Hallo zusammen,
nach einigen Kilometern innerhalb Europas sollte es nun endlich mal nach Nordamerika gehen. Ich hatte 12 Tage zur Verfügung, so stellte sich die Frage nach der besten Reiseroute. Eigentlich sollte es von Küste zu Küste gehen, New York - Chicago - San Francisco, aber das scheiterte dann rasch daran, dass ich dann für die Städte nur je zwei Tage zur Verfügung gehabt hätte.
So entschied ich mich für eine kleine Bahnreise an der Pazifikküste.
09. November 2011
Vormittags ging es los, mit der Rhätischen Bahn über die Albulalinie nach Chur und weiter im Intercity nach Basel, wo ich genügend Zeit hatte, etwas Proviant zu ergänzen. Anschliessend ging es weiter im ICE 3 Richtung Norden, drei Stunden Fahrt bis Frankfurt Flughafen, wo ich mir einen ersten Überblick verschaffte und gleich etwas kleines ass. Danach fuhr ich mit einem Intercity zum Hauptbahnhof, wo ich mein Hotel gebucht hatte. Abends schaute ich nochmal kurz vorbei, als der CNL mit den Wagen nach Russland vorbeikam.
10. November 2011
Heute war früh aufstehen angesagt, mit dem RegionalExpress fuhr ich wiederum zum Flughafen, wo ich die übliche Prozedur hinter mich brachte und dann auf den Abflug wartete. Mit einem A340 der Lufthansa flog ich direkt nach Vancouver, 10h30min Flugzeit. Am Nachmittag Ortszeit landete ich schliesslich nach einem erholsamen Flug an Kanadas Westküste. Die Einreise war unkompliziert, lediglich bei der Antwort auf die Frage nach der Dauer des Aufenthalts in Kanada liess den Beamten die Augenbrauen anheben. Dies wohl, weil ein dreitägiger Aufenthalt nicht unbedingt mit touristischer Einreise vereinbar war. War aber nach der Erklärung über die weiteren Reisepläne kein Problem.
Mit dem Skytrain fuhr ich bis nach Downtown, die Fahrkarte hierzu kaufte ich am Automaten. Die Fahrt war recht kurzweilig, da die Trasse hochgeständert ist und erst kurz vor der Innenstadt im Boden verschwindet. Der Fussweg zum Hotel war dann nur noch rund 300 Meter.
Nachdem das Gepäck im Zimmer deponiert war, ging es dann auf in die Stadt. Ich hatte mich schon etwas schlau gemacht, wie es eisenbahnmässig dort aussieht. So ging der erste Spaziergang durch den Norden des Stadtteils Gastown, mehr oder weniger entlang der Gleisanlagen. Der Personenverkehr beschränkt sich hier auf fünf Zugpaare, welche morgens die Pendler in die Stadt bringen und abends wieder nach Hause. Ich beschloss, Tags darauf einen dieser Züge aufzunehmen, was aber dann infolge Feiertag und langem Wochenende scheiterte.
Die Abstellanlagen des Bahnhofes Waterfront.
Ein paar Schritte weiter befindet sich eine Überführung, von welcher aus mir das einzige Bild von kanadischen Loks gelang.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang war ich auf der Aussichtsplattform Skydeck, von wo aus ein guter Blick auf den Güterbahnhof an der Waterfront besteht.
Waterfront Station
Waterfront Station mit dem Containerhafen im Hintergrund
11. November 2011
An diesem Tag fuhr ich mit dem Skytrain ein Stück aus der Stadt, um den Zug aus Toronto abzulichten, der nur drei Mal wöchentlich verkehrt. Nachdem er weder rechtzeitig noch leicht verspätet gekommen ist, gab ich die Übung auf, der Zug könnte auch Stunden verspätet sein oder vorzeitig angekommen sein. Dafür gab es noch ein Bild vom Skytrain.
Skytrain nahe der Station Main St.
Ich schaute mir noch die Pacific Central Station an, wo sowohl die Züge von VIA Rail Canada als auch von Amtrak ankommen und abfahren. Bei der Gelegenheit holte ich gleich meine im Internet gebuchte Fahrkarte ab. Die Internetbestätigung hatte ich nicht dabei, aber Reisedatum, Zug und Reisepass genügten auch.
