Bahnurlaub in Tschechien - Sommer 2012 (Teil 8)
Teil 8: Samstag, 28. Juli 2012: Prag Straßenbahnmuseum Strešovice
Bisherige Teile:
Teil 1: Von Zwickau über Cheb nach Chomutov
Teil 2: Von Chomutov zur Fichtelbergbahn und zurück
Teil 3: Karlsbad und Brüx
Teil 4: Rundfahrt über Sebnitz/Dolní Poustevna
Teil 5: Zwei Strecken zwischen Böhmen und Zwickau
Teil 6: Über Leitmeritz nach Prag
Teil 7: Karlštejn und Prag
Spaziergang in der Innenstadt
Heute bleiben wir in Prag. Grund dafür ist, dass heute Samstag ist und an Samstagen verkehren die Museumsstraßenbahnen und das Straßenbahnmuseum ist geöffnet. Morgen zwar auch, aber am Sonntag wollen wir das Eisenbahnmuseum in Lužna besuchen. Es ist wieder wunderschönes Wetter, auch die Nacht war warm. Wir gehen zunächst Richtung Bratrí Synku, wo ich endlich einen Straßenbahnzug in der normalerweise nicht linienmäßig befahrenen Schleife fotografieren kann. Weiter geht es zu Fuß bis zur Remise Pankrác, um die Endstation der Linie 18 zu besichtigen. Denn die Linienführung des 18ers ist ziemlich lustig, wie eine Schnecke. Wir kürzen den Weg natürlich ab und merken dann, warum die Streckenführung so seltsam ist: es geht auf einen Berg hinauf und eine U-Bahn-Station an der Straße Na Pankrácí sollte wohl angebunden werden, daher also die interessante Linienführung. Beim Depot machen wir ein paar Bilder.
Auf Linie 7 genügen Samstag Früh Solowagen (8739). Hier auf der Kreuzung Otakarova.
KT8 9065 mit Niederflurmittelteil in Linie 11 in der Schleife Bratry Synku.
Die Linie 17 fährt zwar nicht hier, aber irgendwie müssen die 17er ja auch zum bzw. vom Bahnhof kommen. Aufgenommen unmittelbar nach der Einstiegshaltestelle beim Depo Pankrac.
In den formschönen Straßenbahnwagen der Serie 9200 gibt es sehr gut lesbare und verständliche Informationsbildschirme.
Von dort fahren wir nun mit der Linie 18 bis zum Rudolfinum. Das geht ohne Umsteigen. Kurz nach dem Aussteigen sehe ich eine Sonderlinie X-A, ich glaube, die ersetzt die U-Bahn-Linie A auf einem Streckenteil (wegen Baustelle oder wegen einer geschlossenen Station). Von hier spazieren wir wieder zu Fuß in die Altstadt hinein, kommen an einigen Synagogen und am alten jüdischen Friedhof vorbei, gelangen dann auch zum Altstädter Ring. Ich möchte doch ein paar Bilder von hier haben und mir das Rathaus mal aus der Nähe ansehen. Immerhin ist es 39 (neununddreißig!!) Jahre her, dass ich zuletzt hier war und ein Foto gemacht habe. Auch die Nikolauskirche (Hussitenkirche) kann ich mir erstmals näher anschauen. Nach dem Besuch der Astronomischen Uhr verlieren wir uns absichtlich in kleine Nebengassen, kommen solcherart an dem berühmten Ständetheater (Stavovské divadlo) vorbei, das am Obstmarkt (Ovocný trh) liegt und in dem Monzarts Opern La Clemenza di Tito und Don Giovanni uraufgeführt wurden.
Der Altstädter Ring ist hinlänglich bekannt, daher ein anderes Bild aus der Innenstadt: Das Ständetheater am Rande des Obstmarktes in Prag, in dem zwei Mozartopern uraufgeführt wurden.
Ganz in der Nähe ist auch die St. Havel-Kirche (St. Gallus), dann gehen wir über andere Gassen zum Wenzelsplatz, spazieren Richtung Bahnhof hinauf, dann kommen wir an der Opletalova vorbei und hier erblicke ich dann endlich das Häuserensemble, nach dem ich schon im Vorjahr gesucht hatte: es sind genau die Häuser, die ich 1973 fotografiert habe, damals mit den vielen erzwungenen roten Fahnen und Sternen anlässlich eines Tages der „Freundschaft mit der Sowjetunion“, die gar keine war. Mir gelingt ein Bild im gleichen Blickwinkel. Der Vergleich der zwei Bilder zeigt deutlich, dass damals die Straßenbahngleise noch lagen (ich glaube, es war noch Verkehr, die Oberleitung hängt jedenfalls noch). Gleisreste sind teilweise noch heute erhalten. Ich wäre übrigens dafür, dass man die Straßenbahn hier wieder einführen sollte, wenn möglich näher zum Hauptbahnhof-Eingang, und dann weiter über den Wenzelsplatz Richtung Innenstadt.
