Den letzten Tag meines Japanaufenthaltes wollte ich in Atami am Pazifik verbringen. An diesem Ort berührt die Bahn die Küste und es sieht ligurisch dort aus. Als ich dann morgens im Shinkansen mit ca. 300km/h unterwegs war, schoss es mir durch den Kopf, dass ich ja nicht den ganzen Tag hier verbringen müsste sondern durchaus noch die Möglichkeit bestand, einen Dampfzug auf meiner heimlichen Liebe, der Oigawa Bahn, zu erwischen. Einen Fahrplan hatte ich nicht dabei aber im Kopf ging ich kurz die geschätzten Fahrzeiten und Anschlüsse durch, es müsste klappen. So blieb ich in Atami einfach sitzen und sauste 50 km weiter bis Shizuoka,
Hier einmal die dortige Bahnhofsbeschilderung, auch die vorherige und die nächste Station sind angegeben. Neben den japanischen Schriftzeichen finden wir hier auch noch die Angaben in Silbenlautschrift.


So sieht der Zugzielanzeiger aus, (hier bei der Rückfahrt aufgenommen)



Die neueste Version des Hikari-Shinkansen fegt im Tiefflug durch die Halle





Bei den Shinkansens gibt es lokale Züge, genannt Kodama (Echo),die an jedem Shinkansenbahnhof, also etwa alle 50 km, halten. Dann gibt es Eilzüge, die an allen Umsteigebahnhöfen halten, Nozomi (Wind) genannt und Super Express Shinkansen, Hikari (Licht), die 300 km am Stück abfahren und nur in den 2 stelligen Millionenstädten halten. Auch die Kodama sind natürlich mit mindestens 200 Sachen unterwegs. Die Shinkansen fahren übrigens auf Normalspurgleis mit 1435mm aber noch größerem Lichtraumprofil als bei uns. Innen sieht es aus wie im Flugzeug und es sind 5 Sitze pro Reihe. Wenn der Schaffner durchgeht, macht er beim Betreten des Wagens eine tiefe Verbeugung, ebenso bevor er den Wagen wieder verlässt.

Nach dieser kleinen Shinkansen Einweisung wird es nun aber Zeit für die nächsten 50 km mit dem Lokalzug nach Kanaya.

Meine Einschätzung hat mich nicht getäuscht, in Kanaya wartet der grüne Mo 21 000 Triebwagen auf mich. Es reicht gerade noch für den Kauf einer Fahrkarte, dann geht es auch schon los. Auch hier wird natürlich mit weißen Handschuhen gefahren.



Man beachte auch die Blumenvase zwischen den Fenstern im Innenraum des Wagens



Im Bahnhof Shin Kanaya wartet schon der Dampfzug mit Lok C10 8, er wird uns im Blockabstand folgen.



In Goka ist Kreuzung mit einem anderen MO 21 000



Ich fahre bis Owada, dieses Motiv lag mir noch in der Nase. Nach dem Aussteigen heißt es Sputen, denn in ca. 15 min. kommt schon der Dampfzug. Die Fotostelle wird rechtzeitig erreicht, man hört die Lok schon pfeifen. Aber was ist das? Der Pfiff kommt aus der falschen Richtung. Schnell noch die Position gewechselt , da rollt auch schon C11 180 mit einem Zug vorbei.



Sie hat in Iegama den grünen Triebwagen abgewartet und kreuzt nun in Fukuyo mit dem planmäßigen Dampfer der nur wenige Minuten später eintrifft.



Nun heisst es wieder die Beine in die Hand nehmen, da ja in 10 Minuten schon mein Triebwagen zurück nach Kanaya abfährt, der den Dampfzug in Iegama kreuzt.
Diesmal ist es ein modernerer Triebwagen. Man beachte im Führerstand die Halterung für die Taschenuhr.