Den Rest des Tages verbrachte ich dann witterungsbedingt vorwiegend in Cafés und Bars. November ist halt nicht der Parade-Reisemonat für Kanada.
12. November 2011
Heute stand mal überhaupt kein Bahnprogramm auf dem Plan, ich besuchte zuerst die Capilano Suspension Bridge, welche problemlos mit Fähre und Bus erreichbar ist. Aber das Wetter spielte schon wieder nicht mit, daher fuhr ich noch etwas mit den kleinen Fähren südlich der Downtown umher. Nachmittags kam dann trotzdem noch die Sonne hervor und so ging es noch Richtung Stanley Park für ein paar Fotos der Skyline Vancouvers.
13. November 2011
Nun, heute sollte es endlich auf kanadische Gleise gehen, doch zuvor benutzte ich nochmals die Fähre nach North Vancouver und den Bus bis zur Talstation der Seilbahn auf den Grouse Mountain.
Blick von der Fussgängerbrücke zum Fähranleger auf die Waterfront Station.
Wetterbedingt war die Aussicht nicht so grossartig wie erhofft und die Umgebung der Bergstation war grösstenteils abgesperrt, da die Präparation der Pisten bereits in vollem Gange waren.
Grouse Mountain Seilbahn mit Blick Richtung Pazifik
Anschliessend ging es wieder in die Stadt, ich holte mein Gepäck im Hotel ab und fuhr mit dem Skytrain zur Pacific Central Station, wo ich auf den Beginn des Check-ins wartete.
Ich hatte Business Class gebucht. Um 16:30 Uhr war es dann soweit. Es gab zwei Warteschlangen, getrennt für Business und Coach Class. Hier wurde mir meine Wagen- und Sitznummer mitgeteilt. Anschliessend ging es durch die Pass- und Zollkontrolle. Entgegen gewisser Berichte in USA-Reiseforen wurde meine ESTA-Genehmigung auch auf dem Landweg verlangt. Die Kontrollen waren korrekt und freundlich, ich wurde nach dem Reisezweck und dem Reiseziel gefragt und durfte die Fingerabdrücke am Scanner abgeben.
Danach durfte ich dann einsteigen, doch zuvor warf ich einen Blick auf die Lokomotive der Talgo-Komposition.
Amtrak Cascades Zug 517 vor der Abfahrt in Vancouver Pacific Central.
Ein zweiter Blick entlang des Zuges. Auffallend die gelben Hilfstritte zum Einsteigen und der Abtrennungszaun des einzigen Gleises für Züge in die USA.
Ich hatte einen Einzelsitz in der Business Class, im Zug gab es kostenloses WLAN, welches sehr zuverlässig funktionierte. Da es draussen schon dunkel war, beschäftigte ich mich hauptsächlich mit meinem Netbook und konnte die Küstenlandschaft draussen nur erahnen.
Die US-amerikanische Grenze kam näher, das Bistro wurde während dem Grenzüübertritt geschlossen. Alle Reisenden wurden durch Lautsprecherdurchsagen darauf hingewiesen, ihren Sitzplatz während der Kontrolle nicht zu verlassen. Der Zug stoppte direkt auf Höhe der Kontrollstelle auf dem Highway. Im Zug wurden dann nochmals die Pässe kontrolliert und die Einreisekarten eingesammelt. Anschliessend ging die Fahrt unspektakulär weiter bis Seattle, wo ich nach 22 Uhr ankam. Dann ging es direkt ins Hotel und dort ins Bett.
14. November 2011
Vormittags ging es dann zur
Light Rail, welche die Stadt im
Downtown Seattle Transit Tunnel unterquert. Damit fuhr ich dann ein paar Stationen nach Süden, um jenen Fernzug aufzunehmen, mit welchem meine Reise Tags darauf weiter nach Süden geht.
Light Rail Transit Tunnel
Auf die kurze Fahrt mit der Light Rail folgte dann ein kurzer Fussmarsch bis zur South Holgate Street, welche die Betriebsanlagen und Abstellgleise durchquert. Einfacher gehts nicht...
Abgestellte Garnituren der
Sounder cummuter rail.
