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Hallo Welt

Es geht gleich weiter mit dem nächsten Tag in den Anden. Es bleibt auch gleich bei dem einen, er war nämlich derart „ereignisreich“ (zumindest Zeitweise), dass es sonst etwas viel würde :).
Übernachtet haben wir ja in San Matero, und um den Streckenabschnitt in dieser Gegend wollten wir uns auch kümmern. Viel Spass weiterhin ...

Teil 1: [www.drehscheibe-foren.de] --> auf nach Lima!
Teil 2: [www.drehscheibe-foren.de] --> es wird gedreht!




Montag 22. Oktober 2012

Diese Nacht war nicht meine beste. Es war relativ kalt und der Lärm von Strasse und Parkplatz draussen, wo ständig LKWs kamen und gingen, gaben mir den Rest. So bin ich wach geworden noch bevor es draussen hell wurde, richtig eingeschlafen bin ich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr. Nur noch phasenweise, und dabei habe ich dann dafür wieder grossen Mist geträumt. Man hat uns komplett ausgeräumt usw., keine schönen Träume ;). Aber die Dämmerung brachte die Helligkeit zurück und der Tag begann.
Die grösste, erste und beste Frage an diesem Morgen: Wie und wo beginnen wir? Bei den wahnsinnigen Geschwindigkeiten der Züge ist immer irgendwo ein Zug unterwegs am Pass, den muss man nur mal finden - was gar nicht einfach ist bei einer Strecke wo man die Bahn mehrheitlich nicht einsieht. Aber das Glück war auf unserer Seite! Wir waren mit dem Frühstück bereits fertig (Rührei mit einem ganzen Krug frisch gepresstem Papayasaft) da rollte auf der anderen Talseite ein Zug ins Tal. Ahha! Richtig eilen konnten wir nicht, den wir mussten alle noch kurz aufs Klo und das Gepäck wollte auch wieder auf der Ladefläche vertaut werden. Aber einen Stress muss man sich sicher nicht machen.

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Daniel und Philippe beim beladen unseres Autos. Ein Blick vom „Balkon“ unseres Zimmers.

Ich tauschte vor der Abfahrt an der Rezeption wieder den Zimmerschlüssel gegen meine ID und wir fuhren los, dem Zug hinterher. Und an der ersten potentiellen Stelle, schon auf halber Strecke nach Matucana, stand ein Gegenzug im Gleis und wartete auf die Kreuzung. Das kann ja noch dauern ;). Wir waren mal so frech und liefen in der aufgehenden Sonne zur Lok vor. Und schon war das erste Bild im Kasten, die Mannschaft sass auf der Lok und machte einen schlafenden Eindruck.

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[maps.google.com]
Zwischen Matucana und Tamboraque gibt es eine einzige Ausweichstelle, und da stand an diesem morgen ein Zug drin. Wie praktisch! Wir stellten uns an den Strassenrand und liefen mal zur Lok vor. Das Personal schlief und der Kreuzungszug war noch weit weg.

Um die Fotoausbeute zu optimieren standen wir weiter hinten an der Ausfahrt bei einer kleinen Kapelle und warteten auf den kreuzenden und von uns gesichteten Zug ins Tal. Und was stand da vor unserer Stelle im Schatten? Lok 701 mit drei Wagen. Die Titolok auf der Strecke, also doch!

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[maps.google.com]
Hinter dem ersten Zug stand auf der Strecke ein weiterer Zug mit Lok 701. Dazwischen stand noch die Draisina, und alle warteten über eine Stunde auf den Gegenzug.

