Während ich einige Zeit mit dem Abfotografieren der Konstruktionsskizzen beschäftigt war (siehe
hier), wurde der Schlüssel für das Tor zum Außengelände dann doch noch aufgetrieben. Allerdings hatte man in der Zentralverwaltung inzwischen von meinem Besuch Wind bekommen und wollte mich sofort rausschmeißen. Ich konnte meinen Aufpasser dazu überreden, dass er mich wenigstens noch ein paar Fotos machen ließ. Leider war Mittagszeit und die Sonnenstrahlung sehr intensiv. Deswegen ist die Bildqualität eher mau.
Überreste der Lokomotive YD 961 vom Typ 1'D 1' ("Mikado"), gebaut 1950 von Vulcan Foundry Ltd., Newton-le-Willows
Tender und Führerhaus der YD 961, Lok YD 970 war 2007 noch übrigens aktiv im Dienst, wie das folgende Foto zeigt
Lok YD 970 zieht am 20.12.2007 einen Güterzug über einen Fluss in der Nähe von Waw
Überreste der Lokomotive YB 533 vom Typ 2'C 1' ("Pacific"), gebaut 1947 von Vulcan Foundry Ltd., Newton-le-Willows
Überreste der Lokomotive YB 536 vom Typ 2'C 1' ("Pacific"), gebaut 1947 von Vulcan Foundry Ltd., Newton-le-Willows
Auch ein alter Dampfkran fand sich in der Schrottsammlung
Hauptziel waren die Überreste der einzig noch verbliebenen Beyer-Garratt Lokomotive der burmesischen Eisenbahnen, die auf einem zwei Meter hoch aufgesetzten Gleis stand. Das zwölfachsige Monstrum ist zwar schon ziemlich gerupft, aber noch immer sehr beeindruckend. Was würde ich dafür geben, diese Lok nochmals auf einer der spektakulären Bergstrecken in Betrieb zu erleben!
Die Beyer Garratt GC 837 mit der Achsfolge 1'D 1' 1'D 1', gebaut 1946 von Beyer Peacock & Co. Ltd., Manchester
Boiler und Führerhaus der GC 837. Die burmesischen Eisenbahnen hatten übrigens auch Garratts mit Achsfolge 2'D'1 1'D'2!
Nach diesem Höhepunkt ging es dann wieder auf den Rückweg zum nahe gelegenen Bahnhof Insein. Vorher drückte ich dem Aufpasser und dem Mechaniker zum Abschied diskret noch ein paar Geldscheine in die Hände.
Der Bahnhof Insein
Ausländer bekommen in Myanmar nur gegen Vorlage des Reisepasses und harter US-Dollars Bahntickets. Das gilt auch, wenn man nur ein paar Stationen mit der Circle Line fährt. Im Büro des Fahrdienstleiters musste ich also ein Ticket für einen Dollar kaufen. Das Prozedere zog sich mehrere Minuten hin, da mein Pass geprüft werden musste und das Ticket von Hand geschrieben wurde.
Gleis 2 im Bahnhof von Insein (Gleis 1 ist für Fernzüge reserviert)
Am Bahnsteig in Insein, die Fahrgäste warten auf die Einfahrt des Zuges auf Gleis 3 (links im Bild)
"Bahnhofsgaststätte" im Bahnhof von Insein. Sehr günstig gelegen für Fahrgäste, die sich kurz vor der Abfahrt noch einen Snack gönnen wollen.
Nach ein paar Minuten Wartezeit kam der Zug. Die Waggons waren bis oben hin gefüllt und der Zug schaukelte gefährlich über die krummen Gleise. Aber nach gut 30 Minuten kamen wir heil am Hauptbahnhof an.
Der Zug fährt ein. Den wartenden Mönch scheint das aber nicht zu interessieren.
Es herrscht dichter Andrang, denn der Zug ist das einzige Verkehrsmittel, das sich auch die nicht so reichen Leute leisten können. Die armen Menschen können sich gar keinen Transport leisten!
Im Inneren des Waggons. Sitzbänke gibt es nur längs der Wagenseiten. Auch wenn die Menschen bitterarm sind, sie sind immer sehr gepflegt und äußerst gut gekleidet.
Nach dem Besuch in Insein ging es dann am nächsten Tag mit dem Flugzeug nach Nyaung U (Bagan) und von dort gleich weiter in den Chin-State. Der Chin-State ist neben dem Rakhaing State der einzige State in Myanmar ohne Eisenbahn. Im Rakhaing State gab es einmal bis zum 2.Weltkrieg eine kurze Strecke, auf der Fairlies und Garratts verkehrten. Allerdings bauen die Chinesen auf Ramree-Island im Rakhaing State gerade einen Tiefseehafen, nachdem sie dort bereits einen Marinehafen haben. Über den strategisch günstig am Indischen Ozean gelegenen Hafen wollen die Chinesen Öl aus dem Nahen Osten importieren und ihren Plastikschrott exportieren. Der Hafen soll mit einer Pipeline und einen Eisenbahnlinie an Südchina angebunden werden. Die Vermessungsarbeiten für die Bahn haben bereits begonnen, allerdings muss dazu das Chin-Gebirge durchquert werden. Im Chin-State gibt's keine Eisenbahn, dafür über 3.000m hohe Berge, tiefblauen Himmel und bizarre Landschaften:
Blick vom Natmataung (Mt. Victoria) 3.100m ü.M.
Im nächsten Bericht geht es dann mit dem Zug von Nyaung U (Bagan) über eine Neubaustrecke nach Mandalay.
Bisherige Berichte dieser Serie:
Teil 1:
Mal wieder Myanmar (Burma) – Yangon Hbf (12 Bilder)
Teil 2:
Ausbesserungswerk Insein - Teil 1 (12 Bilder)