Liebe Leute,
ich hänge meinen Beitrag mal hier an.
Moderne Fahrzeuge mögen zwar z.T. aus "Plastik" gebaut sein, dahinter verbergen sich aber stabile, crashoptimierte Strukturen.
Die stabilen, die Kräfte vorgeplant ableitenden Strukturen fehlen den DÜWAG GT als Konstruktion der 50er-Jahre völlig. Die GT6/GT8 zeigen ein ähnlich katastrophales Unfallverhalten wie etwa die Schienenbusse VT95 und VT98, oder auch die frühen Silberlinge (vgl. Unfall von Warngau): Die Konstruktion ist zwar robust, bricht aber bei Überschreitung einer gewissen Kraft gleich ganz zusammen.
Das gilt übrigens auch für die Einheitsloks 110/140/141.
Das Schadensbild am Ex-2863 ist für einen derartigen Aufprall völlig normal und durchaus vergleichbar mit ähnlichen Unfällen in Düsseldorf. Zum einen der Frontalzusammenstoß zwischen 2614 und 2615 am 23.4.1970, wo bei einem Wagen die gesamte Front abgetrennt werden musste, um ihn überhaupt auf das Abstellgleis in Oberrath schleppen zu können. 1 1/2 Jahre später der Frontalzusammenstoß zwischen einem 2-Achser-Zug und wiederum 2615 in Ratingen: Der 2-Achser sah auf den Bildern seinerzeit deutlich besser als der 2615 aus! Bei diesem 2.Unfall kam leider der Fahrer des 2615 ums Leben. Weitere Unfälle in Düsseldorf mit ganz ähnlichen Schadensbildern am 27.4.1999 auf der Berliner Allee (701 gegen Zementmischer), in den frühen 60er-Jahren auf der Bismarckstr/Karlstraße (Zusammenstoß mit einem Bus), am 4.11.1980 auf der Jacobistr. (Bus gegen Bahn), 1967(?) Kreuzung Ulmenstr./Johannstr. Straßenbahn gegen einen polizeibegleiteten Schwertransporter.
In allen diesen Fällen (und wohl vielen weiteren) ist ein Schwachpunkt der vordere Einstieg und die mangelnde Steifigkeit des Daches und der Fensterstreben gegenüber der übrigen Karosserie. So weist z.B. auch der Wagen 2430 im jüngst von der "Roten 11" gezeigten Beitrag [
www.drehscheibe-foren.de] ein vorne zur Türseite verschobenes Dach auf, was man auch an den oben nach außen kippenden vorderen Türen sieht. Derart verzogenen Wagenkästen hatten eine ganze Reihe von Wagen, ganz extrem der 2754, der vorne rechts einige Zentimeter tiefer als der übrige Wagen war, was an der seitlichen Zierlinie (die machte vorne einen Bogen nach unten) deutlich zu sehen war. Beim Aufprall gibt zuerst der Türbereich unten nach, während oben über der Tür der Träger etwas steifer ist. Das führt dazu, dass die Front vorne heruntergedrückt wird, weil sie unten zuerst nachgibt.
Verschärfend dürfte der Sperrholzboden sein: Der ist zwar beim Aufprall steif, Holz gibt auf Druck nicht nach. Aber es bricht irgendwann, und nimmt dann gar keine Kraft mehr auf.
Bitte nicht missverstehen: Ich erwarte nicht, dass ein Fahrzeug einen solchen Unfall ohne Schaden übersteht (das wäre ja auch schlecht für die Fahrgäste).
Auch wenn es viele nicht gerne hören werden: Für die Fahrer bieten diese Fahrzeuge sehr wenig Sicherheit, sie sitzen auf dem Präsentierteller, sobald der Aufprall heftiger ist. Ich würde einen nennenswerten Betrag darauf verwetten, dass der 663 beim Aufprall weniger als 30 km/h schnell war, wahrscheinlich sogar deutlich darunter. Beim Unfall der Linie 7 an der Haltestelle "Johannstr." 1967 hatte die Bahn an der Ampel gewartet und war bei Grün erst angefahren (später wurde festgestellt, dass der Fahrer "einen Aussetzer" gehabt haben muss) und gleich darauf gegen den Schwertransport geprallt.
Also: die GT6/GT8 sind schöne Fahrzeuge mit hohem Fahrkomfort, ich selber liebe sie, aber sie sind Kinder der 50er-Jahre und unter Sicherheitsaspekten nicht vergleichbar mit modernen Fahrzeugen. Übrigens: Mitte der 50er-Jahre hat sich Mercedes als einer der ersten Autohersteller mit einer Knautschzone und einer stabilen Fahrgastzelle beschäftigt.
Jochen