Hallo in die Runde,

inspiriert durch den User „SST“, habe ich gestern nach sieben Jahren mal wieder einen Ausflug zur Matenastraße in Duisburg gemacht.
Dort befinden sich noch immer meterspurige Gleisreste der Straßenbahn, die einst auch den Duisburger Ortsteil Alsum angedient hat. Nicht nur die Straßenbahn ist hier heute verschwunden – auch Alsum gibt es nicht mehr! Dort, wo sich einst ein Dorf befand, ist heute nichts als Industrie und Brache zu finden. Die Straßenbahngleise sind praktisch das letzte Indiz dafür, dass es an diesem trostlosen Ort mal Leben gab …

Aber seht selbst! Wir befinden uns in Alsum-Mitte, Matenastraße: Vor nunmehr 45 Jahren - im Jahr 1965 - ist über diese Gleise die letzte Tram gerollt:





Wenige Meter weiter schlängelt sich die Strecke durch den nicht mehr vorhandenen Ort:





Die Türme speien Dampf in die Luft, Ratten laufen über die Straße. Es ist alles andere als einladend hier! Dennoch, ein Blick zurück: Unter den Rohren endet das Gleis unter dem Asphalt.





Das Schild hat hier durchaus seine Berechtigung …





Der spannendste Teil kommt allerdings auf dem Weg Richtung Kaiser-Wilhelm-Straße: Der schaurige Matenatunnel! Hier schlängelt sich die Straße unter den Industrieanlagen von Thyssen durch. Es scheint, als hätte man seit Eröffnung des Tunnels im Jahre 1912 nicht viel in seine Instandhaltung investiert. Bevor ich mich in die Grotte wage, werfe ich einen Blick zurück.
An der linken Straßenseite kann man das Gleis erahnen – man beachte auch das alte Straßenschild!





Mögen die Bilder bislang noch so „idyllisch“ wirken – dieser Tunnel ist nichts für schwache Nerven! Nun stehe ich davor. Staub liegt in der Luft. Überall quietscht und rumort es. Es müffelt nach Industrie. Und ständig so ein lautes „Tuten“ wie man es vor einer Sprengung hört. Es ist ein unwirklicher Ort!
So laut und trotzdem so einsam. Irgendwie unheimlich – und das am hellichten Tag!
Es nützt nichts, ich muss da durch, im wahrsten Sinne! Aber die Reste von Duisburgs "Meterspur-U-Bahn" sind ja mit mir …





Ich stehe jetzt mitten im Tunnel. Die Wände sind mit Schmutz bedeckt, da, wo noch Fliesen hängen, kann man das besonders gut sehen. Ab und zu tropft es von der Decke.
Draußen höre ich wieder ein lautes, langes Tuten. Plötzlich beginnen die maroden Wände des Tunnels zu vibrieren. Ein lautes Dröhnen setzt ein. Ein mulmiges Gefühl macht sich breit, aber es ist nur ein Zug, der irgendwo über mir hinweg fährt … Nahezu unbeirrt schieße ich ein Foto in die andere Richtung:





Auf einmal wird es richtig laut. Ich springe schnell zurück auf den Bürgersteig, höre ein Scheppern und Grummeln, das immer näher kommt. Mit gefühlten 100 Sachen rauscht ein Auto vorbei! Ich will da raus – aber eins geht noch! Irgendwo findet sich immer ein frei gelegtes Stück Schiene:





Geschafft! Und siehe da: Das obere Tunnelportal sieht sogar relativ frisch aus! Im Februar 2010 wurde dieser Bogen saniert, was mehr als dringend nötig war. Links zeichnet sich noch der Gleisverlauf ab, der schließlich unter einer vergleichsweise frischen Asphaltdecke endet. An dieser Stelle beginnt sozusagen die Zivilisation:





Zugegeben, viele von Euch stellen sich unter Zivilisation vielleicht etwas anderes vor: Wir werfen einen Blick auf die Haltestelle „Matenastraße“, die heute von der Linie 901 bedient wird. Die Häuserzeile entlang der kompletten Straße wirkt sehr marode. Viele Häuser stehen leer und werden vermutlich bald dem Bagger zum Opfer fallen. Wir sehen GT10NC-DU 1028, im Hintergrund die Verwaltung von Thyssen:





Die unscheinbare Straße hinter der Bahn links führt in den Matenatunnel. Ich muss ihn noch einmal durchlaufen, um zu meinem Auto zu kommen. Aber an diesem Ort ist das ohnehin die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und wie Ihr seht: Ich habs überstanden! :-)

Infos über Alsum und den Matenatunnel muss man sich recht mühsam im Netz oder aus Büchern zusammen sammeln. Noch mehr Informationen und einige ältere Fotos findet Ihr jedoch auch bei den Kollegen von Tramtrack: [www.tramtracks.de] !

