Im Januar und Februar war ich mal wieder vier Wochen im Urlaub in Myanmar. Diesmal standen Ausflüge in Gebiete an, die nur mit speziellen Sondergenehmigungen betreten werden dürfen. Bis vor einigen Jahren wurden diese Gebiete noch von Rebellengruppen kontrolliert, die mittlerweile aber Friedensabkommen mit der Militärdiktatur abgeschlossen haben.
Aber auch das Thema Eisenbahn kam natürlich nicht zu kurz. Informationen zum Thema Myanmar und Eisenbahn hatte ich ja letztes Jahr schon im Auslandsforum eingestellt (siehe
hier, Inhaltsverzeichnis am Ende des Berichts). Leider haben die Myanma Railways im April 2008 den regulären Dampfbetrieb eingestellt, deswegen kann ich in der neuen Berichtsserie nicht mit Dampfbildern dienen, aber der eine oder andere Leckerbissen ist doch dabei. Zudem möchte ich auch ein bisschen von den Geschichten links und rechts der Schiene erzählen. Im Weiteren habe ich die folgenden Themen geplant:
* Besuch im Ausbesserungswerk Insein
* Übersicht Dampflokgattungen der burmesischen Eisenbahnen
* Fahrt auf einer burmesischen "Neubaustrecke"
* Im Schlafwagen zum nördlichsten Bahnhofs Myanmars
* Feldbahnbetrieb bei den Namtu Mines Railways (der Leckerbissen der Serie, daher wird es auch mehrere Berichte dazu geben)
* Eintägige Fahrt auf einer zweigleisigen Meterspur-Hauptstrecke
* Bahnbetrieb rund um Bago (leider ohne Dampf)
Aber genug der Worte, hier zur Einstimmung ein paar Bilder vom Hauptbahnhof in Yangon:
Blick auf das Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs. Der Hauptbahnhof hat sieben Bahnsteiggleise
Ein Nahverkehrszug der Circle Line mit farbenfroh lackierten Waggons wartet auf die Abfahrt
Die zweispurige Circle Line verbindet die einzelnen Stadtteile Yangons. Es fahren in beide Richtungen mindestens im Halbstundentakt Züge, wobei eine bunte Mischung von Triebwägen und Lokzügen gefahren wird. Auf der kompletten Circle-Line und im Hauptbahnhof von Yangon gibt es nur noch Lichtsignale und elektrisch betriebene Weichen. Die Gleise der Circle Line sind dicht mit dem normalen Streckennetz verwoben, aber ausschließlich für die Nahverkehrszüge reserviert. So gibt es in Yangon teilweise viergleisige Streckenabschnitte.
Auf Gleis 6 wartet der Nahverkehrszug der Circle Line auf die Abfahrt
Mit einem kräftigen Brummen verlässt die Lok DF1248 den Bahnhof. 'D' steht für Diesel und 'F' bezeichnet die Anzahl der Achsen (D = 4 Achsen, F = 6 Achsen)
Eine Feinstaubdiskussion gibt es in Myanmar übrigens (noch) nicht
Der Bahnhof in Yangon war in letzter Zeit mehrfach Ziel von Bombeanschlägen, die bis jetzt aber zum Glück keine Todesopfer forderten. Die Urheber sind bis heute nicht bekannt. Es herrscht daher im und rund um den Bahnhof ein hohes Aufkommen an Sicherheitskräften. Denen fiel mein Treiben natürlich sofort auf, nach kurzer Zeit sprachen mich zwei Männer vom Geheimdienst an und forderten mich zum Verlassen des Gebietes rund um den Bahnhof auf. Erst tat ich so, als würde ich sie nicht verstehen, dann packte ich meinen Fotoapparat ein und entfernte mich im Zeitlupentempo. Sie liefen mir dann noch ein Weilchen hinterher und ließen mich dann alleine. Ich schlich mich dann wieder zurück und konnte wieder ein paar Fotos machen, bis sie mich wieder entdeckten und laut schreiend auf mich zukamen. Aber mit ihren Flip-Flops und ihren longyis (eine Art Wickelrock, den in Myanmar fast alle Männer tragen) waren sie nicht schnell genug, um mich einzuholen. Das Spielchen wiederholten wir dann noch zweimal, bis es mir zu riskant wurde und ich mich in mein nahes Hotel verzog.
Die Straßenfront des Hauptbahnhofs von Yangon
Blick über die Bahnsteige zum Hauptgebäude des Hauptbahnhofs
In Yangon selbst sind die Schäden des Zyklons Nargis aus dem letzten Mai mittlerweile behoben. Schade ist nur, dass viele der alten und großen Bäume, die früher noch zahlreich die Straßen säumten, den Sturm nicht überstanden haben. Außerhalb Yangons sieht es allerdings anders aus. So sah ich östlich von Yangon eine Ebene, in der der Zyklon alle Bäume und Dörfer fortgerissen hat. Außer einer schlammverkrusteten Erde und einer ehemaligen Stromleitung, deren Betonmasten der Zyklon wie Streichhölzer umgeknickt hatte, war nichts mehr zu sehen.
Ein sehr moderner Nahverkehrstriebwagen wartet auf Gleis 7
Hier nochmals der Triebwagen im Detail
Blick in die Bahnsteigüberdachung. Links steht die Gleisnummer in arabischen, rechts in burmesischen Ziffern. Allzu groß sind die Unterschiede nicht. Links eine Tafel mit Warnhinweisen auf Burmesisch
Da Gebäude des Hauptbahnhofs ist übrigens noch gar nicht so alt. Trotzdem plant die Regierung schon wieder eine Verlegung des kompletten Bahnhofs in einen der Außenbezirke Yangons. Grundsätzlich werden in Myanmar neue Bahnhöfe, Busbahnhöfe und Flughäfen möglichst weit entfernt von den Innenstädten gebaut, da sich dort die Passagiere leichter kontrollieren lassen. Jedenfalls soll der Bahnhof von Yangon nicht mehr das Zentrum des burmesischen Eisenbahnnetzes sein. Nachdem die Hauptstadt vor einigen Jahren von Yangon 400km nordöstlich nach Naypitaw verlegt wurde, soll der Bahnhof von Naypitaw zum Zentrum des Netzes werden. Zum Bahnhof Naypitaw kommen wir aber in einem der späteren Berichte.
Blick auf die östliche Bahnhofsausfahrt
Südlich der Bahnsteige schließen sich Hallen zur Pflege und Wartung von Personenwaggons an. Im Hintergrund die beiden höchsten Gebäude Yangons. Zum Glück blieb Yangon bis jetzt vom Hochhausboom wie in anderen asiatischen Städten verschont. Höchstes Bauwerk in Yangon ist noch immer die Shwedagon-Pagode
Die knapp 100m hohe und komplett vergoldete Shwedagon-Pagode in Yangon
Im nächsten Bericht geht es dann in das Ausbesserungswerk der Myanma Railways in Insein, einem Stadtteil von Yangon.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:03:13:21:26:34.