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[NO] Alles anders - Norwegen Juni 2013 (3) m22B

geschrieben von: Jan vdBk

Datum: 24.06.13 19:43

Moin!

Vielen Dank für die vielen netten Zuschriften zu den ersten Teilen dieser Reiseerzählung!
Ein weiterer interessanter Programmpunkt stand nun auf dem Zettel: Die Rørosbahn, um die man sich sonst kaum kümmert, weil dort nur minimalster Zugverkehr (3 Paare) mit Triebwagen ist. Die Umleitergüterzüge sollten nun etwas "Leben" auf die Strecke bringen. Und das Wetter war nicht aussichtslos...

Gutes Mitreisen,
Jan

Link zum ersten Teil: [www.drehscheibe-foren.de]
Link zum zweiten Teil: [www.drehscheibe-foren.de]




Alles anders - Norwegen Juni 2013 (3)

Mittwoch, 12.06.2013

Ein wichtiger Programmpunkt unserer Reise sollten ja die Rørosbahnumleiter sein. Und darum sollte es heute mal gehen. Da wir uns in Dombås sehr wohl fühlten und wir uns den Donnerstag nochmal für die Kreuzfahrer reserviert hatten, wollten wir das einfach als 'Gewaltakt' ab Dombås angehen. Will heißen: Aufstehen 4.30, losfahren 5.30. Leider war die Wettervorhersage nicht gar so topp wie für gestern, aber zumindest bis Mittag sollte mit einiger Sonne zu rechnen sein. Zu den Umleitern hatten wir die Info, dass man tagsüber um 7.30, 9.00 und 11.30 ab Støren sowie 12.25 ab Hamar fahren würde. Drei Südfahrer schön ins Licht, da konnte man nicht meckern!

Die Fahrt auf der E6 nordwärts war äußerst angenehm. Es herrschte fast kein Verkehr. Vor Hjerkinn graste ein Moschus Rind direkt am Straßenrand. Als ich anhielt, verschwand es leider in die Büsche. Über uns nur blauer Himmel! Und das erstaunliche war: Der hielt sich auf der gesamten Fahrt bis ins Zielgebiet. In Støren bogen wir nach rechts ins Gauldalen ab. Kurz bevor der vorausfahrende Pz Haltdalen erreichte und damit den Block für den 7.30-Gz ab Støren freimachte, waren wir somit an der Strecke und fuhren dem Güterzug voraus. Der Plan war, einfach an der ersten schönen und gut ausgeleuchteten Stelle auf den Zug zu warten. Da die Strecke allerdings auf der nordöstlichen Flussseite verlief und die Straße auf der anderen, war das morgens natürlich ein hehres Ziel. So kamen wir unverrichteter Dinge durch Singsås, wo wir uns durch einen Blick ins EG und ins aufgeschlagene Zugmeldebuch vergewisserten, dass diese Betriebsstelle 'ubetjent' war und damit für die Zugfolge keine Rolle spielte. Dahinter begann das 'Kanada-Tal', an dem uns motivlich eh am meisten gelegen war und wo auf jeden Fall was gehen musste. Gerade erreichten wir die freie Stelle an der Hängebrücke (eine uns von einer älteren Tour bekannte Lokalität), da sahen wir von Gegenüber einen Nordfahrer die Szene betreten! Mit einem Gz in diese Richtung hatten wir nun gar nicht gerechnet. Schnell Warnblinker rein und Vollbremsung auf der Straße gemacht. Es war zum Glück null Verkehr.

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Plötzlich und unerwartet kommt ein Zug aus der anderen Richtung. Die Gelegenheit hätte unpassender sein können...

Hätte ich im Laufe der Fahrt mal SMS gecheckt, hätte ich den Hinweis von Christian gelesen, dass da ein Nordfahrer unterwegs sei. Christian hatte heute an den südlichen Teil der Rørosbahn fahren wollen, und wir hatten sicherheitshalber mal Mobilnummern getauscht. - Gut, der durch den Nordfahrer besetzte Block ermöglichte uns jetzt noch paar Erkundungen im Tal unterhalb Singsong, die allerdings auch mit mehrfacher Querung des Flusses auf die andere Talseite nicht die wirklich umwerfenden Motive brachten. Wir rechneten fest mit dem ersten Südfahrer nach Kreuzung in Støren und positionierten uns an einem Motiv unseres Vertrauens im Kanadatal. Unsere Rechnung ging auf, der Zug kam bald!

