... oder: 6100 km auf amerikanischen Gleisen.

Teil 1: [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 2: [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 3
Teil 4: [www.drehscheibe-foren.de]

18. August 2012: New Orleans Union Station ab 09:00

Dank der kurzen Entfernung konnte ich bis 8 Uhr schlafen, verzichtete aufs Frühstück im Hotel und begab mich wieder zum Bahnhof. Ich kämpfte ein letztes Mal gegen das feucht-warme Klima, bevor ich mein Roomette im Superliner-Schlafwagen bezog - meine eigenen vier Wände für 45 Stunden Zugfahrt.

Ich stieg also in den dreimal wöchentlich verkehrenden Zug Nr. 1 *Sunset Limited* mit dem 3192 km langen Laufweg von New Orleans im Bundesstaat Louisiana, über Houston, San Antonio und El Paso in Texas, durch New Mexico, und über Phoenix, Arizona nach Los Angeles in Kalifornien. Vorbei an abwechslungsreichen, grossartigen, aber auch eintönigen Landschaften. Bis 2005 startete der Zug in Orlando, Florida, seit dem Hurricane Katrina ist New Orleans der Ausgangsbahhof. In San Antonio wurden am Schluss des Zuges noch zwei Kurswagen vom Zug *Texas Eagle* aus Chicago beigestellt. Die frühe Ankunftszeit in Los Angeles war das einzige Negative dieser grossartigen Zugfahrt. Mehr dazu aber im nächsten Teil ;-) . Die Bildunterschrift befindet sich wiederum unter den Bildern, die Bilder in diesem dritten Teil entstanden am 18. und 19. August 2012.


New Orleans Union Station - es geht wieder los!


New Orleans, Louisiana ab 09:00 Uhr - Der Sunset Limited besteht aus Superliner Sitz- und Schlafwagen, sowie einem Speisewagen und einem Aufenthaltswagen mit grossen Fenstern sowie einem Bistro im Unterdeck.


Gleich nach der Abfahrt aus New Orleans überfahren wir den Mississippi auf einer kombinierten Schienen- und Strassenbrücke, gefolgt von einer langen Brückenrampe.


Noch immer durchfahren wir die Sumpfgebiete Louisianas.


Fertig lustig: Das für die Region typische Nachmittagsgewitter zieht auf und entleert sich so lang und stark, wie ich es vorher nie erlebt habe.
Bahnübergang in Lafayette, Louisiana


Auf Wiedersehen, Louisiana...


Nachmittäglicher Halt in Beaumont, Texas. Hier findet ein Personalwechsel auf amerikanische Art statt. Die eine Lokbesatzung steigt ab und geht in den ersten Schlafwagen, wo sich die Mitarbeiterschlafräume befinden, während die neue Besatzung in entgegengesetzter Richtung unterwegs ist.


Eine Stunde vorzeitig in Houston, Texas. Genug Zeit, die Umgebung des Bahnhofes zu erkunden.

Überhaupt ist mir schon seit New York aufgefallen, dass entgegen anders lautenden Meldungen zumindes auf meiner Reisestrecke durchaus Rücksicht auf den Personenverkehr genommen wird. Mehrfach haben wir Güterzüge überholt, welche in Ausweichgleisen standen. Auch die Fahrpläne sind sehr grosszügig erstellt, so dass man in den grösseren Orten durchaus mal längere Zeit steht.


Good night, Texas - Fahrt in die Nacht.

19. August 2012

Ich werde um 6 Uhr wach, da ich ein SMS von meinem Provider erhalte: "Willkommen in Mexiko - Ihre Tarife...". Wir sind bei Del Rio unterwegs, entlang der mexikanischen Grenze,


Morgendlicher Halt in Sanderson, Texas. Wie sich die Landschaft verändert hat!


Eindrückliche Landschaft bei Marathon, Texas


Und ebenso eindrückliche Flora zieht am Zugsfenster vorbei.


