Moin,
als vor zwei Jahren die SA110 (ex 624) größtenteils von mir ungeklärt von den Schienen verschwanden, nahm ich mir vor, dass mir das mit den VT627/VT628 der KM nicht passieren würde. Trotzdem hat es einige Anläufe gedauert, bis ich in der vergangenen Woche endlich mal die Dieselnetze um Sierpc und Czeremcha (dort spontan dann aber doch auf die Strecke Czeremcha – Siedlce beschränkt) besuchen konnte.
Insgesamt bekamen die KM im Jahr 2005 drei VT627.0, vier VT627.1 und zwölf (?) VT628-Einzelwagen, wovon aber nur acht in Betrieb gegangen sind (mindestens die Einheiten 001, 004 und 011 (?) dienten als Ersatzteilspender). Als im vergangenen Herbst die ersten beiden neuen SA135 an die KM geliefert wurden, war klar, dass es nun endlich mal klappen müsste mit einer Tour ins Masowische. Ob ich die Fahrzeuge überhaupt noch erwischen sollte? Nun, die beiden SA135 (015 und 016) drängten sich zwar viel zu häufig auf, aber für ca. vier Forenbeiträge reicht der Stoff. Hinzu kommt, dass es im Raum Sierpc wegen Bauarbeiten enormen Umleiterverkehr gab: Wummen ohne Ende.
Wie lange die Herrlichkeit mit den urgemütlichen Triebschachten noch erhalten bleibt, ist schwer einzuschätzen. Es gibt Gerüchte, wonach weitere SA135 geplant sind. Auf der Strecke Sierpc-Nasielsk war das Fahrgastaufkommen (abgesehen vom Zug von/nach Warszawa) in der Regel an einer Hand abzuzählen. Auf die Idee, durchgehende Züge Torun – Sierpc – Nasielsk einzuführen, kommt man wegen der Wojewodschaftsgrenze nicht: Ein Hoch auf die Zusammenarbeit; das einzige Zugpaar Torun-Siepc, gefahren von Arriva, ist dagegen sehr gut besetzt in beide Richtungen. Auf Sierpc-Kutno sah es ähnlich leer aus, wobei hier auch die derzeit wöchentlich ändernden Baustellenabfahrzeiten und der Teil-SEV mit einfließen. Beide Strecken weisen fünf Zugpaare am Tag auf, teilweise zu recht seltsamen Zeiten (etwa Sieprc ab 3.34 Uhr; dann auch mit sechs-Stunden-Loch: Aber wenn es hier Bedarf gibt, warum nicht…)
Auffällig ist auch, dass seit Anfang des Jahres Siedlce – Czeremcha sehr oft mit Doppeltraktion VT627 statt VT628 gefahren wird.
Mein Besuch der Regionen begann am Sonntag, 5. August, in Kutno. Der letzte KM-Zug nach Sierpc, Abfahrt 20.50 Uhr, hatte keine Lust, eineinhalb Minuten auf den (durch Woodstock verspäteten) IR zu warten, sodass ich mit gut 20 weiteren Reisenden in Kutno strandete. Ein Hoch auf die Zusammenarbeit! Zum Glück war schnell ein Hotel in Bahnhofsnähe gefunden, 60 Zloty die Nacht im „Piast“, wobei das Quietschen der Matratzen bei jeder noch so kleinen Bewegung im ganzen Hotel selbst für meine bescheidenen Ansprüche eher… ungewöhnlich war. Aber ich war müde und fiel wie ein Stein ins Bett.
Beginnen wir also am Montag, dem 6. August. Bis zum Sonntag sollte es einen Baustellenfahrplan geben, ab Montag Normalverkehr…
… der erste Zug des Tages, hier in Kutno-Azory, war dann aber kein VT627, sondern ein Kibel. Somit war klar, dass es doch noch Bauarbeiten geben würde, und sich der geplante Aufenthalt im südlichen Streckenbereich nicht lohnen würde.
Guten Morgen, Kutno.
Im Stadtverkehr laufen auch noch sehr gepflegte Autosan und Jelcz-Busse.
