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 08/01 - Auslandsforum "classic" 

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Um 7.55 Uhr erreichen wir pünktlich Atyrau, die Stadt am Kaspischen Meer!

Am verschlafenen Bahnhof wechseln wir zunächst unsere Rubel in kasachische Tenge
und ein freundlicher Taxifahrer macht sich erbötig, uns in ein Hotel zu bringen!
Nach einer ausgiebigen Dusche wird das WLAN angezapft und… (siehe oben)
Danach begeben wir uns zu Fuß in die Stadt.
Die erste Überraschung: Der Sprit kostet 45 €Cent!
Wir steuern zielsicher die Brücke über den Fluß Ural an –
der südöstlichste Punkt Europas trifft dort auf Asien.
Ein ausgedehnter Stadtspaziergang führt uns durch das Zentrum vorbei an der riesigen Manjali-Moschee und einer Vielzahl an pompösen Hochhäusern!
Ladas sucht man hier vergebens – SUV´s der Marken Porsche Cayennes, Audi, BMW und PickUps scheinen hier hoch im Kurs zu stehen….
Nach einem feinen Mittagessen und eingedeckt mit frischem Wasser, Bier und Brot kommen wir rechtzeitig per Taxi am Bahnhof an.

Der vierte Zug
(Dank Helmut Utti Uttenthaler wissen wir, dass die Abfahrtszeit unseres Zuges sich nach der Astana Zeit richtet – somit eine Stunde vor Atyrau Ortszeit…)
Unser Zug steht schon am Bahnsteig und wir haben nach unserer Berührung mit den tadschikischen Staatsbahnen keine allzu großen Erwartungen mehr an das Wagenmaterial! …..

….weit gefehlt…..

DAS haben wir wirklich nicht erwartet! Modernste Wagons und Schlafwagen stehen am Bahnsteig bereit! Unserer ist ziemlich in der Mitte und wird von einem sehr netten Schaffner betreut. Die Abteile sind blitzblank und sehr gemütlich!
Die Toiletten sind maximal sauber und jeder Wagon verfügt über einen spiegelblanken Samowar!
Unsere Sachen sind schnell im Abteil verstaut und es zieht uns wieder auf den Bahnsteig, wo eine schier unendliche Zahl an Reisenden in die Wagons drängt!
Wir bestaunen einen Zug aus Tashkent kommend und schicken uns an, ein paar Fotos von der Lok und dem Bahnhof zu machen.
Da schält sich plötzlich ein unscheinbarer Herr aus dem Rest der Wartenden heraus, zeigt uns einen Polizei Ausweis und weist uns höflich,
aber ohne uns eine Möglichkeit zum Widerspruch zu lassen, darauf hin, dass Fotos vom Bahnhofsareal nicht erwünscht seien.
Beim Löschen der soeben gemachten Fotos sieht er uns penibel auf die Finger!
Der Verlust ist leicht verschmerzt, da wir wenige Minuten später ab- und an eben diesem Teil des Bahnhofes vorbeifahren.
Ein Besuch im bummvollen Speisewagen bringt mir leider am nächsten Tag Montezumas Rache (vulgo: Spritzgack) ein.
Yomogi sei Dank – Der Wirbel ist nach einem Tag wieder vorbei, aber es ist auch im bequemsten Abteil nicht angenehm, krank zu sein…
Die Landschaft, die an uns vorbei zieht, ist einfach unendlich flach.
Die untergehende und aufgehende Sonne bietet ein unglaubliches Bild.
Auf den Bahnhöfen herrscht reges Treiben. Unzählige Frauen bieten alle möglichen Köstlichkeiten an –
Melonen, Gurken, Tomaten, Teigtaschen, Brot, Gemüse, faschierte Laibchen,
getrockneten Fisch …..
Das wunderbare Geräusch von Stahlrädern auf Schienen schläfert uns immer wieder ein.

Unaufhaltsam nähern wir uns Almaty und auf die Minute pünktlich erreichen wir den Bahnhof Almaty 2.
Es ist schon dunkel und der Übergang über die Gleise ist nahezu unbeleuchtet.
Dieser Umstand, das schwere Gepäck, eine unübersehbare Menge an Reisenden und der miese Zustand der Stiegen machen den Auf- und Abstieg zu einem unerwarteten Abenteuer.
Durch ein paar dunkle Straßen stolpern wir zu unserem Hotel.
Dieses ist klein und sehr nett eingerichtet! Sauber und gemütlich! Gratis WLan… (siehe oben)

