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[CU] Zug um Zug durch Kuba, Teil 6

geschrieben von: Emmi

Datum: 03.04.12 23:47

Im sechsten und letzten Teil meiner Fotoreise `Zug um Zug durch Kuba` unternehmen wir noch einen Rundgang auf Eisenbahnspuren durch Havanna. Dem einen oder anderen von euch wird sicher vieles bekannt vorkommen.

Starten wir dort, wo wir im letzten Teil aufgehört hatten, an der „Estacion Central“. Die Zufahrt zum Pbf. führt über die so genannte Hochbahn (oben), während das untere Gleis zum Gbf. bzw. zum neuen Bahnhof Havanna La Coubre führt. Diese Hochbahnkonstruktion hat typisch amerikanische Merkmale, so wie man sie auch in vielen US-Vorstädten findet.

http://www.abload.de/img/p1690835i8kvu.jpg

Unmittelbar vor dem Pbf. Havanna-Central befindet sich in einem Park eine Sammlung von ehem. Zuckerrohrdampfloks. Die von Baldwin gebaute Nr. 1112 ist mit Baujahr 1878 die älteste Lok.

http://www.abload.de/img/p1650227lujfx.jpg

Gehen wir ca. 500m weiter, kommen wir zu den heute als Markthallen genutzten Hafenanlagen. Vor einer dieser Hallen sind mehrere Dampfloks aufgestellt. An Wochenenden findet auf ein paar Meter Gleis ein bescheidener Museumsverkehr für zahlende Touristen statt.

http://www.abload.de/img/imgp9686znkjh.jpg

Auf dem Weg durch die Altstadt treffen wir am Palacio de Gobierno (ehem. Regierungspalast) auf den 1900 in den USA gebauten Coche Mambi (Präsidentenwaggon). Er kam 1912 nach Kuba und diente verschiedenen kubanischen Präsidenten bis zur Revolution der luxuriösen Fortbewegung auf der Insel.

http://www.abload.de/img/imgp9661brj0w.jpg

Im Mittelpunkt des Zentrums von Havanna steht das Capitol, eine Kopie des Capitol in Washington DC. Unmittelbar dahinter finden wir einen Schrotthändler, auf dessen Hof einige ehem. Zuckerrohrdampfloks stehen. Man müsste sich dies einmal im Berliner Tiergarten in Sichtweite des Reichstages vorstellen. Es sei aber einschränkend erwähnt, dass das Capitol in Havanna nicht als Regierungssitz genutzt wird.

http://www.abload.de/img/imgp972064jwo.jpg

Schauen wir zum Abschluss noch ins Eisenbahnmuseum am ehem. Bahnhof Havanna-Cristina.

http://www.abload.de/img/p1690749jsk65.jpg

Eine sehr rührige Mannschaft versucht dort unter den Mühen der Planwirtschaft das Erbe der kubanischen Eisenbahnen zu bewahren. Ganzer Stolz ist dabei die „La Junta“ von 1843.

http://www.abload.de/img/p1490445iqjot.jpg

Doch es gibt noch weitere sehenswerte Exponate, wie diese TEM 2 und davor eine Güter-E-Lok der Hersheybahn ,

http://www.abload.de/img/p14904719njxk.jpg

Oder diese leider unbekannte Diesellok.

http://www.abload.de/img/p1490466c7krz.jpg

Und unmittelbar dahinter die schon vermisste Tropen-Ludmilla TE 114K.

http://www.abload.de/img/imgp1303c3k0t.jpg

Selbst der Führerstand ist noch fast vollständig.

http://www.abload.de/img/p1690785mdkq2.jpg

Zwei Gleise weiter stehen zwei Exemplare vom CD - Hektor (CD BR 720/721, DR BR V 75), die auf die museale Aufarbeitung warten. Anfang der 90er Jahre sollen ca. 20 gebrauchte Maschinen nach Kuba geliefert worden sein.

http://www.abload.de/img/p1490479n6jjx.jpg

Aber auch die Zuckerrohrdampfloks kommen in der Ausstellung nicht zu kurz.

http://www.abload.de/img/p1490496nqjt3.jpg

Für mich persönlich steht aber eine ganz besondere Baureihe im Mittelpunkt. Endlich stehe ich vor einer M 62 K. Nun muss ich die kubanische Insel doch nicht verlassen, ohne live, wenn auch nur noch im Museum, mit dieser Lokomotive Kontakt gehabt zu haben.

http://www.abload.de/img/p1490502dejq4.jpg

Und das es gerade diese 61602 ist, ist sicher kein Zufall, wie dieses Schild verrät. Sinngemäß steht geschrieben.
„Commandante en Jefe, Fidel Castro weihte den ersten Teil Oliver – Calabazas der Schnellzugstrecke Havanna – Santiago de Cuba am Tag des Eisenbahners ein, indem er diese Lokomotive 61602 steuerte. 29. Januar 1975, Jahr des ersten Kongresses“.

