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[AZ] Kurzbericht Artyom, Baku

geschrieben von: MP

Datum: 21.10.11 15:58

Im Bakuer Hbf hatten mir mehrere Eisenbahner versichert, dass nach Artyom keine Zuege mehr fahren (auch nicht von anderen Bahnhoefen). Diese Auskunft ist falsch, wie mir ein Eisenbahner gestern im Bf Kesla mitgeteilt hat.

Artyom ist die Insel, die sich oestlich von Baku und der Abseron-Halbinsel befindet und die mit dem Festland mit einem Damm verbunden ist, ueber den eine Strasse und die Bahnstrecke parallel laufen.

Um 7.35 Uhr faehrt eine Elektritschka nach Artyom ab dem Haltepunkt neben der Metro-Station Azizbeyov. Der Haltepunkt befindet sich unweit der Metrostation unter diversen Strassenbruecken, man muss durch den Dreck dorthinlaufen. Endzeitstimmung, es ist nur noch ein Gleis in Betrieb. Auch hier sucht man einen Fahrplanaushang vergebens. Eine Handvoll Fahrgaeste hatte aber trotzdem heute morgen den Weg dorthin gefunden. Auf den Satellitenaufnahmen von Google-Maps ist die Situation einigermassen gut erkennbar. Der Grund dafuer, warum der Zug dort beginnt, duerfte die Lage des Depots sein, das sich in unmittelbarer Naehe Richtung Baku befindet. Laut dem oben erwaehnten Eisenbahner seien uebrigens Brueckenbauarbeiten der offizielle Grund, warum keine Elektritschkas mehr den Hauptbahnhof anfahren.

Auch die Elektritschka nach Artyom war in erbaermlichen Zustand. Es wurde auf dem linken Gleis bis Bakikhanov gefahren, wo es sogar mal Faltblattanzeiger gab. Auch hier (wie auf allen weiteren Stationen) Endzeitstimmung. Auffaellig die sehr sehr langen Bahnsteige, man kann nur noch erahnen, was hier mal losgewesen sein muss.

In Bakikhanov verzweigen sich die Strecken, links geht es nach Sumqavit, rechts nach Artyom. Wobei ich nicht herausfinden konnte, ob auf dieser Strecke Richtung Sumqavit noch was faehrt. Auf Google Maps sieht das so aus, als haette man beim Bau der Autobahn zum Flughafen die Bahnstrecke unterbrochen. Hier [sbchf.narod.ru] wird allerdings berichtet, dass im Jahr 2010 um 17.10 Uhr ein Zug ueber diese Strecke fuhr.

Richtung Artyom geht es nun eingleisig weiter. Um 7.57 Uhr wurde Bakikhanov verlassen. Um 8.06 Uhr gab es in Emircan eine Zugkreuzung mit einer Elektritschka, die mit "Baki" beschildert war. Hinter dem Bahnhof Yeni Suraxami zweigte rechts eine elektrifizierte Strecke ab, die noch befahren aussah. Um 8.31 Uhr gab es in Vine wieder eine Zugkreuzung mit einer Elektritschka, die vorne mit "Depot" und hinten mit "Suraxani" beschildert war (es sassen Fahrgaeste drin). Die Fahrtzeiten dieser beiden Gegenzuege sind mir nicht bekannt. Um 8.49 Uhr wurde der Abzweigbahnhof Qala verlassen, die ehemals links abzweigende Strecke ist abgebaut und die Oberleitung demontiert (die Masten stehen hingegen noch). Gegen 9.00 Uhr wurde in einem unbekannten Bahnhof gehalten, wo viele Kesselwagen herumstanden und mit Oel befuellt wurden.

Leider war dann die Zugfahrt im Bahnhof Zire (letzter groesserer Ort auf dem Festland) gegen 9.30 Uhr zu Ende. Nach Artyom werde nicht weitergefahren wegen Oberleitungsarbeiten oder so. Ob das nur heute so war oder noch laenger andauert, ist mir nicht bekannt. Tatsaechlich setzte sich dann kurz nach der Ankunft ein Oberleitungsreparaturfahrzeug Richtung Artyom in Bewegung. Das Zugpersonal teilte mir noch mit, dass die Rueckfahrt um 12.35 Uhr stattfinden soll. Der oben erwaehnte Eisenbahner im Bf Kesla meinte hingegen, dass die Rueckfahrt nach Baku ab Artyom um 18.40 Uhr sei, und der Zug zwischendrin eine Pendelfahrt nach irgendwo auf dem Festland machen wuerde. Das Zugpersonal in Elektritschka war leider nicht sehr auskunftsfreudig, ueberhaupt wird man hier oft sehr misstrauisch angesehen, wenn man sich nach dem Fahrplan erkundigt, als sei das ein Staatsgeheimnis oder so. Der Fahrpreis betrug 0,20 Manat, kassiert wurde das Geld von einem Herrn in zivil, eine Fahrkarte gab es nicht.

