Interrail 2011: EU-Mitte-Nord – Teil 13 (Göteborg)
Alle bisherigen Teile:
Teil 1: Wien-Prag
Teil 2: Prag
Teil 3: Prag-Berlin
Teil 4: Berlin
Teil 5: Berlin
Teil 6: Berlin
Teil 7: Dresden
Teil 8: Stettin
Teil 9: Berlin-Malmö
Teil 10: Malmö-Køge
Teil 11: Helsingør
Teil 12: Roskilde/København
Dienstag, 19. Juli 2011: Ausflug nach Göteborg
Heutige Bahnkilometer: 795.
Der Fahrplan heute:
05:56 ab Køge (S-tog A)
06:41 an København H
07:33 ab København H (ØR1020)
11:17 an Göteborg
17:57 ab Göteborg (X2 489)
19:52 an Hässleholm
20:26 ab Hässleholm (ØR 1107)
21:47 an København H
21:54 ab København H (S-tog A)
22:39 an Køge
Draußen ist heute Früh blauer Himmel, also lasse ich die Jacke daheim - es wird eine richtige Entscheidung gewesen sein. Der Zug ist um diese Zeit natürlich ziemlich leer, aber auf dem Weg nach Kopenhagen füllt er sich doch schön langsam. Da es so früh ist, fährt die Linie A heute noch durch bis Hovedbanegården (und weiter). Ich erspare mir also das Umsteigen in Dybbelsbro.
Am Hauptbahnhof hab ich noch Zeit, mir das seltsame Gleis 26 anzusehen. Dieses erreicht man nur mit einem längeren Fußmarsch, es befindet sich westlich der Straßenbrücke. Wie mir scheint, dient es ausschließlich den Zügen nach Holbæk, die mit Doppelstockwagen geführt werden. Außerdem sehe ich einen ICE-D mit DSB-Logo. Es ist der ICE38 nach Berlin Ostbahnhof. (Bild zeige ich nicht, weil ich sowieso einige Tage später ein besseres Bild eines 605 machen konnte. In Kopenhagen ist das Fotografieren eine Glückssache bei den engen Bahnsteigen und den vielen Säulen) Die Anzahl der internationalen Fernzüge ist in Kopenhagen ja sowieso nicht sehr groß (aber immerhin mehr als vor Eröffnung der Öresundbrücke): fünf X2000 nach Stockholm, drei Züge nach Göteborg, sechs EC (ICE) über Rødby nach Hamburg, von denen einer bis Berlin weiterfährt, sowie im Sommer ein CNL nach Basel und Amsterdam (über Flensburg). Nicht gerechnet sind die Öresundzüge, die man als Regionalzüge bezeichnen kann. Diese fahren mindestens bis Malmö, aber auch weiter bis Göteborg, Kalmar und Karlskrona. Natürlich sind die ganzen Verbindungen nach Schweden erst nach Eröffnung der Öresundbrücke möglich geworden. Vorher gab es nur vereinzelte Kurswagenverbindungen über Helsingør Richtung Stockholm oder Oslo.
Dosto-Zug nach Holbæk auf Gleis 26.
Auf der Anzeigetafel ist ersichtlich, daß nur eine Hälfte des Zuges bis Göteborg fährt. Die Wagenangaben sind anfänglich irreführend: natürlich hat der Zug nicht acht Wagen, bei dreiteiligen Garnituren ginge sich das nicht aus. Pro Garnitur werden offenbar die Türen angegeben, und der ET hat eben 4 Türen, während beim IC3 der mittelere Wagen keine hat und daher nur zwei Wagennummern pro dreiteiliger Garnitur angezeigt werden!