Das Häuserensemble auf der Opletalova, aufgenommen im Sommer 2012 …
… und der gleiche Bilck 39 Jahre vorher: im November 1973 mit kommunistischer Propaganda.
Straßenbahnmuseum Strešovice
Wir steigen bei der Straßenbahnhaltestelle hlavní nádraží in die Line 9 ein und fahren bis Národní divadlo, wo wir in „unseren“ 18er umsteigen, der uns direkt zum Straßenbahnmuseum in der Remise Strešovice bringt. Hier besichtigen wir zunächst einmal ausführlich die ausgestellten Wagen, ich schaue mir die Liniennetzpläne aus alter Zeit an und ich versuche natürlich, in den beengten Verhältnisse einige Bilder zu machen.
Triebwagen 109 (Baujahr 1901) im Zustand von 1907-1923.
Der Salonwagen 200 wurde auch als Oberbürgermeisterwagen bezeichnet. Er stammt von 1900.
Schienenschleifwagen 4092: genau diesen Wagen fotografierte ich 1973 bei meinem ersten Besuch in Prag noch im Betrieb.
Leider ist der T1 5001 von 1951 von lauter Stützen umgeben und nicht schön fotografierbar.
Etwas besser ist es beim T2 6002 von 1955, gemeinsam mit einer alten Haltestellentafel.
Triebwagen 3083 von 1948 sieht etwas ungewohnt aus.
Straßenbahnfahrten: Museumszug und Baustellensonderverkehre
Danach wollen wir eine Fahrt mit einem Museumszug machen. Es sind mehrere Züge, betafelt als Linie 91, unterwegs, und nicht alles sind die gleichen Typen. Der Eintritt ins Museum kostete 35 Kronen, ebensoviel kostet der Fahrschein für eine Fahrt mit der Linie 91. Es gibt eine eigene Haltestelle innerhalb des Museumsgeländes. Hier steigen wir in den nächsten fahrplanmäßigen Zug der Linie 91 ein. Der Zu besteht aus dem Triebwagen 2272 von 1931 und dem Beiwagen 1419 von 1933:
Unser Museumszug kommt zur Abfahrtshaltestelle.
Wunderschön restaurierter Innenraum des Triebwagens 2272.
Die Fahrt geht vorbei an der Prager Burg über die Serpentinen hinunter zum Kleinseiter Ring, über die Most Legií am Národní divadlo vorbei und den Wenzelsplatz querend zum Masaryk-Bahnhof, sodann über Štefankuv Most wieder auf die andere Moldauseite und bis zum Ausstellungsgelände Výstavište. In der dortigen Schleife, die Endstation für einige Linien ist, wird gewendet. Wir steigen hier aus und hoffen, später noch andere Züge der Linie 91 fotografieren zu können.
In der Endstation Výstavište.
Der Eingang zum Ausstellungsgelände Výstavište (erbaut 1891).
Immerhin kann ich im Laufe des Tages nicht nur unseren Zug sondern auch den älteren (351+723, von 1915 bzw. 1920) fotografieren. Am morgigen Sonntag kommen mir auch noch die Züge 349+1201 (von 1915 bzw. 1930) und 240+628 (von 1908 und 1909) vor die Linse. Keine Frage, dass die alten Wagen sehr an Wien erinnern. Wir sehen die Züge so oft, dass ich sie an vielen bedeutenden Plätzen fotografieren kann.
Von Výstavište nehmen wir nun die Linie 17 und fahren Richtung Stadt. Allerdings unterbrechen wir unsere Fahrt bei der Kreuzung Strossmayerovo námestí, denn dort hat derzeit die Baustellen-Sonderlinie 31 eine stumpfe Endstation, außerdem ist von hier die große Kirche Svatý Antonín Paduánský gut mit Straßenbahn zu fotografieren.
Sonderlinie im Baustellenverkehr: Linie 31 mit Zweirichtungswagen KT8 9076 in der Haltestelle Strossmayerovo námestí.
Anton von Padua-Kirche mit einem Zug der Linie 5. Auf dieser Kreuzung kann man von allen Richtungen in alle Richtungen abbiegen. Auf Englisch nennt man so eine Kreuzung „Grand Union“.
Als nächstes steigen wir bei der Haltestelle Dlouhá trída aus, dort hab ich ja eine nette Konditorei entdeckt, wo ich meine erste heutige Mahlzeit nach dem Frühstück zu mir nehme: eine Cremeschnitte. Auf dieser Straße kommt aber auch gerade „unser“ Museumszug vorbei, den ich natürlich gerne nochmals fotografiere. Und auch der zweite Zug begegnet uns:
Museumszug als Linie 91 bei der Haltestelle Dlouhá trída.
