Über Silvester zog es mich in den fernen Osten, nach Südkorea. Neben der Hauptstadt Seoul wollte ich mal nach Nordkorea und hinaus in die südkoreanische Provinz. Die Eisenbahn war aber nicht das Hauptthema der Reise, sondern eher „Beifang“.
Herausgekommen ist eine Tagestour in die DMZ, die entmilitarisierte Zone, ein vermintes Naturbiotop, die wohl am schwersten bewachte Grenze der Welt, welche die beiden Koreas teilt.
Im Norden, in Kaesong gibt es ein Industriekomplex, an dem sich südkoreanische Unternehmen angesiedelt haben und mit nordkoreanischen Arbeitern Produkte für die ganze Welt herstellen, euer Samsung-Fernseher kommt vielleicht aus Kaesong. Seit 2004 gibt es wieder eine durchgehende Eisenbahnstrecke zwischen dem Süden und den Norden. Von Dezember 2007 bis Dezember 2008 gab es Güterverkehr über diese Strecke von dem Süden, nach Kaesong. Regulären Personenverkehr aber nie. Nach politischen Zwischenfällen gibt es aber keinerlei Zugverkehr mehr.
Der letzte Bahnhof im Süden ist Dorasan. Hierher kommt sechsmal am Tag ein Dieseltriebwagen aus Munsan, von wo aus Anschluss aus Richtung Seoul mit der Subway besteht.
Der Bahnhof steht in kurzer Entfernung zur Grenze und strahlt irgendwie Hoffnung aus. Hoffnung auf eine Wiedervereinigung. Der Bahnhof sieht sehr futuristisch aus, hat große Wartebereiche und Parkplätze.
205km ist keine Entfernung, aber doch ist Pyongyang so weit weg
Blick Richtung Norden
Der letzte Zug nach Kaesong ist schon lange abgefahren
Ein Zug verlässt Imjimgang Richtung Norden und fährt über den Imjin River nach Dorasan
Neben dem Bahnhof gab es noch mehr zu sehen. Dorasan heißt Berg Dora, und von diesem kann man nach Nordkorea schauen.
Wenn die Sicht gut ist, kann man bis nach Kaesong schauen. Man sieht den drittgrößten Fahnenmast der Welt, 160m hoch und an diesem weht eine 260kg schwere Nordkoreafahne. Man darf durch die Ferngläser nach Nordkorea schauen, aber Bilder machen ist hinter der gelben Linie verboten.
Übrigens gibt es über die ebenfalls neu gebaute Autobahn kleinen Grenzverkehr von Südkorea zum Industriekomplex von Kaesong, aber nur für Südkoreaner.
Mein Ziel für diesen Tag war es nach Nordkorea einen Fuß zu setzen, das ist nur an einer Stelle möglich - im Camp Bonifas in Panmunjom. Hier stehen sich Südkoreaner und Nordkoreaner gegenüber und schauen sich gegenseitig böse an. Um hierher zu kommen, mussten wir in einen Militärbus umsteigen. Das aufstehen war während der Fahrt verboten und der Bus wurde von einem amerikanischen Soldaten zu unserem Schutz begleitet.
Etwas schwer zu erkennen, aber in der Mitte zwischen den beiden Gebäuden ist eine Betonplatte zu sehen - die Grenze zwischen Nord- und Südkorea.
Sir, please delete this picture! Bei dieser Tour gab es viele "don'ts". Korea hat bis heute keinen Friedensvertrag unterschrieben und ist praktisch noch im Krieg. Man durfte auf keinen Fall mit den Finger auf jemanden zeigen, Taschen mussten im Tourbus bleiben, die Hände mussten frei bleiben, nur die Kamera durfte man in der Hand halten, nicht winken, Fotos nur auf Kommando, und nicht in die falsche Richtung. Tut mir Leid, ich habe es getan - unwissend, der Blick nach Osten. Die weißen Pfähle, alle 10m, markieren die Grenzlinie.
Der MAC-Konferenzraum. Die Mikrofone in der Tischmitte stehen genau auf der Grenze. In diesem Gebäude gab es die Möglickeit legal und ohne Passkontrolle für einen Moment, ein paar Meter in den Norden "einzureisen".
In diesem Raum standen zwei ROK-Soldaten aus dem Süden, kein Nordkoreaner.
Die Touren sind minutös geplant und verlangt von den Reisenden viel Disziplin und Verständnis für all die NO's und DON'Ts. Und nachdem all die Touristen verschwunden sind, gehen verlassen auch die Soldaten das Camp und bewachen die Grenze nur über die Wachposten entlang der Grenze.
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Als zweiten Ausflug zog es uns nach Gyeongju, einer Stadt im Südosten von Korea. Die Stadt war fast 1000 Jahre lang die Hauptstadt des Silia-Reiches gewesen, seit über 2000 Jahren besiedelt und noch immer reich an vielen historischen Orten. Gyeongju steht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe.
Dorthin kommt man mit dem Bus und dem Zug. Direkt in die Stadt kommt man nur mit den langsameren InterCity-Zügen, den Saemaul-ho Zügen. Die Fahrt dauert ungefähr 5 Stunden ab Seoul. Alternativ kommt man mit dem KTX, einem TGV-Verschnitt in knapp 2h von Seoul nach Singyeongju, einem Bahnhof an der Hochgeschwindigkeitsstrecke irgendwo im nirgendwo. Von dort fahren regelmäßig Busse in die Stadt. Hier nun ein paar Bilder.
Seoul Station
Singyeongju Station
ein durchfahrender KTX durch Singyeongju Station
Südkorea ist ein sehr faszinierendes Land, sehr modern und sehr lecker. Auch wenn scheinbar nicht viele Koreaner Englisch sprechen war es doch recht einfach sich in Seoul zurecht zu finden.
Und Silvester feiert man in Südkorea auch anders als man es hier kennt.
Auf Ballons werden Wünsche für das neue Jahr geschrieben,
und Mitternacht zum Jahreswechsel steigen diese in die Luft.
zurück ging es mit dem längsten Passagierflugzeug, einem A340-600
irgendwo über der verschneiten Mongolei.
Übrigens fliegt man auf Grund fehlender Überflugrechte nicht über Nordkorea, sondern über das Gelbe Meer nach Peking. Von dort geht es nach einem 90° Bogen weiter Richtung Mongolei und Russland und immer "entlang" der Trans-Sib nach Europa.