Englische Wochen hier im Forum!
Ein Reisebericht in Bildern
Karte
Moin Forum,
Jan und Nil waren in der ersten Septemberwoche auf der Insel unterwegs und durften überwiegend noch die letzten Zuckungen des Sommers 2013 erleben, nachzulesen in dem überaus kurzweiligen Vierteiler „England kreuz, quer und bunt“.
Für uns, Frits und Horst, ging es eine knappe Woche später los.
Es sollten sogar zehn Tage werden, von Donnerstag bis zum darauf folgenden Sonntag, mit Flügen von Hamburg nach Manchester und zurück, mit den Orangenen, sie boten einfach die beste Flugverbindung an.
Donnerstag, der 5. September ...
Am Vormittag las ich auf Spiegel-Online von der Entgleisung des frühmorgendlichen Metronoms im Bremer Hauptbahnhof und den entsprechenden Verkehrsstörungen, so dass ich mich entschloss schon bereits gegen eins in Richtung Hamburg aufzubrechen.
Sicher ist sicher, den Flieger am frühen Abend wollte man auf keinen Fall verpassen.
1. Das erste Mal, dass ein GB-Reisebericht mit einem Bild aus Bremen beginnt: Die verunfallte Metronom-146 auf den Zufahrtsgleisen zu den Gleisen 9 und 10. Hier ging nichts
Letztlich war aber Alles kein Problem, der Verkehr von und nach Hamburg lief relativ reibungslos, ich war also viel zu früh am Hamburger Hauptbahnhof angekommen, meldete bei Horst meine verfrühte Ankunft und vertrieb mir noch ein wenig die Zeit auf der Brücke an der Lübecker Ausfahrt, das Wetter war ja richtig klasse.
2. Ein Stromschienentriebwagen ist doch eigentlich die beste Einstimmung auf das was kommen soll. Dies ist übrigens das einzige Bild im gesamten Reisebericht mit einem Graffiti ...
Horst konnte ebenfalls früher aus dem Büro, stellte sich neben mich und so gegen vier ging es mit der S-Bahn zum Hamburger Airport.
Beim Einchecken bekamen wir die Information, dass der Flug verspätet sein wird, denn der Flieger war noch nicht einmal in Hamburg angekommen ... die Passkontrolleure feixten sich Einen: „Easy Jet? Ha, gestern sind sie überhaupt nicht geflogen“. Tolle Aussichten.
Wir hätten schon längst in der Luft sein sollen, als der Flieger endlich an unser Gate gerollt kam, aber erst mussten ja noch die gerade angekommenen Passagiere aussteigen, so dass wir mit gut neunzig Minuten Verspätung auf die Reise gingen.
Das Wetter in Britannien war sehr uneindeutig, so dass es kein konkretes Ziel gab, und wegen der verspäteten Ankunft wollten wir sowieso nicht noch endlos fahren (wohin auch?!), also buchten wir online ein Hotel in Stockport, gleich um die Ecke des Flughafens von Manchester.
Die beiden Anderen trieben sich sehr weit im Süden herum.
Das übliche Ritual, Gepäck einsammeln und Auto holen, zum Hotel und anschliessend zum Inder in Stockport, lecker Essen.
Es kann losgehen!
Freitag, der 6. September ...
Es begrüsste uns ein „very wet morning“ in Stockport und das Frühstückswetter versprach uns ein paar „sunny spells“ im Süden am Nachmittag, so dass wir planten in diese Richtung zu starten.
Allerdings begannen wir den Tag nach dem Frühstück mit einer Bahnfahrt nach Manchester Piccadilly und einem Besuch des dortigen Ian Allan-Bookshops. Wir erkundeten den Bahnhof Oxford Road und hielten Ausschau nach dem Parkhaus dort in der Nähe von wo man nett erhöht stehend auf die Verbindungsbahn lösen kann. Wir hatten allerdings keine Lust bei dem Regen dorthin und dann rauf zu laufen. Der Blick aus dem vorbei fahrenden Zug ( „Da isses!“) musste reichen.
3. Hochbetrieb in Manchester Piccadilly mit Northern class 142 016 (09.14 Manchester Piccadilly - Marple), class 323 227, class 323 233 (09.18 Manchester Piccadilly - Hadfield) und ATW class 175 104 (1V77 0930 Manchester Piccadilly to Carmarthen)
4. Der Blick vom Bahnsteigende in Stockport auf den Stadtviadukt mit class 220 025 als XC 7.00 Cardiff Central - Manchester Piccadilly
Am späteren Vormittag waren wir wieder am Auto angekommen und auch abfahrbereit. Süden war jetzt die grobe Richtung, wir wollten so lange fahren bis wir das schlechte Wetter hinter uns gelassen haben. Obwohl der Wetterbericht am Morgen eher von Südost sprach, so zeigte der Kontrollblick auf das aktuelle Satellitenphoto von GB eher sonnige Abschnitte im Südwesten, Jan und Nil trieben sich mittlerweile sogar in Wales herum ...