Wenn Ihr in der Nähe seid, schaut unbedingt mal an der Alsumer Strecke vorbei. Wer weiß, wie lange dieser Zustand noch anhalten wird! Viel Spaß beim Erkunden und einen schönen Sonntag,

Christian

Moin,

ein sehr interessanter Bericht. Mir scheint auch du hast dich beim schreiben des Textes vom Stile des "Tw 1904" aka Michael inspirieren lassen :).

Es gefällt und gibt sehr schön den Eindruck der Gegend dort unten wieder.


Gruß

Eric

Hallo Christian,

Danke für diesen Bericht!
Ich kenne die örtlichen Gegebenheiten und diese Gesamte Ecke unseren Landes zwar überhaupt nicht,
aber ich finde solche Spurensuchen sehr interessant.

Deine Bilder drücken wirklich etwas aus...und die Erzählungen runden es ab.

Schon schade, wie manche Gleisreste von einer anderen Zeit zeugen können.

Wünsche noch einen schönen Sonntag!

MfG, Daniel


EDIT: Großschreibung





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:06:20:12:54:14.

Moin!

Ich kenne die Gegend dort auch überhaupt nicht.

Aber ich finde Gleisreste immer wieder spannend, wo wie hier, vor 45 Jahren die letzte Bahn fuhr.

Da wundert man sich, wie lange solche stummen Zeugen überleben.

Klasse Bericht!

Hallo Christian,

vielen Dank für die sehr interessanten und stimmungsvollen Bilder! Sich das anzusehen und den Text dazu zu lesen macht wirklich Spaß!

Viele Grüße aus Krefeld - der Stadt ganz in der Nähe! Von
600_Volt

Aber in den Tunnel habe ich mich noch nie getraut, ich glaube ich werde mich gleich mal aufs Fahrrad setzen und rüberfahren.

Gruß aus der ländlichen Idylle im Kreis Wesel



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:06:20:13:37:50.

Hallo zusammen,

herzlichen Dank für Euer Lob. Freut mich sehr, dass der Beitrag Euch gefällt und ich Euch Eindrücke und Stimmung rüberbringen konnte!

@Eric: Der Bericht gibt ja nur das Erlebte wieder. Es ehrt mich aber sehr, dass mein Erzähl-Stil Dich an Michaels erinnert! :-) Gruß nach Essen!

@Daniel und Flaschenpost: Zwar faszinieren mich bestimmte Ecken, wie eben der Matenatunnel, im Ruhrgebiet ganz besonders. Als Kind des Potts sind die vielen Facetten des Ruhrgebiets für mich aber relativ „normal“, sie gehören einfach zum Leben dazu.
Deshalb finde es auch spannend zu erfahren, wie auswärtige Straßenbahnfreunde über unsere Region denken. Wenn Ihr mal Zeit habt – ein Besuch lohnt sich bestimmt. Egal ob mit der 901 in Duisburg durch die Industrieviertel oder mit der 310 in Bochum eingleisig durch Felder und Siedlungen: Die Vielfalt und die Größe hier sind atemberaubend!

@600_Volt: Ich bin „elektrisiert“ – vielen Dank für Dein Lob und Grüße in die Noch-Düwag-Stadt! :-)

@schwedenflo: Eine gute Entscheidung, ich wünsche viel Spaß beim Erkunden!

Christian

Hallo Christian,

das finde ich ja super, dass Du meinen Vorschlag so schnell aufgegriffen hast und die Ausbeute ist ja wirklich klasse! :-) Auch die Texte passen sehr gut!!!

Herzliche Grüße,
Stefan

Wow was für ein Beitrag! Sehr interessant. Schade das die stummen Zeugen der Zeit stumm sind. Wenn sie bloß erzählen könnten wüsste die Menschheit viel mehr. Leider geht das nicht.

Diesen Ort merke ich mir für meinen 2. Duisburgbesuch vor! Dankeschön!

Grüße aus Karlsruhe
Mark

Hier noch einige Links zu ehemaligen Meterspurtriebwagen (die teilweise umgespurt wurden):

1910: [www.duisburg.de]

Triebwagen 23 - im Besitz der BMB: [www.tram-info.de]

Triebwagen 1507: [www.tram-duisburg.de]

Innenansicht: [www.tram-duisburg.de]

schwedenflo schrieb:
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> Aber in den Tunnel habe ich mich noch nie getraut,
> ich glaube ich werde mich gleich mal aufs Fahrrad
> setzen und rüberfahren.
>
> Gruß aus der ländlichen Idylle im Kreis Wesel

> "Ich wohn ganz in der Nähe auf der anderen Rheinseite"....