Von Zire kommt man dann entweder mit dem direkten Bus 49 weiter nach Artyom, oder man nimmt den Bus 87 oder so bis zur Hauptstrasse und steigt dort in den im 16-Minuten-Takt verkehrenden Bus 50 Baku-Artyom um (Abfahrt in Baku ab Metrostation Ulduz, wobei auch an der Metrostation Azizbeyov gehalten wird). Bei der Busfahrt ueber den Damm konnte dann das Oberleitungsreparaturfahrzeug gesichtet werden sowie Arbeiter, die an der Oberleitung herumwerkelten. Nachdem ca. 10 Taxifahrer nichts von einem Leuchtturm auf Artyom wussten, den es aber laut zwei Reisefuehrern geben soll, bin ich dann mit dem oben erwaehnten Bus 50 zurueckgefahren, der dann auch die neue Autobahn benutzt. Aufgrund ekelhaften Wetters wurde dann auf weitere Erkundungen auf der Abseronhalbinsel verzichtet.

Der oben erwaehnte Eisenbahner in Kesla berichtete auch noch von zwei Elektritschkas von Kesla nach Sumqavit via Bileceri (Abfahrt Kesla irgendwann kurz nach 4.00 Uhr und um 13.00 Uhr).


Kurz noch zu Baku: Das Bahnhofsgebaeude (Betonklotz) ist eine Baustelle, der duestere Fahrkartenverkaufsraum zwar in Betrieb, aber rundherum ein Bauzaun, und in den oberen Etagen wird auch gebaut. In unmittelbarer Naehe zwei historische Bahnhofsgebaeude, eines davon noch als Wartesaal genutzt.

Metro Baku: Auch hier muss man eine Plastikkarte erwerben und mit Geld aufladen. Eine Fahrt kostet 0,20 Manat. Fuer die Plastikkarte wurden allerdings 4 Manat kassiert, wobei diese dann mit sechs Fahrten aufgeladen war. Ob man die Karte nach Verlassen der Stadt wieder zurueckgeben kann, ist mir nicht bekannt. An den Eingaengen zur Metro gibt es Gepaeckkontrollen mittels Metalldetektor. Falls das Geraet piepst, muss man entweder glaubhaft erklaeren, dass man nichts schlimmes im Gepaeck hat oder im schlimmsten Fall das Gepaeck oeffnen. Einheimische reagieren dann in einer solche Situation laut, erbost und sehr emotional und duerfen dann ohne weitere Kontrolle in die Metro. In allen von mir genutzten Metrostationen wurden die Zuege von Rotkaeppchen in Bahnsteigmitte mit Kelle abgefertigt. Man beachte auch, dass sich die Linien verzweigen, das Ziel des aktuellen Zuges ist auf Digitalanzeigen in den Stationen angezeigt (am Zug selber ist das nicht erkennbar).

Die Standseilbahn war bei meinem Besuch wegen Reparatur geschlossen. Links neben dem unteren Ende der Standseilbahn befindet sich in das aserbaidschanische Ministerium fuer Kultur und Tourismus, wo man klingeln und sich mit einer Landkarte und einem Buechlein ueber Baku beschenken lassen kann. In letzterem Buechlein informiert das aserbaidschanische Ministerium fuer Kultur und Tourismus, dass die Beschilderung in der Metro schlecht zu erkennen sei, und empfiehlt, die Stationen abzuzaehlen. Auch fuer eventuellen Kontakt mit der Ordnungsmacht findet sich ein Ratschlag in diesem Buechlein. Das aserbaidschanische Ministerium fuer Kultur und Tourismus empfiehlt in so einem Fall, freundliche Grussworte zu finden und allen Beamten die Haende zu schuetteln.

Re: [AZ] Kurzbericht Artyom, Baku

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 22.10.11 11:33

Moin,

MP schrieb:
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> Bei der Busfahrt ueber den Damm
> konnte dann das Oberleitungsreparaturfahrzeug
> gesichtet werden sowie Arbeiter, die an der
> Oberleitung herumwerkelten. Nachdem ca. 10
> Taxifahrer nichts von einem Leuchtturm auf Artyom
> wussten, den es aber laut zwei Reisefuehrern geben
> soll,

Neue Bezeichnung von Artyom ist Pirallahi.

In der Gegend bezeichnet man wohl Inseln nach Dammbau als Halbinseln, anders als etwa beim nordfriesischen Sylt.

Gruß, ULF

Re: [AZ] Kurzbericht Artyom, Baku

geschrieben von: MP

Datum: 23.10.11 16:37

Ulf Kutzner schrieb:
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> Neue Bezeichnung von Artyom ist Pirallahi.


Hm, das ist aber auch der Name der Ortschaft auf der Insel, und so war auch die Elektritschka beschildert, die dann aber doch nicht bis auf die Insel/Halbinsel fahren wollte.