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bei Planung einer Kurzreise nach Slowenien bin ich auf einen Beitrag gestossen in dem die Frage aufgeworfen wurde, ob es sich lohne nach Ajdovscina zu fahren? George Mallory hat die Frage warum er den Mount Everest besteigen wolle bekanntlich mit "Because it's there" beantwortet... also auf nach Ajdovscina zur vermutlich unbekanntesten Strecke der SZ, die nur noch von zwei Zugpaaren an Schultagen befahren wird. Und ich muss sagen, dass es sich lohnt, ich - im Gegensatz zu Herrn Mallory - noch am Leben bin und diese Tour sich auch für weniger Eisenbahninteressierte vorzüglich eignet um ein paar Highlights Sloweniens kennenzulernen. Vorweg noch der Hinweis, dass mein Hobby eher das Wandern und Streckenbereisen ist... deshalb gibt es keine Bilder; ich besitze noch nicht einmal einen Fotoapparat!

Anreise war mit dem EN 465 von Zürich nach Jesenice von wo aus wir (mein sechsjähriger Sohn und ich) nach einem kurzen Frühstück in einer Bäckerei etwa 100m südlich des Bahnhofs auf die Wocheinerbahn aufbrachen. Der erste Ausstieg erfolgte in Bled Jzero, von wo aus wir zum nördlichen Eingang der Vintgar Klamm [www.slovenia.info] gebracht wurden... vielen Dank an Peter. Nach gemütlicher Durchwanderung gelangten wir zum Haltepunkt Podhom (mit angeschlossender Bar) auf ein "Union" Pivo und bereits um 11.26 ging es weiter nach Nova Gorica. Die Wanderung kann übrigens auch ohne Pkw Transport stattfinden; man steige in Podhom aus und in Vintgar wieder ein. Dauer etwa 2 Stunden.

In Nova Gorica freute ich mich schon auf das Mittagessen im Hotel Transalpin auf it. Seite des Bahnhofsplatzes. Dort haben wir vor 2 1/2 Jahren mal göttlich gespeist, aber mittlerweile scheint der Betrieb stark heruntergekommen zu sein. Auf Nachfrage erhielten wir die Antwort "chiuso" um dann doch die Reste des Mittagessens aufgewärmt zu bekommen. Irgendein undefinierbares Gulasch mit Spaghetti für 10 Euro im wohl schon länger nicht mehr benutzten Speisesaal... na ja, wenn's denn hilft Berlusconi vor der Pleite zu bewahren. Interessant ist der Besuch des Ladens trotzdem, da noch viele alte Bilder des Bahnhofs an den Wänden hängen und es im Garten noch einen Verteidigungsbunker aus dem 2. Weltkrieg zu sehen gibt, der Besuchern aus Deutschland unaufgefordert auch gerne gezeigt wird... don't mention the war.

Zurück im Bahnhof wartete auf Gleis 1 bereits der Zug nach Ajdovscina in Form eines VT 812, der mit ein paar Schülern nur mässig besetzt war. Nach 11 Kilometern erreicht der Zug den Abzweigbahnhof Prvacina, der mit Fdl und Ww besetzt ist. Letzterer ist in bester k.u.k Traditon für beide Bahnhofsköpfe zuständig und versieht seinen Dienst mit einem weissen Moped; da ärgerte ich mich doch darüber nicht zu fotografieren. Nach Verlassen der Wocheinerbahn geht es auf der Lokalbahn allerliebst entlang des Flüsschens Vipava durch Obstfelder und Weinberge. Verbunden mit dem VT 614 ähnlichem Triebwagen kommen da fast Heimatgefühle auf. Die Strecke ist übrigens in erstaunlich gutem Zustand mit etwa 60 km/h befahrbar und die Empfangsgebäude mit Ausnahme des Endbahnhofs in privatem Besitz und daher sorgfältig gepflegt. Die letzten Meter der Linie trüben dann noch das Idyll, da die Bahn dem Hp Dobravlje die Autobahn unterquert und dieser anschliessend bis zum Endbahnhof in einem Industriegebiet folgt.