Fahrt im Øresundstog/Öresundståg nach Göteborg
Nun begebe ich mich zu meinem Øresundstog und die Fahrt kann beginnen. Ich habe zwar gehört, daß es zwei verschiedene Inneneinrichtungen gibt (für die Fernverkehre und für die Nahverkehrszüge), kann mich aber nicht mehr erinnern, ob ich irgendeinen Unterschied festgestellt habe. Jedenfalls fällt mir eben wieder auf, daß 13 Minuten vom Hauptbahnhof zum Flughafen wirklich eine Top-Fahrzeit sind für die Anbindung eines Flughafens an eine Hauptstadt. Natürlich fallen mir die zahlreichen Halte immer wieder auf. Es ist ja eigentlich ein Bummelzug, der für die 350 km nach Göteborg immerhin 3¾ Stunden bei mindetens 15 Zwischenhalten benötigt (der X2000 mit nur 5 Zwischenhalten braucht 3 Stunden und 5 Minuten). Immerhin: je näher wir Göteborg kommen, umso seltener hält der Zug. Die Ansagen im Zug erfolgen großteils nur in der Landessprache, also in Dänemark auf Dänisch und in Schweden auf Schwedisch. Das wird wohl auf beiden Seiten des Öresunds auch von den jeweiligen Nachbarn ausreichend verstanden. Lediglich bei manchen Stationen gibt es auch englische Ansagen. In Helsingborg sehe ich eine DB-Lok (185 322). Ich war mir bisher gar nicht bewußt, daß diese Loks nun bis Schweden fahren (können). Über die skandinavischen Länder bin ich eben zu wenig informiert. Während wir bis Helsingborg ziemlich schnell unterwegs sind (ich schätze die Geschwindigkeit auf 140 bis 160 km/h), ist das Tempo danach deutlich langsamer. Die Strecke ist dort eingleisig, es gibt einige Halte bei Ausweichen, um Gegenzüge abzuwarten. Hinter Halmstad zieht es plötzlich zu und der blaue Himmel verschwindet. Sogar das Schloß Kronborg in Helsingør sieht man vom Zug aus auf der anderen Seite des Öresunds. Die Landschaft während der Fahrt ist zwar nicht besonders aufregend, aber es ist doch interessant, einmal zu sehen, wie es hier so aussieht. Sogar am Meer entlang geht ein Stück der Trasse. Die Gegend ist meist flach oder leicht hügelig, es gibt auch einige Tunnels. In Varberg kreuzen wir einen X2000 nach Kopenhagen. Ab hier ist die Strecke wieder zweigleisig.
Ein Blick aus dem Zugsfenster.
Blick hinüber nach Dänemark: Schloß Kronborg in Helsingør.
Bahnhof Göteborg
Nach der Ankunft (die Sonne scheint wieder wunderschön) beschließe ich sofort einmal, mich eine Stunde am Bahnhof aufzuhalten, und einmal in die heutigen Schwedischen Bahnen hineinzuschnuppern. Die Vielfalt an Gesellschaften fällt einem ja schnell auf. Auf den Zuganzeigetafeln steht auch immer die Gesellschaft angeschrieben. Sonderbar ist, daß der Öresundståg nach „Köpenhamn“ als „Västtrafik“ angeschrieben ist und nicht als Zug von DSBFirst. Aber vielleicht ist das ja eine Kooperation. Laut Wikipedia stehen hinter der Marke Öresundståg mehrere Gesellschaften, darunter eben auch Västtrafik.
In der Stunde kann ich ziemlich viele Züge beobachten, wobei mir auch auffällt, daß schon einige Fahrzeuge nach neuen UIC-Normen beschriftet sind. Dabei kann ich immerhin einige Regeln feststellen. So werden die Fahrzeuge durchaus logisch aus den Baureihenbezeichnungen Rc6, X12, X53 oder Y31 umgezeichnet, die meist vierstelligen Nummern der Fahrzeuge, die in Schweden ja nicht immer einer bestimmten Baureihe alleine zugeordnet sind, bleiben erhalten, sodaß eine neue siebenstellige Nummer entsteht. Lediglich bei einigen privaten Loks sah ich abweichende Seriennummern oder Baureihennummern, so wie auch bei ganz neuen Fahrzeugen. Beobachtete Beispiele:
91 74 000 1108-1 Rc2 1108 S-GC (könnte eigentlich 102 heißen)
91 74 000 0012-4 Rc6 12 S-SSRT (könnte eigentlich 106 heißen)
