Vorwort
Liebe HiFo-Gemeinde,
höchste Zeit, daß ich den 3. und letzten Teil meines ersten Erzbergbahn-Beitrags liefere. Heute verfolgen wir den Erzzug aus Teil 2 auf der Südrampe talwärts bis nach Vordernberg Markt. Dann geht's nochmal hoch auf die Paßhöhe, wo uns damals eine eher unliebsame Überraschung erwartete. Mit Bildern aus der Zugförderungsstelle Vordernberg endet dann dieser Beitrag.
Und wen's interessiert, hier habe ich noch die links zu den beiden ersten Teilen:
Vor 31 Jahren – Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 1 (m19B)
und
Vor 31 Jahren – Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 2 (m15B)
Jetzt aber los - ach ja: die folgenden Aufnahmen entstanden am 07. und 08. März 1978
Viele Grüße aus dem Land der Franken
Günter
Vor 31 Jahren – Erzberg - Der letzte Winter mit Dampf und Zahnstange - Teil 3 (m25B - letzter Teil)
Bild 1
Nachmittag des 07. März 1978. Unser talfahrender Erzzug (siehe auch Teil 2, Bild 15, vor der Abfahrt in Präbichl) in Höhe der Kirche St. Laurentius. In diesem Abschnitt zwischen Station Glaslbremse und der aufgelassenen Station Schönauhalde liegt die Streckenneigung bei 65 bis 70 Promille. Dies bedeutet - was man auch hier gut erkennen kann - daß die oberste Schornsteinkante der talseitigen Lokomotive tiefer liegt als die unterste Spurkranzkante der bergseitigen Lok!
Bild 2
Unser Erzzug unmittelbar vor Station Vordernberg Markt.
Bild 3
Gegenüber Bild 2 ist hier zwar 97.210 etwas durch Geäst verdeckt, dafür ist die E-Tafel (ganz rechts im Bild) gut zu sehen. Auf der Rückseite war ein A abgebildet. Auf der Erzbergbahn bedeuten E=Einfahrt und A=Ausfahrt aus der Zahnstange.
Bild 4
Bergfahrende Züge haben auf der Erzbergbahn Vorrang. Dies gilt auch für den Personenverkehr. Unser Erzzug wurde daher aufs Ausweichgleis geleitet, um den Schienenbus nach Eisenerz, der speziell für diese Strecke mit verstärkter Bremseinrichtung ausgerüstet ist, vorbeizulassen.
Bild 5
Beide Loks haben Ihren Zug ein Stück rückwärts über die Ausfahrtweiche gedrückt, und jetzt ist der Weg nach Vorderberg frei.
Bild 6
Mit wenig Dampf wird der Zug nur leicht beschleunigt ...
Bild 7
... um gleich darauf ins Gefälle 'abzutauchen'
Bild 8
Einige Zeit später, kurz vor der Bundesstraßenbrücke über die Bahn vor Präbichl: Zwei 97er, 97.203 vor 97.210 als bergfahrende Leerfahrt auf der Südrampe? Das haben wir noch nie hier gesehen?!?
Bild 9
Eben kommen beide Loks in der Station Präbichl auf der Paßhöhe an, wo ein kompletter Erzzug ohne Lokomotiven abgestellt ist. Dies ist an sich ungewöhnlich, denn wenn ein Erzzug komplett hier oben steht, sind üblicherweise auch 2 Dampfloks oder die 2085.01 auf der Paßhöhe.
Bild 10
Während sich 97.210 an den Erzzug gesetzt hat, wartet 97.203 noch ab ...
Bild 11
97.210 qualmt leicht vor sich hin, als dröhnendes Brummen und Rumpeln immer lauter wird ...
Bild 12
... und dann ist es passiert, wir sind 'not amused': Die 'Diesel-Konkurrenz' ist da: Zwei Dieselloks der Reihe 2043, wesentlich größer, stärker und schwerer und als die 97er, haben eben einen Leerzug auf die Passhöhe gebracht. Das höhere Reibungsgewicht ist auch nötig, denn diese Diesels arbeiten rein im Adhäsionsbetrieb. 97.210 steht nun neben dem abgestellten Erzzug, denn den sollen jetzt die beiden 2043er ins Tal nach Vordernberg bringen.
Bild 13
97.210 (hinten) und 97.203 (vorn) warten auf das Umsetzen beider Dieselloks. Während 2043.57 noch am Leerzug steht, hat sich hinten ihre Dieselschwester (ich habe mir ihre Nummer nicht notiert) bereits an den Erzzug gesetzt.
