Viel Platz für die Kunden in der Rush-Hour und geringe Betriebskosten für die Zeit dazwischen. Ein mögliches Rezept kann für Verkehrsbetriebe der Einsatz von Omnibussen mit Personenanhängern sein. Deshalb führt die VHH PVG-Unternehmensgruppe am 23. Februar 2006 Probefahrten mit einem „Göppel-Midi-Train“ auf ausgewählten Linien in ihrem Bedienungsgebiet durch. So sollen Erfahrungen mit diesem Busgespann gesammelt werden.
Im Fokus steht der Test des Fahrverhaltens. Darüber hinaus soll die Probefahrt Hinweise geben, ob bauliche Maßnahmen an Haltestellenbuchten nötig sind, um den Einsatz solcher Fahrzeuge zu ermöglichen.
"Die Vorteile eines Busses mit Personenanhänger liegen auf der Hand", so der Vorstand der VHH PVG-Unternehmensgruppe Philip Cramer, "im Gegensatz zum Gelenkbus werden die für die Haupt-verkehrszeiten notwendigen Platzkapazitäten außerhalb der Verkehrsspitzen beim Hängerzug einfach abgehängt. Das senkt die Abnutzung des Anhängers und den Dieselverbrauch des Zugfahrzeugs. „Fahrgastanhänger sind eine flexible Alternative zu Gelenkbussen", ergänzt Betriebsleiter Andreas Korthaus.
Aus wirtschaftlicher Sicht könnte der Hängerzug überzeugen, denn verglichen mit einem Gelenkbus erwartet die Unternehmensgruppe durch den Einsatz eines Omnibuszuges Einsparungen. Die VHH PVG-Unternehmensgruppe ist mit 600 Omnibussen in der Metropolregion Hamburg im Busverkehr tätig. Während ein Teil der Buslinien im städtischen Bereich liegt und damit über den ganzen Tag relativ gleichmäßig ausgelastet ist, führt ein anderer Teil der Linien durch ländliche Gegenden. Diese Überlandlinien sind durch den Berufs- und Schülerverkehr starken tageszeitlichen Schwankungen unterworfen. Erwartet wird, dass diese Schwankungen durch steigende Fahrgastzahlen im Schüler- und Berufsverkehr in Zukunft noch stärker werden. Tritt diese Entwicklung so ein, könnten Personenanhänger wieder an Bedeutung gewinnen.
So ganz neu ist der Betrieb mit Personenanhängern nicht. Bis Ende der 1950er Jahre gehörten Anhänger im Busbetrieb in das Straßenbild Hamburgs und Schleswig-Holsteins. Durch den Gesetzgeber verboten, mussten die letzten Anhänger jedoch auch bei der VHH bis 1959 ausgemustert werden.
So wurde lange Zeit mit zwei Standard-Bussen gefahren werden.
Als Folge des Verbots entwickelte die Fahrzeugindustrie die heute eingesetzten Gelenkbusse. Diese werden seit Mitte der neunziger Jahre bei der Unternehmensgruppe eingesetzt.
Bessere Straßen und moderne Technik ließen den Anhängerbetrieb nun für die VHH PVG-Unternehmensgruppe wieder in den Mittelpunkt des Interesses treten. Bereits 2003 hat die PVG als eines der ersten Unternehmen in Deutschland im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung einen Kleinbus mit Personenanhänger beschafft und im Hafen eingesetzt. Weitere Unternehmen in der Bundesrepublik folgten.
Nun testet die VHH PVG-Unternehmensgruppe einen „erprobten großen Bruder“. „Sollten die Auswertungen der ersten Testfahrten Anlass zu gründlicher und längerer Erprobung geben, könnten schon im nächsten Jahr Anhängerzüge für Beförderungsspitzen in der Metropolregion Hamburg eingesetzt werden,“ kann sich Andreas Korthaus vorstellen.
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