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Australien 1995, Teil 3: South Australia und Victoria (m21B)

Freitag, 10. November 1995 (Broken Hill – Adelaide):
Nach fast einer Stunde Aufenthalt in Broken Hill geht es weiter Richtung Adelaide, der Hauptstadt von South Australia. Wir überqueren eine hügelige Landschaft und erreichen bald die große Ebene, die immer eintöniger wird. Die vielen von der Hauptstrecke abzweigenden Nebenlinien sind bereits alle eingestellt worden. Nach Norden war die Spurweite 1067mm (Kapspur) in Verwendung, nach Süden hingegen 1600mm, die Standardspurweite von South Australia und Victoria. Sie stammt aus Irland, das ebenfalls diese Spurweite verwendet. Es gab auch Bahnhöfe mit allen drei Spurweiten (z.B. Peterborough). Es ist anzunehmen, daß über kurz oder lang alle Strecken in South Australia (SA) auf Normalspur umgenagelt werden. Die Lokomotiven von AN (Australian National) werden auf beiden Spurweiten (1435 und 1600mm) eingesetzt, man wechselt einfach die Drehgestelle. Darin dürften die Australier schon Meister sein.
Nach dem Lunch kommen wir in eine etwas hübschere Gegend mit Bäumen und kleinen Hügeln, um bald danach in eine weite Ebene zu kommen, auf der für hunderte von Kilometern nur mehr Weizenfelder sind. Das Land ist staubtrocken – zumindest im Sommer! Aber auch berühmt für die großen Weizenfelder. Die Mähdrescher hier sind Ungetüme, neben denen sich unsere kleinen wie Spielzeug ausnehmen. Ebenso die Traktoren und Anhänger. Für 300 km benötigt unser Zug 5 Stunden.
150 Kilometer vor Adelaide – in Crystal Brook - vereinigt sich unsere Strecke mit jener von Perth. Der „Indian Pacific“ befährt diese Strecke zweimal, weil er in Adelaide eine Stunde bzw. in Gegenrichtung 2 Stunden Aufenthalt hat und diese große Stadt nicht links bzw. rechts liegenlassen will. Endlich erhöht sich auch unsere Geschwindigkeit, die bisher deutlich unter 100 km/h gelegen war.
Erwähnenswert sind übrigens auch die Zugtoiletten. Als ich das erstemal eine Toilette benutzen wollte, stutzte ich zunächst einmal. Kein Klo zu sehen. Nur Griffe an den Wänden. Einer dieser Griffe entpuppte sich schließlich als ausklappbare WC-Muschel, die man nach Betätigung der Spülung wieder zurückschieben mußte. Auch ein Waschtisch mit Spiegel und Steckdose war zum Herausziehen.
Aus den Lautsprechern im Zug ertönte leider pausenlos Musik. Zwar nicht sehr laut, aber doch nervend, vor allem wenn man nach 20 Stunden ein und dasselbe Stück bereits zum dritten Male hörte. Unterwegs kommen nun öfter Güterzüge entgegen, die doppelstöckige Containerwagen (!) befördern. Das Lichtraumprofil muß hier gigantisch sein! Die Wagen sehen entsetzlich hoch aus.

Nach 26 Stunden Bahnfahrt nähern wir uns endlich Adelaide. Die Landschaft war nun ziemlich eintönig und sehr flach. So weit das Auge reicht, Weizenfelder. Kurz vor Adelaide gibt es riesige Gleisanlagen, alles in Breitspur 1600 mm. Lediglich die transkontinentalen Strecken wurden auf Normalspur umgebaut bzw. schon so angelegt. Hin und wieder sieht man auch Dreischienengleise. Durch ein Türfenster kann ich einigermaßen fotografieren. Neben uns die doppelgleisige 1600mm-Spur-Strecke. Immer wieder sieht man die S-Bahn von Adelaide (Diesel), aber auch Lokomotiven:

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_174.jpg
AN (Australian National) Lokomotive 532.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_164.jpg
„sta“ (State Transport Authority) Adelaide: Diesel-S-Bahn-Zug Serie 3000.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_165.jpg
„sta“ (State Transport Authority) Adelaide: Diesel-S-Bahn-Zug Serie 2000.

