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Hallo,

als Fortsetzung von hier [www.drehscheibe-foren.de] schauen wir uns den letzten Abschnitt der Strecke zwischen Akyaka und Dogukapi an. Über die Grenze nach Ahuryan sind wir natürlich nicht gefahren, da diese geschlossen ist. Zur leichteren Orientierung noch einmal die grobe Skizze mit markanten betrieblichen Stellen.

Bild 1:

http://img706.imageshack.us/img706/936/foto0006.png

Die Standorte der folgenden Bilder sind mit den Pfeilen markiert.

Schwarz: am Bahnübergang, Bilder 4 bis 8.
Gelb: das zweite Gleisdreieck, Bilder 9 und 10.
Rot: der weitere Streckenverlauf nach Dogukapi, Bilder 11 und 12.

Bild 2:

http://img690.imageshack.us/img690/7517/akyakatriangle.jpg

Wir befinden uns am östlichen Ende des Bahnhofs Akyaka. Die Berge im Hintergrund gehören schon zu Armenien.

Bild 3:

http://img15.imageshack.us/img15/3217/img4414xg.jpg

Wir befinden uns auf dem Bahnübergang der Straße, die zur Hauptstraße nach Dogukapi führt. Typische Szene im Osten der Türkei. Freilaufendes Rind. Der Zustand des Bahnkörpers deutet darauf hin, dass hier seit Jahren kein Zug mehr gefahren ist.

Bild 4:

http://img683.imageshack.us/img683/8857/img4413l.jpg

Nochmal zur Erinnerung, wir sind den umgekehrten Weg gefahren. Erst von Dogukapi nach Akyaka und dann weiter nach Kars. Hier sehen wir die Karre von K., der ganz hervorragend unsere Demiryolu-Tour umgesetzt hat. Unser Auftreten hat natürlich die Neugier der Jungs auf uns gezogen. Welcher Ausländer lässt sich hier schon blicken?

Bild 5:

http://img7.imageshack.us/img7/5932/img4405e.jpg

Die folgende Aufnahme ist etwas zurückversetzt kurz vor dem Bahnübergang entstanden.

Bild 6:

http://img690.imageshack.us/img690/1236/img4397vs.jpg

Zurück am Bahnübergang sehen wir den weiteren Streckenverlauf nach Armenien. Kaum vorstellbar, dass hier noch bis 1993 reger Verkehr stattfand.

Bild 7:

http://img690.imageshack.us/img690/3243/img4406i.jpg

Übrigens gibt es noch einen bemerkenswerten Aspekt. Akyaka verfügt über keine Telegrafenleitungen. Diese enden kurz vor dem Bahnhof Akyaka. Kurz hinter dem östlichen Bahnübergang sehen wir den ersten Mast, mit dem die Freileitungen Richtung Osten wieder beginnen.

Bild 8:

http://img686.imageshack.us/img686/1492/img4402y.jpg

Eine Kuriosität und Einmaligkeit ist die Existenz eines zweiten Gleisdreiecks. In dem kurzen Abstand von nur knapp einem Kilometer gibt es nichts Vergleichbares in der Türkei. Man kann nur spekulieren, welchen Sinn und Zweck die Anlage zweier Gleisdreiecke hatte. Meine Vermutung ist, dass auf dem Gleisdreieck von Akyaka die Lokomotiven der Züge zwischen Kars und Akyaka gewendet wurden, auf dem zweiten Gleisdreieck hinter Akyaka Rangierlokomotiven aus Dogukapi. Falls jemand etwas Genaueres weiß? Die Aufnahme ist nicht sonderlich gut. Aber der Vollständigkeit halber will ich sie auch nicht unterschlagen.

Bild 9:

http://img683.imageshack.us/img683/4031/img4382n.jpg

Auf dem folgenden Bild sehen wir die Weiche des östlichen Schenkels des Gleisdreiecks. Ob dieses bei einer Wiederaufnahme des Verkehrs die Aufgabe des ehemaligen in Akyaka übernehmen wird, wird die Zukunft zeigen?

Bild 10:

http://img824.imageshack.us/img824/9243/img4369a.jpg

Es folgen zwei Aufnahmen vom weiteren Streckenverlauf. Auch diese Brücke wurde noch von Russland gebaut.

Bild 11:

http://img683.imageshack.us/img683/4116/img4364v.jpg

Bild 12:

http://img683.imageshack.us/img683/5476/img4349h.jpg

Zwischendurch schiebe ich dieses Bild ein. Zu sehen ist ein typisches Dorf in dieser Gegend, nahe der armenischen Grenze.

Bild 13:

http://img690.imageshack.us/img690/7218/img4341k.jpg

Hier befinden wir uns kurz vor Dogukapi. K. hat uns den dringenden Rat gegeben, ab hier nicht weiter zu fahren. Wir befinden uns kurz vor dem Speergebiet. Türkisches Militär patrouliert hier intensiv und das Fotografieren von Grenzanlagen ist strikt verboten. Rechts neben der Straße sehen wir das Gebäude der ehemaligen Grenzabfertigung. Links daneben den Bahnhof und weiter links den Kran.