95 74 031 1412-3 Y31 1412 S-VTA
91 74 106 1411-4 Rc6 1411 S-SJ
94 74 412 3217-2 X12 3217 S-VTA (Triebwagen)
94 74 414 3225-1 X14 3225 S-VTA (Triebwagen)
94 74 431 4334-4 X31 4334 S-SJ
94 74 461 0018-4 (X61) S-Skåne (keine alte Nummer angeschrieben)
94 74 511 3209-8 X11 3209 S-VTA (Steuerwagen zu 411)
Allerdings: viele Züge bzw. Loks sind noch nicht umgezeichnet. Am weitesten scheint man bei den SJ Rc6 sowie bei VTA-Triebwagen zu sein. Wie es mit den Verschubloks aussieht, kann ich auch nicht herausfinden. Jedenfalls habe ich viel zu sehen und zu notieren und zu fotografieren. Bei den X50-Serien kann man allerdings nie feststellen, ob es gerade ein X50, X51, X52, X53 oder X54 ist, außer man ist nahe genug dran, um die kleine Anschrift über dem Drehgestell lesen zu können. Da helfen nur Nummernlisten im Internet – falls man sie findet oder falls es sie gibt. Die Unterschiede in den Bezeichnungen betreffen Höchstgeschwindigkeit und Inneneinrichtung (1. und/oder 2. Klasse). Nach der Fotostunde suche ich die Information auf, finde dort ein Gratis-Kursbuch und entdecke außerdem, daß es derzeit keine durchgehende Züge nach Oslo gibt (wegen Bauarbeiten). Schade! Hätte gerne einen norwegischen Triebwagen gesehen! Außerdem stelle ich fest, daß am Abend ein X2000 nach Kopenhagen verkehrt, der um 45 Minuten schneller ist als der langsame Öresundståg. Ich fahre damit 15 Minuten später weg und bin 30 Minuten früher in Kopenhagen. Das werde ich natürlich tun und auf diese Weise auch einmal mit dem X2000 fahren können.
Und nun ein paar Bilder vom Bahnhof:
SJ Rc3 1057 mit einem Zug nach Malmö.
X12 3196 von VTA (Västtrafik). Der hat auch schon die UIC-Nummer angeschrieben!
Der X31 4364 fährt als Öresundståg Richtung København und Helsingør ab.
X14 3228 beschriftet als Vättertåg.
Schwarze Schönheit: Rc6 mit UIC-Nummer, die Ziffern 1413 in der Nummer sind vergrößert aufgeklebt.
Auch wenn ich die Farbgebung nicht ganz begreife: solche Züge sehen doch etwas vornehm aus, ich muß es zugeben. Rc6 1416 mit einem Zug aus Kalmar fährt ein.
Und hier das Gegenteil von „schön“ - zumindest meiner Ansicht nach: X40 3715 im Einheitsgrau.
Auch Dieseltriebwagen sieht man: Y31 1419 von VTA. Die Aufschriften sind offensichtlich Produktnamen für bestimmte Strecken oder Gebiete.
Leider nur am Bahnsteig: X50 3292 von VTA (Typ Regina).
Und danach noch ein Blick von außen auf das Bahnhofsgebäude.
Straßenbahn Göteborg
Nach einer Stunde verlasse ich also den Bahnhof mit dem Eindruck eines recht modernen Betriebes und entdecke direkt vor dem Bahnhof schon mal einen historischen Straßenbahnzug. Wie ich dann an der Haltestelle lesen kann, fährt eine historische Linie mit zwei verschiedenen Zügen als Lisebergslinjen (Linie 12) zwischen Bahnhof und einem Vergnügungszentrum im Süden der Stadt. Und zwar im Sommer 6 Wochen lang täglich. Natürlich werde ich auch damit fahren (Fahrplan ist an der Haltestelle angeschlagen), aber damit warte ich noch. Ich möchte mir zuerst einen Überblick verschaffen und stehe eine Weile an verschiedenen Stellen, um Straßenbahnen zu fotografieren und einen Überblick über die Typen zu bekommen. Es waren drei verschiedene Bauarten unterwegs. Die ältesten waren in der Überzahl: PCC-artige Vierachser (700er- und 800er-Nummern), dann gab es dreiteilige wuchtig wirkende Gelenkwagen mit niederflurigem Mittelteil (300er-Nummern) und schließlich moderne fünfteilige Niederflurwagen (400er-Nummern). Auf der Lisebergslinjen verkehrten drei unterschiedliche Züge, denn am Nachmittag wurde ein Zug ausgetauscht. Doch davon später.