Unser Zug fährt nicht in den Hauptbahnhof von Adelaide ein, sondern fährt über ein Gleisdreieck außen vorbei, man kann aber die Zufahrt gut erkennen.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_166.jpg
Vom Gleisdreieck aus sieht man abgestellte ältere Diesel-S-Bahn-Züge der Serie 300 beim Hauptbahnhof. Sie dürften nur mehr an Werktagen eingesetzt gewesen sein. Ich sah sie am Wochenende nämlich nie in Betrieb.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_167.jpg
„sta“ (State Transport Authority) Adelaide: Diesel-S-Bahn-Zug Serie 3000.

Der neue Bahnhof, der außerhalb der Innenstadt auf einem nahezu freien Feld liegt, heißt Keswick (hier spricht man das Kesick aus). Wie schon oft erlebt, erfolgt die Einfahrt in den Bahnhof mit Schrittgeschwindigkeit. Es ist empfindlich kalt hier: nur 19 Grad. Ich war in den letzten Tagen verwöhnt! Unser Zug kommt mit 30 Minuten Verspätung an. Bevor wir den Bahnhof verlassen, kann ich noch rasch diese Lok aufnehmen:

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_175.jpg
AN (Australian National) Lokomotive 509 in Keswick Station (Adelaide).

Die Bushaltestelle ist nicht in der Nähe des Bahnhofs, sondern ziemlich weit entfernt Richtung Innenstadt. Der Bahnhof ist nur mit Taxis direkt erreichbar. Allenfalls wohl auch mit den Metropolitan-Zügen (S-Bahn). Über eine große Brücke, die die Bahnanlagen überspannt, gelangen wir zur Bushaltestelle und ich kann die Anlagen ganz gut fotografieren.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_176.jpg
Hier sieht man links die CLP12 mit dem soeben angekommenen Indian Pacific aus Sydney in Keswick Station.

Wie die meisten Städte in Australien heißt auch in Adelaide nur das innere Zentrum eigentlich Adelaide, der Rest sind jeweils eigenständige Gemeinden, wir fahren etwa 3 km nach Westen (vom Zentrum weg) nach Marleston. Sofort fällt das Typische in Südaustralien auf: Wellblechdächer und Wellblechzäune, aber häufig ist das Blech schön verziert. Die rechtweinkelig angelegten breiten Gassen wirken viel zu groß und fad. Die Häuser sind niedrig und alles benötigt viel Platz – bei geringer Siedlungsdichte.
Die Busfahrkarte hat einen Magnetstreifen, der beim ersten Entwerten markiert wird, aber auch bei jedem Umsteigen muß man die Karte in einen Entwerter stecken, obwohl sie dann nicht sichtbar markiert wird. Wenn die Karte ungültig ist, ertönt ein Piepston und der Fahrer wird peinliche Fragen stellen… Jedenfalls: das öffentliche Nahverkehrssystem ist hier so effizient und modern wie wir es von Europa gewohnt sind. Also viel besser als in Sydney oder Brisbane.

Am morgigen Tag findet der Grand Prix von Australien in Adelaide statt. Da man kaum Hotelzimmer bekam, übernachten wir bei Bekannten meines australischen Reisebegleiters. Beim Abendessen fällt auf, daß es die übliche dunkle Soße zu panierten Schnitzelstücken gibt, etwas was in England ebenso wie in Australien typisch ist. Die Soße hat keinen besonderen Geschmack.

AN (Australian National) – die Eisenbahngesellschaft in South Australia
Hier ist es angebracht, über die Bahngesellschaft in Südaustralien zu informieren. AN bedient alle seit 1978 noch verbliebenen Bahnlinien in South Australia aber auch in West Australia sowie die 1995 nur 250 km messende Stichstrecke ins Northern Territory nach Alice Springs (wurde ja erst vor kurzem nach Darwin verlängert). AN hat den Fuhrpark der früheren SAR (South Australian Railways) übernommen, den man an den Reihenbezeichnungen (Nummern statt Buchstaben) noch erkennen kann. Das Farbschema von AN ist hübsch: „green and gold“ wird es genannt. Die grünen Loks haben einen senkrechten gelben Farbstreifen an den Seiten, Personenzugloks haben hingegen einen gelben Längsstreifen. Die AN bedienten 1995 auf Normalspur im Personenverkehr nur mehr die folgenden Strecken:
Adelaide – Crystal Brook – Broken Hill – Sydney (Indian Pacific) 2x wöchentlich
Adelaide – Crystal Brook – Tarcoola – Perth (Indian Pacific) 2x wöchentlich
Adelaide – Crystal Brook – Tarcoola – Alice Springs (The Ghan) 1559 km, 1-2x wöchentlich – heute (2006) bis Darwin
Adelaide – Melbourne (The Overland) – 774 km, täglicher Nachtzug.