So sollte es sich ja gleich noch mehr lohnen an der Stelle stehen zu bleiben. Die Sonne war etwa 90° und somit waren beide Richtungen kein Problem zum Fotografieren. Als erstes erwarteten wir den Küstenfahrer in der Kreuzung. Der wird sich hinstellen und der erste Zug verlässt den Bahnhof. Der zweite Bergfahrer folgt dem ersten (wie dicht wohl?). Dann kann der Talfahrer wieder raus. Dazwischen steht auch die Draisina, aber die kann sich eh fast in Luft auflösen ;).
Wie man es sich von den Peruanern gewohnt ist verlief die Sache äusserst gemütlich ab, man blubberte wieder herum, an den Weichen und den Zügen. Dann kam der Zug aber schon rein, über einer Stunde nach unserer Ankunft.
Das Bild von der Titolok wie sie dem ersten Zug hinterher fuhr klappte schon mal prima. Auch das Bild vom Westfahrer war bestens, wobei uns da noch ein Bautrupp ins Bild stand. Lex Wilderness, da wird in dem Inkadorf oben mal etwas gebaut, und genau wenn der Zug kommt müssen die Arbeiter Armierungseisen herum reissen. Egal, dafür war auch unser Auto noch mit im Bild ;).

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[maps.google.com]
Der Talfahrende Zug ist zur Kreuzung eingetroffen und bleibt stehen, erst muss ja 701 von der Strecke. Sie folgt dem ersten Zug dicht, im Sichtabstand.

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[maps.google.com]
Kaum war die Strecke frei kam der Talfahrer mit Lok 1007 (einem Sahnestück) daher, das Ziel ist Matucana.

Als dieser Zug vorbei war eilten wir zur Spitzkehre vor der Ausweiche, da müsste die Titolok ja noch stehen. Die Spitzkehre ist auf engstem Raum gebaut, es reicht nicht um den Zug zu umfahren. Stattdessen wird der Zug für das kurze Stück, etwa 1.5km, zurück gedrückt um dann oben nach der nächsten Spitzkehre wieder vorwärts fahren zu können. Das funktioniert natürlich äusserst speditiv, wenn man den will.
Die Titlok stand noch da und wir hatten ausgiebig Zeit um ein paar Fotos von der Lok zu machen. Als der erste Güterzug oben aus der Spitzkehre raus zog machte sich der zweite Zug auf den Weg da hinauf.

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[maps.google.com]
Nur etwa einen Kilometer weiter vorne liegt die erste „richtige“ Spitzkehre der Strecke. Der Zug kommt von unten, befährt das Ziehgleis und drückt dann rückwärts auf die obere Ebene.

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[maps.google.com]
In dieser Gegend lohnt sich ein Blick auf die Strasse eigentlich immer, skurriles ist immer unterwegs ;)

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[maps.google.com]
Richtig viel sah man an dieser Stelle nicht, aber überholen kann man ja trotzdem. Auf der Carretera Central sind unzählige LKW's unterwegs, die Bahn fristet daneben ein Schattendasein.

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[maps.google.com]
Fertig, die Weiche gedreht und rauf gehts!

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[maps.google.com]
Als Besenwagen kommt wie immer die Draisina am Schluss. Oben ist gerade noch die Lok des ersten Zuges zu sehen die, wieder vorwärts, wieder Bergwärts strebt.

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[maps.google.com]
Häufig klebt die Bahn irgendwo im Fels, wie hier an dieser Stelle.

Unterwegs folgte dann ein Hauptmotiv an der Strecke! Das Viadukt Chaupichaca, eine Stahlbrücke die auf diffizile Art und weise das Tal überquert. Wir rannten am östlichen Brückenkopf den Hügel hoch (Sauferstoffzelt!) und warteten auf die Züge.
Den ganzen Vormittag war es bisher Wolkenlos, zur Mitgaszeit drückte aber von den Bergen her eine Wolkenfront ins Tal, diese kam der Sonne schon bedrohlich nahe. Zwei Züge = zwei Chancen. Gleich die erste Chance nutzen wir, der lange Zug kam prima im Licht auf der Brücke. Wie dicht der zweite nun folgt war bisschen eine Lotterie, es hätte natürlich lange dauern können. Tat es aber nicht, kaum 5min nach dem ersten Zug kam die Titolok aus dem Tunnel raus gefahren, in der Sonne. Bis die halbe Brücke überfahren war, dann wurde es zappenduster. Aber Wurscht, es hätten auch beide Züge im Schatten kommen können.