Hatte man einst nicht auch mit so einer ideologischen Hilfsbrücke den Schnellzugwagen (Leninwagen) in Saßnitz erhalten dürfen?

http://www.abload.de/img/p1690764o1kdj.jpg

Damit möchten wir unseren Reisebericht beenden. Wir hatten das Ziel, euch ein Bild von der kubanischen Eisenbahn im März 2012 zu zeigen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ob uns dies gelungen ist, überlassen wir euerer Beurteilung.
Die ersten Reaktionen stimmen uns optimistisch.

Gestattet uns noch ein abschließendes Fazit.
Die kubanische Eisenbahn befindet sich im Wandel. Die Jahre der Stagnation in den 90er Jahren scheinen vorbei zu sein. Deutlich sichtbar ist, dass die Chinesen die Rolle des Hauslieferanten bei den Lokomotiven von den Staaten der ex Sowjetunion übernommen haben. M 62 K ist Geschichte, die TE 114 K scheinbar auch. Doch wo sind die tschechischen Hektoren. Könnte es vielleicht sein, das all diese Maschinen neben der fehlenden Ersatzteilversorgung einen metallurgisch wertvollen Sekundärrohstoff beinhalten und daher zuerst Opfer des Schneidbrenners wurden? Denn auch für die TEM 2 in Bayamo und Camagüey stand, wie im Teil 2 gesehen, schon die DF 7 zur Ablösung bereit. Zu dieser These würde auch passen, dass die M 62 K im Museum all ihrer Fahrmotoren beraubt war. Und dazu würde auch passen, das die alten Zuckerrohrdampfloks wohl nicht zu dieser Gruppe der Sekundärrohstoffe gehören, sonst würden sie nicht mehr so zahlreich als Denkmäler vorhanden sein.
Viel Stoff zum diskutieren.

Und wo sind die deutschen Ferkeltaxen (LVT)? Wir haben dort wo wir waren keine gesichtet. Das heißt aber nicht, dass es auf Kuba keine mehr gibt.

Zum Schluss möchten wir uns noch für die vielen wertvollen Hinweise und Kritiken, die uns im Forum und per Mail erreichten, bedanken.

P.S. Auf Grund der vielen Anfragen wird es für Freunde der ex-DB Reisezugwagen in der nächsten Woche sicher noch ein Kuba-Spezial geben.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:05:16:42:38.

Wieder sehr interessant, danke! :-) (o.w.T)

geschrieben von: Roni

Datum: 03.04.12 23:50

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg

Re: Wieder sehr interessant, danke! :-)

geschrieben von: Rübezahl

Datum: 04.04.12 01:57

Danke für diese tolle Kuba-Reihe !

Bei der unbekannten Diesellok handelt es sich um die meistgebaute V-Lok Westeuropas, die Frankreich auch an sozialistische Staaten (Kuba, Jugoslawien) exportierte. Siehe auch SNCF BB 63000 ff oder CFL 850/900.

Gruß

Rübezahl

Re: Wieder sehr interessant, danke! :-)

geschrieben von: Jan Olaf Heiland

Datum: 04.04.12 15:32

Schöne Bilders!

Die BB 63000 gab es auch in Chile und ich glaube auch in Argentinen.

Die "Tropen"-Ludmilla mit ihrem Roadswitcher-Aufbau ist ja auch nicht uninteressant. Wurde die nur nach Kuba exportiert?

Die V 75 erinnert an die kleinen in Lateinamerika weitverbreiteten kleinen Roadswitcher von General Electric bzw. Babcock & Wilcox.

Viele Grüße von Jan Olaf



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:04:15:38:46.

Re: Wieder sehr interessant, danke! :-)

geschrieben von: Bernd Sandmann

Datum: 04.04.12 16:42

Hallo!

Jan Olaf Heiland schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Die "Tropen"-Ludmilla mit ihrem
> Roadswitcher-Aufbau ist ja auch nicht
> uninteressant. Wurde die nur nach Kuba
> exportiert?

Zumindest wurden die auch nach Syrien exportiert. In Damaskus hab ich 2003 so eine Kiste mal fotografiert.
MfG.
B.S.

Re: "Tropen-Ludmillas" und andere kubansiche Diesel!

geschrieben von: Dieselpower

Datum: 04.04.12 22:14

Von den "Tropen-Ludmillas" wurden bei Lugansteplovoz insgesamt 287 Stück gebaut. Die 2 Prototypen kamen 1971. Danach folgten Serienlieferungen von 1974-76 als TE114E an Ägypten(23 Stück), von 1974-85 als TE114S an Syrien(110 Stück), von 1977-85 als TE114K an Kuba(107 Stück), von 1976-77 als TE114P(14 Stück) an sowjetische Industriebahnen und schließlich als grundlegend modernisierte Variante TE114I von 2003-04 an den Irak(30 Stück). Letztere besitzen aber nicht den typische Road-Switcher-Aufbau sondern einen normalen gesamttragenden Lokkasten der optisch an eine Mischung von Ludmilla und Taigatrommel erinnert.