Die Strecke nach Melbourne wurde erst im (europäischen) Frühling 1995, also wenige Monate vor meiner Reise, von Breitspur 1600mm auf Normalspur umgebaut bzw. teilweise auf anderer Route neu errichtet. Seither könnte man auch von Sydney über Melbourne und Adelaide nach Perth fahren (anstatt über Broken Hill), das wäre nur um 41 km länger, man erspart sich aber das zweimalige Befahren der 150 km zwischen Crystal Brook und Adelaide.

Der Rest der Bahnstrecken dient nur dem Güterverkehr. Eine Breitspur-Güterstrecke wurde bereits auf Normalspur umgebaut, einige andere wurden jedoch eingestellt. Alle 1067mm-Strecken wurden bereits eingestellt. Die AN hatte Loks in allen drei Spurweiten, eine Loktype konnte sogar auf allen drei Spurweiten eingesetzt werden – die Drehgestelle wurden einfach getauscht – je nach Bedarf. Offensichtlich war das Lichtraumprofil für diese zwecke nicht hinderlich. Man erkennt also eine Breitspurlok nicht an der Reihenbezeichnung, weil die meisten Loks überall vorkommen können. Auch mit freiem Auge ist der Spurweitenunterschied nicht leicht zu erkennen – außer man hat ein Dreischienengleis vor sich. Elektrifizierte Strecken gibt es im Netz der AN nicht. Übrigens gibt es auch in Tasmania noch Bahnstrecken für den Güterverkehr (1067mm-Spur), die von AN betrieben werden.
Übrigens werden die Güterwagen auf Normalspur in ganz Australien eingesetzt. Die Reihenbezeichnungen der Güterwagen beginnen stets mit einem Buchstaben, der den Bundesstaat bzw. die Bahngesellschaft kennzeichnet.

Samstag, 11. November 1995 (Adelaide):
Mein australischer Bekannter ist ein Straßenbahnfreund. Er verbindet die Rundfahrt mit mir auch mit Treffen von Straßenbahnfreunden. Heute gibt es so ein Fan-Treffen in Adelaide. Beim Frühstück höre ich die Kinder der Gastgeberfamilie – kaum zu verstehen. I don’t know klingt ja hier normalerweise wie „oi ount nou“, hier jedoch höre ich nur „addanaei“. Aus dem Zusammenhang gerissen hätte ich das nie verstanden!
Da Gerhard Berger beim heutigen GrandPrix hier nicht gewinnen wird, gehe ich auch nicht hin… ;-)
Beim Frühstück steht auch „Vegemite“ auf dem Tisch. Echte Australier erkennt man daran, daß sie ohne diese schwarzbraune, gräßlich schmeckende Gemüsepaste nicht leben können, die angeblich nach Germ (Hefe) schmeckt. Natürlich probiere ich sie: scharf, extrem, grauenvoll. Nie wieder! Ich bin kein Australier!

Das erste Ziel ist heute das Kundenzentrum der „sta“ (State Transport Authority), das einen Vergleich mit deinem Wiener Linien-Kundendienstzentrum nicht zu scheuen braucht. Es ist das erste derartige Büro, das ich in Australien sehe. Das staatliche Verkehrsunternehmen von South Australia betreibt nicht nur das S-Bahn-Netz in Adelaide, das keinen besonderen Namen hat (nur „Train“), sondern auch bus, tram und busway. Was busway ist, werden wir bald wissen! Der Liniennetzplan von Adelaide ist europäischen Netzplänen ebenbürtig, dreimal besser als das, was man in Sydney als solchen bezeichnet. Auch das Fahrscheinsystem ist europäisch: ein Fahrschein mit Umsteigeberechtigung, vermutlich für eine bestimmte Zeitspanne, denn die Zeit wird auf dem Fahrschein aufgedruckt. Nicht für jede Linie ein neuer Fahrschein, wie etwa in Sydney. Es gibt auch Tageskarten, ich kaufe für heute eine um 4,60 AUD.
Leider habe ich die Dias der Straßenbahn und vom Straßenbahnmuseum nicht für diese Reportage gescannt. Australische Straßenbahnen (Sydney, Brisbane, Adelaide, Melbourne, Ballarat) folgen bei Interesse ein anderes Mal.