Ein Zug der Museumslinie 12: Liseberglinjen beim Bahnhof. Beiwagen 507 von 1906, im Einsatz bis 1945. Triebwagen 43 von 1902, im Einsatz bis etwa 1925.
Vierachser aus den 1960ern: 763 in Linie 3 mit (so vermute ich) altem Anstrich.
Das halte ich jedenfalls für einen neueren Anstrich: 828 in Linie 1.
Ziemlich wuchtig sehen die Gelenkwagen aus: 319 in Linie 4.
Eigentlich war das Schienengewirr Grund für diese Aufnahme eines Gelenkzuges.
Die zweite Liseberglinjen-Garnitur ist dieser modernere Wagen. Ich vermute, es könnte einer der wenigen umgebauten Linksverkehrwagen sein. Sieht der Wagen doch älter als 1967 aus.
Die modernsten Wagen sind diese fünfteiligen Niederflurwagen: 408 in Linie 9.
Noch eine Vierachser-Garnitur von der Türseite.
Zunächst informiere ich mich bei einem Kiosk über die Fahrkarten für die Straßenbahn. Eine Tageskarte zu 65 SEK (7,30 Euro) ist auf jeden Fall Einzeltickets zu 21 SEK (2,36 Euro) vorzuziehen, denn ich möchte ja ein wenig was von der Stadt sehen, und das geht doch am besten mit der Straßenbahn. Und wo es interessant ist, möchte ich aussteigen. Erfreut stelle ich sodann fest, daß man bei der Dame im Kiosk das Ticket kaufen kann und sich nicht mit Automaten herumplagen muß. Noch mehr erfreut bin ich dann, daß es in Schweden noch immer (wie schon vor 35 Jahren!) gratis benützbare (und saubere!) öffentliche Toiletten gibt. Das ist mir 1974 in Skandinavien schon höchst positiv aufgefallen!!
Danach besteige ich einen Zug der Linie 3, mit dem ich 4 Stationen bis Hagakyrkan fahre, weil ich dort – also etwas weiter vom Bahnhof weg – etwas zum Essen suchen möchte. Ich werde beim nahen Järntorget fündig. Ein kleines Lokal, eine Kombination aus Imbißlokal und Geschäft, paßt mir für einen kleinen Imbiß, danach folgen einige Fotos.
Das Innere eines Gelenkwagens mit dem Niederflur-Mittelteil Wagen 371).
Nach dem Aussteigen kann ich wieder einige Bilder machen - dieses zum Glück ohne Autos.
Immer wieder kann man interessante Architektur sehen.
Auch die Nebengassen finde ich in jeder Stadt interessant.
Und wieder ein interessanter Bau - vermutlich holzverkleidet.
Auf dem Järntorget zweigte früher eine Linie nach Norden ab, wie man hier gut sehen kann. Man hat einfach die Randsteine drübergebaut...
EDIT: Wie mir Tony vom Straßenbahnmuseum heute (10.2.2012) per Mail mitteilt, sind diese Gleise Vorarbeiten für eine künftige neue Linie (deren Bau hoffentlich bald beginnen wird, wie er meint)!
Bei der Rückfahrt wähle ich einen modernen Niederflurzug - hier eine Innenaufnahme.
Dann fahre ich von hier zum Bahnhof (Centralstationen) zurück, und bevor ich mit einem Zug der Museums-Straßenbahn fahre, schaue ich nochmals kurz in den Bahnhof hinein. Hier entdecke ich noch einige interessante Dinge:
Ein Schlafwagen nach Luleå ist bereitgestellt. Wie gerne würde ich wieder mal in den hohen Norden fahren!
Ein Regina-Triebwagen steht diesmal etwas fotogener am Bahnsteig: X53 3267 von VTA.
Danach steige in die Museums-Straßenbahn um. Mit der Tageskarte darf man die nämlich auch benutzen. Eine Einzelfahrkarte würde 20 Kronen kosten. Natürlich fährt ein Schaffner mit. Ich sitze im offenen Beiwagen. Unterwegs bewundere ich die schönen Häuser und die vielen Linien. Immerhin verkehren 12 Linien (1 bis 13, außer 12 – das ist die Museumslinie), mit denen neun Endstationen an den Stadträndern erreicht werden.