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Nun war es aber Zeit für den ersten Südfahrer, beobachtet ein Stück oberhalb von Singsås.

Ein zweites Mal bekamen wir die Fuhre am ex Hpl Gildseth skole, nachdem auf der Fahrt dorthin ein norwegisches Etwas im dicken Volvo-Flaggschiff aus seiner Einfahrt heraus und uns dabei langsam aber sicher immer näher kam. Nur um Haaresbreite sind wir an einem Zusammenstoß vorbeigeschlittert. Vermutlich war eine Bushaltebucht unsere Rettung, in die ich rechts reinsteuern konnte. Puuuh, das wäre es sonst noch gewesen: Sonne pur (jetzt jedenfalls noch), volles Programm und dann ein Unfall! Was das "Etwas" genau gewesen war, konnten wir nicht sehen. Mit der dem Norweger eigenen stoischen Ruhe fuhr "es" einfach davon. Das Thema "Autofahren in Norwegen" könnte ein eigenes Kapitel in diesem Bericht füllen; was erwartet man in einem Land, das fast keine Autobahnen oder großen Stadtverkehre kennt und wo die meisten Verkehrsbedürfnisse nur zwischen heimischem Hof und dem nächsten Dorf liegen? Muss man sich da wundern, dass bei zugelassenen 80 km/h oft nur 60 oder 70 gefahren wird? Ein Bekannter hatte dazu den Grund parat: Es kann schließlich jederzeit jemand aus seiner Ausfahrt kommen. Ohne zu gucken natürlich, kommt ja nie jemand um diese Zeit...

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Und nochmal bei Gildseth skole. Rechts von der Lok die "rettende" Bushaltebucht.

Danach ließen wir den Zug sausen und stellten uns für die nun erwartete Cargolink Fuhre auf die Hängebrücke. Dort war es auch richtig herrlich. Es war warm, man hörte das Rauschen des Flusses, mal nahe, mal fern. Zumindest war das so lange schön, bis wir uns allmählich zu fragen begannen, wo der Zug denn wohl abbleiben mochte. Die Zeit des nächsten Pz rückte näher und näher und kein Gz kam... Bald war klar, dass das vorm VT erstmal nichts mehr werden würde. Sowas blödes, bestes Wetter und kein Zug kommt! Da Cargolink die Umleiter mit DB-verkehrsroter northrail-Gravita oder grüner JBV-TMZ bestritt, wären wir gerade am Cargolink Zug sehr interessiert gewesen...

Langsam wurde es Zeit für den Triebwagen. Den wollten wir nicht an der Hängebrücke nehmen, denn da hatten wir vor paar Jahren schon einen gemacht. So gab es Rt 412 an der nördlichsten Talkehre, wo Tal und Strecke eine ganz enge Kurve beschreiben, die die Züge nur ganz langsam nehmen können.

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Zwar nur ein VT, aber rote Fahrzeuge kommen einfach topp in der Kanadalandschaft.

Das Konzept war nun, in der 'Block-Deckung' des VT nach Haltdalen zu fahren und den örtlichen Cheffe, der hierzulande nicht 'Chef' sondern 'Togexpeditør' (Txp) heißt, mal zu fragen, was wir an Gz erwarten durften. Der Txp war eine altehrwürdige Erscheinung in tadelloser, gepflegter Uniform (wenn man dagegen deutsche Fdl in Jogginghose zum Dienst kommen sieht...). Er gab uns die Auskunft, dass der Cargolink Zug heute Ausfall habe, dass er aber von Cargonet noch um 12.25 den von uns erhofften 'dritten' Südfahrer hinterm VT auf dem Zettel habe und in der Gegenrichtung einen um 18 Uhr. Das entsprach ja in etwa unseren Infos. Da hielten wir uns auch gar nicht lange auf, sondern fuhren strax zurück ins Kanadatal, wo wir ein Motiv mit alter Brücke und richtiger Ausleuchtung fanden. Nach rund 15 Min Wartezeit kam der Cargonet Zug angefahren.

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Der nächste Cargonet-Umleiter im "Kanadatal".