Am nächsten Tag starten wir zu einem Stadtspaziergang durch die „Apfelstadt“ – Der feine Nieselregen kann unseren Tatendrang nicht stoppen
und wir schaffen den Weg zum Park der 28 Panfilowzy, zur Erlöser Kirche und dem imposant – kolossalen Kriegsdenkmal, in dessen Nähe sich mehrere Sowjet Style Gebäude befinden.
Der Verkehr ist einfach nur ein Wahnsinn. An jeder Ecke stehe Autostopper und es verkehren O Busse, Strassenbahnen und eine U Bahn in der Stadt.
Im Hotel haben wir eine Karte bekommen, die so tut, als ob der Kompass noch nicht erfunden ist! Oben ist Süden & unten Norden – links ist Westen und rechts folgerichtig Osten.
Entsprechend mühsam bahnen wir unseren Weg in Richtung Kok Tobe, den Hausberg Almatys, auf den eine Seilbahn führt.
Unter dem Fernsehturm sitzen wir ein Weilchen bei einem Bier und bewundern das Panorama Almatys und der umliegenden Berge.
Die Rückfahrt zum Hotel gestaltet sich – vorsichtig ausgedrückt – spannend.
Der Besitzer des schrottigsten Taxis von Almaty versteht kein Englisch und kein Russisch (somit ist mein Wörterbuch entbehrlich) –
wir sprechen kein Kasachisch! Das Wort Hotel bleibt ihm ein Rätsel und die Karte verwirrt ihn mehr als uns – zumal unser Hotel so auf der Karte eingezeichnet ist,
als hätte es die Größe des Petersdoms. In wildem Ritt überqueren wir so ziemlich alle Schlaglöcher der Stadt –
unser Fahrer scheint Ambitionen auf den ersten Grand Prix Sieg in Almaty zuhaben….



Wir kommen einigermaßen gerädert im Hotel Astra an und es startet das übliche Programm:
Dusche, WLAn und Restaurant….

Der fünfte Zug
Nach einem feinen Frühstück steuern wir den Bahnhof an. Jetzt können wir auch Fotos machen, die zwei Tage vorher wegen der Dunkelheit nicht möglich waren.

Unser Zug wartet bereits und wir können es fast nicht glauben: wieder modernste Waggons und eine schnittige Lok warten auf uns.
Der eine Wagon - der unsere nämlich - den wir in der ersten Euphorie nicht wahrgenommen haben, scheint allerdings älter als wir zu sein!
„1994“ – lautet der erste Stempel der Kasachischen Bahn auf der Hinterseite des Wagons.
Der Wagon scheint mehrmals übermalt worden zu sein und aktuell ist er im kasachischen Hellblau - Gelb gehalten -
ein reichlich mitgenommenes Schild auf den Stufen in den Wagon deutet auf eine bewegte Geschichte hin:
Ammendorf GMBH.

Das Interieur hatte zwar schon bessere Zeiten erlebt, aber die noble Eleganz längst verblasster Momente ist noch deutlich zu spüren!
Steckdosen gibt es keine im Abteil – dafür noch eine Netzablage für den Hut. Eine kleine, ausgeklügelt - ausklappbare Leiter,
über die man zur Gepäckablage hochsteigen kann und uralte Lichtschalter erweckten rasch unsere Aufmerksamkeit.
Die Fenster sind leider mit Holzleisten verriegelt und somit nicht zu öffnen - aber das tat der Gemütlichkeit in diesem etra sauberen Zwei-Mann Abteil keinen Abbruch.
Ein freundlich – griesgrämiger Provodnik besucht uns bald in unserem Abteil und bringt uns frische Bettwäsche.
Auch in diesem Zug, der Almaty pünktlich verlässt, diente unser Abteil dem Provodnik als Abstellplatz für mitgeführte Pakete, die in diversen Stationen gegen Bares ausgehändigt wurden!
Zurück ging es die Strecke bis weit hinter CHU, wo der Zug die Richtung änderte und nach Norden – Richtung Astana – abbog.
Durch endlos weite Steppe und vorbei an am Balqash See durchfährt der Zug Dörfer, die nicht an das Stromnetz angebunden scheinen und in denen die Menschen Kohle von den Bahnhöfen mit Handwagen abtransportieren.

Diese erholsame Fahrt durch eine endlos anmutende Wüste endete mit einem ausgiebigen Besuch im Speisewagen.
In unseren gemütlichen und breiten Liegen dösen wir der letzten Station unserer Reise entgegen.

Fotos finden sich unter [www.webautor.at]


Teil 1: [www.drehscheibe-foren.de]
@ Werner: Vielen Dank!
Die Reise beim Berichtschreiben nochmals zu erleben hat schon was!

Transsib93