Am späten Vormittag stehen wir in Alpine, Texas. Ich nutze den Halt, um meine Fensterscheibe wieder etwas zu reinigen, um das fotografieren zu erleichtern. Auf dem Bahnhofplatz ein Zweiwege-LKW von Union Pacific für den Unterhalt.


Weiter geht die Fahrt durch abwechslungsreiche Landschaften. Mal etwas karger...


... mal etwas grüner ...


... und dann wieder Wüste.


Ranch in Fabens, Texas.


High Noon in El Paso, Texas. 25 Minuten Aufenthalt, ich gehe freiwillig nach kurzer Zeit wieder in den klimatisierten Wagen ;-)


Wir verlassen El Paso, und kommen dabei der Grenze ziemlich nahe. Im Gelände sind einige Fahrzeuge der Border Patrol unterwegs, die Ausschau nach illegalen Einwandern halten.


Ein Blick aus dem Fenster - und ich weiss, dass meine Entscheidung für diese Reise richtig war. Einfach grossartig!


Southwestern Railroad 9710 und 9964 in Deming, New Mexico.


interessante Pflanzenwelt ;-) Unterwegs in New Mexico.


Union Pacific 8741 in Lordsburg, New Mexico.


unterwegs bei Phoenix, Arizona. Der Zug fährt in Sichtweite zu Phoenix vorbei und hält kurz in Maricopa.


Wiederum sind wir vorzeitig unterwegs und haben in Tucson mehr als eine Stunde Aufenthalt. Ich nutze dies, um einige lokale Biersorten zu testen.


Gleich gegenüber dem Bahnhof gab es etwas zu degustieren...


Die sehr übersichtliche Abfahrtstabelle... 3 Zugpaare pro Woche.


Im Bahnhofsgebäude von Tucson steht ein ausgedientes Stellwerk zur Besichtigung. Es hat auch ein kleines Museum, welches aber leider geschlossen hatte.


Bereit zur Fahrt in die letzte Nacht. Tucson, Arizona.


Aufenthalt in Tucson.

Nach Tucson war wieder Zeit für das Abendessen im Speisewagen. Gute Nacht Arizona, morgen früh sind wir in Kalifornien...

Gruss Dani





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:08:30:21:35:00.

In Anlehnung an einen Kommentar vom ersten Beitrag:

Grmblfjxxxxx (lese gerade ein Gaston-Comic) ... das weckt mein Fernweh wieder sehr!

Super schöne Bilder und eine sehr interessante Reise! Gerne mehr!

Gruß,
Jens

Wirklich beeindruckend. Es werden also für jeden Fahrgast zwei Sitzplätze herumgegurkt? Dann wäre der Vergleich zu russischen Zügen ja tatsächlich der zwischen einem Hummer und einem Lada, in vielerlei Hinsicht...

schoki41

schoki41 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wirklich beeindruckend. Es werden also für jeden
> Fahrgast zwei Sitzplätze herumgegurkt?
>

Meinst du wegen den Schlafwagen? Der Fahrpreis setzt sich zusammen aus dem Transportentgelt und dem Schlafwagenzuschlag pro Abteil. Das heisst, zu zweit bezahlst du 2x den Transport und 1x den Abteilpreis. Auch in Europa kannst du ein Einzelabteil buchen, in Single-Belegung hast du somit drei Plätze pro Fahrgast. Oder meintest du den Aussichtswagen?

Gruss Dani

Wieder super!

Sag mal, wie schnell fahren die Personenzuege dort ueberhaupt? Ich glaube kaum schneller als 100 km/h.

Zumindest im Northeast Corridor müssten mit dem Crescent 110 mph / 177 km/h gehen, Acela Express 240 km/h.

Gruss Dani

Vieen Dank für den Bericht und das Scheibenreinigen :-)

Dani86 schrieb:
-------------------------------------------------------
...
> [www.abload.de]
> Bereit zur Fahrt in die letzte Nacht. Tucson, Arizona.

Ein Hammerbild.
Die Wolken und die Abendstimmung. Klasse!
(in der DSO Gallerie würde man zwar bestimmt wegen dem Mast links an der Lok meckern aber mich stört das nicht)





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:09:01:11:38:53.