Auch diesen Zug bekamen wir an zwei weiteren Motiven. Eines war eine kleine Flussbrücke in der Ortschaft Gåre-Grenda, das andere war der Sonntag ausgekundschaftete Blick aus dem Birkenwäldchen am höchsten Punkt oben auf dem Fjell. "Harborg" hieß das da, von Harburg nach Harborg war ich also gelangt...

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Und nochmal oben auf dem Fjell bei Hof Harborg unweit der höchsten Stelle (570m). Im Hintergrund die Storvollhøgda (1016m).

Gerade hatten wir uns unsere Polarbrød mit Tubenkäse zu einer kleinen Siesta in den Birkenwald nachgeholt, da kam von Christian die Nachricht, dass ein Gz mit Di8 Doppel um 13.02 nordwärts durch Tynset gefahren sei. Der fiel ja nun ganz und gar aus der Rolle und war anscheinend nichtmal dem Txp von Haltdalen bekannt gewesen. Oder war das der 18h Zug weit vor plan? Aber ok, Vorgang war Vorgang, und wir bekamen wider Erwarten also doch noch zu tun. Uns fiel ein, dass der Blick auf Glåmos, den wir Sonntag vom Auto für interessant befunden hatten, jetzt schon Seitenlicht haben müsste. Und tatsächlich war der Ausblick auf Ort, Bahnhof und die noch 'junge' Glomma, Norwegens längsten Fluss, sehr nett. Der Güterzug hatte eine ideale Containerlücke, um das hübsche Empfangsgebäude trotz Zug davor sichtbar zu lassen. Es gibt auch nette Containerlücken!

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Wer entdeckt den Zug? ;-) Zugegebenermaßen kommt er hier sehr lütt, aber wir fanden das Ossomböh ansonsten sehr stimmig. In der Containerlücke ist das EG von Glåmos zu sehen.

Durch die Rundkehre bei Reitan verlieren die Züge immer etwas Zeit, so dass wir nochmal gut hinterher kamen und den Zug ein weiteres Mal im Kanadatal unweit der Hängebrücke bekamen. Ein drittes Bild im Tal kurz vor Støren war etwas nichtssagend und hätte man sich sparen können.

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Und nochmal im Kanadatal am Hängebrückenmotiv.

Nun waren wir in Støren. Den ersten Nachmittagszug hoch aufs Dovrefjell hatten wir knapp verpasst. Dem zweiten fuhren wir bis zur Kirche von Lundamo entgegen. Dort hatten wir allerdings eine Menge Zeit, während der wir etwas Pause im Schatten eines Knicks machten. Das Wetter hatte sich noch absolut hervorragend gehalten, angenehme Temperaturen und tiefblauer Himmel. So ließ sich das gut aushalten. Der Bauer schaute noch vorbei und empfahl nachdem wir ihm unser Tun erklärt hatten, die Eisenbahnbrücke über die Gaula Stück weiter. Nächstes Mal dann ;-) Neben etwas Beifang in Talentform ging der Rote nach Dombås ganz hübsch, bevor sich erster Schlonz am Himmel zeigte. Mit dem Wetter hatten wir heute aber noch sehr zufrieden sein können. Wolken hatte es bis jetzt (17.30) nur in größerer Ferne zu sehen gegeben.

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Der Rote und die Kirche von Lundamo. An der Größe der Kirchen bemerkt man die Nähe zum nordischen Wallfahrtsort schlechthin, zu Nidaros, heute unter dem Namen Trondheim bekannt.

Auf der Rückfahrt auf der E6 gen Dombås zeigten sich mehr Wolken. Im Gebirge schien nur noch diffus die Sonne. Beim Aufstieg von Oppdal aufs Fjell sank plötzlich die Anzeige der Tankreichweite rapide. Wir hatten nur noch drei Balken. Aber wir blieben zuversichtlich und kamen auch noch ganz entspannt drüben an. Wir wussten nur nicht, was wir hinter Hjerkinn von zwei schwarz gekleideten Gestalten mit Stativ und komischen Gerätschaften an der Böschung halten sollten. Hatten wir uns die Polizeiuniformen nur eingebildet? Die beiden standen dort abseits jeglicher Parkplätze. Immerhin fuhren wir entgegen sonstiger Gewohnheiten in einem Tross Langsamfahrer mit, weil wir den Spritverbrauch so niedrig wie möglich halten wollten.