Aus Poznan kommt Kibel 1025, der in der Probeausführung der Wielkopolskielackierung so ein (inzwischen heruntergekommenes) Einzelstück ist. Man beachte die fetten „Eifeltürme“, diese geniale Bauart von Oberleitungsmasten ist mir von keinem anderen Bahnhof in Polen bekannt.
Das Betriebswerk Kutno scheint mittlerweile geschlossen. Vor dessen Kulisse rauscht die Schoko-7er Nummer 186 vorbei. Insgesamt sind mir auf der Tour fünf dieser Schönheiten vor die Linse gekommen: 078, 133, 185, 186 und 187. Dagegen sind die roten Puddings (EP07.10) nahezu ausgestorben (noch zwei Loks?), und auch grüne 7er sind, abgesehen von einigen wenigen neu lackierten Exemplaren, inzwischen sehr selten.
Wir fahren nun aber im Kibel nordwärts.
Die Fahrt geht bis nach Gostynin, dort in den Autosan (SEV) und weiter nach Lack, wo dann endlich der Diesel wartet – und tatsächlich, da sind sie ja! Bereit stehen VT627 008 und 102.
In Plock Radziwie steht eine MAK G1000 BB, davon gibt es nur zwei Stück in Polen. Niedlicher Brummi, aus dem Zugfenster geknipst.
Kaum ausgestiegen am Ziel in Sierpc macht sich auch ST44 1106 auf den Weg nach Plock. Guter Anfang!
Das geniale Bahnhofsgebäude, stereotyp der polnischen Bahnarchitektur der 20er- und 30er Jahre, verfällt leider zusehends.
Schnell die Sachen ins Hotel gebracht. Das Hotel Delfin gehört zum Stadtschwimmbad, welches kostenlos mitgenutzt werden darf. 70 Zloty die Nacht, 500 Meter von Bahnhof entfernt, durchaus schönes Zimmer, kurz: Empfehlenswert. Noch schnell geduscht, es ist endlich Sommer und heißheißheiß, und dann zurück zum Bahnhof. Dort steht auch schon der SA135 015 bereit. An allen Unterwegs“bahnhöfen“ waren die Ersatzfahrpläne gut sichtbar angebracht, immerhin. Die meisten Haltepunkte sind in absoluter Minimalausführung vorhanden, Grasbahnsteige und keine Sitzgelegenheiten.
Die Fahrt geht nur zwei Stationen nach Gozdowo, wo immerhin ein Mann zum Bahnhof gebracht wurde; Mutti und Tochter winken zum Abschied.
Währenddessen bringen die „Bizons“ die Ernte heim.
Wandern zum Motiv.
Aus dem Gegenlicht kommen Orlen M62 2087 und TEM2 202 entgegen.
Während die elektrifizierte Strecke im südlichen Teil bis Plock durchaus schöne Bahnbauten und Motive aufweist, ist der Nordabschnitt komplett landwirtschaftlich geprägt. Im Umkreis von 100 Kilometern um Sierpc findet man eigentlich nichts als Getreide, Wald und ein wenig Mais, und diese Landschaft (mag sie auf manchen auch öde wirken) wollte ich im Bild einfangen. VT627 102 auf dem Weg nach Sierpc.
Durch das arg katholische Land…
VT627 008 durcheilt die abgeernteten Weiten.
Wenig später kommt auch Tamara-200 mit einem Kesselbomber vorbei.
Das sind schon schöne Maschinchen!
Die Rückfahrt geht wieder im SA135 015.
Standardmotiv: VT627 003 in Sierpc
Auch der besagte Arriva-Zug nach Torun ist angekommen, mit etwa 30 Minuten Verspätung. Man stelle sich die Szene mit SP47 vor…
Damit endete Tag 1 durchaus zufrieden stellend. Auf den 19.20-Uhr-Zug verzichtete ich, da es am nächsten Morgen gegen 3 Uhr aus dem Hotel gehen sollte und ich somit früh ins Bett wollte. Das war aber ein Fehler, weil über Nacht der Wetterabsturz kam, aber hinterher ist man meistens klüger...
Dat war's für heute,
Grüße,
Patrick
"Flüsse, Berge, Wälder - Europa endlos"
Inhaltsverzeichnis meiner Reiseberichte und Modellbauprojekte in den DSO-Foren [
www.drehscheibe-foren.de]
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:08:15:19:03:23.