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[maps.google.com]
Dank bereits etwas erlangter Ortskentniss wussten wir danach wo wir hin wollen, zur Brücke Chaupichaca. Die Züge sind langsam und wir hatten keine Mühe den ersten Zug an der Stelle zu erlegen. Wir hätten nicht mal rennen müssen ...

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[maps.google.com]
Etwa 5min nach dem ersten Zug kam auch 701 aus dem Tunnel. Leider 20 Sekunden zu spät, den nur einen Augenblick später schob sich ein Schatten über die Brücke und verdunkelte die vorbeifahrt.

Wir stiegen vom Felsen wieder herunter und fuhren weiter hinauf, zum Bahnhof von Tamboraque. Ob wir wirklich in den Bahnhof rein wollen? Wir waren uns nicht sicher. Nicht wegen der Strecke, aber der ganze Ort besteht aus einem riesigen Industrieareal. Mit Werkschutz und so ... mmh, auf eine Begegnung mit diesen Hombres etwas hatten wir wenig Lust.
Oben am Gleis war aber eine Frau mit einem Kind am Wäsche waschen draussen, also kann es so schlimm nicht sein. Etwas auffällig war da nur Daniels parkmanöver, welches 2min dauerte, dass bestimmt jeder Wachmann darauf aufmerksam wurde (dank dem lauten piiiiip piiiip beim Rückwärtsfahren unseres Auto waren wir weit herum hörbar ;)). Danke liebes Mienenauto für deine Unauffälligkeit.
Was in diesem Bahnhof dann geschah kann ich nicht detailliert wiedergeben. Da würden wir nie fertig. Auf jeden Fall kamen die beiden Züge zeitgleich mit uns rein. Und dann ging die Rangiererei los. Auf einem Gleis etwas ausserhalb des Bahnhofs standen noch ein paar Wagen abgestellt. Beide Züge machten sich an diesen Wagen zu schaffen und es wurde über eine Stunde lang rangiert und gebastelt und umgehängt ... nicht nachvollziehbar was es alles soll. Am Schluss war der Zug dann zu lange um ihn durch die nächste Spitzkehre zu drücken, so wurde wieder geteilt und vereinigt und gedrückt, gezogen, verschoben und gebastelt. Unheimlich! ;)
Wir konnten alles beobachten und hatten am Schluss Sonnenbilder von beiden Loks im Kasten. Immerhin, denn meist als die Loks bei uns waren war es Schattig und wenn die Loks irgendwo weiter vorne standen war es Sonnig, klar ;).

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[maps.google.com]
Mit Tamboraque ist die nächste Siedlung erreicht. Hier gibt es auch wieder Vegetation und die Bahn sucht sich ihren Weg durch den „Urwald“.

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[maps.google.com]
Auch der zweite Zug traf kurz danach in Tamboraque ein, hier steht er vor der Bahnhofseinfahrt und wartet mal was geschieht.

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[maps.google.com]
Auch in Tamboraque ist eine Spitzkehre, direkt hinter dem Bahnhof (am Zugschluss) befindet sich die Weiche und das Gleis zum Berg. Bevor der Zug aber da hinauf drückt wurde Ewigkeiten Rangiert und gebastelt. Einerseits hier in diesem Bahnhofsteil, andererseits auch im Bahnhofsteil etwas weiter hinten, wo auch Wagen abgestellt waren.

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[maps.google.com]
Mit einem scharfen Blick ist Lok 701 im zweiten Bahnhofsteil erkennbar.
Ebenfalls erkennt man auf dem Berggleis ein Zugteil abgestellt, auch hier war der ganze Zug wieder zu lange um im Ziehgleis vom Bahnhof zu parken, so wurde er getrennt „bereit gestellt“.