Über die M62 und M6 ging es in Richtung Birmingham, dahinter nahmen wir die M40 in Richtung Oxford und Great Western Mainline, und erst hinter Oxford konnte man erahnen, dass es da hinten im Westen besser sein muss. Hier, wie auf der ganzen Fahrt bis hierher, gab es nur geschlossene Wolkendecke, immerhin wurde es dann wenigstens irgendwann trocken.
Da wäre es natürlich besser gewesen, wenn man in Birmingham auf die M5 in Richtung Bristol abgebogen wäre, so musste man - nach Verlassen der M40 - über Landstrassen etwas abschneiden und dann bei Swindon auf der M4 in Richtung Westen zu fahren. Hier riss es dann auch tatsächlich immer mehr auf, wir hatten beschlossen nach Bath zu fahren und den Stadtviadukt zu erkunden, ein echter Motivklassiker im Westen.
Horst navigierte uns zielsicher in den Alexandra Park hoch über der Stadt und hier bot sich der gewünschte Blick auf die Sandsteinfassaden von Bath Spa. Für die perfekte Ausleuchtung des Zuges an dieser Stelle waren wir allerdings zu spät.
5. Der Blick aus dem Alexandra Park: ein dreiteiliger class 158 auf dem Weg nach Portsmouth kreuzt mit einem der halbstündlichen HST‘s von London Paddington nach Bristol Temple Meads
Wir hielten uns nicht lange auf, denn das gute Licht wollten wir noch für weitere Aufnahmen nutzen, wir steuerten ein bekanntes Ziel an, Twerton Tunnel und die Gegenrichtung, die man schön „von oben“ nehmen konnte.
Mittlerweile hatten wir auch Kontakt zu den beiden Anderen, Jan buchte für uns Vier zwei Zimmer im Holiday Inn-Express in Bristol, wir wollten uns so gegen halb Acht dort treffen und den Abend gemeinsam verbringen.
6. Strammes Tele auf den late running FGW 14.23 - Portsmouth Harbour - Cardiff Central, gebildet aus dem dreiteiligen class 158 952 und einem noch halbwegs sonnigen Tunnelportal
7. Viele Blätter machen viel Schatten: Das imposante Tunnelportal von Twerton Long Tunnel war kurz darauf komplett dunkel, class 43 168 als FGW 15.30 London Paddington - Weston-super-Mare eilt westwärts
8. Dumm gelaufen: Bis wir uns fahrplanmässig richtig orientiert hatten, tauchte class 66 087 mit dem „loaded stone“ von Newport Alexandra Dock Junction nach Westbury von hinten auf, so dass nur noch ein Notschuss ging
9. Die Gegenrichtung: Ein Sprinterdoppel aus class 158 und class 150 als FGW 16.42 Gloucester - Weymouth
10. Mit Sicherheit eines der umfassendsten nameplates: "IRO The Institution of Railway Operators 2000-2010 TEN YEARS PROMOTING OPERATIONAL EXCELLENCE" prangt an der Seite von class 43 025, der hier im vollen Glint als FGW 18.08 Weston-super-Mare - London Paddington durch das Avon Valley rauscht
11. Wir warteten noch bis nach Sieben auf den „late running Jaguar train“ von Halewood bei Liverpool nach Southampton Eastern Docks, den class 66 076 von DB Schenker bespannte
Feierabend!
Wir machten uns auf den Weg nach Bristol und trafen gegen halb acht fast zeitgleich mit Jan und Nil am Hotel ein. Nach dem Einchecken sind wir auch gleich zum Essen aufgebrochen und beendeten den Abend in der Hotelbar.
Samstag, der 7. September ...
Der nächste Morgen begrüsste uns mit einem „bright start“ und wir steuerten gemeinsam ein bekanntes Bristoler Stadtmotiv an, die Strassenbrücke über die Südausfahrt des Bahnhofs Temple Meads, einem der schönsten Bahnhöfe in ganz England. Auch hier will man jetzt noch einmal sein, denn bis spätestens 2017 kommt der Fahrdraht und wird die Ansicht nachhaltig verändern.
12. class 153 370 und ein unbekannter class 150 kommen aus Weston-super-Mare, daneben steht ein Cross Country HST, ganz rechts, an platform 12 und 13, wenden die halbstündlichen HST‘s von First Great Western aus London Paddington
13. Wenige Minuten später hat der HST Ausfahrt: class 43 384 als XC 6.00 Leeds - Plymouth. Cross Country setzt insgesamt vier Garnituren ein
Das sollte hier reichen. Mit den Erkenntnissen von gestern machten wir uns nun allesamt noch einmal auf den Weg in den Alexandra Park nach Bath um das Stadtmotiv noch einmal zu versuchen.