....übrigens fuhr die Straßenbahn dann noch rechts um die Ecke am heutigen "Alsumer Berg" entlang (den es damals nicht gab) und dann wieder links bis zum Rhein. Dort kann man heute noch Reste des Fähranlegers sehen. Eine Fähre stellte dann die Verbindung zur anderen Rheinseite her.

Guten Abend Christian,

herzlichen Dank für diesen hochinteressanten Bildbericht !
Diesen Tunnel kannte auch ich bisher noch nicht. Ein feiner Schauer durchrieselte sogleich meinen Körper, als ich Deine Fotos sah ... und der gekonnt geschriebene Text passte wunderbar zu der bizarren Stimmung.

Gruss, Michael

Bun venit!

Also wer nachts durch die dunklen Vorortstraßen rumänischer Großstädte läuft und den Sturm in der Budapester Metro übersteht, der wird doch wohl einen Tunnel in Duisburg überleben!

In dem Sinne: Schöner Bericht, netter Text, am besten mal nachvertonen (-:

Grüß den AL von mir!
Martin



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:06:20:21:01:34.

Martin Junge schrieb:
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>.... der wird doch wohl
> einen Tunnel in Duisburg überleben!
>

....außer es wird dort gerade ein Schimanski-Tatort gedreht (wie ja schon öfters)....dann wird dort auch "scharf geschossen"....*lol*

....aber ganz ungefährlich (insbesondere nachts und in der dunklen Jahreszeit) ist die Ecke dort nicht und durch die neue Situation, dass ganze Wohnblöcke abgerissen werden sollen, gibt es schon "gewisse Spannungen" in dem Stadtteil...und man sollte darauf gefasst sein, gefragt zu werden, warum man denn fotografiere...

....zwei, drei hundert Meter weiter (bei der Liebfrauenkirche - weiter die Schulstraße Richtung Dieselstraße) ist die Situation schon wieder ganz anders. Dort gibt es richtig schöne mit EU-Geldern sanierte Altbauten. Auch da mal vorbeischauen. Früher fuhr die Straßenbahn ja das Stück durch Bruckhausen weiter Richtung Hamborn.

Hallo,

sehr interessante Eindrücke, die du uns da zeigst. Nach deinem Bericht werde ich da unbedingt mal vorbeischauen müssen!

Gruß Jan

So sah es an der Matenastr. vor über 50 Jahren aus:


Blick auf den Tunnel, im Vordergrund kreuzt die von Meter- auf Normalspur umgespurte Strecke Ruhrort - Marxloh


der Blick in die Eilperhofstr. auf der anderen Seite dieser Kreuzung mit einem Hecht-Tw (Wüstenschiff) der Linie 21 (ab 1959= 10)

Eine sehr interessante Spurensuche, die du da aufgetan hast, Christian. Von der hervorragenden rhetorischen Präsentation ganz zu schweigen.

Zu diesen in der Tat gespenstigen Szenen möchte ich einige Aufnahmen beisteuern, die der bekannte Verkehrsfreund E.J.Bouwman nach der Umwandlung der SL 21 in SL 10 genau in der Nähe der Tunnelbereiche aufgenommen hat.

Mit deinem fünften Bild hast du quasi den identischen Fotostandort gewählt, den auch Bouwman seinerzeit ausgewählt hat, um Tw 426 festzuhalten.
Das "alte Straßenschild" hat damals noch nicht gestanden. Statt dessen wurde der noch ältere Haltestellenmast durch einen dickeren Pfosten ersetzt.


Die Szenerie entsprechend deinem vorletzten Bild stellte sich zwischen 1959, besser gesagt nach dem Linienwechsel in 10 nach dem 29.11.1959, und dem 15. Juni 1965, dem Einstellungdatum, mit Tw 423 wie folgt dar. Im Bildvergleich zu der von Klaus gezeigten Aufnahme deuten einige Merkmale wie z. B. das Geländer links, die Ampelmaste oder die Fassadenzustände auf einige Jahre Differenz hin.



Die letzte Aufnahme lässt sich mit diesem Bild gut vergleichen. Der damalige Fotostandort lag ungefähr links vom gezeigten GT10NC-DU 1028. Diese Bild zeigte ich bereits in meinem damaligen Duisburg-Beitrag (siehe Signatur)



Die Einsatzzeit mit dem Gleisverlauf in Serpentinenform vor der Brücke gibt wiederum diese Aufnahme wieder, hier Tw 425

Hallo allerseits,

ich danke Euch ganz herzlich für die Resonanz, das freut mich sehr!