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Gleich gehts für 1001 rauf auf den Berg, 701 stellt sich schonmal bereit um auf die Weiche zu fahren, die hatte noch weitere Rangierarbeit zu erledigen.

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[maps.google.com]
Für Lok 701 gab es auch nochmal einen Sonnenspot.

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[maps.google.com]
Neben den Wohnhäusern einiger Peruaner rangiert 701 wieder hin-und-her.

Serpentine nötig, kein Matiz und kein RAV4 Weg. Oben am Bahnhof war der erste Zug bereits eingetroffen und er drückte gerade zurück .. warum auch immer. Ah, von oben kam ein Zug runter der gekreuzt werden musste. Warum dann zurück drücken? Gegenzug zu spät bemerkt? ;) Leider war es nun komplett dunkel geworden und an Sonne gar nicht mehr zu denken.

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[maps.google.com]
Nachdem die Bahn oben die Spitzkehre durchfahren hat kommt sehr bald schon San Mateo ins Blickfeld (von San Mateo kann man nach Tamboraque hinuntersehen). In eben diesem Bahnhof befinden wir uns. Der erste Zug hat sich in die Ausweiche gestellt und kreuzt mit einem Talfahrer. Heute war ja ganz gut was los auf dem Berg! Innerhalb von 5h zwei Talfahrer ...

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Nochmal unser Auto, mit den höher liegenden Quartieren von San Mateo im Bild

Sollte es dass gewesen sein? Vielleicht, wobei weiter oben wieder blaue Löcher zu sehen waren. Wir versuchten unser Glück und fuhren dem Zug wieder vorweg. Die Stelle die wir fanden war spektakulär. Eine Brücke in den Felswänden drin, darunter die Strasse (die man aber prima abschneiden kann). Wir sassen erst recht lange in der Sonne (die gerade von oben kam), dann wurde es aber dunkel. Der Zug liess sich leider zu viel Zeit und kam voll im Schatten.

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Hinter San Mateo die nächste Stelle. Eine Brücke im Fels. Bei unserer Ankunft konnten wir uns noch Sonnen bevor das Wetter aus den Bergen heraus zu uns zog. Es wurde kalt, nass und dunkel.

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[maps.google.com]
Die besagte Brücke von beiden Seiten (das untere Bild ist von Philippe). Auf Lok 701 mussten wir gar nicht erst warten, die war wegen dem Kreuzungszug sicher über eine Stunde weit weg ...

Weiter, dass blau in den Bergen war noch ganz weg. Weit kamen wir nicht, es gab noch zwei Dunkelbilder um Rio Blanco, aber die Umgebung ist auch ohne Sonne spektakulär genug um die Bilder zu machen!

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[maps.google.com]
Vor Rio Blaco kommt die nächste Spitzkehre, 1001 ist mit dem Zug bereits im Aufstieg. Das Ende dieses Ziehgleises liegt in einem Tunnel (so knapp ist der Platz da), entsprechend eilig dürften es die Lokführer haben mit dem Zug da weg zu kommen – gute Luft da drin ;)

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In Rio Blanco wird das Tal kurzzeitig etwas weiter, und es gibt sofort wieder etwas Zivilisation.

Wir fuhren im weiter vorweg bis zu einer Stelle einige Kilometer weiter. Davor gab es irgendwie nichts und so richtig motiviert waren wir bei der Wolkensituation auch nicht mehr. Wir suchten etwas wo man gemütlich im Auto warten kann um nach dem vollen Vormittagsprogramm etwas entspannen zu können. Das fanden wir und der Talblick wäre phantastisch, fehlt nur der Zug.
Wir schlachteten gleich bei der Ankunft erstmal unsere Piña und mampften uns gesund. Mmmh, diese Ananas hatte einfach nicht viel mit dem zu tun was man bei uns im Supermarkt bekommt. Dafür hatte ich danach den ganzen Nachmittag wieder etwas zu tun mit dem rauspulen von Ananasfasern zwischen den Zähnen ;). Die Ananas war fertig und dann mussten wir ins Auto zurück, es war draussen einfach zu kalt. Kunststück, auf über 4000 Meter.
Die Dunkelphase war lange, die Sonnenphase danach auch. Aber nicht lange genug, den als der Zug nach über 2h warten endlich kam war es wieder dunkel finster. Und es sah ziemlich definitiv dunkel finster aus.