14. Viel besser als gestern Nachmittag: Mit verringerter Geschwindigkeit fährt der FGW 9.00 London Paddington - Bristol Temple Meads an den Bahnsteig von Bath Spa heran
15. UNESCO Weltkulturerbe Bath Spa, eines der touristischen Highlights im Westen mit römischen Bädern, der Abteikirche aus dem 15. Jahrhundert und der Royal Crescent, einer halbmondförmigen Strasse mit entsprechender Bebauung, alles in feinem beigen Sandstein gehalten. Herrlich. Bath ist so etwas wie das englische Heidelberg, es gehört zu den fünf Attraktionen im Land, die jeder amerikanische oder japanische Tourist sehen muss ...
Anschliessend brauchten wir ein Motiv für die Gegenrichtung, denn es stand ein Sonderzug an, der von der einzigen mainline-tauglichen class 52 bespannt sein würde. Hinter dieser Baureihe verbirgt sich die dieselhydraulische „Western class“, die leistungsstärkste „Hydraulic“ der ehemaligen Wester Region, die zwei Maybach Motoren leisten zusammen 2700 PS, vergleichbar mit unserer Baureihe 221, die Loks liefen im Plandienst bis 1977.
Hier trennten sich nun unsere Wege. Jan und Nil enterten einen Hügel auf der anderen Seite des Parks und machten das Viadukt mit schönem Stadtpanorama, und wir fuhren noch einmal auf unseren Hügel hinter Twerton, dort sollte das Licht jetzt perfekt stehen.
Wir hatten uns nach der Durchfahrt des Sonderzugs noch einmal im Alexandra Park verabredet, aber wie es manchmal so ist: Gleich kommt der noch und der noch, wir kamen hier einfach nicht rechtzeitig weg ... und auch die erneute samstägliche Fahrt durch das reichlich verstopfte Bath schreckte ein wenig. Jan und Nil hielten sich an die Verabredung und machten letztlich die beste Aufnahme des Stadtviadukts von Bath, aber sie mussten dann auch irgendwann in Richtung Manchester aufbrechen.
16. “Well, it could have been worse“ kommentierte einer der englischen Fotografen das Ergebnis der Vorbeifahrt des Sonderzugs: Die maroon-farbige class 52 D1015 „WESTERN CHAMPION“ mit einer passenden Garnitur auf einer Pathfinder Tours-Sonderfahrt als 5.53 Leicester - Weymouth
17. Planbetrieb: class 158 als FGW 9.08 Worcester Shrub Hill - Westbury
18. Ein Prachtbau hoch über dem Avon Valley: Kelston Park, erbaut um 1760. Einer der halbstündlichen HST‘s nach London auf diesem Streckenabschnitt ist der FGW 9.18 Paignton - London Paddington
Wir wechselten jetzt die Strecke und fuhren an die Mainline, die in direkter Linie nach Westen, nördlich an Bath vorbei nach South Wales, führt. Realtimetrains meldete einen „empty oil tanks“ von Theale mit class 60, den hätte man schon ganz gerne ...
19. Auf diesem Streckenabschnitt verkehren im Reiszugverkehr ausschliesslich HST‘s, denn zwischen Swindon und Bristol Parkway gibt es keinen Nahverkehr. class 43 126 als FGW 11.28 Swansea - London Paddington, im genau passenden Sonnenloch ...
20. Beim Gegenzug, FGW 12.45 London Paddington - Swansea, ging es ebenfalls knapp zu, aber wenn es dann klappt, dann passt es auch mit diesen herrlichen Wolkenformationen
21. Beim „oiltrain“ war es leider umgekehrt: Der Berg erstrahlte in Sonne und der Zug fuhr im Schatten ... class 60 062 in „DB Schenker red“ mit DBS 11.27 Theale - Margam auf dem Weg nach Wales
Es war jetzt früher Nachmittag, es wölkte mittlerweile ganz gewaltig und die Chancen auf Sonnentreffer schwanden dramatisch.
Zeit für einen Ortswechsel.
Wir entschlossen uns jetzt einen Schlag nach Osten zu machen in Richtung London und das Stromschienenland.
Laut Vorhersage sollte dort morgen die grösste Chance auf „Sunny intervalls“ sein und am Sonntag ist im Grossraum London der Verkehr auch immer noch am Dichtesten.
Von buntem Nahverkehr und Hochgeschwindigkeitszügen, von Meer und weissen Felsen berichten wir im zweiten Teil, bis dahin
schöne Grüsse Frits & Horst
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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:10:10:21:26:17.