In Ajdovscina steht neben dem Bahnhof noch eine Denkmaldampflok, die wir aber nicht weiter beachten konnten, da sich am gegenüberliegenden Busbahnhof schon die Busse sammelten. Hurtig hinüber, ein Blick auf den Fahrplan und schon sassen wir im "Anschlussbus" nach Postojna - (Lubljana), wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass dieses Verkehrsbedürfnis beabsichtigt ist. Nach einer ebenso idyllischen Fahrt entlang der bereits erwähnten Weinberge (die Gegend ist eine der grössten Weinbauregionen Sloweniens) gab es unterwegs für mich sogar beim kurzen Zwischenhalt in Vipava die Möglichkeit eine Flasche Merlot zu erwerben, bevor der Bus über die Passhöhe der julianischen Alpen an unserem Ziel eintraf: in Postojna gibt es wieder einen Eisenbahnanschluss Richtung Lubljana oder Sezana.

Zu unserem anfänglichen Bedauern verpassten wir den Schnellzug nach Lubljana (der Bahnhof befindet sich etwa 15 min Fussweg vom Zentrum enfernt) um am Busbahnhof von einem Werbeplakat der örtlichen Höhlen empfangen zu werden. Das sah interessant aus und so erkundigten wir uns bei der Touristeninformation nach diesen Höhlen mit dem Erfolg, dass es um 17.00 Uhr noch eine Besichtigung gebe, die etwa 1 1/2 Stunden dauere. Zufällig gab es auch noch Zimmer in einer Privatpension für 30 Euro, woraufhin wir beschlossen die Höhle zu besuchen und auch gleich vor Ort zu übernachten. Nach Abgabe des Gepäcks machten wir uns dann auf den Weg und fanden die einzige U-Bahn Sloweniens: [www.viaggincroazia.com] Die Höhlenbahn ist übrigens zweigleisig, etwa 3 km lang und sogar mit Signalen ausgerüstet! Zwar kostet die Fahrkarte 20 Euro, doch ist eine Streckenbereisung unbedingt empfehlenswert; als "Goodie" bekommt man zur Fahrkarte sogar eine Höhlenführung dazu.

In Postojna endete unser Tag mit einem Besuch des Bahnhofs um noch eine Reservierung für den nächsten Tag (an dem es nach Knittelfeld zum Andampfen mit Sonderzug nach Pöls gehen sollte) zu erwerben. Leider hatte der Schalter schon geschlossen aber während mein Sohn auf der obligatorischen Denkmallok spielte fuhren noch ein paar Güterzüge mit 363 vorbei. Erwähnenswert ist noch, dass es auch nach Höhlenbesichtigung noch die Möglichkeit gibt um 19.17 mit Umsteigen in Lubljana wieder den D 414 Richtung Villach und Zürich zu erreichen und sich so ein interessanter Tagesausflug auch von Oesterreich her machen lässt.

Ich hoffe der Bericht hat gefallen und die Frage ob es sich lohne nach Ajdovscina zu fahren ist beantwortet.

Erik
Hallo Erik,

vielen Dank für den Reisebericht und die Tipps auch abseits der Schiene....

Gruss
Kursbuchleser

Digitalisierung macht Züge nicht pünktlicher!

Postoinska jama - Die Höhlen-U-Bahn

geschrieben von: Jan vdBk

Datum: 17.05.10 12:03

Netter Bericht, vielen Dank!

Die Bahnlinie nach Ajdovscina (und dass da Pz fahren) habe ich auch nur durch Zufall entdeckt.

Die Höhle in Postojna ist wirklich genial. Hier mal paar Auszüge aus meinem Reisebericht 2003 dazu.

Viele Grüße,
Jan

In Postojna lasen wir am Bahnhof, dass Führungen durch die "Postojnska jama", die auch schon mal "Adelsberger Grotte" geheißen hat und die eine der größten europäischen Tropfsteinhöhlen darstellt, um 12 und um 14 Uhr stattfinden würden. Fußweg 20 Minuten. Wir gaben nun alles, um noch die 12-Uhr-Führung zu erreichen. Der Weg war so richtig eigentlich erst ab Ortsmitte ausgeschildert, daher haben wir womöglich sogar einen kleinen Umweg eingebaut. Am Eingangstor stand dann allerdings etwas von Führungen im Stundentakt. Über Ostern rechnete man wohl mit mehr Besuchern; es war aber nur ein Bruchteil der riiiiesigen Parkfläche mit Bussen und Autos belegt. Nach dem Passieren zahlloser Souvenirstände standen wir um Schlag 12 am Schalter und durften noch mit. Wir gehörten zu den wenigen Nachzüglern, für die nochmal ein ganzer Zug bereitgestellt wurde. - Ja, richtig! Es ging per Zug in die Höhle!

