Bahnurlaub in Tschechien - Sommer 2012 (Teil 14)
Nach längerer Pause (Urlaub) geht es weiter mit zwei Teilen:
Teil 14: Liberec (Reichenberg)
Bisherige Teile:
Teil 1: Von Zwickau über Cheb nach Chomutov
Teil 2: Von Chomutov zur Fichtelbergbahn und zurück
Teil 3: Karlsbad und Brüx
Teil 4: Rundfahrt über Sebnitz/Dolní Poustevna
Teil 5: Zwei Strecken zwischen Böhmen und Zwickau
Teil 6: Über Leitmeritz nach Prag
Teil 7: Karlštejn und Prag
Teil 8: Prag Straßenbahnmuseum Strešovice
Teil 9: Eisenbahnmuseum Lužná
Teil 10: Ausflug nach Pilsen
Teil 11: Prag und Nelahozeves
Teil 12: Tábor und Bechyne
Teil 13: Police, Adršpach, Broumov
4. August: Fahrt nach Liberec (Reichenberg)
Fahrplan 4.8.:
09:30 ab Police nad Metují (Bus)
09:42 an Hronov zastávka
09:53 ab Hronov zastávka (Os 5129)
10:11 an Náchod
10:21 ab Náchod (Os 5129/15157)
10:36 an Starkoc
11:21 ab Starkoc (R850)
11:39 an Jaromer
11:42 ab Jaromer (R986)
13:58 an Liberec
159 Bahnkilometer, 8 km im Bus
Mehrmals umsteigen bis Liberec
Das nächste Quartier ist Liberec (Reichenberg). Wir haben das Quartier auch übers Internet schon vorbestellt. Wir wählen heute den Bus bis Police, damit wir uns einen Fußmarsch ersparen, aber wir wussten nicht, dass die Station beim Bahnhof nicht Police nádraží heißt, sondern einen völlig anderen Namen hat. So bemerken wir zu spät, dass wir das Aussteigen verpasst haben. Also steigen wir bei der nächsten Station aus, als wir sehen, dass hier eine Bahnhaltestelle ist: Hronov zastávka. Wir besteigen unseren Zug, einen Triebwagen Reihe 854, aber hinten dran hängt auch eine Brotbüchse. Nach einer Station heißt es für alle Fahrgäste plötzlich: aussteigen (obwohl der Zug eigentlich bis Nové Mesto nad Metují weiterfahren sollte). Auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig steht ein zweiteiliger Regionova, in den wir umsteigen können. Mit diesem Zug fahren wir aber auch nur bis Náchod, weil ab dort schon der Anschlusszug nach Starkoc fährt. Aber die blaue Brotbüchse wird vom 854-Triebwagen ab- und an unseren Zug angehängt und fährt bis Starkoc mit, obwohl laut Fahrplan der Zug Os 5129 eigentlich nach Nové Mesto fahren sollte. Dahin fährt also vermutlich nur der 854? Keine Ahnung, irgendwie ist mir das alles zu verwirrend.
Triebwagen 854 208 mit einer blauen Brotdose hinten dran in der Haltestelle Nronov zastávka.
Náchod: Umsteigezwang in den gelben Regionova. Dass die blaue Brotdose an den Regionova angehängt wird, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Die blaue Brotdose beim Rangieren. Hier sieht man auch, dass Náchod ein schönes Bahnhofsgebäude hat!
Wir fahren ab Václavice jedenfalls (nach Richtungswechsel) nach Starkoc weiter und warten dort nur mehr auf den Anschlusszug nach Jaromer, und das ist ein Schnellzug. Bevor der jedoch kommt (wir müssen ja doch fast eine Stunde warten), gibt es einige interessante Zugbewegungen. Zunächst einmal der Gegenzug, bespannt mit einer 750er-Taucherbrille, die schon die neue, korrigierte und somit vereinfachte blaue Lackierung trägt. Aus diesem steigen Unmengen von Fahrgästen in die zweiteilige Regionova-Garnitur nach Broumov (die blaue Brotbüchse wurde inzwischen abgehängt). Wollen die alle zu den Adersbacher Felsen? Oder ist das eine Urlaubsgegend, wo die Leute hinfahren wollen? Immerhin ist ja heute Samstag.
Und dann kommt noch eine Überraschung, die mir auf Plakaten schon aufgefallen ist, allerdings konnte man nicht genau herausfinden, ob sich eine Sichtung noch ausgehen würde: ein Dampfsonderzug (von Hradec Králové nach Police nad Metují). Leider rennen mir Leute vor die Kamera und der Autofokus spinnt gerade in dem Moment, sodass das Bild (noch dazu Gegenlicht) nichts wird. Ich kann also nicht einmal sagen, welche Nummer die kleine Dreikuppler-Lok hatte, aber Dampfloks sind sowieso nicht so mein Hobby.
Starkoc: 750 714 in neuester (reformierter) Lackierung mit einem Schnellzug von Prag nach Trutnov.