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[maps.google.com]
Wegen extremen schlechtwetters suchten wir uns einen gemütlichen Platz zum Mittagessen und dösen. Wir fanden ihn zwischen Chilca und Casapalaca, wo Bahn und Strasse auf der gegenüberliegenden Talseite verläuft. Da zwischen Rio Blanco und unserer Stelle erneut eine Spitzkehre liegt brauchte der Zug fast zwei Stunden bis zu uns ... trödeltrödel! Es war das letzte Bild des Zuges.

Die Zeit die uns blieb bis zum Eindunkeln nutzen wir fortan noch zum Studium der Strecke. Wir fuhren gleich mal hoch bis zum Pass, bis auf 4820 Meter über Meer! Die Landschaft ändert sich und bekam Hochgebirgscharakter, mit kahlen Berghängen, roten Felsen und Flächen ohne Bewuchs. Am Pass oben folgt die Bahn dann sogar kurzzeitig einem kleinen See, alles Fotostellen für die einem hier auf der Strecke leider definitiv die Züge fehlen. Aber wir haben ja noch ein paar Tage Zeit, schauen wir, was wir noch reissen können!

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[maps.google.com]
Dieser Punkt markiert die Passhöhe über den Hauptkamm der Andenkette. Mit 4818 Meter über Meer ist dieser Punkt höher als der höchste Punkt auf unserem Kontinent, die Spitze des Mont Blanc auf „nur“ 4810 Meter.

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Und was gibt es auf fast 5000 Meter sonst noch so ausser einer Strasse? Mienen ... ganz viele Minen welche die ganzen Berge umgraben und Bodenschätze aus der Peruanischen Erde holen.

Das nächste Ziel war La Oroya, wir mussten Tanken (das erste mal übrigens!), wir brauchten wieder ein paar Soles und wir wollten uns mal noch den Streckenteil da unten anschauen. Am Pass verlässt die Bahn das Tal der Strasse und wechselt mittels Tunnel das Tal. Da hinten wäre die Strecke sicher auch wunderschön, aber praktisch unerreichbar. Erst vor La Oroya treffen Strasse und Bahn wieder aufeinander.
Das Tal und die ganze Landschaft um La Oroya ist ... speziell, schon hässlich. Riesige Mienen haben sich breit gemacht und verpesten Luft und Umwelt. Riesige Abraumberge liegen herum und die grösste aller Hässlichkeiten steht in La Oroya selber. Ein Stahlwerk, riesig, einfach scheusslich. Dieses Werk dürfte mit ein Grund dafür sein, dass dieser Ort zu den 10 schmutzigsten dieser Erde zählt (nach [www.blacksmithinstitute.org]! Es riecht auch überall etwas merkwürdig. Was wohl ein Tag hier in diesem Tal an Lebenserwartung kostet? ;)
Aber die Leute leben hier, wohl vor allem weil es hier auch (gut bezahlte) Arbeit gibt. Peru ist ein Entwicklungsland mit einer Armutsquote von über 50%, da darf man sich nichts vormachen.
Die Strasse im Ort ist gesäumt von Motels und Hospedajes (Unterkunft), aber bei den meisten will man nicht mal daran denken wie es drinnen aussieht. Aber es gab doch zwei Häuser die ganz passabel aussahen (von aussen), was drinnen ist wird man dann sehen.
Wir schauten uns den ganzen Ort mal an, auch die Strecken nach Huancayo und auch die nach Norden (Cerro de Pasco), vor allem um heraus zu finden ob da überhaupt etwas fährt. Gerade die Gleise nach Norden sehen befahren aus, ein Grossteil des Verkehrs vom Pass wird wohl da hin laufen. Was nach Huancayo geht? Das wissen wir nicht ... dem vernehmen nach nicht gerade viel.