Ein paar Schritte weiter auf dem Námestí Republiky entsteht dieses Bild der Linie 5 mit KT8 9090.
Der zweite Museumszug 351 von 1915 mit Beiwagen 723 von 1920 kommt uns aus der anderen Richtung entgegen.
Auch der Beiwagen 723 soll hier genauer gezeigt werden. Er erinnert mich an die Beiwagentype d2 in Wien.
Wir gehen wieder zum Masarykovo nádraží und fahren mit Linie 3 bis Palmovka, denn von hier möchte ich bis Krejcárek fahren, von wo ich die neue Bahntrasse zum Hauptbahnhof inspizieren möchte und Fotostellen suchen will.
Bei der wichtigen Umsteigestelle Palmovka gibt es auch Baustellen, daher auch hier eine Sonderlinie (33).
Fotostelle nahe Krejcárek
Ab nun geht es zu Fuß über den Hügel, durch den die Eisenbahn in zwei Tunnels durchfährt. Es gibt einige Ausblicke, nicht alle eignen sich aber gut für Fotos.
Triebwagen Reihe 854 unweit der Straßenbahnhaltestelle Krejcárek.
Auch die große Straßenbahnbrücke über das Bahngelände ist nicht unfotogen: Sonderlinie 33 mit Wagen 8737.
Wagen 9082 in LInie 16 fährt in die Haltestelle Krejcárek ein.
Und von hier geht es weiter Richtung Žižkov, und obwohl wir eigentlich mitten in der Stadt sind, sieht es hier ganz anders aus.
Wo der Spazierweg in einen Tunnel mündet (tatsächlich geht man durch einen Tunnel! Später werde ich herausfinden, dass hier einmal eine der Bahnlinien durchführte), kann man von einem Platz direkt über einem Tunnelportal die zwei zweigleisigen Strecken beobachten, allerdings wird die Sicht durch die vielen Bögen der Oberleitungsaufhängung getrübt.
Die linke Trasse führt nach Praha Liben und weiter Richtung Kolín, die rechte Trasse ist die Strecke nach Praha Holešovice und via Decín nach Berlin. Sie wird weit hinter der im Bild sichtbaren Straßenbahnbrücke die andere Trasse nach links überqueren. Das rechts hinten sichtbare eingleisige Tunnelportal gehört zu der (unteren) Strecke von Praha Masarykovo und führt ebenfalls Richtung Holešovice
Ich bleibe noch eine Weile und mache Bilder, dann gehe ich über den Hügel entlang, unter dem zwei neue Bahnstrecken hindurchführen und komme tatsächlich zu einem Aussichtspunkt, von dem aus ich einen guten Blick auf den Trog Richtung Hauptbahnhof habe, in der Ferne sieht man sogar den Masaryk-Bahnhof. Hier möchte ich einmal in der Früh fotografieren, denn da ist der Sonnenstand besser. Bei den abendlichen Lichtverhältnissen wird nichts draus. Ich mache nur ein Bild:
Es zeigt offenbar den EC 170 HUNGARIA von Budapest nach Berlin - und einen netten Blick auf einen Teil der Prager Innenstadt.
Ich suche nun den Weg zurück zur Straßenbahn, entdecke eine ehemalige Bahnbrücke, die mich an die Wiener Stadtbahn erinnert und die heute von Radfahrern und Fußgängern benutzt wird. Dann komme durch einige hübsche Gassen und über Stiegen in die Seifertova. Von der Haltestelle Husinecká fahre ich mit den Linien 9 und 18 wieder zurück nach Nusle, also in die Gegend unseres Hotels. Wir beenden den Tag mit einem köstlichen Abendessen in einem Gartenlokal ganz in der Nähe. „Pecená veprova krkovicka, bramborová knedlík, zelí“ steht auf der Speisekarte. Auch wenn ich den Ausdruck krkovicka nicht kenne und im Wörterbuch nachschauen muss, steht schon fest, dass ich dieses Gericht wählen werde. (Schweinsbraten vom Nackenstück, Erdäpfelknödel und [Rot-]Kraut) Um 4,20 Euro (105 Kronen) ist es wohlfeil, in Prag muss man nicht nahe der Karlsbrücke essen!! Mit dem Bild als Tagesabschluss soll wieder Lust gemacht werden auf die Böhmische Küche!
Tschechische Nationalspeise: Schweinsbraten mit Kraut und Knödeln.
Fortsetzung:
Teil 9: Eisenbahnmuseum Lužná
LG Gustav
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4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:05:05:18:22:09.