Moin,
bei meiner Reise durch die Wojewodschaft Dolny Slask habe ich versucht, möglichst auch Zeugnisse des elektrischen Betriebes der Vorkriegszeit als Motive zu nehmen. Davon möchte ich heute berichten. Alle Bilder entstanden zwischen dem 29. Mai und dem 1. Juni diesen Jahres. Der Bericht ist nicht chronologisch, sondern als Fahrt von Jaworzyna Slaska (Königszelt) nach Zgorzelec (Görlitz) aufgebaut. Ich benutze heute ausnahmsweise auch die ehemaligen deutschen Ortsnamen, da ich diesen Beitrag auch im HiFo verlinke und es dort für einige Leser die Vergleichbarkeit erleichtern könnte.
Da ich auf dem Gebiet des elektrischen Betriebes der Reichsbahn gewiss kein Experte bin, bitte ich, eventuelle Fehler zu entschuldigen und gegebenenfalls zu korrigieren.
Die Fahrt über den „Zacken“ hatte ich bereits vor zwei Wochen hier geschildert:
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www.drehscheibe-foren.de]
Im Beitrag sind auch weitere Informationen verlinkt.
Beginnen wir unsere Reise in Jaworzyna Slaska: Egal ob auf der Durchreise oder beim Umsteigen, hier hat man eigentlich immer Glück, etwas Feines zu erlegen, meist Wummen oder ST43. Besonders gefreut habe ich mich allerdings, als bei meiner Ankunft ET21 495 im schönsten Morgenlicht auf die Ausfahrt nach Norden wartete. Die großen seitlichen Oberleitungsmasten sollen noch aus der Vorkriegszeit stammen, tatsächlich sind solche Konstruktionen mit Quertragseilen in Polen die Ausnahme. Auch am Bahnhof von Wegliniec (Kohlfurt) finden sich noch Reste riesiger Fundamente, die von solchen Masten stammen dürften.
Im Bahnhof von Swiebodzice (Freiburg i. S.) fielen mir ganze zwei alte Masten auf. Der im Bild sichtbare Mast, der durch das Bahnsteigdach gewachsen ist, findet sich auch auf dieser alten Vergleichsaufnahme wieder: [
www.kolej.one.pl]
Murphie hat mich beim Thema Fotowolke auf diesem Bahnhof mit einer Quote von 3 zu 0 leider ganz eindeutig besiegt. EN57 1441.
Vorbeifahrt am Bw Walbrzych (Waldenburg), davor ST43 247 und 356. Die Reste der elektrischen Leitung wurden hier erst Anfang der 90er entfernt.
In Boguszow Gorce (Gottesberg-Rothenbach) stehen noch einige wenige Maste, das Tragwerk ist natürlich „neu”.
Im besagten Bahnhof ging leider alles schief: Drei stunden habe ich gewartet, doch alle Züge kamen aus dem Gegenlicht. Als ich meine Position dann für fünf Minuten verließ, um eine abgestellte SM42 auf einem Nebengleis zu erlegen, kam natürlich das blau-blaue Unikat ET41-042 vorbei, von dem nur ein Notschuss gelang. Kurz vor dem zweiten Versuch fuhr mir ein wartender Güterzug dann das Motiv zu, sodass es für ET22 858 bei dieser Perspektive bleiben musste. Es ist übirgens eine der wenigen Strecken, auf denen noch lokbespannte Osobowy (Personenzüge) fahren. Viele der Züge verkehren ab/bis Wroclaw (Breslau) als Interregio, dürfen auf diesem Abschnitt aber auch mit dem normalen Tarif genutzt werden.
Diesen Mast fotografierte ich aus dem fahrenden Zug irgendwo westlich von Boguszow Gorce Zachod (Gottesberg-Rothenbach West).
Zwischen Jaworzyna Sl. und Jelenia Gora (Hirschberg) wird die Fahrt an vielen Stellen von den Masten der alten Reichsbahn-Fernleitung begleitet, die heute noch das Landesnetz tragen. Die Strecke bietet großes Potential für den Fotografen.
In Janowice Wielkie (Jannowitz) wird, wie an fast der gesamten Strecke, derzeit fleißig gebaut. Dabei macht sich auch SM30a 1022 von DOLKOM nützlich. In diesem Bahnhof sind ebenfalls einige Masten mit Nachkriegs-Tragwerken vorhanden.
Ein tolles Bahnhofsgebäude kann Wojanow (Schildau) vorweisen, sehenswert ist auch das Schloss (das ich allerdings nicht besucht habe): [
pl.wikipedia.org]
Am östlichen Bahnhofsende von Jelenia Gora suchte ich die Mastgruppe auf, die DSO-ler „Scherri“ hier vorgestellt hatte:[
www.drehscheibe-foren.de]. Vier dieser Maste (2. rechts, 1,2 und 5. links) sollen „preußische Originale“ sein. Nun wäre es natürlich interessant zu wissen, wo auf der Welt so alte Oberleitungsmasten bis heute im Dienst stehen. ET22 614 hat leider einen Wolkenschaden abbekommen.