In Dombås gab es Tanke, Geldautomat, Supermarkt und dann Kjöttbullar in der Hütte. Dazu hatten wir uns nach den drei herrlichen Tagen jetzt mal ein Cider verdient. Alt wurden wir nicht mehr. Nach dem langen, aber ganz erfolgreichen Tag waren wir fix und foxy.

Donnerstag, 13.06.2013

Heute war wieder mal Kreuzfahrertag. Und sogar ein ganz besonderer: Heute waren in Åndalsnes zwei Pötte angekündigt. Die 'Grand Mistral' mit 1800 Passagieren und als absoluten Höhepunkt ihre Majestät, die 'Queen Mary 2', mit 3100 Passagieren. Das Spektakel wollten wir uns mal anschauen und dabei vielleicht noch den einen oder anderen Kreuzfahrer auf der Schiene abgreifen. Wir hatten widersprüchliche Aussagen, ob heute zwei oder drei Kreuzfahrer Zugpaare fahren würden. Das schöne Wetter war allerdings auch vorbei. Neben heftigen Regenschauern am Nachmittag waren aber dennoch um die 6 Stunden Sonne angekündigt.

Rechtzeitig zum ersten Kreuzfahrerzug verließen wir Dombås, das vollkommen wolkenverhangen war. Aber tatsächlich zeigten sich weiter westlich erste Auflockerungen am Himmel. Vielleicht würde ja was gehen, vielleicht auch nicht. Wir hatten ja vorgestern schon schöne Bilder machen können und sahen das nun entsprechend entspannt. Getreu dem Tourmotto 'alles anders' gab es in Sachen Streckenaufnahmen nun wieder eine Variante, die es so häufig nicht gibt: Der Talent, den wir gar nicht so auf der Rechnung gehabt hatten, stand auf freier Strecke im Motiv und wartete auf uns Fotografen! Dabei wurde er sogar perfekt von der Sonne beschienen. Bei dem Anblick parkten wir natürlich sofort und drückten ab.

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Im Sommerfahrplanabschnitt haben die Planzüge auf der Raumabahn einen 'Fotohalt' auf der Kylling bru, wobei das Wort 'Fotohalt' jetzt nur zum Rausfotografieren gemeint ist.

Es ging weiter. Wir hielten nun Ausschau nach geeigneten Motiven für den ersten Kreuzfahrer. Dabei stach uns einer der Anblicke auf einem Abschnitt mit paralleler Straße besonders ins Auge. Hier war zwischen Bahn und Straße immerhin etwas Platz.

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Zugausblicke im Romsdalen...

Zwar schauten wir nochmal bis zur Trollveggen Raststätte weiter, doch trieben uns auch die Wolken, die weitaus in der Überzahl waren, wieder ein Stück talaufwärts zurück, so dass wir an der genannten Stelle landeten. Und mit der Sonne hatten wir dann richtig Glück!

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Der Kreuzfahrer mit den Höfen von Flatmark.

Wir tauschten noch paar Neuigkeiten mit Christian aus, der auch wieder im Tal unterwegs war, dann fuhren wir nach Åndalsnes runter. Die Einfahrt in den Ort war etwas schwierig, weil ein LKW quer über Straße und Graben lag, aber es gab hier zum Glück eine innerörtliche Umleitung. Wir parkten das Auto an der Ladestraße und genossen dann den stark bevölkerten Ort, in dem man heute zig verschiedene Sprachen hörte. Ein tolles Flair! Und angesichts des warmen Wetters kam richtig Urlaubsfeeling auf. Dann die Kreuzfahrer vor der imposanten Bergkulisse... Wie winzig da doch die QM2 wirkte, die in Hamburg immer alle Gebäude überragt. Sie 'parkte' ein ganzes Stück draußen im Fjord. Zwischen dem Kreuzfahrtgiganten und der Stadt pendelten mehrere kleine, wendige Schiffchen hin und her.

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Ihre Majestät, die Queen Mary 2, und eines der Shuttleboote.