@Stefan: Aber klar doch, ich wollte schon so lange mal wieder dort hin. Und nun stand die Idee wieder im Raum, der Samstagmittag war frei, also hab ich die Gelegenheit genutzt! Ich bin mir sicher, ich werde nicht wieder sieben Jahre bis zum nächsten Besuch vergehen lassen ...
Vielen Dank auch für Deine Ergänzungen und beste Grüße!

@Mark: Dann wünsche ich schon mal vorab viel Spaß. Wenn Du noch ein paar Tipps brauchst - ich schick sie Dir gern nach Karlsruhe runter!

@Michael: Freut mich außerordentlich, dass es Dir gefällt. Diese schaurige Stimmung kommt vor Ort tatsächlich auf. Wie Du schon schreibst: Grauen und Faszination! Ich drücke allen Besuchern die Daumen, dass sie diesen Ort genau so intensiv wahrnehmen können - das hat nämlich richtig Spaß gemacht.

@Martin: Am Tage ja. Aber Nachts würde ich wahrscheinlich lieber durch eine rumänische Großstadt laufen als durch diesen Tunnel. Ich glaube, in dieser Gegend bekommt man nach Einbruch der Dunkelheit schnell ein beklemmendes Gefühl.

@Klaus und Wolfgang: Da habt Ihr ja echte Schätze ausgegraben. Vielen Dank für diese wertvollen Ergänzungen!
Wolfgang, Dein erstes Bild haut mich um, ein faszinierender Vergleich! Sehr interessant auch der Vergleich zwischen Deinem dritten und Klaus' erstem Foto. Bei Dir stehen wir praktisch "im Haus", bei mir steht an dieser Stelle schon ein stattlicher Baum.

Ich frage mich, ob mal jemand die Straßenbahn im Tunnel aufgenommen hat?

Es ist schon wieder spät geworden, das Bett schreit nach mir. Euch allen eine ruhige Nacht,

Christian

Freue mich sehr über die aktuellen Bilder und die tollen Ergänzungen u.a. mit historischen Aufnahmen! Echt klasse!

Mal sehen, vielleicht kommen ja noch weitere Beiträge zusammen und die besten Bilder könnten dann vielleicht im "Kulturbunker Bruckhausen" [www.duisburg.de] ausgestellt werden. Könnte mir vorstellen, dass eine Bilderausstellung über die ehemalige Straßenbahn durchaus auf Interesse stoßen könnte. Mal schaun.

Wer noch Tipps für die Gegend rund um die Matenastraße haben möchte, kann mir auch gerne eine PN schreiben.

Allen eine schöne neue Woche!
Stefan

yep, so isses. Hier kann man noch den nahezu echten, unverfälschten Pott sehen und erleben. So war es früher[TM] nahezu überall in meiner alten Heimat gewesen - starke Nerven brauchte man schon zum überleben ;)) Und für die Auswärtigen: kommt her und schaut euch das noch mal an, bevor es auch für immer verschwinden wird.

@ TE: ganz großes Tennis, Chapeau!

@ Wolfgang,
Dein letztes Bild zeigt die Straßenbahn an der Rampe hinter dem Johannis-Hospital auf der Hamborner Seite. Hinter dem Metallgeländer befand sich damals der Hamborner Stadtpark mit einem tollem Ausflugslokal und einem See. Das Erholungsgelände fiel größtenteils dem Bau der A42 zum Opfer.

Auf dieser Seite [alter-neumuehler.npage.de] ca. in der Mitte habe ich noch Bild der Linie 10 gefunden: auf dem weiteren Streckenverlauf in Neumühl.

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:06:23:19:58:25.

Hammer Bild. Kaum zu glauben, dass es der selbe Tunnel sein soll wie oben auf den Bildern...

Gruss, sepruecom

Genial, tausend Dank fürs Raussuchen! Wie schmuck der Tunnel damals noch aussah ...
Zum Vergleich noch mal ein Bild aus dem Jahr 2010:





Man beachte die (größtenteils fehlenden) Wandfliesen und die Decke ...

HamburgStrabfan schrieb:
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> Wow was für ein Beitrag! Sehr interessant. Schade
> das die stummen Zeugen der Zeit stumm sind. Wenn
> sie bloß erzählen könnten wüsste die Menschheit
> viel mehr. Leider geht das nicht.