Bild 14:

http://img683.imageshack.us/img683/8262/img4350p.jpg

Daraufhin habe ich ein Tele aufgesetzt für die folgenden Fernschussaufnahmen.

Bild 15:

http://img7.imageshack.us/img7/3325/img4355o.jpg

Fuchs und Hase sagen sich hier Gute Nacht. Ein weiterer Fernschuss auf das Grenzgebäude. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich neben K. doch ziemlich nervös war.

Bild 16:

http://img27.imageshack.us/img27/2500/img4363w.jpg

Jedenfalls ist K. im Anschluss wie vom Teufel besessen nach Akyaka in neutrales Gebiet gebrettert.

Da das hier natürlich nicht der Ort ist, wo man locker mit der Kamera spazieren gehen kann, müssen wir uns den Rest anhand dieser Aufnahme erschließen.

Blau (Kreuz) markiert der Standpunkt der Aufnahmen, rot der Streckenverlauf von Akyaka zur Grenze, gelb der Kran, blau (Pfeil) der Bahnhof sowie grün das Grenzgebäude oder das Militärgebäude.

Bild 17:

http://img708.imageshack.us/img708/950/dogukapiam.jpg

Es folgt ein Bild eines typischen Wachturms an der türkisch-armenischen Grenze.

Bild 18:

http://img705.imageshack.us/img705/2966/img4198xf.jpg

Wir sehen hier das Vierschienengleis am geschlossenen Grenztor auf armenischer Seite. Quelle: Parovoz. Da auf türkischer Seite hinter Dogukapi nichts mehr auf ein Vierschienengleis hindeutet, wird es in Dogukapi geendet haben.

Bild 19:

http://img121.imageshack.us/img121/19/dogukapiarmeniengrenze.jpg

[www.parovoz.com]

Und im Vergleich dazu die wesentlich größere Anlage in Armenien in Ahuryan.

Bild 20:

http://img707.imageshack.us/img707/3959/dogukapi2.jpg

Nach der Schließung der Grenze Mitte Juli 1993 hat Armenien mit zwei Lokomotiven 100 türkische Wagons zurück Dogukapi gebracht. Der letzte Güterzug überquerte die Grenze am 6. Juli 1993. Seitdem herrscht Stille an der Strecke – fast auf den Tag genau seit 17 Jahren.

Aber über die Details berichtet der Stationsvorstand des Bahnhofs Ahuryan, Martin Geworgjan. Für die Übersetzung [analitika.at.ua] danke ich V. Berger aus Kasachstan. Nehmt ihm die holprige Übersetzung nicht übel.

http://a.imageshack.us/img823/9933/ahuryan1.png

http://a.imageshack.us/img687/9420/ahuryan2.png

Somit endet mein Beitrag über eine Strecke, über die fast nie berichtet wird. Allerdings sind die Aussichten schlecht, dass hier in naher Zukunft Züge von Istanbul nach Jerewan fahren werden oder auch zwischen Syrien und Armenien. Beide Touren würde ich auf jeden Fall machen.

Das war jetzt der zweite Beitrag über Grenzen in dieser Region nach dem Mosul-Zug im Jahr 2010. Eigentlich habe ich noch Material genug für zwei weitere Grenzübergänge an Bahnstrecken in dieser Region.

Hier noch ein türkischer Artikel über die Resonanz bezüglich der Einstellung des Yolcus Kars-Akyaka im Jahr 2009:

[www.google.de]

Es lohnt sich auch hier noch einmal nachzulesen über den internationalen Verkehr der UdSSR in den 70er Jahren:

[www.drehscheibe-foren.de]

Die Linkliste zu den anderen Teilen:

Teil 1: Von Kars bis Akyaka:

[www.drehscheibe-foren.de]

Teil 2: Akyaka und das Gleisdreieck:

[www.drehscheibe-foren.de]

Und ähnliche Themen:

[www.drehscheibe-foren.de]

© Bilder: BrakerBahn, Bild 19: Parovoz.

[www.bueker.net]

Grüße

Alex
BrakerBahn schrieb:
-------------------------------------------------------

> Eine Kuriosität und Einmaligkeit ist die Existenz
> eines zweiten Gleisdreiecks. In dem kurzen Abstand
> von nur knapp einem Kilometer gibt es nichts
> Vergleichbares in der Türkei. Man kann nur
> spekulieren, welchen Sinn und Zweck die Anlage
> zweier Gleisdreiecke hatte. Meine Vermutung ist,
> dass auf dem Gleisdreieck von Akyaka die
> Lokomotiven der Züge zwischen Kars und Akyaka
> gewendet wurden, auf dem zweiten Gleisdreieck
> hinter Akyaka Rangierlokomotiven aus Dogukapi.
> Falls jemand etwas Genaueres weiß?


Gleisdreieck für Breitspurlokomotiven?
Ich weiß, das ist ein ganz schwieriges Thema. Aber seit 1962 gibt es westlich von Dogukapi keine Breitspur mehr.

Lob

geschrieben von: Hektor

Datum: 17.07.10 01:42

Ein wirklich sehr gut gemachter, interessanter Bericht (wie auch schon der letzte). Das kann man gar nicht genug loben.

