Vorwort
Liebe HiFo-Gemeinde,
erst mal vielen Dank für die freundlichen Kommentare zu meinem ersten Beitrag letzte Woche.
Hier nochmal der link dazu:
Vor 31 Jahren – Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 1 (m19B)
Heute begeben wir uns vorwiegend auf die Erzberg-Nordrampe, und zwar auf den Streckenabschnitt zwischen dem Erzberg und der Station Präbichl.
Dazu noch einige Fakten zum damaligen Betriebsablauf:
Die Station Erzberg (die wir heute fotografisch allerdings nicht aufsuchen) liegt 1070m hoch bei Streckenkilometer 7. Dort befinden sich die Erzfüllbänke bzw. die Erzverladung.
Das Erz wird in zwei Halbzügen zum Paßbahnhof Präbichl hochbefördert. Dort werden die beiden Halbzüge dann vereint und nach Vordernberg ins Tal gefahren (wo eine Elok die Fuhre zur Weiterfahrt ins Hüttenwerk Leoben-Donawitz übernimmt).
Die Halbzüge werden von jeweils zwei Zahnrad-Dampflokomotiven befördert, wobei die Maschinen beim ersten und zweiten Halbzug jeweils tauschen (in ihrer Funktion als Zug- bzw. Schiebelok). Damit soll die Belastung der Lokmannschaften in den Tunnels gleichmäßig verteilt werden. Dort herrschen nämlich besonders auf der Schiebelok je nach Wettersituation in wahrstem Sinne oft atemberaubende Verhältnisse!
Eine Ausnahme bildet die 2085.01, einzige Regelspur-Zahnraddiesellok der ÖBB. Sie befördert ihre Züge bzw. Halbzüge in der Regel alleine. Obwohl einfacher im Betrieb, 'glänzt' diese Maschine von Anfang an durch hohe Reparatur-Anfälligkeit und lange Werkstattaufenthalte.
Gleich nach Station Erzberg kommt der 1393m lange Plattentunnel. Die Strecke steigt bis zur verlassenen Station Feistawiese am anderen Tunnelende moderat auf 1100m an. Bei km 9,5 beginnt der Zahnstangenabschnitt. Hier fahren die Züge mit 20-25 km/h in die Zahnstange ein, danach sinkt, bedingt durch Steigung und hohe Last, die Geschwindigkeit auf 8-6 km/h. So geht es mit enormer Kraftentfaltung hoch bis zum Scheiteltunnel, dem Präbichl-Tunnel, in dem die Strecke bei km 11,3 ihren höchsten Punkt erreicht.
Aber jetzt zu den Aufnahmen ...
Viele Grüße aus dem Land der Franken
Günter
Vor 31 Jahren: Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 2: Erzberg-Nordrampe
Dienstag, 07. März 1978 - Ein neuer Tag, ein neues Wetter!
Den ersten Leerzug des Tages mit 2085.01 konnten wir (Vater, Peter und ich) in unserem Quartier, dem von Familie Wechdorn betriebenen Berggasthof Präbichl, unten im Paßbahnhof schon rumpeln hören. Zum Fotografieren war's da aber noch viel zu dunkel, außerdem reizte uns der Diesel auch nicht übermäßig.
Den zweiten Leerzug (ab 7:28 Uhr in Vordernberg) ließen wir uns aber natürlich nicht entgehen und sind ihm auf der Südrampe ein Stück entgegen gekommen...
Bild 1
97.210 hat als Zuglok eben die Bundesstraßenbrücke, unterhalb des Wäldchens vor Präbichl, unterquert und präsentiert sich mit gewaltiger Dampfentwicklung.
Noch ein technischer Hinweis zum Hochformat:
Sollte das Bild nicht ganz auf den Schirm passen, drückt doch mal Taste [F11] - jetzt sollte schon mehr zu sehen sein ...
(ein 2. Mal [F11] gedrückt, und der ursprüngliche Zustand ist wieder hergestellt).
Bild 2
97.203 drückt kräftig nach; der Zug begibt sich jetzt auf den Damm nach links und verschwindet dann im Wäldchen, das er erst unmittelbar vor Erreichen der Passhöhe wieder verläßt.
Bild 3
97.210 hat das Ende der Steigung gleich erreicht, die Doppel-Zahnstange System Abt endet kurz vor der ersten Einfahrtweiche in Präbichl. Deutlich ist hier die Strecken-Neigung im Vergleich zum waagrechten Stumpfgleis rechts erkennbar.
