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Hallo,

Anfang der 90er enthüllte der Spiegel, dass rund 480 Tonnen Altpestizide aus Deutschland mit der Bahn nach Albanien geliefert wurden. „Sie sind als humanitäre Hilfe deklariert und sollen in der albanischen Landwirtschaft eingesetzt werden. In Deutschland gelten die Schädlingsbekämpfungsmittel als Giftmüll, denn ihr Verfallsdatum ist abgelaufen; die meisten sind ohnehin verboten. Einige sollten ab Ende 1992 aus dem Verkehr gezogen werden. Die Entsorgungskosten betrugen zwischen 8.000 und 10.000 Mark pro Tonne; also zusammengerechnet fast fünf Millionen Mark.

Die Altpestizide stammten noch aus der DDR-Produktion. Der Exporteur, die Schmidt-Cretan GmbH, ist beim Amtsgericht Hannover eingetragen unter: "Handel mit Spielkarten, Spielen und ähnlichen Artikeln". Im Briefkopf führte Schmidt-Cretan das Logo: King Cards - Play with the best. Die Deklaration der Giftfracht als humanitäre Hilfe erfolgte immerhin mit dem Einverständnis der albanischen Botschaft in Bonn. Sie bestätigte Schmidt-Cretan die "freie Lieferung von Pflanzenschutzmitteln nach Albanien". Darunter hoch giftige Stoffe wie Lindan, Trizilin und Falisan.

Empfänger des Giftmülls sind zwei albanische Staatsfirmen. Geliefert wird per Bahn und per Lastwagen zwischen Oktober 1991 und März 1992. Dann fordern beide Firmen den hannoverschen Exporteur Schmidt-Cretan auf, die Lieferung zu stoppen. Die Empfänger haben nämlich bemerkt, dass die Stoffe zum Teil aus uralter Produktion stammen - hergestellt zwischen 1985 und 1987 - und alle das Verfallsdatum überschritten haben. Außerdem sind sie schlecht verpackt und größtenteils in Albanien verboten. Die Bevölkerung ist ahnungslos.

Die Bevölkerung weiß nichts von der Gefährlichkeit dieser Stoffe. Woher auch? In ihrem Land werden Pestizide arglos an Kiosken vertrieben; portioniert in alten Getränkeflaschen, als handelte es sich um Milch. Auf dem Bahnhof Bajze plündern Bauern einen Waggon mit deutschen Altpestiziden, um die Kanister als Regentonnen oder als Vorratsbehälter für Schnaps, Essig, Saatgut und Viehfutter zu benutzen. Den Inhalt der Fässer kippen sie einfach in die Landschaft.

Einige der Kanister enthalten eine hoch giftige Quecksilberbeize (Falisan-Universal-Feuchtbeize). Insgesamt 96 Kanister Falisan werden in der Umgebung von Bajze geleert; 70 Liter pures Quecksilber sickern in den Boden und ins Grundwasser. 1992 befinden sich nach Angaben albanischer Behörden insgesamt rund 480 Tonnen deutscher Altpestizide im Land: 25 Tonnen im Hafen von Durres; 217 Tonnen am Bahnhof von Bajze, 50 km nördlich von Schkoder; 90,5 Tonnen im Lager Milot, 50 km nördlich von Tirana, und 148 Tonnen an vielen verschiedenen Plätzen in den Pestizidlagern der albanischen Bezirke.“

Zitiert nach:

[www.greenpeace.de]

Wenn ich mich recht entsinne, hatte damals die ungarische MAV die Wagen gestellt, die sie zwar irgendwann zurückforderte, aber aufgrund der leckgeschlagenen Fässer abschreiben musste.

Hier gibt es einen albanischen Film über die Entsorgung und den Bahnhof im Jahr 2009 zu sehen.

[www.youtube.com]

Die Gurgel-Übersetzung des Begleittextes will ich euch nicht vorenthalten, obwohl die ganze Aktion damals trotz der ausposaunten Blaserei über die historische Verantwortung in deutschen Landen und das Drumherum eine riesige Schweinerei war.

Wusstet ihr, dass Bajze in Malaysia liegt? Köstlich, obwohl das Thema bitter ist.

Ne Stacionin hekurrudhor nderkombetar te Bajzes, ne rrethin e Malesise se Madhe, ka perfunduar operacioni per largimin e disa mijra ton mbetjeve te rrezikshme, te grumbulluara ne magazinat e ketij stacioni prej me shume se 18 vitesh. Per shkak te pesticideve te skaduara dhe mbetjeve te rrezikshme, zona e Bajzes, prane kufirit shteteror te Shqiperise me Malin e Zi, eshte cilesuar si nje nga zonat me te ndotura ne territorin e Shqiperise. Largimi i mbetjeve te rrezikshme nga Stacioni hekurudhor nderkombetar i Bajzes u realizua nga kompania britanike "Arundelle" mbi bazen e nje programi te PNUD-it

Wir hekurrudhor internationalen Bajzes Station, in der Gegend von Malaysia Königreich, hat die Operation zur Entfernung von mehreren tausend Tonnen gefährlicher Abfälle in dieser Station Store "gesammelt und für mehr als 18 Jahren abgeschlossen. Aufgrund der abgelaufenen Pestizide und gefährliche Abfälle, Bajzes Viertel, nahe der albanischen Staat Grenze zu Montenegro, wurde als eine der am stärksten verschmutzten Gebieten in das Hoheitsgebiet Albaniens gestattet. Beseitigung von gefährlichen Abfällen aus der internationalen Bahnhof Bajzes wurde von der britischen Firma "Arundelle" auf der Grundlage eines UNDP-Programms durchgeführt.

So ähnlich muss es dort die ganzen Jahre ausgesehen haben:

http://img37.imageshack.us/img37/4262/img1042u.jpg

Grüße
Alex



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:11:15:22:51:57.

Vielen dank für diesen Beitrag! (o.w.T)

geschrieben von: octo

Datum: 17.11.09 13:01

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Re: [AL] Giftmüll im Bahnhof Bajze (schäm)

geschrieben von: Germiston

Datum: 19.11.09 01:18

Eine perfekte Gelegenheit zum "Fremdschämen"!
Da sind die Albaner ihr rigides System mit ihrem Enver Hodscha losgeworden, und wir haben nichts besseres zu tun, als die hässlichste Fratze unseres eigenen Systems zu zeigen und nach Jahren der Vergiftung packen dann andere (wohl gegen gutes Geld) unseren Müll wieder weg.
Und für den Skandal muß auch noch die Eisenbahn herhalten, die es in Albanien ja nun wirklich nicht leicht hat.
Schade, dass solche Berichte so wenig Resonanz finden, die Mehrheit hier will halt doch nur bunte Bildchen angucken.
Danke für deinen Beitrag!!
Martin
Danke vielmals für diesen interessanten Beitrag - er hat mich noch lange auf diversen sich mit diesem Thema beschäftigenden Websites nach Informationen stöbern lassen. Die erwähnte Firma Schmidt-Cretan GmbH lieferte sogar noch weitere Gifttransporte nach Albanien. Eine wirkliche Sauerei.

Gleichzeitig ist das mein erster Beitrag in diesem großartigen Forum. Hier gibt es wirklich eine freundliche, lebendige Gemeinschaft. Ich freue mich, hier gelandet zu sein.

Grüße aus Wien.