Also ich wäre an weiteren Grenzübergangs-Berichten definitiv interessiert.

Gibt es eigentlich außer Kaffeesatzleserei echte Anhaltspunkte bezüglich einer Wiederaufnahme des Verkehrs - ich meine instandgesetzte besetzte Bahnhöfe auf einer verkehrlosen Strecke.

Was mich auch immer wieder wundert: Das türkische Kursbuch von 1997 suggerierte in den Fahrplantabellen noch grenzüberschreitenden Verkehr auf dieser Strecke - wie können die das ernsthaft hinschreiben wenn seit 1993 alles tot ist? War da eine Wiederaufnahme geplant - kann man sich eigentlich nicht vorstellen? "Karteileichen"?

Ich bin die Strecke auch mal ein Stück weit - allerdings längst nicht soweit - entlang gelaufen. Definitiv eine interessante Gegend.

Also nochmal: ein großes Lob...

Re: Lob

geschrieben von: Jürgen S.

Datum: 17.07.10 09:30

Wieder sehr interessant. Danke Alex!

Re: [TR][AM] Die Bahn nach Armenien: Absurdistan

geschrieben von: BrakerBahn

Datum: 17.07.10 23:16

Hallo,

danke, danke.

Ich glaube, der zuverlässigste Indikator für eine Betriebsaufnahme ist Turkish Airlines. Wenn es zu Flügen zwischen Istanbul und Ankara nach Jerewan kommen sollte, wird die TCDD wahrscheinlich ein Jahr später nachziehen. Aber vorweg wird Ankara noch grünes Licht geben müssen, und auf Rücksicht Aserbaidschan gegenüber und dem Konflikt um Berg Karabach wird das auch in naher Zukunft nicht passieren. Nicht ohne Grund verpulvert man Unsummen in die Neubaustrecke ab Mezra über Georgien nach Baku, obwohl eine Reaktivierung der ursprünglichen Strecke billiger und kürzer wäre.

Ansonsten ist die Quellenlage dünn und beschränkt sich auf die lokale Presse, wobei vorwiegend Einschränkungen in den familiären Beziehungen über die Grenze hinweg und den Handel vor Ort kritisiert werden.

Und so wie sich das ganze Drama im Film von Sinan Cetin „Propaganda“ abspielt – obwohl hier die willkürliche Stacheldrahtaktion zwischen der Türkei und Syrien auf die Schippe genommen wird - kann die absurde Situation auch auf Dogukapi übertragen werden.

Hektor, ich würde mich sehr freuen, wenn du den entsprechenden Auszug als Scan aus dem TCDD-Kursbuch von 1997 hier anhängen könntest. Ich habe selber versucht 1998 noch eins zu ergattern, aber anscheinend hat die TCDD die Printversion schon im selben Jahr eingestellt.

Wir sehen hier nochmal den Kran in Dogukapi:

http://img34.imageshack.us/img34/3792/akyaka.jpg

Und noch ein Link zu Gurgels Kartenarchiv. Falls ihr die Strecke „abwandern“ wollt, bewegt ihr euch ab hier in Ahuryan nach links.

[maps.google.de]

Zwei weitere Grenzberichte werden folgen. Der zweite wird eine Gemeinschaftsarbeit sein und durfte höchstspannend werden.

Schönes Wochenende

Alex

Re: [TR][AM] Die Bahn nach Armenien: Absurdistan

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 19.07.10 19:23

Moin,

BrakerBahn schrieb:

> Ich glaube, der zuverlässigste Indikator für eine
> Betriebsaufnahme ist Turkish Airlines. Wenn es zu
> Flügen zwischen Istanbul und Ankara nach Jerewan
> kommen sollte,

Armavia hat da etwas (s.u.).

> wird die TCDD wahrscheinlich ein
> Jahr später nachziehen.

Mir war so, als sei der Luftweg schon länger (seit 2005) eröffnet gewesen.

[www.armavia.am] hat Istambul (drittes Ziel hinter Zurich).

Gruß, ULF

Re: [TR][AM] Die Bahn nach Armenien: Absurdistan

geschrieben von: BrakerBahn

Datum: 16.08.10 15:13

Hallo,

ich weiß, dies ist ein verflixt kompliziertes Thema. Allerdings bleibe ich bei meiner Behauptung, falls THY grünes Licht für die Aufnahme des Flugverkehrs aus Ankara bekommen sollte, wird die TCDD nachziehen. Unabhängig davon, ob eine armenische Fluggesellschaft eine Lizenz für Flüge bekommen hat.

Nun, nachdem dieser Beitrag hier schon seit Wochen im Forum versackt ist, wundert es mich schon, wie stiefmütterlich diese Strecke auch im Insiderwissen versunken ist.

Heiko Müller hat mir netterweise am 22. August 2010 diesen Fahrplanauszug vom Sommer 1984 überlassen. Danke dir.

http://a.imageshack.us/img245/4333/dogukapifahrplan1984306.jpg

Würde mich über sonstige Ergänzungen sehr freuen.


Grüße
Alex



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:08:23:08:01:36.