Bild 4
Nachdem 2085.01 ihre Erzwagen auf die Passhöhe gebracht hat, setzen 97.210 und 97.203 ihren Leerzug in Bewegung.
Sie benötigen hier nur wenig Dampf, denn gleich geht es in den 581 m langen Präbichl-Tunnel, in dem nach knapp 300 m die Zahnstange und unmittelbar danach das Gefälle beginnt.
Begeben wir uns jetzt auf die Nordrampe ...
Bild 5
Standort: Ehemalige Station Feistawiese, gleich hinter dem 1393 m langen Plattentunnel. Der Erzberg mit seinen typischen Terassen. Auf der anderen Tunnelseite liegt die Station Erzberg. Dort befinden sich die Erzfüllbänke, wo die Erzverladung stattfindet.
Ein Rumpeln, eine Rauch-Dampf-Wolke schießt in die Luft: Die Zuglok hat eben den Tunnel verlassen.
Bild 6
Erzhalbzug mit viel Dampf und Qualm zu Füßen der Erzberg-Gipfels. Die Lokführer haben inzwischen den Regler für's Zahnradtriebwerk leicht geöffnet, denn gleich geht's in die Zahnstange.
Bild 7
97.203 unmittelbar vor Einfahrt in die Zahnstange. Das Schild mit dem E signalisiert die Einfahrt. Deutlich zu sehen ist das vordere, ca. 5m lange, abgefederte Zahnstangenstück.
Bild 8
Eben ist auch 97.210 in die Zahnstange eingefahren. Sofort nach Greifen der Zahnräder wird der Regler für das Zahnradtriebwerk bis auf Anschlag geöffnet. Gewaltige Dampf-/Qualmsäulen schießen jetzt in die Luft. Die Geschwindigkeit sinkt durch die zunehmende Steigung auf unter 10 km/h.
Bild 9
... der Zug ist weg, der Tunnel raucht aber noch lange - oft mehr als eine dreiviertel Stunde, bis der Wind den Qualm herausgedrückt hat.
Bild 10
Beide Loks (97.203 ist hier durch 97.210 verdeckt) auf Leerfahrt Richtung Erzberg, um dort den 2. Halbzug zu holen.
Bild 11
Wanderer am Schienenstrang: Mein Vater etwas oberhalb des Hochgrabenbrückenviadukts mit der unvermeidlichen Proviant-Mappe. Von ihm stammen übrigens einige der hier gezeigten Aufnahmen, u.a. die beiden folgenden:
Bild 12
Der 2. Halbzug unmittelbar vor dem Weinzettelgrabenviadukt. Diesmal führt 97.210. Beide Lokomotiven arbeiten mit höchster Kraftanstrengung, Kennzeichen: donnernder Auspuff und gigantische Dampfentwicklung.
Bild 13
Der Halbzug auf dem Weinzettelgrabenviadukt. Die Steigung beträgt hier durchschnittlich 55 Promille.
Die Perspektive trügt durch den hohen Aufnahmestandort: Der Zug fährt in Richtung Kamera (nicht etwa von ihr weg).
Bild 14
kurze Zeit später: 2085.01 bringt ihren Leerzug zum Erzberg, Standort unterhalb Hochbrückengrabenviadukt
Bild 15
Unser Erzzug im Bahnhof Präbichl. Eigentlich sollte er zu diesem Zeitpunkt schon weg sein. Wegen eines defekten Erzwagens (Federbruch), der erst auf einem Gleisstutzen abgestellt werden mußte, haben wir es aber doch noch geschafft.
Soviel erstmal für heute ...
Die hier gezeigten Aufnahmen waren die Ausbeute vom Vormittag des 07. März 1978. Und es geht weiter:
In Teil 3 meines Beitrags verfolgen wir den talfahrenden Erzzug und machen Bekanntschaft mit für uns unwillkommener Diesel-Konkurrenz.
... also bis in Kürze
edit 03.6.2009: link zu Teil 3 nachgetragen:
Vor 31 Jahren – Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 3 (m25B - letzter Teil)
[edit 02.03.2010: links 'repariert']
[edit 18.03.2012: drei Bilder wieder 'zum Leben erweckt']
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:03:18:15:20:59.