An einem Bankautomaten bekamen wir Geld, in einem Krämerladen eine Buddel Atombrause und an einer Tanke Diesel. Dieser ist mit 13.5 Soles pro Gallone nicht wirklich günstiger als bei uns. Zusammen mit dem Verbrauch unseres Camionetta ergibt dies schmerzhafte Ausgaben. Gut kann man hier keine „Kilometer bolzen“, wir haben seit der Übernahme gerade mal 400km zurück gelegt, trotz ewigem hin und her gegurke. Was wir uns noch nicht ganz sicher, was für Gallonen wir genau ins Auto lassen, sind es US Gallonen (3.6 Liter) oder Imperial Galonen (4.55 Liter) --> Es sind US Gallonen.
Nach kurzer Beratungszeit beim Tanken kamen wir zum Entschluss in La Oroya auch gleich zu übernachten, wenn uns denn ein Motel gefällt. Die Alternative wäre das Motel von letzter Nacht gewesen, welches für den Preis eine gute Leistung erbrachte. Mit dieser Option im Hinterkopf besuchten wir die zwei „anständigen“ Motels. Das erste hatte keine 3er Zimmer mehr frei (echt wahr!), doch im zweiten klappte es. Der Preis ist zwar ganz ordentlich und Parkplätze vor dem Hotel sind irgendwie nicht vorhanden, aber des passt. Die anderen beiden haben das Zimmer beäugt und berichten von sauberen grossen Betten, W-Lan und heissem Wasser in der Dusche ;). Alles Punkte, die für das „Hotel Michelin“ sprechen.
Es war gerade mal 16:30 Uhr als wir das Zimmer fix hatten. Blieben noch zwei Stunden Helligkeit die wir mit dem Streckenstudium verbrachten. Wir fuhren der Strecke auf dieser Seite des Passes so lange nach wie es ging. Dabei gelangten wir zur dankbaren Erkenntnis, dass man auf dieser Seite nicht so viel (=gar nichts) machen muss wenn die Zeit den knapp wird. Das Tal ist zwar ganz nett, verliert aber im Vergleich mit den Stellen auf der anderen Talseite.
Auf der Fahrt nach hinten kamen wir voll in den Regen rein. Dieser war angekündigt und kräftig. Dabei sorgte ich mich etwas um meinen Koffer, der "verpackt" hinten im Regen stand .. ob das hält? Wir würden es heraus finden.
Die Fahrt auf der Holperstrasse rein ins Tal war kurzweilig. Merkwürdig war bloss, dass wir ziemlich am Anfang den Eingang zu einer Mine passierten und dabei auch argwöhnisch beäugt wurden. Da hinten liegen aber ganz normale Dörfer. Immerhin, wieder mal fielen wir mit unserem Auto unter den ganzen Minenenautos nicht auf. Auf diesem sehr weitläufigen Mienengelände gab es ordentlich Eisenbahn zu sehen, zwei Bauzüge waren auf der Strecke zu Gange und an einem Punkt standen zwei weitere Loks und viele Wagen herum (Schrott oder Betriebsfähig, so genau sahen wir es nicht).
Als es langsam dämmerte machten wir uns wieder auf den Weg raus aus dem Tal, zurück nach La Oroya. Wir schafften es aber nicht vor Einbruch der Nacht. Dicke Wolken die über La Oroya ein Gewitter brachten hingen über der Landschaft und liessen der Dämmerung keine Chance. Es war auf einmal einfach dunkel, innert Minuten.

