Schönen Abend,
vom 7.-9. Jänner unternahm ich eine Kurzreise nach Pécs und Budapest.
Die Reiseroute:
07.01.2011
RJ 41 | ab Wien West 06:54 | an Budapest Kelenföld 09:32
IC 259 | ab Budapest Kelenföld 10:02 | an Pécs 12:49
08.01.2011
IC 258 | ab Pécs 15:14 | an Budapest Deli 18:05
09.01.2011
EN 466 | ab Budapest Keleti 19:10 | an Wien West 22:00
Die Eisenbahn war nicht Hauptzweck meiner Reise, daher gibt es eher Schnappschüsse denn professionelle Bilder, ergänzt durch einige Off-Topic-Aufnahmen.
Der Railjet von Wien nach Budapest-Kelenföld war unspektakulär und unbequem wie üblich, aber wenigstens pünktlich und recht leer. In Kelenföld sind die Bahnsteige schon im Fertigwerden, die Passage und das Stationsgebäude aber noch nicht modernisiert. Im Bahnhof und in der näheren Umgebung gibt es weder Bankomat noch Wechselstube, gott sei Dank kann man an der MAV-Inlandskasse mit Bankomatkarte zahlen. Euro wurden nicht genommen.
Die Fahrkarte nach Pécs kostete mit <26-Wochenendsermäßigung (33%) knapp über 10 Euro inkl. IC-Aufpreis.
Aufgrund der Wechselstubensuche in Kelenföld erwischten wir den DRAVA Richtung Sarajevo nur ganz knapp, daher gibts keine Bilder aus Budapest. Der Zug war fast komplett, das Spannendste fehlte aber an diesem Tag: der bosnische B(l)m nach Sarajevo. Somit gab es nur einen durchgehenden Wagen bis Sarajevo - den planmäßig eingesetzten MAV Bpmz. Weiters noch drei MAV Bp, ein MAV WRR, ein MAV Ap und ein MAV-Steuerwagen am Zugschluß (Type unbekannt). Diese in keiner Wagenreihung erwähnten Steuerwagen hingen auch in einem Gegen-IC dran, dürften also jetzt üblich sein, wenngleich wir auch auf der Rückfahrt eine Lok vorne hatten (da fehlte der Steuerwagen).
Der Zug war äußerst gut gefüllt, leider gab es keine Abteilwagen und in den Großraumwagen war es durch die Bank sehr laut. Daher verbrachten wir die Zeit bis Pécs im Barbereich des WRR, mangels ausreichend Forint gingen sich allerdings nur zwei Getränkerunden aus, aufs Essen mußten wir verzichten. Pünktlich um 12:41 kamen wir in Pécs an.
Der MAV-WRR im IC 259 "DRAVA" in der Endstation Pécs. Innenaufnahmen hier: [
www.vagonweb.cz]
Wann der MAV-WRR renoviert wurde, weiß man nicht so genau, gebaut wurde er jedenfalls im Jahr 1974.
Die V43, die uns bis Pécs gezogen hatte, wurde abgekuppelt, für den einen MAV Bmpz, der bis Sarajevo weiterfuhr, fuhr eine M41 ein. Die Abfahrt mit nur einem Wagen sah recht lustig aus. Der Wagen war übrigens nur mäßig besetzt.
Nach einem kurzen Blick nach rechts auf einen Regionalzug, an der Spitze Bzmot 279 und einem ...
... kurzen Blick auf den schönen Bahnhof ging es ...
... innerhalb von zehn Minuten auf den Pécser Hauptplatz (Szechenyi tér). Pécs war 2010 Kulturhauptstadt Europas und wurde im Zuge dessen umfangreich aufpoliert. Teilweise wurde man rechtzeitig fertig, die meisten Projekte fanden aber erst gegen Ende des Jahres ihren Abschluß, die Konzerthalle harrt noch immer der Fertigstellung. Das Stadtzentrum ist aber schön modernisiert und - sehr angenehm - fast komplett autofrei! Sehenswürdigkeiten gibt es für ein paar Tage genug und das Klima ist absolut mediterran, es hatte 10 bis 12 Grad.
Am nördlichen Ende des Szechenyi térs steht eine ehemalige Moschee, die nun eine christliche Kirche ist, wie das Kreuz über dem Halbmond eindeutig und etwas penetrant demonstriert.
Die Schienenverlegung im hinteren Teil des Bergbaumuseums in Pécs (eröffnet im Dezember) ist leicht unrealistisch... ;)
Da lachte das Herz - Straßenbahnschienen! Leider nur zu Denkmalzwecken, die Pécser Straßenbahn wurde nämlich schon nach 47jähriger Betriebsdauer 1960 eingestellt. Schade eigentlich - in der autofreien Innenstadt würde sich eine Straßenbahn gut machen.