Blick Richtung Downtown Seattle
BNSF 972 in Seattle
Dann kam auch schon die Fuhre, auf die ich gewartet habe. Für ein Mal als Bewegtbild:
http://www.youtube.com: Amtrak #11 "Coast Starlight" Seattle - Los Angeles
Das eisenbahnerische Pflichtprogramm war damit erledigt, es ging zurück in die Stadt, wo ich mich für eine Stadtrundfahrt in einem Amphibienfahrzeug von Duck Tours entschied. Nur die Sonne hielt sich mal wieder versteckt. Das Mittagessen gab es dann im Hard Rock Cafe, wo natürlich auch gleich das örtliche T-Shirt erworben wurde.
Abends folgte dann noch ein Besuch auf der
Space Needle, dem futuristischen Aussichtsturm, welcher anlässlich der Weltausstellung 1962 gebaut wurde:
abendlicher Blick in Richtung Downtown und Hafen
15. November 2011
So, der Besuch in Seattle ist schon vorbei. Halt - etwas habe ich noch vergessen. Das Gerücht, wonach Seattle die grösste Dichte von Starbucks-Filialen besitzt, scheint zu stimmen. Jedenfalls wird es schwierig, einen Punkt zu finden, von dem aus kein einziges dieser Kaffeehäuser zu sehen ist...
Am Morgen ging es zu Fuss wieder zur King Street Station, wo ich gegen Vorlage des Reisepasses wiederum meine Fahrkarten für die Weiterreise erhielt. Das Check-in war wiederum aufgeteilt, diesmal gab es getrennte Schlangen für Schlafwagen- und Sitzwagen (Coach Class)-Reisende. Die Türen zum Bahnsteig wurden erst bei Öffnung des Check-ins aufgeschlossen.
Ausgang auf den Bahnsteig für Schlafwagen-Reisende. Bald gehts los :-)
Ich hatte ein Roomette gebucht, die günstigste Schlafwagenklasse. Das Abteil befand sich im oberen Stock des Superliner-Schlafwagens. Hier sah ich dann auch, warum die Anzahl der Gepäckstücke begrenzt ist, es ist wirklich sehr eng. Der Koffer fand neben dem Sitz gerade Platz, über Nacht verfrachtete ich ihn dann auf das obere Bett.
Amtrak Zug 11 "Coast Starlight" Seattle WA - Portland OR - Eugene-Springfield OR - Sacramento CA - Emeryville CA - San Luis Obispo CA - Los Angeles CA
Vor dem Einsteigen.
(Na ja, der Ehrlichkeit halber sei erwähnt, dass dieses Bild erst während des Aufenthaltes in Portland entstand)
Mein Roomette-Abteil in Tagesstellung ...
... und in Nachtstellung.
Im Speisewagen, wo die Plätze durch den Kellner zugewiesen werden. Der ideale Weg um neue Bekanntschaften zu schliessen.
Die Fahrt war sehr angenehm und ruhig, die Schlafwagenbetreuerin und das Servicepersonal sehr freundlich und zuvorkommend. Der Zug war nahezu ununterbrochen unterwegs, längere Halte waren auf grössere Städte beschränkt. So hatte ich in Portland und in Eugene die Möglichkeit, den Zug kurz zu verlassen. In Portland gab es einen kleinen Kiosk, der auch Eisenbahnsouvenirs verkaufte, wo ich mich noch etwas eindeckte.
Ausfahrt aus Portland OR
Unterwegs in Oregon, zwischen Portland und Salem
16. November 2011
Am nächsten Morgen standen wir rund eine Stunde vor Plan in Sacramento, wo ich etwas frische Luft tanken konnte. Anschliessend ging es weiter nach Süden.
Unterwegs zwischen Sacramento und Martinez
Nun ging meine Fahrt im Coast Starlight bald zu Ende, der Zug erreichte den Bahnhof von Emeryville pünktlich gegen halb neun Uhr.
Angekommen in Emeryville.