Unterwegs im Museumszug.
Mit dem Schaffner ergibt sich eine nette Plauderei, zunächst auf Deutsch, dann wechseln wir auf Englisch, weil es für beide eine Fremdsprache ist und daher „gerechter“ ist. Als wir bei der Kreuzung Korsvägen ankommen, meint er zu mir, daß der Zug nun ins Depot fährt, ich könne dahin mitfahren, oder aber auf den nächsten Zug warten und zurück zum Bahnhof. Nun, ich fahre lieber ins Depot mit. Und bei dem weiteren Gespräch über Straßenbahnen und über Wien ergibt dann eins das andere: Beim Zurückschieben ins Depot wird der Stromabnehmer (ein Lyrabügel!!) umgedreht. Der Schaffner fragt mich dann, ob ich mitkommen will ins Depot. Soll ich etwa nein sagen? Der Zug wird nämlich eingezogen – Mittagspause für das Personal. Also darf ich die Museumshalle betreten und bin erstaunt, wieviele Fahrzeuge hier zu sehen sind.
Ich frage ihn dann auch nach dem Jahr 1967, wie die Göteborger Straßenbahn es geschafft hat, die Umstellung von Linksverkehr auf Rechtsverkehr unbeschadet zu überstehen. Die Erklärungen sind hochinteressant. Man hatte schon vorher eine Erneuerung des Fuhrparks geplant und weil die Umstellung ja auch schon lange vorher bekannt war, hat man Einrichtungs-Fahrzeuge für Rechtsverkehr angeschafft, die anfangs mit Linksverkehr-Fahrzeugen gekuppelt waren – Heck an Heck. Zugfahrzeug war also das Linksverkehr-Fahrzeug. Nach der Umstellung mußte man das ganze nur umdrehen. Einige wenige Fahrzeuge wurden sogar umgebaut, aber großteils wurde so diese Umstellungszeit überbrückt, bis es schließlich nur mehr Rechtsverkehr-Fahrzeuge gab. Im Museum ist noch ein Linksverkehr-Fahrzeug zu sehen – abgesehen von den Zweirichtungswagen, die sowieso weiter verwendet werden können (Museumswagen).
Mir wird dann ausdrücklich gestattet, mich frei zu bewegen, ich darf herumspazieren wie ich will, nur soll ich in keine Grube fallen! Auch andere Kollegen der Museumslinie sind da, alle sehr freundlich. Da ich mich natürlich nicht mit allen Straßenbahnbetrieben der Welt auseinandersetzen kann, mache ich zwar viele Fotos, wie es mir empfohlen wird, aber welche Fahrzeuge das immer im einzelnen sind, ist mir dann doch nicht so wichtig.
Um den Bericht nicht zu lang werden zu lassen, zeige ich die Bilder vom Museum im Straßenbahnforum. Der Link dazu: [
www.drehscheibe-foren.de]
Ankunft beim Museum: Daß man auch einen Lyrabügel umsetzen kann/muß, war mir neu.
Als ich nach meinem Rundgang schließlich gehen will, meint „mein“ Schaffner, daß sie in fünfzehn Minuten wieder losfahren – Richtung Bahnhof, ich könnte dann auch wieder mitfahren. Und davor werde ich noch auf einen Kaffee eingeladen. Ich plaudere mit einigen anderen, sehe einige Straßenbahnkalender und alte Bilder. Wir plaudern angeregt. Beim Abschied beschließe ich, zu Weihnachten einen Kalender mit Wiener Bildern nach Göteborg zu schicken – als Dankeschön. Auf kurzem Weg geht es zum Bahnhof zurück, wo ich aussteige und mir eine Straßenbahnrundfahrt überlege, um einige Teile der Stadt – und vor allem den Tunnel, den ich entdeckt habe – abzufahren.
Mein Museumszug entfernt sich wieder Richtung Liseberg.
Am Nachmittag war auch als drittes Fahrzeug dieser Drehgestellwagen Nr. 208 im Einsatz.