Den kubanischen "Russendieseln", egal ob M62K, TE114K oder TEM2K, ist der der Zerfall der Sowjetunion zum Verhängnis geworden. Danach war man quasi von der Ersatzteilversorgung völlig abgeschnitten. Klar, die klamme FCC konnte sich russische Ersatzteile zu Weltmarktpreisen nicht mehr leisten. Wundert mich sowieso, wie lange die FCC die russischen Maschinen völlig ohne Ersatzteile noch derart lange am Laufen halten kann/konnte. Um die TE114K ist es natürlich besonderst schade, die Lok gilt/galt beim kubanischen Lok- und Werkstattpersonal als populärste Diesellok der FCC überhaupt. Vor einigen Jahren war mal im Gespräch, die kanibaliesierten Überreste der abgestellten TE114K nach Lugansk zu schaffen und sie dort wieder neu aufzubauen. Bezahlen wollte Kuba das mit Zuckerrohr. Allerdings funkten dann die Chinesen dazwischen und aus der TE114K-Aufarbeitung wurde nichts.
Im Gegensatz zur Staatsbahn FCC besitzen die kubanischen Industrie-Bahnen scheinbar die finanziellen Mittel um sich noch russische Ersatzteile leisten zu können. Anderenfalls würden die in großen Stückzahlen von Lyudinovoteplovoz importierten Rangierloks dort wohl ebenfalls nicht mehr laufen.

Bei den US-Dieseln tut man sich da mit der Erhaltung deutlich leichter als mit den, zumindest in Südamerika, exotischen Russendieseln. US-Diesel sind ja in so ziemlich allen südamerikanischen Ländern verbreitet, da kommen die Kubaner immer mal irgendwoher günstig an gebrauchte Teile ran um die Loks irgendwie am Laufen zu halten.

Wie sich die neuen China-Diesel in Kuba bewähren kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall haben die Kubaner mit den Chinesen große langjährige "Zuckerrohr-Deals" abgeschlossen. Als Gegenleistung investieren die Chinesen kräftig in Kubas Infrastruktur, unter anderem halt in die Eisenbahn in Form von neuen Loks und Wagen.

https://i.ibb.co/fM6Zwzj/20210626-161808-1.jpg
Nur echt mit Hang zu sarkastischen und zynischen Kommentaren!

Re: [CU] Zug um Zug durch Kuba, Teil 6

geschrieben von: SD40-2XR

Datum: 05.04.12 08:20

Die "BB 63000" aus französischer Produktion stammt von Brissoneau&Lotz.
Man trifft sie auf der ganzen Welt - so auch z.B. in Mauretanien, Portugal oder - wie schon erwähnt - in Chile (neu dorthin geliefert) oder Argentinien (aus Portugal importiert).

Ein paar Rollmaterial-technische "Schmakerl" fehlen im interessanten Bericht noch. So z.B. die kanadische GMD-1 oder die französischen Inox-Wagen, welche offenbar - jedenfalls gem. Bildern auf railpictures - noch immer eingesetzt werden.


Thomas



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:05:08:21:01.

Re: "Tropen-Ludmillas" und andere kubansiche Diesel!

geschrieben von: falk

Datum: 05.04.12 12:34

Haben die TE 117 was mit den letztlich nach deutschen Anforderungen gebauten TE 109 und ihren ziemlich geheimnisvollen Nachfolgern TE 125 zu tun? Die Drehgestelle mit den lemniskatenlenkergeführten Achslagern sind schließlich ziemlich typisch (wenngleich auch welche für die M62U und ihre Militärversion abgefallen sind).

Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die (TEM2) 51018 eine deutsche Vielfachsteckdose hat. Weiß der Geier, wie die dorthinkommt und wozu sie gut ist. Außerdem läuft sie auf Drehgestellen in Breitspurbauart mit nur einem Bremszylinder pro Seite. Gut, in Polen gibt es das Gegenteil.

In der Fahrt frei in meinen Frühzeiten (muss um 1980 herum gewesen sein) gab es mal ein Foto, das nach einer M62 in Tropenausführung aussah. Die ebenfalls typischen Drehgestelle waren unverkennbar und der Führerstand hatte keinen kleinen Vorbau. Sollte das eine Fotomontage gewesen sein?

Nachtrag: Die beiden roten oder besser blauen Rüben sehen mit amerikanischer Klauenkupplung zumindest gewöhnungsbedüftig aus. Umgebaut oder so original geliefert? Im Ersten Fall müssten sich zumindest Spuren der Seitenpuffer finden lassen.
Man stelle sich diese zu heiß gewaschenen Amerikaner in rot-silberner Santa-Fé-Kriegsbemalung vor...

Falk



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:05:12:44:17.