Nach einer bequemen Übernachtung im fast leeren Nap Hostel Pécs [
www.naphostel.com] (12 € / Person im 6er-Zimmer) in hervorragender Lage direkt in der Fußgängerzone gings am nächsten Tag mit einem alten, knatternden Autobus in die ersten Ausläufer des Mecsek-Gebirges nördlich der Stadt. Leider fuhr der Bus nicht ganz bis zum Fernsehturm, so machten wir eben beim in schöner Hanglage gelegenen Hotel Kikelet Pause - auch dort wars relativ leer. Im Hintergrund kann man die Plattenbauten erkennen, die auch Pécs prägen - durch die bausündenfreie Altstadt sieht sie der Durchschnittstourist allerdings maximal aus der Ferne.
Kurz vor 15 Uhr waren wir am Bahnhof. Nach dem Fahrkartenkauf ein erster schneller Blick auf den Hausbahnsteig - hurra, der bosnische Sitzwagen (ein ZRS Blm, danke
Timodore) aus Sarajevo war an diesem Tag mit am Zug! Außerdem kehrte der gestrige MAV Bpmz wieder, ferner gabs die die übliche IC-Wagengarnitur Pécs-Budapest. Wir nahmen natürlich im bosnischen Wagen - dem einzigen Abteilwagen am Zug - Platz, dessen Sitze schon etwas durchgesessen, aber trotzdem bequem waren.
Da merkt man die ostdeutsche Vergangenheit des ZRS-Wagens - die Notbremsinstruktionen sind in Deutsch, Französisch, Italienisch und Russisch gehalten. Die "Weltsprache" Englisch wurde dezent ausgeblendet. Überhaupt waren im Wagen noch sehr viele deutsche Beschriftungen zu sehen, an irgendeiner Luftanzeige stand sogar "Überprüft Nov. 90" ;)
Es ist schon faszinierend, die Bahnstrecke zwischen Budapest und Pécs zu bereisen. Eine Straße sieht man so gut wie nie, meistens rattert man durch die weite Puszta. Viele Flächen jenseits des Bahndamms waren überschwemmt. Wir fuhren stets recht schnell - die Höchstgeschwindigkeit des ZRS-Wagens von 120 km/h wurde gefühlsmäßig mehrere Male überschritten. Stellenweise vergaßen zusteigende Fahrgäste, die Außentüren zu schließen, zwischen Sasd und Dombovar gings zumeist mit offener Außentür dahin. Ganz im Gegensatz zur sonstigen Penibilität der MAV stieß der Schaffner lange nicht zu uns nach hinten, erst kurz vor Sarbogard ging er das erste Mal durch.
Budapest!! Am Abend bekamen wir Karten für ein schönes Konzert in der neuen Bela-Bartok-Konzerthalle. Vom Dach der Halle gelang ein schöner Ausblick auf Donau und Neues Theater.
Bei den Monumenten auf der Budaer Seite wird des Nachts nicht mit Beleuchtung gespart.
Am nächsten Tag erfolgte ein kurzer Zwischenstop in Nyugati zwecks Kauf eines MAV-Kursbuches. Erst die vierte Schalterdame überriß den Wunsch nach einem Kursbuch, das ich dann auch prompt ausgehändigt bekam. Die Schalterhalle in Nyugati (auch das McDonalds-mißbrauchte Bahnhofsrestaurant) ist sehr schön. So was wäre nett in Wien.
Die letzte Exkursion des Tages - eine Wanderung auf den Gellertberg - versank im Nebel. Es hatte aber schon etwas für sich, durch die Nebelschwaden bergwärts zu marschieren. Wenigstens hielten sich die Touristenströme in Grenzen. ;)
Und dann war es auch schon wieder so weit - die Rückfahrt mit dem EN 466 ab Keleti pu nahte. Gottseidank waren wir zu früh am Bahnhof - so gingen sich noch mehrere Blicke auf den um 18:40 abfahrenden G 16 TISZA aus, dessen interessante Wagenkomposition nach Lvov, Kiev und Moskva ich hier festhalten möchte. Letztes Jahr im Sommer war der Zug aufgrund der großen Zahl an saisonal oder nach Bedarf eingesetzten UZ- und RZD-Kurswagen um einiges länger.
Wagenreihung:
UZ WLABm Budapest-Lvov
UZ WLABm Budapest-Kiev
RZD WLABm Budapest-Moskva
RZD WLABm Budapest-Moskva
RZD WLABm Beograd-Moskva
MAV B Budapest-Záhony
MAV B Budapest-Záhony
MAV AB Budapest-Záhony
UZ-Kurswagen Budapest-Lviv
UZ-Wagen Budapest-Kiev.
3 RZD-Wagen nach Moskva. Der mittlere war sogar ein Altlack-WLABm mit Kohleheizung, die man weithin roch! Sehr nostalgisch!
Die Heimfahrt im EN 466 (übliche Zugkomposition, allerdings jetzt mit MAV- statt SBB-Liegewagen!) war unspannend, Ankunft in Wien war pünktlich um 22:00.
Schönen Gruß aus Wien!
8-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:01:15:20:18:37.