Ausnahmsweise fotografiere ich auch mal einen Bus: man sieht doch selten Doppelgelenkbusse.
Spazierfahrt mit der Straßenbahn
Ich gehe also vom Bahnhof Richtung Gustaf Adolfs Torg und in die Östra Hamn Gatan. Dort steige ich nahe bei einem Riesenrad (Station Lilla Bommen) in die Linie 10 ein und fahre bis Chalmers. Ich sitze nun in einem der alten Vierachs-Triebwagen aus den 1960ern.
Das Innere des alten Vierachsers auf Linie 10.
In einer breiten Allee kommen wir auch an der Universität vorbei.
Unterwegs kommen wir an der Universität vorbei. In Chalmers gibt es eine neue Abzweigung, die direkt in einen langen Tunnel führt. Der Berg auf dieser Seite endet mit einem wuchtigen Felsen.
Direkt aus dem Berg kommt die Linie 6 mit Wagen 377 zur Station Chalmers.
Der Blick etwas nach links zeigt die hier vorhandenen Felsen, an denen die Linie 10 vorbeifährt. Die Station ist Abzweigstelle.
Nach ein paar Bildern besteige ich einen Zug der Linie 8 und fahre durch den Tunnel zur Kreuzung Korsvägen, wo sechs Straßenbahnlinien zusammentreffen. Lange halte ich mir aber nicht auf, sondern fahre bald wieder zurück, um mit Linie 6, die auf dem Weg von Nordosten nach Nordwesten einen großen Bogen südlich um die Innenstadt macht, zur Haltestelle Linnéplatsen zu fahren. Von dort geht es mit Linie 2 durch kleine Straßen und mitten durch Wohngebiete (Straßenbahn und Fußgänger erlaubt) wieder in die Innenstadt zurück, wo ich bei der Gustavi Domkyrka aussteige. Wenn hier schon so viel nach Gustav benannt ist, muß ich mir das doch anschauen!
Die Gustavi Domkyrka ist nicht so einfach zu fotografieren auf dem beengten Platz.
Das Innere der Gustavi Domkyrka.
Und zufällig kommt wieder ein Zug der Liseberglinjen mit Wagen 208 vorbei.
Die Domkirche macht einen sehr nüchternen Eindruck. Evangelisch, wie man es auch von einigen nüchternen Kirchen bei uns gewohnt ist (Wien, Annagasse). Also ganz anders als z.B. in Dänemark. Nach dem Besuch der Kirche spaziere ich zu Fuß Richtung Stora Hamnkanalen, komme an der „Deutschen Kirche“ (Christinenkirche) vorbei, die aber leider schon geschlossen ist. An der Tafel steht interessanterweise zu lesen, daß die Bevölkerung Göteborgs anfangs zum großen Teil aus Deutschen bestanden hatte, die 1623 eine eigene Gemeinde gründeten. Die Barockkirche wurde 1648 eingeweiht und nach Königin Kristina benannt. 1783 wurde die heutige Kirche (nach einigen Bränden unter Verwendung des alten Mauerwerks wiederaufgebaut) eingeweiht.
Die „Deutsche Kirche“ in Göteborg.
Auf der anderen Seite des Kanals herrscht Straßenbahnbetrieb.
Schade, daß die Zeit so kurz ist, ich wäre gerne noch andere Strecken abgefahren, aber einen kleinen Eindruck von der Stadt hab ich ja doch bekommen. Nun bleibt noch Zeit, den Gustav Adolfs Torg mit dem Rathaus näher zu betrachten, aber dann muß ich zum Bahnhof, denn ich möchte ja meinen Zug nach Kopenhagen erreichen. Auf dem Weg fällt mir noch ein Vierachser in der alten Lackierung auf, außerdem mit Nieten. Sieht also schon alt aus.
Gustav Adolfs Torg mit einem großen Denkmal in der Mitte. Wer wird es wohl sein?
Und wieder zurück beim Bahnhof: Wagen 763 auf Linie 3, vielleicht wird der Wagen nur mehr in der HVZ eingesetzt?