Es war so warm, dass wir uns auf der Mole, auf der in einem Zelt das improvisierte Restaurant 'Kaikanten' aufgebaut war, hinsetzten. Im Zelt saß fast niemand, alle genossen den schönen Tag. Wir bekamen draußen einen Tisch, von dem wir das Treiben gut beobachten konnten. Dort aßen wir Spaghetti. Am Nachbartisch erlauschte Nico die Unterhaltung eines Ehepaars, offenbar Schiffspassagiere, die beklagten, dass die Züge leider ausgebucht seien und sie keinen Platz mehr abbekommen hätten. Und das, obwohl die Kreuzfahrtpassagiere nur einen Weg mit dem Zug fahren und den anderen mit dem Bus; in Bjorli wird durchgetauscht. Somit entsteht ja schon eine ganz ordentliche Kapazität.

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Urlaub pur auf der Mole in Åndalsnes.

Während die Berge am gegenüberliegenden Fjordufer ständig irgendwie Sonne abbekamen, lag die Stadt zumeist unter großzügigem Gewölk. Dennoch wollten wir es nicht versäumen, uns rechtzeitig für die Rückkehr des Kreuzfahrzuges aufzustellen. So bauten wir uns also auf der Ladestraße auf und schauten staunend zur 'Grand Mistral' rüber, die das Empfangsgebäude des Bahnhofs geradezu winzig wirken ließ. Und während wir so staunten, wurde es um uns herum immer heller. Diese Erleuchtung war nun weniger irgendwelchen aus dem Staunen resultierenden Erkenntnissen geschuldet, sondern eher der Sonne, die nun in eine größere wolkenfreie Fläche hineinsteuerte. Und da war es auch schon zu hören, das Gewummer der sich nähernden Di4. Schnell zog noch eine kleine Fluse durch die Szene, doch rechtzeitig zum Auslösepunkt war das Sonnenlicht zu 95% vorhanden.

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Der erste Kreuzfahrtzug kehrt nach Åndalsnes zurück. Das Empfangsgebäude erstrahlt topp restauriert.

Und dann gab es im Stillstand und beim Lokumlauf jede Menge Fotomöglichkeiten, die wir gern umsetzten. Dabei war die 'Grand Mistral' natürlich immer die alles überragende Kulisse. Die 'Queen Mary 2' schaute leider höchstens mal zwischen zwei Büschen hervor.

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Lokumlauf mit Queen Mary 2...

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...und mit Grand Mistral.

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Wie klein sich doch das EG vor dem Kreuzfahrer ausnimmt.

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Der Sonderzug steht abfahrbereit für die zweite Tour nach Bjorli.

Nachdem die Speicherkarten heiß gelaufen waren, wurde das Licht langsam weniger. Zur Ausfahrt des Kreuzfahrers war dann gar kein Licht mehr. Aber angesichts von 90-95% Wolken am Himmel konnten wir mit den Motiven vollauf zufrieden sein. Gemütlich fuhren wir nun dem Zug bis Bjorli hinterher. Wir kamen weit vor ihm an und parkten einfach mal auf der Ladestraße, um die Verwandlung des jetzt noch ruhig und einsam daliegenden Bahnhofs in ein Ameisennest der Touristen zu beobachten. Leider zeigten sich hier kaum noch Risse in den Wolken. Nico baute für Videoaufnahmen sein Stativ an der Ladestraße auf. Der Txp fuhr mit seinem Wagen an uns vorbei zur östlichen Einfahrweiche, um den Talent nach Åndalsnes nach Gleis 2 einzulassen. Und bald tauchte die Di4 mit dem Kreuzfahrer auf. Aber was war das? Irgendwie wurde es gerade heller. Irgendwie wurde es sogar richtig hell! Ein kleiner Sonnenspot jagte auf das Empfangsgebäude und den einfahrenden Kreuzzug zu. Ich nur Kamera gegriffen und über die Gleise gehoppst. Natürlich weit hinter dem Halteplatz des einfahrenden Zuges.

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Ein kleiner Sonnenspot sorgt für Theaterbeleuchtung bei der Einfahrt des Kreuzfahrers in Bjorli, wo mit einem Talent gekreuzt wird.

