Im sechsten und letzten Teil meiner Fotoreise `Zug um Zug durch Kuba` unternehmen wir noch einen Rundgang auf Eisenbahnspuren durch Havanna. Dem einen oder anderen von euch wird sicher vieles bekannt vorkommen.
Starten wir dort, wo wir im letzten Teil aufgehört hatten, an der „Estacion Central“. Die Zufahrt zum Pbf. führt über die so genannte Hochbahn (oben), während das untere Gleis zum Gbf. bzw. zum neuen Bahnhof Havanna La Coubre führt. Diese Hochbahnkonstruktion hat typisch amerikanische Merkmale, so wie man sie auch in vielen US-Vorstädten findet.
Unmittelbar vor dem Pbf. Havanna-Central befindet sich in einem Park eine Sammlung von ehem. Zuckerrohrdampfloks. Die von Baldwin gebaute Nr. 1112 ist mit Baujahr 1878 die älteste Lok.
Gehen wir ca. 500m weiter, kommen wir zu den heute als Markthallen genutzten Hafenanlagen. Vor einer dieser Hallen sind mehrere Dampfloks aufgestellt. An Wochenenden findet auf ein paar Meter Gleis ein bescheidener Museumsverkehr für zahlende Touristen statt.
Auf dem Weg durch die Altstadt treffen wir am Palacio de Gobierno (ehem. Regierungspalast) auf den 1900 in den USA gebauten Coche Mambi (Präsidentenwaggon). Er kam 1912 nach Kuba und diente verschiedenen kubanischen Präsidenten bis zur Revolution der luxuriösen Fortbewegung auf der Insel.
Im Mittelpunkt des Zentrums von Havanna steht das Capitol, eine Kopie des Capitol in Washington DC. Unmittelbar dahinter finden wir einen Schrotthändler, auf dessen Hof einige ehem. Zuckerrohrdampfloks stehen. Man müsste sich dies einmal im Berliner Tiergarten in Sichtweite des Reichstages vorstellen. Es sei aber einschränkend erwähnt, dass das Capitol in Havanna nicht als Regierungssitz genutzt wird.
Schauen wir zum Abschluss noch ins Eisenbahnmuseum am ehem. Bahnhof Havanna-Cristina.
Eine sehr rührige Mannschaft versucht dort unter den Mühen der Planwirtschaft das Erbe der kubanischen Eisenbahnen zu bewahren. Ganzer Stolz ist dabei die „La Junta“ von 1843.
Doch es gibt noch weitere sehenswerte Exponate, wie diese TEM 2 und davor eine Güter-E-Lok der Hersheybahn ,
Oder diese leider unbekannte Diesellok.
Und unmittelbar dahinter die schon vermisste Tropen-Ludmilla TE 114K.
Selbst der Führerstand ist noch fast vollständig.
Zwei Gleise weiter stehen zwei Exemplare vom CD - Hektor (CD BR 720/721, DR BR V 75), die auf die museale Aufarbeitung warten. Anfang der 90er Jahre sollen ca. 20 gebrauchte Maschinen nach Kuba geliefert worden sein.
Aber auch die Zuckerrohrdampfloks kommen in der Ausstellung nicht zu kurz.
Für mich persönlich steht aber eine ganz besondere Baureihe im Mittelpunkt. Endlich stehe ich vor einer M 62 K. Nun muss ich die kubanische Insel doch nicht verlassen, ohne live, wenn auch nur noch im Museum, mit dieser Lokomotive Kontakt gehabt zu haben.
Und das es gerade diese 61602 ist, ist sicher kein Zufall, wie dieses Schild verrät. Sinngemäß steht geschrieben.
„Commandante en Jefe, Fidel Castro weihte den ersten Teil Oliver – Calabazas der Schnellzugstrecke Havanna – Santiago de Cuba am Tag des Eisenbahners ein, indem er diese Lokomotive 61602 steuerte. 29. Januar 1975, Jahr des ersten Kongresses“.
Hatte man einst nicht auch mit so einer ideologischen Hilfsbrücke den Schnellzugwagen (Leninwagen) in Saßnitz erhalten dürfen?
Damit möchten wir unseren Reisebericht beenden. Wir hatten das Ziel, euch ein Bild von der kubanischen Eisenbahn im März 2012 zu zeigen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ob uns dies gelungen ist, überlassen wir euerer Beurteilung.
Die ersten Reaktionen stimmen uns optimistisch.
Gestattet uns noch ein abschließendes Fazit.
Die kubanische Eisenbahn befindet sich im Wandel. Die Jahre der Stagnation in den 90er Jahren scheinen vorbei zu sein. Deutlich sichtbar ist, dass die Chinesen die Rolle des Hauslieferanten bei den Lokomotiven von den Staaten der ex Sowjetunion übernommen haben. M 62 K ist Geschichte, die TE 114 K scheinbar auch. Doch wo sind die tschechischen Hektoren. Könnte es vielleicht sein, das all diese Maschinen neben der fehlenden Ersatzteilversorgung einen metallurgisch wertvollen Sekundärrohstoff beinhalten und daher zuerst Opfer des Schneidbrenners wurden? Denn auch für die TEM 2 in Bayamo und Camagüey stand, wie im Teil 2 gesehen, schon die DF 7 zur Ablösung bereit. Zu dieser These würde auch passen, dass die M 62 K im Museum all ihrer Fahrmotoren beraubt war. Und dazu würde auch passen, das die alten Zuckerrohrdampfloks wohl nicht zu dieser Gruppe der Sekundärrohstoffe gehören, sonst würden sie nicht mehr so zahlreich als Denkmäler vorhanden sein.
Viel Stoff zum diskutieren.
Und wo sind die deutschen Ferkeltaxen (LVT)? Wir haben dort wo wir waren keine gesichtet. Das heißt aber nicht, dass es auf Kuba keine mehr gibt.
Zum Schluss möchten wir uns noch für die vielen wertvollen Hinweise und Kritiken, die uns im Forum und per Mail erreichten, bedanken.
P.S. Auf Grund der vielen Anfragen wird es für Freunde der ex-DB Reisezugwagen in der nächsten Woche sicher noch ein Kuba-Spezial geben.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:05:16:42:38.