Dampfsonderzug von Hradec Králové (Königgrätz) nach Police (Politz).
Unser Zug (der bis Prag fährt) mit 750 707 in der ersten Form der blauen Lackierung. Auch hier gibt es zahllose Fahrgäste, die sichtbaren sind nur ein kleiner Teil!
Wir haben auch gar keine Zeit, denn der Dampfzug fährt ziemlich bald weiter und schon kommt schon unser rychlík „Snežka“ eingefahren, der total voll ist und von vielen Fahrgästen mit Rucksäcken und Koffern gestürmt wird. Wir finden dennoch irgendwo noch ein Platzerl, unser Gepäck verstauen wir unter den Sitzbänken. Unsere Zuglok ist auch eine 750er, aber in der ersten blauen Lackierungsvariante. In Jaromer haben wir 3 Minuten Zeit zum Umsteigen, das klappt aber hier in Tschechien sowieso immer. Unser Schnellzug von hier bis Liberec besteht aus einem Triebwagen Reihe 843 mit Anhänger. Die Landschaft ist total hügelig und die Strecke macht unendlich viele Kurven.
Langwierige Hotelsuche in Liberec (Reichenberg)
In Liberec angekommen schaue ich mich am Bahnhof kurz um, was es hier zu sehen gibt an Fahrzeugen: ein dreiteiliger Regionova (Reihe 814 200), ein neuer Triebwagen Reihe 840 (Regio-Shuttle für die Bergstrecke nach Harrachov) sowie ein Triebwagen der Vogtlandbahn.
Dreiteilige Regionova sind nicht so häufig wie die zweiteiligen: 814 214 in Liberec.
Als wir auf den Bahnhofsvorplatz treten, staune ich nicht schlecht, dass ich einen neuen Niederflurtriebwagen daherkommen sehe, aber man kann nicht einsteigen, denn es ist eine „zkušební jízda“, also eine Probefahrt. Immerhin haben wir diesen Wagen gesehen! An dieser Haltestelle verkehren sowohl Meterspurfahrzeuge (runde blaue Aufkleber mit „1000“) als auch Normalspurfahrzeuge (runde rote Aufkleber mit „1435“). Die Fahrzeuge sind heutzutage grün/hellgrau lackiert, mit gelben Zierstreifen auf der Schürze.
Die Fahrkarte für die Straßenbahn kostet 18 Kronen, also umgerechnet 72 Cent. Wir fahren nur zwei Stationen bis Fügnerová, von dort gehen wir die Prážska hinauf, wo unser Hotel ist. Aber die Adresse Prážska 47/12 ist für uns Unkundige total irreführend und daher schwer zu finden. Außerdem ist sie auch noch falsch angegeben. Zunächst wissen wir nicht, welche Nummer welche Bedeutung hat, denn auf den Häusern prangen jeweils zwei Hausnummern: die rote ist die alte Konskriptionsnummer, die vermutlich nach Baudatum vergeben wurde, so wie es auch in Wien üblich war und bei uns am Land noch immer so üblich ist. Die blaue ist die Hausnummer, die fortlaufend die Häuserreihe entlang vergeben wurde (offensichtlich viel später). Wir haben das System dann zwar irgendwann kapiert, verstehen jedoch nicht, wieso die Adresse immer mit beiden Nummern angegeben werden. Was allerdings nicht bedeutet, dass wir unser Hotel finden, denn die Nummer 12 gibt es nicht und die Nummer 47 auch nicht. Auch Fragen hilft nicht weiter, weil uns keiner helfen kann, auch die Polizei nicht. Wir sind inzwischen wieder unten bei der Haltestelle Fügnerová und überlegen, wie man das Hotel finden könnte. Da fährt ein lautes Gefährt auf Schienen in die Haltestelle ein: ich glaube zu träumen: eine Diesel-Straßenbahn, ein Phantasieprodukt, diesmal nicht auf Gummirädern, sondern tatsächlich auf Schienen, mit einer belgischen Nummerntafel. Offenbar ein Werbefahrzeug, vielleicht für Sonderfahrten zu mieten. Höchst seltsam.
Große Überraschung: noch nummernloser neuer Niederflurwagen für Liberec (Reichenberg)
Normale Schmalspur-Tatrawagen Nr. 22 mit blauem 1000mm-Aufkleber in Linie 11 beim Bahnhof.
Die Normalspur-Triebwagen sehen ziemlich gleich aus, aber haben einen roten 1435mm-Aufkleber: Wagen 37 in Linie 3 in der Haltestelle Fügnerová. Aber was ist da dahinter?
Ein wahrhaft seltsames Vehikel, das Lärm macht und stinkt. Übrigens auf Schmalspur!