Gleise und Tunnel mögen vielleicht nichts erzählen können, aber meine Oma konnte es noch. Sie war während des Krieges Schaffnerin bei der DVG gewesen und erzählte oft von dieser Zeit.
Die Straßenbahnen wurden bei Bombenangriffen im Matenatunnel in Sicherheit gebracht. Sie hat sehr oft von der „ohnmächtigen“ und „dichten“ Angst berichtet, welche vorherrschte, wenn oben die Bomben auf das Thyssenwerk niedergingen. Nicht selten wurde der Luftalarm nämlich so kurzfristig angekündigt, daß sie und ihre Kolleginnen und Kollegen den Angriff im düsteren Tunnel abwarten mußten. Zuvor hat die Evakuierung der Wagen natürlich viel Zeit in Anspruch genommen, so daß man es noch mit Müh und Not in den Tunnel geschafft hatte ehe die ersten Angriffswellen auf Bruckhausen und Alsum niedergingen. Bei einem Angriff wurde es sogar im wahrsten Sinne brandgefährlich, als durch einen Spalt in der Tunneldecke der brennende Phosphor der Brandbomben in die Tunnelröhre tropfte und zwei Wagen in Brand setzte. Gott sei Dank kamen alle mit dem Schrecken davon.

....danke für diesen authentischen "Live-Bericht".

Umso trauriger finde ich es, dass die Bausubstanz, die beide Kriege doch noch überlebt hat, nun aktuell abgerissen werden soll und dabei auch so historischer Gebäude wie der "Schwarze Diamant" dabei sind.

Immerhin: der östliche Teil von Bruckhausen (Liebfrauenkirche, Steigerhaus etc.) bleiben erhalten und werden und sind (auch mit EU-Zuschüssen) saniert. Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt auch einen kleinen Bummel durch das Viertel machen!

Kaum irgendwo findet man auf rund drei- bis fünfhundert Metern so einen Unterschied: "Abrißhäuser" entlang der Linie 901 ("Beeck Denkmal" via "Kokerei" bis "Tyssen Veraltung", "sanierte Altbauten" zwischen Reiner- und Wernerstraße und "neue Doppelhaushälften mit blühenden Rosenvorgärtern" zwischen Wernstr. und Halbeisen.

Im übrigen: alles auf der ehemaligen Linie 10 - heute der "8er" oder 908 für "VRR-Fahrplanleser".

@hobbesdu: traumhaftes Bild! Tausend Dank!!!

Hallo zusammen,
wo gerade das Thema Duisburger Meterspur hier ist - hab da auch noch wat.

Vor ca. 10 Jahren habe ich mich des Nachts in Duisburg Meiderich verfahren.
Irgendwo dort oder Drumherum befuhr ich eine Straße auf der auf mehreren 100 Metern noch 2gleisig Meterspurgleise lagen. Die werden heute bestimmt weg sein. Aber wo könnte das gewesen sein? Ich habe diese Stelle nie wieder gefunden.
Diese Straße hatte nämlich wie der Matenatunnel auch so einen morbiden Charme, da diese Straße in einem Einschnitt lag und rechts und links die Industriebereiche hinter hohen dunklen Mauern lagen. Wenn ich mich Recht erinnere lag an dieser Straße kein Wohnhaus, eventuell eine Zufahrt und eine Unterführung.

Natürlich habe ich schon bei “Tramtracks“ nachgeschaut.
Rein von den naheliegenden Örtlichkeiten könnten es die Mühlenfelder und die Laarer Straße [www.tramtracks.de] gewesen sein bzw. die Verlängerung Stahlstraße [www.tramtracks.de].
Der Zustand der Mühlenfelder Straße sagt mir aber, dass die Schienen dort schon vor langer Zeit entfernt wurden, da ja noch altes Kopfsteipflaster zu sehen ist.
Die Schienen in der Laarer Straße und im weitern Verlauf der Stahlstraßewurden z.T. überteert und entfernt.
Weis jemand wann das geschah ?

Oder gäbe es noch eine andere Lokalität die man aus meiner ( sehr wenig sagenden ) Beschreibung herauslesen könnte.

Danke für Euer Nachdenken im Voraus

MBF

Den genauen Ort kann ich Dir nicht verraten. Aber im Verlauf der ehemaligen Ringlinie 12 (Meiderich Süd Bf. – Ruhrort – Laar – Meiderich Süd Bf.) gibt es schon noch einige Reste zu erahnen. Ich muß mal genau hinschauen, wenn ich da mal gelegentlich mit dem Auto unterwegs bin (ist aber eher selten). Auf jeden Fall ist die "Tunnelstraße" auch sehr "urig".

Mein Lob für diesen hochinteressanten und informativen Beitrag! Vielen Dank