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Am Nachmittag, nach der Hotelsuche in La Oroya, kümmerten wir uns noch etwas um den Streckenverlauf auf dieser Seite der Anden. Als es aber zu dunkel wurde zum Besichtigen kehrten wir zurück .. und das Wetter wurde besser und besser ;)

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Mahr Tunel nennt sich dieser Bergbauort. Der Ort liegt auf dem Gelände einer Mine, ein wunderschöner Ort zum Wohnen *urks* Die Sonne schien in diesem Moment aber diffus durch ein Wolkenloch und verzauberte die ganze Landschaft.

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Blick zurück auf den „Bahnhof“ von Mahr Tunnel. Die Gleisanlagen sind ausgeprägt, überall könnte man Wagen beladen oder entladen.

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Kaum 10min später, wir waren wieder auf der Hauptstrasse, war es komplett dunkel und starker Regen setzte ein.

Im strömenden Regen erreichten wir unser Hotel wieder und da lüfteten wir das Geheimnis um unsere Koffer. Die beiden waren nicht mal ein bisschen angefeuchtet, das System Wipf beim Verpacken hielt einem langanhaltenden und starken Regen stand. Dann kann eigentlich kommen was will, dicht bleibt es!
Unter den Augen des Wachmannes vom Hotel räumten wir unser Auto und schleppten alles hoch aufs Zimmer. Wachmänner gibt es in La Oroya (und ganz Peru) übrigens immer und überall, man scheint Angst vor irgend etwas zu haben.
Dann ging es ans Essen und es wurde ein letztes mal spannend heute. Ich nahm mir fest vor es mit Cuy zu Probieren. Die isst man in dieser Gegend anscheinend besonders gern. Und was wäre ich für ein Tourist wenn ich die lokale Spezialität probieren würde? ;)
Wir blieben gleich bei uns im Hotel zum Essen. Daniel war zwar erst überhaupt nicht begeistert von dem Restaurant, als er aber beim Zimmer beziehen die Portionen sah änderte er seine Meinung. Guut, denn unser Gastrokritiker #1 muss natürlich mit der Restaurantwahl einverstanden sein ;).
Ich bestellte also tatsächlich das Cuy und dazu Inca Kola - Peruanischer geht es wohl kaum. Das Cuy war speziell. Natürlich ist da praktisch nix dran, geschmacklich lag es irgendwo über den Hähnchen, es roch neutral, aber doch nach ein bisschen mehr als einfach nur Hähnchen, naja, ganz lecker! Etwas "schwierig" für unsereins war der Anblick beim Servieren. Da war ja eigentlich noch alles dran, ausser dem Kopf (zum Glück) ;).
Mit vollem Bauch, die Beilagen waren reichlich und Philippe hatte mit mir Mitleid und gab etwas von seinem Fleisch ab, schlossen wir das Essen ab. Achja, Cuy = Meerschweinchen.

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Und das muss auch sein, ein Bild von meinem Abendessen. Meerschweinchen und Atomcola! Lecker .. hihi, das Bild von der Meersau nach der erfolgreichen „Schlachtung“ lasse ich weg ;)

Im kleinen Krämerladen auf der anderen Strassenseite kauften wir noch dies und das (da hätte es sogar Toblerone gegeben, wie unpassend) und füllten die Vorräte im Auto auf. Dabei kam der Wachmann und bat uns das Auto doch noch näher an die Fenster des Restaurants zu stellen. Da sehe er das Auto besser. Daniel parkte also kurz um, alles bestens, wir hatten ein besseres Gefühl.
Im Zimmer schreibe ich diese Zeilen als es an der Türe klopft. Da war der Wachmann wieder, wir können das Auto jetzt noch näher und besser Parken, damit er es wirklich die ganze Nacht sieht. Daniel ging halt eben runter.
Unser Reserverad welches hinten angekettet auf der Pritsche lag, liegt jetzt im Treppenhaus unter uns. Am Auto sei es nicht sicher, da müsste man ja nur mit einer Säge ran. Dieser Wachmann schiebt ja ganz schön Panik, ist dieser Ort wirklich so schlimm? Dann weiss ich gar nicht ob wir nochmal hier übernachten wollen .. :). Auch etwas merkwürdig an diesem Hotel: Die Steckdosen fressen US Stecker, wo alle anderen bisher mit den EU Steckern zufrieden waren - merkwürdiges Land, wie machen die Peruaner das den? Haben die alle Adapter (wie wir Touristen) im Sack? ;)




Natürlich bleiben wir auch beim folgenden Teil noch in der Gegend, lernen aber noch eine neue Ecke kennen.