Re465 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Vieen Dank für den Bericht und das
> Scheibenreinigen :-)
>

Ja, die Handtüchlein aus der Toilette waren vorher weiss. Nachher schwarz ;-)


> (in der DSO Gallerie würde man zwar bestimmt wegen
> dem Mast links an der Lok meckern aber mich stört
> das nicht)
>

Den habe ich erst zuhause gesehen :-( Zumal er vermeidbar gewesen wäre...

Gruss Dani

Dani86 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Re465 schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Vieen Dank für den Bericht und das
> > Scheibenreinigen :-)
> >
>
> Ja, die Handtüchlein aus der Toilette waren vorher
> weiss. Nachher schwarz ;-)
>

*ggg*
In Inverness (Schottland) entschuldigte sich die Zugbegleiterin für den "schmutzigen" Zug aber am Wochenende kämen die Wagen nicht in die Waschanlage nachdem sie beobachtete wie wir das Fenster vor unserem "Gruppentisch" innen und außen reinigten um die tolle Landschaft voll genießen zu können.

>
> > (in der DSO Gallerie würde man zwar bestimmt
> wegen
> > dem Mast links an der Lok meckern aber mich
> stört
> > das nicht)
> >
>
> Den habe ich erst zuhause gesehen :-( Zumal er
> vermeidbar gewesen wäre...
>
Kenne ich nur zu gut...

Hi Russischer Spion,

alle Amtrak Trains ausserhalb des Northeast Corridors sind auf 79 mph, also 127 km/h begrenzt, wobei selbst diese "Hoechstgeschwindigkeit" nur auf Teilabschnitten gefahren werden kann, was nicht an den Dieselloks liegt (die Genesis geht locker rauf auf 110 mph oder 177 km/h), aber an den Gueterzugstrecken, auf denen ja alle Langstrecken-Amtrakzuege unterwegs sind, und noch viel mehr an den Health & Safety und Insuranceregeln (Versicherung) und so weiter.

Der Northeast Corridor stellt eine Ausnahme dar, zwischen Washington D.C. und New York City sind maximale 125 mph oder 201 km/h erlaubt, dann weiter nach Boston stellenweise bis zu 150 mph, das sind die schon von Dani erwaehnten 241 km/h von den Acela "Highspeed" Trainsets. Nur koennen auf dem Northeast Corridor keine Superliner (auch keine Doublestack-Containertrains)fahren, da die Oberleitung zu niedrig haengt, nur Viewliner.

Gruesse, Tom

Die Grenze von 79 mph hat man ja nur weil es ab 80 mph als "Hochgeschwindigkeitsverkehr" gilt und strengere Sicherheitsvorschriften usw gelten. Bei der BNSF hatte man auch Streckenabschnitte auf denen man 90 mph fahren durfte, diese sind sogar mit Indusi ausgerüstet, momentan aber auf 79 mph (oder weniger) beschränkt, weil man sich wohl nicht einigen konnte wie das mit den Instandhaltungkosten aufgeteilt werden sollte.

Interessant, dass das Lokpersonal im Zug mitfährt und somit auch lange unterwegs ist.

Danke Tom für die Ausführungen ;-)

Gruss Dani

Interessant, dass das Lokpersonal im Zug mitfährt und somit auch lange unterwegs ist.

Das wird an der geringen Verkehrsdichte liegen. Stell Dir mal vor, wie man das unterwegs beheimatete Personal wieder nach Hause bekommt. Dienstbeginn und -ende nicht am selben Ort war auch schonmal ein DB-Problem. Es gibt bei Amtrak keine passenden Rückleistungen, man müsste passende Personalunterkünfte bereitstellen und wenn sich die Fahrpläne mal wieder grundlegend ändern, würde das bedeuten, dass das Personal umziehen muss, möglicherweise alle paar Jahre. Ich nehme mal an, dass es da deutlich einfacher und auch kostengünstiger ist, mehrere Personale im Zug mitzunehmen.

Falk