Wir begeben uns auf die Fahrt in einen Vorort, nämlich nach Cheltenham. Dorthin führt uns „the train“, also sozusagen die S-Bahn. Auf dem Hauptbahnhof (Kopfbahnhof) kann ich einige Aufnahmen machen. Der Bahnhof ist ähnlich wieder neue Franz-Josefs-Bahnhof in Wien teilweise überbaut. Man muß weit hinausgehen, um bei Tageslicht Aufnahmen machen zu können. Die Gleise werden nur mehr von der S-Bahn befahren, Fernzüge halten ausnahmslos in dem Bahnhof, auf dem auch wir gestern angekommen sind. Übrigens ist der Bahnhof ziemlich schief: das Aufnahmsgebäude ist so schräg zu den Prellböcken gebaut, daß Gleis 1 unendlich lang ist, das letzte Gleis hingegen nur halb so lang wie das erste.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_168.jpg
„sta“ (State Transport Authority) Adelaide: Diesel-S-Bahn-Zug Serie 3000 beim Hauptbahnhof.

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Diesel-S-Bahn-Zug Serie 3000 im Hauptbahnhof.

Die S-Bahn fährt vom Kopfbahnhof in drei verschiedene Richtungen nach Norden, eine Linie parallel zur Normalspurstrecke von AN (43 km), die zwei anderen (23 und 12 km) führen nach Westen ans Meer. Auch nach Süden gibt es drei Strecken: eine bis Belair in den Bergen (Richtung Osten, 26 km), auch dort ist das Ende der Breitspurstrecke, eine führt nach Süden bis zum Meer (31 km), diese Linie hat eine kleine Abzweig-Stichstrecke von 3 km Länge, dorthin gibt es aber nur 6 Früh- und 6 Abendzüge.
Die Fahrpläne sind schlecht lesbar für unsereinen. Die Bahnhöfe sind nicht in senkrechten Kollonnen sondern waagrecht nebeneinander aufgelistet, die Fahrzeiten in am/pm-Schreibweise. Umsteigen kann man nur im Hauptbahnhof „Railway Station“, was wohl kaum jemand macht. Das Intervall beträgt gewöhnlich 30 Minuten, der Hauptbahnhof wirkt für den S-Bahn-Verkehr daher etwas überdimensioniert. Die drei Fahrzeugarten hab ich bildlich schon vorgestellt. Die alten dunkelbraunen werden „red hens“ genannt. Die Wagen sind recht breit, es gibt eine Sitzteilung von 2+3 oder 3+3. Entwerter sind nicht am Bahnsteig sondern im Wagen!

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_170.jpg
Diese Aufnahme entstand in der Station Cheltenham, 9 km nordwestlich des Zentrums, hier sind wir ausgestiegen, um unser Ziel, eine Garten-Eisenbahnanlage, zu besuchen. Gebaut hat sie ein pensionierter anglikanischer Parrer. Laut Aussage meines Reisebegleiters gibt es in Australien verhältnismäßig viele Eisenbahnfans unter den katholischen und anglikanischen Geistlichen. Bei den Protestanten hingegen nicht.
Das Haus von Ralph – so heißt dieser Pfarrer – ist typisch südaustralisch: Wellblechzaun, Wellblechdach, aber sonst hübsch, sogar innen geschmackvoll, was für Australien was heißt! Die beiden haben sich etwa 20 Jahre lang nicht gesehen, tun aber so, als wären es nur drei Wochen gewesen. Ich bin daher nur ein Zaungast. In Hüfthöhe ist im Garten eine Anlage 1:32 aufgebaut, alles selbst gebaut, auch die Modelle. Der Hauptbahnhof ist in einer Hütte, also vor Witterung geschützt. Der Rundkurs liegt aber unter freiem Himmel und füllt fast den ganzen Garten aus. Ich hätte wohl gern mehr von der Stadt gesehen, aber einiges an der Anlage ist doch ganz nett. Daher hier ein paar Aufnahmen:

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Garten-Modellbahnanlage in Cheltenham, Adelaide.

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Über die anschließende Straßenbahnfahrt nach Glenelg (nur Garnituren aus den 1920er-Jahren!) kann ich erst berichten, wenn ich die Bilder habe. Ebenfalls über das „O-Bahn“ genannte System (ein Spurbus-System). Die nächsten Bahnbilder sind von der Weiterfahrt nach Melbourne:

Sonntag, 12. November 1995 (Adelaide - Melbourne):

Um 19 Uhr Central Standard Time (oder 19.30 Uhr nach der Eastern Standard Time, die im Osten Australiens gilt) ist die Abfahrt des „Overland“, der tägliche Nachtzug von Adelaide nach Melbourne.