Vor dem Posten der Socken (Bahnpolizei) am Bahnhof hat ein Mast als Sirenenhalter (Fuzzis im Gleisbereich?) überdauert.
Eine Mastlänge weiter hatte auf dem Bahnsteig ein anderer Mast weniger Glück, hier ist nur noch das Fundament übrig.
Der Schuppen im Betriebswerk ist im Beitrag von VB995 im HiFo mit E95 03 zu sehen ( [
www.drehscheibe-foren.de] ). Heute rangiert hier Stonka SM42 967. Ansonsten war im Bw nicht viel los, einige abgestellte SM42, eine ET21 (Nummer nicht erkannt) und ET22 994 waren dort zu finden. Am Bahnhof stehen auch die beiden gelben SU42 529 und 537 abgestellt.
Wenden wir uns nun der westlichen KBS 255 Luban Slaski (Lauban) - Zgorzelez (Görlitz) zu. In Luban selbst bin ich nur durchgefahren, hier ist u.a. aber auch noch eines der alten Kraftwerke vorhanden. Überhaupt bietet der Bahnhof unzählige Motive, die bei Zeiten mal aufgesucht werden müssen.
Ankunft mit SA134 004 Mikulowa (Nikolausdorf). Hier sind verschiende Mastbauarten zu finden.
Absolutes Wunschmotiv war die östliche Bahnhofsausfahrt. Hier stehen monumentale Beton-Doppelmasten, die noch viel größer und beeindruckender wirken, als es die Bilder vermitteln können. Leider öffnete der Himmel über SA134 023 alle Schleusen.
Nach drei Stunden kommt der Triebwagen zurück.
Nachschuss mit Bahnhofsgebäude. Frage: Kann es sein, dass der Güterverkehr ausschließlich über Zgorzelec und Jezmanki nach Bogatynia läuft, oder hat man hier prinzipiell doch eine Chance auf Güterzüge?
Normaler Weise würde ich als Fotograf nie einen Mast so unglücklich in die Bildmitte platzieren, beim schiefen und verwitterten Leitungs-Betonmast in Jezmanki (Hermsdorf) macht man aber gern eine Ausnahme. Wir sehen 66196 von DB Schenker Polska (noch im EWS-Outfit). Ich verweise auch auf diese Seite: [
www.schlesische-eisenbahnen.de] Der Bahnhof selbst wurde frisch entkrautet und bietet sich nun wieder als Motiv an.
Am selben Standpunkt, nur in Gegenrichtung: Auch hier stehen noch zwei der riesigen Beton-Doppelmasten. Nachdem es fast den ganzen Tag gegossen hatte kam für SA135 009 in der perfekten Sekunde doch noch die Sonne herraus.
An der östlichen Bahnhofseinfahrt stehen sogar noch zwei Quertragwerke (dürfte es heute doch nur noch im südlichen Teil der Zackenbahn einzelne Exemplare geben, oder?). SU46 047 macht herrlich Krach mit ihrem Kohlezug. Überhaupt, die Strecke mit ihrem umfangreichen Güterverkehr macht einfach nur Spaß!
In die Gegenrichtung verschwindet nach der Zugkreuzung SU46 022 (Muldi freut sich sicher über den "Motivtöter". Grüße! ;-) ).
Modellbahngerechte Zuglänge.
Mit einem Bild von der westlichen Ausfahrt des Bahnhofs beende ich die Spurensuche. Die einstige „Starlok“ aus Malbork, ST43 333, sieht im Einsatz des Bw Wegliniec (Kohlfurt) mittlerweile leider recht heruntergekommen aus.
Natürlich konnten bei meiner Reise nur einen Bruchteil der Relikte, Strecken und Motive abgegrast werden. Es gibt in dieser schönen Gegend noch viele Spuren zu entdecken, die Demontagen, Sandbahn-Recycling und späteren Abbruch überdauert haben.
Und als kleines Extra:
Zwar keine alten Relikte (außer dem Damm der Verbindungskurve nach Mezimesti (Tschechien)) sind auf diesem Bild aus Boguszow Gorce zu sehen, aber… ach, was muss man an einer Quotenwumme schon begründen?! „Challenger“ M62M 009 von Rail Polska.
Grüße und schönes Wochenende,
Patrick
"Flüsse, Berge, Wälder - Europa endlos"
Inhaltsverzeichnis meiner Reiseberichte und Modellbauprojekte in den DSO-Foren [
www.drehscheibe-foren.de]
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:06:17:01:38:14.