Und das auch noch, nachdem die NSB alle Bahnhöfe zugepflastert hat mit einem Schild 'Betreten der Gleise verboten! Das überqueren ist nur auf den Überwegen am Bahnsteigende gestattet!' Schlauerweise stehen die Schilder auch dort, wo es gar keinen zweiten Bahnsteig und entsprechend keinen Überweg gibt oder wo der Überweg in der Bahnsteigmitte platziert ist. Als Reisender muss man sich bei solchen sinnfreien Schildern schon fragen, wem man sich da eigentlich anvertraut... Ok, jedenfalls war ich nun weit hinterm Bahnsteigende ohne 'Planovergang' über die Gleise gelangt und bekam gerade drei Bilder hin, bevor das Licht schon wieder ausging. Nico hatte leider das Pech, dass seine Kamera auf dem Stativ nördlich der Gleise stand und sich mitten in der Videoaufnahme befand, so dass er nicht schnell genug reagieren konnte.

Mit einem grummelnden Nico auf dem Beifahrersitz fuhren wir nun noch nach Verma. Zwar war auch jetzt definitiv kaum noch mit Sonne zu rechnen, aber allein das Beobachten der Kreuzung an dieser sonst unbesetzten Station interessierte uns. Und wir hatten ja Zeit. Unterwegs besichtigten wir noch den Slettafoss, eine Stromschnelle, wo sich die Rauma mit Karacho eng durch die Felsen presst. Am Bf Verma fragten wir den Txp, ob wir uns für ein Foto auf die andere Gleisseite stellen dürften. Das war ihm allerdings doch etwas zu 'heiß', immerhin wäre ja Kreuzung, so erfuhren wir. Egal, wir konnten auch von der Ladestraße über die Kurve hinweg fotografieren. Als der Zug schon in der oberen Ebene zu hören war, sah es sogar so aus, als ob unser Riesenglück weiterginge, denn die Sonne war voll da. Der Txp hängte auf dem Bahnsteig die rote Signalflagge in den Ständer, schlenderte zur oberen Weiche, um diese für den Kreuzfahrer in das Ausweichgleis zu legen, und stellte das Lichtesig aus einem Holzkasten an der Weiche auf Fahrt. Noch vor Erscheinen der Di4 verschwand leider das Licht wieder.

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Der Kreuzfahrer wird in Verma in das Ausweichgleis eingelassen. Die Flagge auf dem Bahnsteig signalisiert "Ausfahrt Halt".

Interessant war dennoch das Beobachten der Kreuzung. Die Tfin stieg ab und machte Fotos, der Zub stieg aus und lief zur unteren Weiche, um diese nach der Talent-Durchfahrt in die Lage für den Kreuzfahrer zu bringen. Der Txp machte diverse telefonische Meldungen und tauschte die rote Signalflagge draußen gegen die grüne für den Talent. Das Stellen der Ausfahrweiche für den Kreuzfahrer durch den Zub brauchte paar Anläufe, während derer der Txp schon mit der grünweißen Scheibe vorm EG stand. Als die Weiche rum war, wurde die Scheibe gehoben. Der Zug rollte langsam zur Ausfahrweiche, gabelte dort den Zub auf und verschwand uns aus den Augen. Der Txp kam nun an uns vorbeigelaufen, um die untere Weiche wieder in Grundstellung zu bringen. Auf dem Rückweg gab es noch ein kleines Schwätzchen. Er habe Verma nur für diese Kreuzung besetzt. Dafür bekäme er eine Siebenstundenschicht angerechnet. Ein guter Arbeitstag! Normalerweise arbeite er in Åndalsnes.

Nachdem das also auch geklärt war, fuhren wir gemütlich nach Dombås zurück. Dort gab es erstmal ein Käffchen in der Hütte. Zum Abendessen ging es nochmal zu Frichs Kafeteria, wo wir beide Kjøttkaker mit Kartoffeln und Erbsenpüree nahmen. Während wir so dasaßen, fing draußen heftigster Regen an. Das WLAN wurde jetzt für die weitere Planung angeworfen. Die Herausforderung war, dass am Wochenende der Knoten Trondheim voll gesperrt sein sollte. Somit würde man sich ab Samstag auch nicht nochmal um die Rørosbahnumleiter kümmern können. Und die Wettervorhersage war für Freitag grottig, zum Wochenende aber wieder chancenreicher.

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Plötzlich gießt es in Strömen über Dombås. Nun ist das schlechte Wetter wirklich da!

Somit entschieden wir uns, die restliche Zeit nochmal nördlich Trondheim zu verbringen. Die Personenzüge auf der Nordlandsbahn sollten nördlich Hell alle verkehren. Wir meldeten uns für die letzten beiden Nächte in Gullberget Camping an.

