemplare, das Dienstgewicht stieg auf 75 Tonnen, die Länge auf 11 Meter, die Leistung auf beachtliche 2000 kW. Die versuchsweise einseitig mit Endführerstand ausgerüstete E.552 brachte es nur auf 15 Exemplare.
Als krönender Abschluss erschien 1928 die Baureihe E.554, von der bis 1930 immerhin 183 Exemplare in Dienst gestellt wurden. Die 77 Tonnen Dienstgewicht verteilten sich auf eine LüP von nur gerade 10.8 Metern. Die Leistung betrug 2000 kW bei 50 km/h. Der Achsstand betrug 6.6 Meter, die Endachsen waren beweglich gelagert, der Längenausgleich der Kuppelstangen erfolgte über ein ausgeklügeltes Gestänge.
Da auf den letzten Drehstromlinien nur wenige Güterzüge verkehrten, erlebte ich die E.554 vor allem als „Stehzeug“. Annäherung an die abgestellten E.554 in San Giuseppe die Cairo. Was für eine „Dachlandschaft“!
Im Hintergrund das kleine Bw. Es dampft, obwohl keine Dampflok zu sehen ist. Die Flüssigkeits-Widerstände der Drehstromloks pflegen tatsächlich Dampf zu produzieren, wenn sie erhitzt werden. Deshalb mussten die FS-Drehstromloks fleissig Wasser tanken, genau wie Dampfloks!
Das 135er-Teleobjektiv stellt klar: Es ist eine E.432, die hier vor sich hin dampft!
An diesem kalten Februarmorgen im Jahre 1974 liegen noch Schneereste zwischen den Gleisen.
E.554.152 scheint schon länger auf dem fahrleitungslosen Abstellgleis zu stehen.
Im Fokus steht jetzt E.554.017.
Eigenartige Perspektive: zwei abgebügelte Drehstrom-Güterzugloks in San Giuseppe die Cairo, vorne E.554.075.
E.554.149 gehört noch zum Einsatzbestand. Momentan steht sie aber arbeitslos auf dem Bw-Gelände in San Giuseppe die Cairo. Rechts ein typischer „Drehstrom-Wasserkran“ zur Betankung der Flüssigkeits-Widerstände.
Auch am nördlichen Streckenende, in Alessandria, stehen die E.554 vorwiegend herum, hier E.554.111.
E.554.029
E.554.115
E.554.174 ist anders! Sie hat im November 1958 die Einrichtung erhalten, sich auf der Brennerstrecke von E.554.149 fernsteuern zu lassen, 1965 wurde sie auf das Piemontesische Netz verlegt. Gut zu erkennen ist das Sicherheitsgeländer für den Übergang zur Nachbarlok, ebenso die rote Abdeckung des Steckers für das Fernsteuerkabel.
E.554.104 ist ebenfalls für Fernsteuerung eingerichtet, ihre jeweils führende Partnerlok war E.554.159. Das Paar war auf den Giovi-Linien im Einsatz. Hier steht sich E.554.104 in Acqui Terme mit einer unbekannten Kollegin die Radreifen platt.
E.554.105 in Acqui Terme, auf dem Nachbargleis E.432.018.
Bevor jemand diesen Beitrag zum Lokfriedhof erklärt, eine erste E.554 in Betrieb. E.554.128 schleppt eine Gleichstrom-Rangierlok auf ein mit Drehstrom elektrifiziertes Gleis. Auf der linken Seite erkennt man wieder die in „Kästchen“ eingebauten Stirnlampen jener Lokomotiven, welche für Fernsteuerung eingerichtet waren. E.554.128 liess sich auf der Brennerstrecke jeweils von E.554.051 führen.
In Acqui Terme steht E.554.177 abfahrbereit, mit einem Güterzug in Minimalkomposition. Die Perspektive ermöglicht eine gute Sicht auf die typischen Attribute von fernsteuerbaren Drehstrom-Loks: eingebaute Stirnlampen, rote Abdeckungen der Stecker für die Fernsteuerkabel, einseitig angebrachtes Geländer für den Übergang zwischen Loks. Führende Partnerlok am Brenner war E.554.079.
Wer bis jetzt bei der Schilderung der E.554-Fernsteuermöglichkeiten die Stirn gerunzelt hat, hat dies zu Recht getan: Tatsächlich passten immer nur zwei Loks zusammen, und die eine davon war nur als führende („locomotiva pilota“), die andere nur als ferngesteuerte Lok („locomotiva comandata“) einsetzbar! So war das am Brenner und auf den Giovi-Linien, von 1958 bis 1965. Elf E.554 erhielten zwischen 1959 und 1962 das verbesserte Fernsteuersystem "Ligure", darunter die weiter oben gezeigte E.554.104. Sie war nach dem Umbau freizügig mit allen 23 Loks des Systems "Ligure" einsetzbar, ohne das hinderliche "Master-Slave" - Verhältnis des 1958 für die Brennerstrecke entwickelten Systems "Bolzano".
Kinetisch ausgeklügelt ist der Mechanismus zum Auagleich des Spiels zwischen Motor und Achsen. Es handelte sich um eine Entwickung des ungarischen Ingenieurs Kalman Kando (Firma Ganz Budapest), die vom italienischen Ingenieur Giuseppe Bianchi weiter verbessert worden ist.
Leider tut E.554.177 stundenlang keinen Wank, so bleibt mir nichts anderes übrig, als nach einem Abschiedsbild der abgebügelten Lok weiterzureisen.
Im zweiten Beitrag über die E.554 zeige ich auch Loks in Betrieb, versprochen!
Fortsetzung folgt.
Hier die bisherigen Beiträge zum Thema FS-Drehstrombetrieb
[I] FS, moderne Gleichstrom-Tw im Drehstrom-Netz (m17B) [
www.drehscheibe-foren.de]
[I] FS, Drehstromlok E.554, Teil 2 mit "amphibischer Lok" (m13B) [
www.drehscheibe-foren.de]
[I] FS, Drehstromlok E.431 für schnelle Züge (m16B) [
www.drehscheibe-foren.de]
[I] FS, Drehstromlok E.432, die Königin des Drehstrombetriebes in Asti (m21B) [
www.drehscheibe-foren.de]
und hier das vollständige Beitragsverzeichnis: [
www.drehscheibe-foren.de]
Gruss Werner
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.02.24 22:41.