Wir müssen aber noch immer unser Hotel suchen und gehen noch zweimal die Pragerstraße hinauf und hinunter, schauen in alle Nebengassen hinein, auf unsere Fragen kann uns keiner Antwort geben. Wir trennen uns dann, zunächst sucht mein Freund allein (ohne Gepäck), danach noch einmal ich. Beim Haus 135/10 entdecke ich dann in der Einfahrt endlich ein ganz kleines Schild: „Salvia Residence“. Ich gehe in die Einfahrt hinein und was sehe ich dort: Die Aufschrift 47/12A, also nicht 12 sondern 12A. Außerdem total verwirrend: die rote Tafel mit 47 lautet auf Pražska, obwohl es die Konskriptionsnummer ist, und die blaue Tafel mit 12A lautet auf Nové Mesto, obwohl es die Hausnummer der Straße bezeichnet. Also genau umgekehrt wie es sein sollte. Konskriptionsnummer 47 im Stadtteil Nové Mesto und Hausnummer 12A auf der Prager Straße. Das ist nun schon ärgerlich, eine Stunde mit Suche verplempert. Ich muss aber zugeben, dass es das einzige Mal auf der Reise ist, dass uns so etwas passiert ist.
Ich hole also meinen Freund, wir gehen durch den düsteren Durchgang und erwarten schon ein ebenso düsteres Hotel, das natürlich geschlossen ist. Aber ein Kuvert mit meinem Namen steckt im Postkasten, darin ist der Schlüssel und die Information, dass die Besitzer heute auf einer Hochzeit sind und erst übermorgen wieder da sein werden. Wir sollen es uns gemütlich machen usw. usw. Das Haus entpuppt sich als sehr modern, sehr ruhig gelegen (klar: Innenhof), und unser Zimmer ist geräumig und mit Kochnische und Geschirr usw. und mit vielen Möbeln ausgerüstet. Eine Art Appartement. Wir können uns selbst Tee kochen, Teesäckchen sind vorhanden, auch einige andere nützliche Sachen sind da, sodass man hier ganz gut einige Tage verbringen könnte und sich auch selbst versorgen könnte.
Unser Hotel: Wirklich kaum zu entdecken, außer man schaut in die Einfahrt hinein!
Der Gang zur Salvia Residence wirkt düster, aber es kommt nicht so schlimm wie vermutet.
Und zum Überfluss noch falsche Nummernschilder: Es müßte heißen: rot: Nové Mesto 47, blau: Pražska 12A.
Verspätetes Mittagessen und langer Spaziergang
Nach dieser anstrengenden Einführung in die Geheimnisse Reichenbergs („baj uns in Rajchenberg“: © Maxi Böhm) suchen wir ein Lokal zum Essen. Ich wähle natürlich veprové pecene, bramborový knedlík, zelí. Nona, sowas muss einfach oft genug sein in Tschechien! Zum wievielten Mal? Keine Ahnung. Es ist gut wie immer!!
Danach machen wir einen ausgedehnten Spaziergang. In der Umgebung gibt es enige schön renovierte Gründerzeithäuser. Die Straßenbahn fährt seit vielen Jahren nicht mehr durch die Pragerstraße und deren Parallelstraße, sondern außen an der Altstadt vorbei. Diese Straße schauen wir uns noch an, danach kaufen wir uns in einem kleinen Geschäft, das sehr lange offen hat, etwas fürs morgige Frühstück und gehen ins Quartier zurück. Nach kurzer Pause gehen wir noch einmal weg und zwar zum Bahnhof. Auf dem Weg dorthin kann ich mehrere Straßenbahnfotos machen.
Das Rathaus in der Altstadt von Reichenberg/Liberec.
Vermutlich das Theater.
Und immer wieder schöne Fassaden.
Die Straßenbahn umfährt seit vielen Jahren die Altstadt: Wagen 54 in Linie 3.
Es gibt auch Vollwerbung und Wagen ohne Niederflureinstieg wie dieser Wagen Nr. 40 in Linie 5.
Auf dem Bahnhof staune ich über die seltsame Anordnung der Gleise, denn zwischen Bahnhofsgebäude und den Bahnsteigen ist sehr viel ungenutzter Platz, als ob man viele Durchfahrtsgleise benötigen würde. Entsprechend lang ist der Fußgängertunnel zwischen Bahnhofs und den Bahnsteigen. An den Fahrzeugen fällt vor allem ein DB-Desiro nach Dresden auf (ein Eilzug von Harrachov über Tanvald nach Dresden) sowie wieder einer der neuen Regio-Shuttle. Außerdem abgestellte Dieselloks von TSS und CD-Cargo (753). Als wir wieder unser Quartier erreichen, ist es schon 21.30 Uhr. Wir leisten uns aus dem Kühlschrank ein ¼ Liter-Fläschchen Wein (aus Australien, 55 Kronen). Eigentlich ist 1,10 Euro für ein Achtel Wein nicht sehr teuer! Bemerkenswert billig dieses Land!!
Fortsetzung:
Teil 15: Dreiländerfahrt CZ-DE-PL-CZ
LG Gustav
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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:07:06:10:20:35.