Ob wir an den letzten Tagen trotz Vollsperrung des Knotens Trondheim noch bischen was hinbekommen haben und wie das Flugzeug zurück zum Glück nicht in Bad Oldesloe landete, davon erzählt der letzte Teil dieser Erzählung, wenn es wieder heißt "Alles anders - Norwegen Juni 2013" - demnächst hier im Forum.


https://www.blockstelle.de/anderes/Banner37.jpg

Unmöglich...

geschrieben von: Sören Heise

Datum: 24.06.13 20:08

Hej Jan,

das ist bei diesen Bildern einfach unmöglich, sich auf ein Lieblingsbild festzulegen. Die Hängebrückenmotive sind beide schön, aber auch der Musikdampfer hinterm Bahnhofsgebäude mag gefallen.


Viele Grüße,
Sören

Wieder super! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 24.06.13 21:51

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Wow, klasse

geschrieben von: D 2027

Datum: 24.06.13 23:45

obwohl ich Kreuzfahrtschiffe eigentlich gar nicht mag... Was ist eigentlich das komische kleine rote vor dem Pott?

Erik

Sehr interessanter Beitrag! Danke :-)

geschrieben von: Dr. NE

Datum: 25.06.13 08:45

Klasse Containerlücke in Glåmos

http://www.bahn-adressbuch.de/temp/link99.gif http://www.bahn-adressbuch.de/temp/link2.gif http://www.bahn-adressbuch.de/temp/link8.gif http://www.bahn-adressbuch.de/temp/link6.gif

Re: Sehr interessanter Beitrag! Danke :-)

geschrieben von: rlatten

Datum: 25.06.13 09:50

hallo Jan,
mit Freude habe ich mir die Fotos der Rorosbanen angeschaut. Wie du schreibst, endlich mal wieder ordentlich Verkehr auf dieser Strecke. die Fotos sind sehr gelungen.

Gruss aus Rotterdam
Richard

Re: Sehr interessanter Beitrag! Danke :-)

geschrieben von: Stw. B2

Datum: 25.06.13 16:37

Klasse Bericht - Klasse Bilder !
Danke dafür
Andreas
Moin Jan,
wieder schön, wie Du uns hier mitnimmst, auf Deinen Ausflug nach Skandinavien.

Trotz bewölkten Himmels hast Du es beinahe immer geschafft, einen - und sei er noch so klein - Spot einzuschalten...

Klasse aufbereiteter Beitrag, der weissgott und das erheblich mehr an Resonanz verdient hätte! ;-(


Viele Grüsse


Michael

Re: [NO] Alles anders - Norwegen Juni 2013 (3) m22B

geschrieben von: Mistral

Datum: 26.06.13 14:57

Hallo Jan,

einfach schöne Bilder, die belegen, dass sich dort oben zwar die Bahn, nicht aber die Landschaft in den letzten dreißig Jahren verändert hat. Ich kenne die Rauma- wie die Rörosbahn nur aus der Vortriebwagenzeit und leider nur von Innen.


Gruß Mistral
Danke für die Bilder der Raumabahn, ist eine schöne Erinnerung.
Ich habe letzte Jahr das Kreuzfahrer programm gemacht, mit dem Bus hoch und mit dem (Triebwagen)Zug runter.

Habt Ihr in Andalsnes auch die "Zugkapelle" besucht?

Re: Wow, klasse

geschrieben von: Klosterwappen

Datum: 01.07.13 18:05

D 2027 schrieb:
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> obwohl ich Kreuzfahrtschiffe eigentlich gar nicht
> mag... Was ist eigentlich das komische kleine rote
> vor dem Pott?
>
> Erik


Meinst Du die Tenderboote?
Das sind die Rettungsboote die oft auch verwendet werden, Passagiere an/von Bord zu bringen, wenn das Schiff auf Reede liegt!

Re: Wow, klasse

geschrieben von: D 2027

Datum: 02.07.13 10:22

Klosterwappen schrieb:
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> Meinst Du die Tenderboote?
> Das sind die Rettungsboote die oft auch verwendet
> werden, Passagiere an/von Bord zu bringen, wenn
> das Schiff auf Reede liegt!

Rettungsboote an Land die auf Schotter stehen? Bist Du Dir mit Deiner Antwort ganz sicher? ;-)

Erik