Vergesst alles, was Ihr bisher an Tropfsteinhöhlen kennengelernt habt! Die Postojnska jama ist sicher nicht nur die größte, sondern auch die schönste Tropfsteinhöhle, die ich bisher von innen gesehen habe. Doch beginnen wir am Eingang, wo man sich nach einem kurzen künstlichen Stollen plötzlich in einer Mischung aus U-Bahn-Station und Geisterbahn-Einstieg befand. Die zweigleisige Station mit Mittelbahnsteig lag in einer kahlen, grau und ziemlich neu aussehenden Betonröhre. Wir setzten uns so in den Zug, dass vor uns viele Sitzreihen leer waren und wir dadurch einen optimalen Blick nach vorn hatten.

Bald ging es aus dem Stollen in die Tropfsteinhöhle hinein. Hier ist die Strecke sogar zweigleisig. Und die Fahrt war einfach nur genial! Wie eine Modelleisenbahn schlängelten sich die Gleise um Stalagmiten und -maten und wenn der Platz nicht reichte, verschwand ein Gleis mal kurz in einem Tunnel. Zwei Kilometer weit raste das Züglein mit uns durch die Tropfsteinwelt - vorbei an Säulen und Gebilden, die allein den Stolz einer herkömmlichen deutschen Tropfsteinhöhle ausgemacht hätten und die dort klangvolle Namen verpasst bekommen hätten. Wir erhaschten jedoch nur kurze Blicke aus dem rasant dahinbretternden Zug. Das war allerdings nicht schlimm, denn das, was wir am Ende der Fahrt auf einem einstündigen Fußweg "entdecken" durften, stellte die Sehenswürdigkeiten entlang der Bahn "dicke" in den Schatten.

Die Führung verlief außerordentlich professionell. Die Besuchermassen (schätzungsweise 200 Leute) wurden an der unterirdischen Bahnstation in die Sprachen slowenisch, italienisch, englisch und deutsch eingeteilt. Die Deutschen bildeten auf der Wanderung die Nachhut, was sich als ungeheuer vorteilhaft erwies. So konnten wir immer ein Stück zurück bleiben, so dass wir in Ruhe und Stille alles genau betrachten konnten. Der Schlussmann des Höhlenteams hielt sich immer diskret hinter uns im Schatten und hatte es überhaupt nicht eilig - meist bekamen wir ihn gar nicht zu sehen, weil er viel Abstand hielt.

Der "große Berg", die "Russenbrücke" und natürlich die Grottenolme in einem Bassin waren nur einige der Highlights, die die Unterwelt auf dem Rundgang bereit hielt. Grundsätzlich glänzte die Höhle dadurch, dass man ständig durch interessante Tropfstein-Formationen in immer wieder neuen Varianten lief, wie es sie wohl in keiner zweiten Höhle zu sehen gibt. Das Ende der Zug-Rückfahrt brachte dann noch eine besondere Überraschung mit sich. Aus dem Stollen gelangte man nicht in die U-Bahn-Station, sondern in eine riesige unterirdische Höhle, an deren Rand man auf einer Galerie entlangfuhr und dann auch ausstieg. Tief unter uns toste der Fluss, der diese Untertagewelt geschaffen hatte, über eine Staumauer, wobei er ganze Wolken von Gischt zu uns hochsprühte. Das war ein eindrucksvoller Abgang!

Nun war es ca 13.40. Als wir aus der Höhle traten, stellten wir erstmal fest, dass anstelle der Sonne jetzt dunkle Wolken den Himmel bevölkerten. Trotz der wirklich sehr langen Führung hatten wir nun sogar noch die Möglichkeit, eine Rundtour über die Wocheinerbahn anzuschließen. Wir hätten vorher nie gedacht, dass dies zeitlich noch drin wäre. In der Bahnhofscafeteria warfen wir paar Getränke ein, wobei in der Cola keine Kohlensäure mehr war und mein Glas vor Schmutz starrte. Dann begaben wir uns bald auf den Bahnsteig, wo wir den internationalen Schnellzug von Rijeka erwarteten, dessen Gegenzug wir auf der Hinreise ja genommen hatten.

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