Bild 14
Nachdem 2043.57 nun am Zugschluß des Erzzugs steht, dampft 97.203 eben los, um zum Leerzug nach Gleis 4 umzusetzen.
Bild 15
Der Erzzug mit den beiden 2043ern ist weg, nun machen sich unsere beiden 97er, als Zuglok 97.203, mit dem Leerzug in Richtung Erzberg auf den Weg.
Bild 16
Ortswechsel: Bahnhof Vordernberg. Hier beginnt die Fahrleitung. 1141.08 abfahrbereit mit ihrem Personenzug nach Leoben.
Bild 17
Ebenfalls abfahrbereit steht hier 2085.01 hinter ihrem Leerzug.
Bild 18
Hier die gleiche Szene aus einem anderen Blickwinkel. Daß diese Zahnraddiesellok, die einzige regelspurige der ÖBB, später verschrottet wurde, ist schon sehr bedauerlich. Wenn auch sehr reparaturanfällig, so hat sie doch in 'friedlicher' Symbiose mit den Dampfern jahrelang den Erzverkehr bewältigt. Sie war auch die letzte Zahnradlok überhaupt, die die Erzbergstrecke befahren hat (das war am 06.12.1978).
Bild 19
Einen traurigen Eindruck macht der abgestellte Sechskuppler 197.303 im Bereich der Zugförderungsstelle im Abendsonnenlicht.
Bild 20
Am nächsten Morgen, den 08. März 1978, statten wir der Zugförderungsstelle Vordernberg nochmal einen kurzen Besuch ab, bevor es heimgeht. Heute ist in Sachen Erzverkehr wenig los, alle Dampfer sind hier zu finden. Die angenehme Überraschung für uns: Der weltweit letzte betriebsfähige Sechskuppler, 197.301, steht in der Morgensonne unter Dampf neben 97.210.
Bild 21
197.301 im Heizschlaf. Ob sie an diesem Tag noch auf die Strecke ging, kann ich leider nicht sagen.
Bild 22
197.201 mit der Achsfolge F unter Dampf und frisch abgeölt. Deutlich zu sehen das schräg liegende Zylinderschutzrohr des Zahnradtriebwerks vorn unter der Rauchkammer.
Bild 23
Im Schuppen ist es ganz schön dunkel. Links 97.204, rechts 97.207, und weitere Lokomotiven.
Bild 24
Meine damaligen Notizen vom 'Inhalt' des Schuppens. Neben den Zahnradmaschinen stand damals noch 95.112 im Haus, allerdings war es viel zu dunkel, um sie zu fotografieren.
Noch im selben Jahr endete der Dampfbetrieb bzw. Zahnradbetrieb am Erzberg. Wie Bernhard Terjung in seinen Kommentaren zu den ersten beiden Teilen meines Beitrags schreibt, war bereits eine Woche nach unserem Besuch in Sachen Dampf fast nichts mehr los. Die 2043er übernahmen zunehmend die Hauptlast des Erzverkehrs über den Präbichl. Am 30.09.1978 befuhr der letzte Dampfzug die Erzbergstrecke, und, wie schon oben erwähnt, 2085.01 dann am 06.12.1978 als letzte Zahnradlok überhaupt.
Trotz zahlreicher Proteste wurde kurz darauf die Zahnstange komplett demontiert. Vermutlich wollte man verhindern, daß es vielleicht doch nochmal dampfen könnte. Der Reibungsbetrieb am Erzberg währte aber nicht sehr lange. Während die Dampfloks teils über 88 Jahre im schweren Rampendienst standen, war mit dem Adhäsionsbetrieb bereits 1986, also knapp 8 Jahre später Schluß. Das Erz wurde von nun an von Eisenerz über den schon ordentlichen Umweg Hieflau-Selzthal nach Leoben-Donawitz befördert.
Schwerer Erzverkehr über den Präbichl - für alle Zeiten vorbei ...
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... wenn ich aber die Augen schließe und an damals denke, dann sehe und höre ich sie wieder, diese Zahnraddampflokomotiven, wie sie die schweren Lasten mit lautem Auspuffschlag unter enormer Dampfentwicklung den Berg hochbefördern, dann ist alles wieder da ...
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... so wie auf diesem Bild:
Bild 25
Halbzug mit 97.210 und 97.203 am Weinzettelgrabenviadukt (07. März 1978)
Sorry über die obigen, vielleicht schon etwas schnulzigen Worte, aber manchmal packt's mich einfach ;-))
Na denn, bis demnächst
Günter