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Ein Wagen des „The Overland“ am Bahnsteig in Keswick Station (Adelaide).

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Lokomotive ist die CLP8. Die einzige Personenzugslok ist die Reihe CLP.

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Noch eine Ansicht des Bahnsteigst mit dem Overland.

Erst im Mai 1995 wurde die Strecke von Adelaide nach Melbourne auf Normalspur umgebaut bzw. teilweise völlig neu trassiert. So führt die neue Strecke nicht mehr über Ballarat und Geelong, sondern nördlich daran vorbei. Die Wagen blieben die selben, man hat sie einfach umgespurt. Das rotbraune Fensterband war ehemals die Kennfarbe der Commonwealth Railways und wurde zum Markenzeichen des „Overland“. Mit der Umstellung auf Normalspur wechselte der Betreiber von V/Line auf Australien National (AN), die auch sonst die meisten Interstatetrains betreibt. Unser Zug wird von der einzigen AN-Personenzuglokreihe CLP gezogen. Wir sitzen im zweiten Wagen nach dem Packwagen, der hinter der Lok gereiht ist. Jeder Zug ist in Australien eine gewisse Einheit mit eigenen Angeboten und auch eigenen Vorschriften. Diese erfahren wir gleich kurz nach der Abfahrt:
Der Steward kommt in unseren Wagen und stellt sich als „Bill“ vor. „Zögern Sie nicht, wenn Sie Fragen haben“ meint er, und macht uns auf das strikte Alkoholverbot (!) im Zug aufmerksam. Auch das Rauchen ist natürlich verboten. Bei Mißachtung gibt es einen Hinausschmiß (hoffentlich nicht während der Fahrt! ;-)). Der Zug ist voll mit Schlachtenbummlern, die von Melbourne oder anderen Stationen zum Grand Prix nach Adelaide gekommen waren.
Die ersten paar Kilometer, die wir noch bei annehmbaren Licht durchfahren, sind recht interessant, es geht über viele Kurven in die Berge, dann folgt eine Landschaft, die an das Alpenvorland in Österreich erinnert. Hier sind berühmnte Weingüter, die Häuser sehen aus wie in Mitteleuropa. Hahndorf und Barossa Valley sind hier berühmte australische Weinbaugebiete und außerdem Gebiete mit deutscher Besiedelung. Noch heute gibt es deutsprachige Dörfer hier! Dann wird es bald dunkel, bei einem 5 Minuten-Halt werden die Passagiere informiert, daß sie kurz zum Rauchen aussteigen können. Der Zug fährt manchmal extrem langsam, manchmal nur 30 km/h, jedoch kaum jemals an die 100. 774 Kilometer in 13 Stunden ergibt einen Schnitt von 60 km/h. Nicht berühmt für eine neuerbaute Strecke und gewiß auch nicht schneller als auf der alten Breitspur.

Montag/Dienstag, 13./14. November 1995 (Melbourne):
Vor Melbourne ist die Gegend flach und eintönig. Erinnert manchmal an Norddeutschland. Viele Getreidefelder, aber im Gegensatz zu South Australia ist das Korn noch lange nicht reif. Auch Schafherden sieht man viele. Über Lautsprecher werden wir informiert, daß wir 30 Minuten Verspätung haben, trotzdem schleichen wir mit 10 oder 20 km/h dahin.
Nach der Ankunft in Melbourne (Hauptstadt des Bundesstaates Victoria) wird gefrühstückt: typisch Englisch, nämlich Cornflakes, bacon and eggs mit baked beans, tea, bread, marmalade. So liebe ich es. Eine neuzeitlich gesichtslose SB-Imbißstube ist das Ambiente, aber das ist mir egal. Victoria ist der „britischeste“ Bundesstaat Australiens.
Da mein australischer Gastgeber ein Straßenbahnfan ist, steht der heutige erste Tag in Melbourne voll im Zeichen der Straßenbahn. Leider habe ich die Straßenbahndias noch nicht gescannt. Wenn Interesse besteht, kann ich sie einmal nachliefern. Melbourne ist nämlich berühmt für seine Straßenbahnen. Die Stadt gehört zu jenen mit den größten Netzen der Welt, ich weiß aber den Rang nicht auswendig. Eine Besonderheit möchte ich aber dennoch erwähnen: die City Circle Tram (betrieben mit historischen Wagen in speziellem Anstrich) kann gratis benützt werden. Diese Linie fährt rund um die innere City, der Schaffner hat nur die Aufsicht, aber er hilft gerne weiter, wenn man etwas wissen will. Melbourne ist die drittgrößte griechische Stadt der Welt (hinter Athen und Thessaloniki). Man findet aber auch Vietnamesen, Chinesen, Polen, Tschechen, Italiener und noch –zig andere Nationalitäten. Auch Aufschriften finden sich manchmal in 6 bis 10 Sprachen.