Grüsse aus der Schweiz,
Nil

Ps. wer diese Tour mit dem ÖV macht verdient meinen Respekt :-)


Übersicht über meine Reiseberichte in diesem Forum (nicht nachgeführt): [www.drehscheibe-foren.de]

Leben und Leben lassen ...

Sehr genial! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 10.01.13 01:09

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg
Hallo auch,

die ersten beiden Teile waren ja schon genial aber dieser ist legt nochmals ordentlich nach.

Ganz großes Kino. Was hat es mit der "Titolok" auf sich, warum wird sie so genannt?

Grüße Ludwigsburger

Ich bin begeistert!Tolle Bilder! (o.w.T)

geschrieben von: schraube_locker

Datum: 10.01.13 08:53

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Ludwigsburger schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Was hat es mit der "Titolok" auf
> sich, warum wird sie so genannt?

Siehe [emdexport.railfan.net]

Überführungsfahrten

geschrieben von: Jan Olaf Heiland

Datum: 10.01.13 18:27

Hallo Nil,

die Überführungsfahrten der LKW-Fahrgestelle sind ja originell. Ausgerüstet mit provisorischer Windschutzscheibe und Scheinwerfern fanden noch bis in die 60er Jahre auch bei uns in Deutschland die Fahrten vom Hersteller zum Karrosier statt. Und auch bei uns wurde dabei dem Fahrer oftmals nur ein Schutzschild und keine provisorische Hütte gegönnt.

Da kein Führerhaus vorhanden ist, werden vermutlich Busse auf den LKW-Fahrgestellen aufgebaut, was dann in modernerer Version wie folgt aussehen kann. Frontmotor ist dabei kein Hindernis.

ENCAVA 3.jpg

Microbusse Anfahrt auf Haltestelle.jpg

Grüße von Jan Olaf



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:01:10:18:32:16.

Re: Überführungsfahrten

geschrieben von: hanssmit53

Datum: 11.01.13 00:52

Die unverständlichen Rangierarbeiten könnten mit der Gewichtsverteilung innerhalb des Zuges zusammenhägen. In Brasilien, wo ich wohne, wird auch viel an Züge herumrangiert. 20 % Gewichtsunterschied zwischen Wagen ergibt eine Komplette Umgestaltung des Zuges sodass die schwerste Wagen hinter der Lok laufen, dann die weniger schweren in abfallender Folge.
Scharfe Kurven ohne Überhohung, schlechte Lage erklären vieles.
Hans

Einige Tippfehler korrigiett



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:01:12:00:01:08.

Re: Überführungsfahrten

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 12.01.13 16:13

Sehr interessanter Bericht, tolle Fotos, merci!
Persönlich gefällt mir die Lok 701 in ihrer heutigen Farbgebung und mit den diversen Scheinwerfern ausgezeichnet! Dass ihr die auf der Strecke im Einsatz fotografieren konntet finde ich super.
Als ich die Bahn im 2001 besuchte, war dieser Loktyp ( 6 Stück 701-706 von Villares [später Gevisa] in Brasilien im 1986 gebaut) noch Alltag vor Güterzügen. [www.railpictures.net]

Die Brücke oberhalb San Matteo, die direkt aus einem Tunnel in der senkrechten Felswand führt, ist die Puente del Infernillo oder Höllenbrücke ;-)

Georg



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:01:12:18:53:35.
Sehr beeindruckend, das Bild vom Essen hättest du aber weglassen können, *würg* ....

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
Kondenslok.de (temporär offline) + Industrial Railways of Indonesia SIG (fc)
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.