Resümee meiner Eindrücke von den schwedischen Bahnen: Ziemlich moderne Triebwagen verkehren hier, ungewohnt ist für mich, daß die SJ ihre Wagen und Loks schwarz lackieren, wo man diese Farbe doch so schwer in der Dunkelheit erkennen kann. Andere Bahnen bringen helle Warnflächen an oder lackieren die Loks überhaupt rot oder hell, hier also ganz anders. Ungewohnt auch, daß die X2000 und die neuen Doppelstocktriebwagen X40 in einem faden Grau lackiert sind. Die Doppelstockzüge scheinen ein Zwischending zwischen Regional- und Schnellzug zu sein. Ungewohnt weiters die vielen privaten Gesellschaften, die man sieht. Es dominiert hier jedoch Västtrafik. Und ein paar Bilder kann ich vor der Abfahrt auch noch machen:
Noch einmal ein Regina-Triebwagen, diesmal fast im Ganzen: X53 3266 von VTA (nur 2. Klasse, 180 km/h). Links steht auch ein Regina: aber es ist ein X52 (1.+2. Klasse, 200 km/h) mit einer veränderten Nummer: 9038 (ex 3274).
Mein Zug für die Rückfahrt: X2 2036.
Ein Blick ins Innere des X2000.
Rückfahrt im X2000 (mit Hindernissen)
Dann besteige ich meinen X2000, der auf dem gleichen Bahnsteig steht wie der Öresundståg, aber später abfährt und ihn dann überholen wird. Mein Zug wird auf dem Weg nach Kopenhagen nur viermal halten. Die Sitze sind etwas besser als im Öresundståg und ich finde unter den vielen reservierten Plätzen doch noch einen unreservierten. Als jedoch die Schaffnerin kommt, klärt sie mich auf, daß ich eine Reservierung brauche, also einen Zuschlag von 65 Kronen zahlen muß. Das stand aber nirgends geschrieben. Ich habe außerdem ein Interrail-Ticket, daher ruft sie mit dem Handy irgendwohin an und fragt wohl nach, ob und wieviel sie verlangen darf. Schließlich kommt sie wieder und bestätigt, daß ich nachzahlen muß. Na gut, zufälligerweise hab ich noch gerade so viel Kronen, daß ich das bezahlen kann. Es bleiben also gerade mal 20 Kronen übrig, wenn ich Schweden für immer (oder für viele Jahre?) wieder verlasse. Die Ansagen über den Lautsprecher erfolgen in Schwedisch, Dänisch und Englisch und klingen auch sehr humorvoll, ähnlich wie die Ansagen im Zug von Trelleborg nach Malmö. Bei jedem unvorhergesehenen Halt wird angesagt, wieso wir plötzlich stehen (Zugskreuzung oder rotes Signal oder ähnliches).
Mir fällt auf, daß der Zug über Hässleholm und nicht über Helsingborg fährt. Das sind 18 Kilometer mehr, aber vielleicht ist die Strecke nicht so stark befahren. Zwischen Halmstad und Hässleholm gibt es endlose Wälder, sieht sehr schön aus! Während es am Abend in Göteborg bewölkt wurde, wird der Himmel hier wieder schön blau. Ich bin froh, daß ich die Jacke daheimgelassen habe, denn ich hätte sie nie gebraucht. Schließlich wird durchgesagt, daß der Zug wegen Verkehrsproblemen zwischen Lund und Hässleholm schon in Hässleholm endet. Wie es von dort weitergeht werden wir noch erfahren. Na super, und deswegen mußte ich 65 Kronen aufzahlen? Kurz vor der Ankunft in Hässleholm erfahren wir, daß wir auf einen Öresundståg umsteigen müssen, um nach Kopenhagen zu gelangen. Für Fahrgäste nach anderen Zielen werden diese Züge auch genau angeführt. In Hässleholm angekommen, sehe ich auf der Tafel „Avgående tåg“, daß zwei Züge Richtung Malmö „Inställt“ sind. Unser Zug 1107 nach Kopenhagen ist hier als „Pågatåg“ angeschrieben, nicht als Öresundståg. Außerdem fällt mir auf, daß es zwei Abfahrtstafeln gibt: eine für SJ-Züge und eine eigene für Skånetrafiken (Öresundståg und Pågatåg).