Auf dem Bahnhofvorplatz warteten bereits zwei Amtrak Thruway-Reisebusse, welche die Reisenden nach San Francisco aufnahmen, getrennt nach der gebuchten Aussteigehaltestelle. Denn Amtrak fährt dem Festland entlang und lässt die Halbinsel in der Bay links liegen. Innerhalb einer halben Stunde kämpfte sich der Bus durch den morgendlichen Verkehr über die Oakland Bay Bridge bis zur Fisherman's Wharf, von wo aus ich die 800 Meter bis ins Hotel zurücklegte. Mein Zimmer war bereits bezugsbereit, so konnte ich den Koffer dort stehen lassen und mich dann in die Stadt aufmachen. Hauptsächlich war hier ein normales Touristenprogramm vorgesehen.
Cable Car auf der Drehscheibe an der Kreuzung Hyde St/Beach St.
Klassischer Postkartenblick auf die viktorianischen Häuser mit der Skyline im Hintergrund
Glückstag: Die Golden Gate Bridge ohne Nebel :-)
17. bis 18. November 2011
Auch an den folgenden Tagen stand eher ein touristisches Programm auf dem Plan, dennoch konnte ich ein paar Kilometer auf Schienen zurücklegen.
Kreuzung zweier Cable Car-Linien an der Kreuzung Powell St/California St, 17.11.2011
Mailänder Strassenbahnwagen an den Pier's, 18.11.2011
Am Nachmittag des 18.11.2011 floh ich vor den auftretenden Regentropfen, mit dem Caltrain fuhr ich Richtung Süden nach San Jose und zurück. Die Inneneinrichtung der Wagen ist eher gewöhnungsbedürftig, aufgrund der geringen Höhe ist der Wagen "1,5-stöckig". Links und Rechts gibt es im Oberstock jeweils eine Sitzreihe und einen schmalen Gang, in der Mitte ist es offen gegen den Unterstock. So wird die Fahrausweiskontrolle auch vom unteren Stock aus durchgeführt und jene, die oben sitzen, müssen die Fahrkarte herunter reichen.
Caltrain-Züge in San Francisco Caltrain Station, bereit zur Fahrt nach San Jose.
19. bis 20. November 2011
Den letzten Tag in San Francisco verbrachte ich hauptsächlich an den Pier's. Ein letztes Mittagessen und ein Bier im Hard Rock Cafe, nachmittags dann die Fahrt per Strassenbahn und BART (
Bay Area Rapid Transit) zum Flughafen.
Dort erwartete mich dann wiederum die übliche Prozedur, nur mit dem Unterschied, dass im Flugverkehr mit den USA auch die Schuhe durchleuchtet werden müssen. Anschliessend wartete ich auf den Heimflug.
Heimflug in einem A340 der Swiss.
Dank Rückenwind erreichte ich Zürich dann eine Stunde zu früh nach 10h15min Flugzeit. So schnell kann es gehen, da war ich doch erst gerade voller Vorfreude auf die erste Reise nach Nordamerika und schon ist alles wieder vorbei. Andererseits: Was ist heutzutage mit der Fliegerei noch wirklich weit weg? So geht es sicher bald wieder los auf amerikanische Gleise.
Hier noch für die Fahrkartenfans
Fahrkarte für den Amtrak Cascades in Business Class
Fahrkarte für den Coast Starlight im Schlafwagen
Fahrkarte für den Thruway Bus von Emeryville nach San Francisco
und hier noch für die Statistikfans
Datum Zug Von Ab Nach An km
09.11.11 RE 1132 Samedan 10:17 Chur 12:03 84
09.11.11 IC 574 Chur 12:09 Basel SBB 14:27 207
09.11.11 ICE 104 Basel SBB 15:12 Frankfurt Flughafen 18:06 340
09.11.11 IC 2329 Frankfurt Flughafen 20:02 Frankfurt Hbf 20:13 10
13.11.11 Amt 517 Vancouver Pacific Centr. 17:45 Seattle King Street 22:10 251
15.11.11 Amt 11 Seattle King Street 9:45 Emeryville 8:15 1441
18.11.11 Cal 150 San Francisco Caltrain 13:07 San Jose 14:38 75
18.11.11 Cal 159 San Jose 15:05 San Francisco Caltrain 16:38 75
20.11.11 S16 19661 Zürich Flughafen 15:32 Zürich HB 15:43 10
20.11.11 EC 91 Zürich HB 16:12 Chur 17:43 116
20.11.11 RE 1161 Chur 17:58 Samedan 19:47 84
2703 km
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:02:25:20:10:40.