Wir benützen bei unseren Fahrten aber auch die „S-Bahn“. In Melbourne gibt es wie in Sydney, Brisbane und Adelaide eine Art S-Bahn-Netz, betrieben von „The Met“. Diese Gesellschaft betrieb 1995 auch Busse und Straßenbahnen. Die Kennfarben waren grün/gelb. Zentrum der S-Bahn ist ein rechteckiger Innenstadtring, teilweise unterirdisch. Alle S-Bahn-Linien befahren den Ring entweder ganz oder zum Teil. Zweiter wichtiger Bahnhof auf diesem Ring ist Flinders Street station. Zwischen diesen beiden großen Bahnhöfen ist die S-Bahn-Strecke sechsgleisig, der Rest des Kreises ist viergleisig. Von Spencer Street station verzweigen sich die Linien nach Norden und Westen, von Flinders Street station nach Osten und Süden. Der „City-Loop“-Tunnel (mit drei dazugehörigen Stationen) ist an Sonntagen nicht in Betrieb.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_208.jpg
Das Bild zeigt den Blick von Flinders Street station nach Osten, also auf die sechsgleise Anlage, auch eine Abzweigung (Unterführung) ist zu erkennen sowie S-Bahn-Triebwagen 332M.

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Auch dieser S-Bahn-Triebwagen ist auf der sechsgleisigen Strecke zu sehen, allerdings Richtung Westen, also Richtung Hauptbahnhof. Rechts ist die Innenstadt, die durch den City-Loop-Tunnel umrundet wird..

Das S-Bahn-Netz ist sehr umfangreich und effizient. Die Linien werden lediglich nach ihren 16 Endpunkten bezeichnet, die teilweise über 40 km vom Zentrum entfernt liegen. Die S-Bahn ist mit 1500V elektrifiziert. Es gibt auch Diesel-Eilzüge, die im S-Bahn-Bereich mit Verbundfahrausweisen benützt werden können.
Es gab 1995 zwei dreiteilige Arten von S-Bahn-Garnituren, beide in der Zusammenstellung Triebwagen-Zwischenwagen-Steuerwagen.

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S-Bahn-Triebwagen 425M auf einer Außenstrecke.

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The Met (Melbourne Metropolitan) S-Bahn-Triebwagen 307M in Riversdale, 15.11.1995.

Die älteren erinnern irgendwie an französische Triebwagenzüge, die zahlmäßig weitaus größere Gruppe umfaßt eine modernere Type mit einem bauchigen Wagenkasten. Die Türen gehen alle automatisch auf, es gibt keinen Kopf zum Öffnen. Griffe dienen nur im Notfall zum Aufziehen der Türen.

http://schienenfahrzeuge.netshadow.at/bahngalerie19_500/2006_sg_03_205.jpg
S-Bahn-Triebwagen 320M auf einem Bahnübergang, über den auch die Straßenbahn fährt!!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:05:02:11:37:09.
Hi!

Danke fuer den tollen Bericht. Es besteht natuerlich Interesse an etwas mehr ueber das OPNV (sowohl Strassenbahn, als auch O-Bahn) - allerdings wuerde ich Dir vorschlagen, diese Beitraege im Strassenbahnforum zu posten.

Viele Gruesse,

Karol Tyszka
Mitglied im Posener Schienenfahrzeugklub
(Wohnhaft zu Manchester)
Das ist eine gute Idee! Hätte ich vielleicht sogar falsch gemacht ohne Deinen Tipp.
Klasse Bilder, aber geht es auch ein bisschen größer?

Falk
falk schrieb:
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> Klasse Bilder, aber geht es auch ein bisschen
> größer?
>
> Falk


Leider hab ich auf die Bildgröße keinen Einfluß. Die wurden vor einigen Jahren für das DEF gescannt und sind automatisch nur in dieser Größe verfügbar.
Schade, aber nicht zu ändern. Bring trotzdem mehr, wenn Du hast!

Falk