Immerhin hat der Zwangsumstieg in Hässleholm (mit 30 Minuten Wartezeit) ein Gutes: ich kann einen der neuen X61 von Skånetrafiken (Lila wie die Milkaschokolade) fotografieren, wenngleich wegen Schatten in schlechtem Licht. Auffallend ist bei diesen Triebwagen, daß die Bezeichnung X61 nirgends aufscheint, nur die neue UIC-Nummer (Baureihe 461) ist angeschrieben. Die Züge sind mit „Skånetrafiken Pågatågen“ angeschrieben. Letzteres wird wohl ein Vermarktungsname sein, während ersteres der Name der Gesellschaft sein dürfte. Ein Ford Transit auf Schienen ist noch ein weiteres Schmankerl auf diesem Bahnhof. Was der genau macht, bleibt mir aber verborgen. Irgendetwas mit Laser jedenfalls.
Zwei Züge kurz hintereinander Richtung Malmö sind „inställt“.
Leider mit störendem Schatten, ich wage dennoch, den neuen X61 bzw. 461 von Skånetrafiken zu zeigen.
Ein seltsames Gefährt auf Schienen: Ford Transit (EDIT: wie mir mitgeteilt wurde, ist es in Wahrheit ein E-150, Danke!).
Schwedisches Abschiedsbild mit X2000 und Öresundståg im Hintergrund. Der moderne Übergang im Bahnhof Hässleholm gefiel mir auch!
Die Fahrt im Öresundståg verläuft dann ohne besondere Vorkommnisse, es geht halt langsam dahin wegen der vielen Halte. Und ich komme statt um 21.03 Uhr erst um 21.47 Uhr in Kopenhagen an. Auf der Öresundbrücke versuche ich noch, die farbig markierten Pfeiler an der Staatsgrenze zu fotografieren, was wegen der Dunkelheit und der Geschwindigkeit allerdings nicht gelingt. Immerhin: In Kopenhagen gibt es zu dieser Uhrzeit bereits durchgehende S-Bahnzüge nach Køge. Ich brauche also in Dybbelsbro nicht umsteigen und umständlich die Bahnsteige wechseln. Erstmals erlebe ich im S-tog auch eine Fahrkartenkontrolle: drei oder vier Schaffner oder Kontrollore gehen durch den Zug, begleitet von einem Wachebeamten (Aufschrift: „Wagt“). Kurz vor 23 Uhr bin ich wieder in unserem Quartier (fünf Minuten benötige ich vom Bahnhof zum Haus, heute hab ich es gestoppt). Meine Reisefreunde haben den heutigen Tag in Kopenhagen verbracht. Es war ein wunderschöner Tag, den ich nicht missen möchte. Ich war endlich nach langen Jahren wieder einmal – wenn auch nur kurz – in Schweden und habe dabei eine neue Stadt kennengelernt. Ob ich es mir leisten kann, jemals wiederzukommen? Es gäbe hier noch viel zu entdecken!
Der Öresund-Verkehr
Nach der letzten Öresund-Querung wäre es an der Zeit, den Gesamtpersonenverkehr über diese große Brücke zusammenzufassen. Da ich jetzt ein schwedisches Kursbuch besitze, kann ich das für den Sommer 2011 gut zusammenfassen:
Öresundzüge pro Stunde (alle 20 Minuten):
1x von Helgingør über Kopenhagen, Malmö, Lund nach Växsjö (285 km) oder weiter bis Kalmar (399 km),
1x von Helsingør über Kopenhagen, Malmö, Lund und Helsingborg (156 km) nach Göteborg (392 km),
1x von Helsingør über Kopenhagen, Malmö, Lund nach Kristianstad (200 km) oder weiter bis Karlskrona (330 km).
Und natürlich auch in der Gegenrichtung.
Zusätzlich:
6x täglich ein X2000 der SJ von Kopenhagen nach Stockholm (655 km) und zurück.
1x täglich ein X2000 der SJ von Odense nach Stockholm (815 km) und zurück.
5x täglich ein DSB-Zug von Kopenhagen nach Ystad (99 km) = IC Bornholm. (Fähre zur dänischen Insel Bornholm)
Fortsetzung folgt (Fahrt zum Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm)
EDIT: falsche Links korrigiert.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:02:11:13:12:12.