Bevor der Lokführer losfährt zeigt er mit dem Zeigefinger auf den Buchfahrplan, die nächste Station und dann nach vorn in Fahrtrichtung. Damit stellt er sich auch mental voll auf die pünktliche Weiterfahrt ein. Der Erfolg gibt ihm Recht.
Leider habe ich diesen Moment nie richtig in Szene setzen können. Er ist zu unvermittelt für die Auslöseverzögerung der Kamera in Innenräumen.

In Shin-Kanaya hat C11 180 bereits umgesetzt und wartet nur noch unsere Ankunft ab um wieder hoch nach Iegama zu fahren.



Bevor ich mich nun für den Nachmittag an den Pazifik nach Atami begebe möchte ich mich mit diesem Foto meiner Wenigkeit vor der C12 164 von der Oigawa Bahn und allen treuen Betrachtern des Auslandsforums verabschieden



Euer Pängelanton

Hier noch einmal die Links zu allen vorhergehenden Teilen

Teil 1 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 2 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 3 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 4 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 5 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 6 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 7 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 8 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 9 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 10 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 11 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 12 [www.drehscheibe-foren.de]
Teil 13 [www.drehscheibe-foren.de]



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:01:21:17:20:29.

... wo Du üblicherweise unterwegs übernachtet hast (z.B. private Pensionen?).

Gruß

Articulated

Hallo!

Eine sehr schöne Serie! :-)

Aber Atami hätte ich jetzt auch noch gerne gesehen, wenn auch ohne Dampflok...

Du hast ja die Oigawa Linie bereist. Von der Zahnradbahn, welche ja im Eisenbahn Romantik Beitrag zu sehen war, hast du keine Bilder gemacht? Die hätte mich jetzt noch interessiert. Und wie hast du dich verständigt, als du alleine Unterwegs warst? So was ich mal gelesen und gehört habe, sind nicht alle Japaner der englischen Sprache mächtig. Ansonsten wirklich ein toller Reisebereicht.

sehr schöner Reisebericht. schade das schon Schluss ist. danke.

Vielen Dank,
nun bin ich fast restlos überzeugt, dass ich da auch mal ausgiebig hinmuss... Vielleicht klappts ja nächstes jahr; die Serie bietet Anregungen genug.

Viele Grüße aus dem
Mediapark

Hallo Articulatet,
in Japan habe ich soweit ich in Tokio war natürlich bei meinem Sohn übernachten können. Die Tage an denen ich den Van hatte habe ich in diesem Riesenauto übernachtet, ansonsten in Youth-Hostels, die man über die üblichen Suchmaschinen herausfinden kann und die ich in Japan dann telefonisch von der Zelle aus vorgebucht habe. Ansonsten hatte ich noch ein Zelt dabei in dem ich auch das eine oder andere Mal übernachtet habe.
Gruss, Pängelanton

Vielen Dank für diesen überaus interessanten Bericht aus Fernost.

Hallo Roni
wenn das so von Interesse ist, will ich dem Forum die Ansichten von Atami nicht vorenthalten



Pängelanton

Hallo Kusi,
den Zahnradabschnitt habe ich nicht befahren, die Bahn sah mir zu spielzeugmäßig aus, ich habe mich lieber auf die Dampfer und die grünen Triebwagen konzentriert. Die Verständigung war kein Problem, man kommt mit Gestik ganz gut klar und irgendwer, gerade bei der Bahn, versteht schon was man möchte.
Gruss Pängelanton



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:05:23:08:28:42.

Spitzenmäßig, einer der besten Reiseberichtem die hier im Auslandsforum gezeigt wurden. Wenn doch endlich mal ein Admin die HOF füllen würde...

Herzlichen Dank für so einen genialen Reisebericht ! Er zeigt uns doch gewaltige Eindrücke von einer für uns anderen ( schönen ) Welt. Diese Bilder haben wahrscheinlich nicht nur mich beeindruckt. Danke nochmals !

52 2006 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Spitzenmäßig, einer der besten Reiseberichtem die
> hier im Auslandsforum gezeigt wurden. Wenn doch
> endlich mal ein Admin die HOF füllen würde...


Das macht er, sobald er ein wenig mehr Zeit hat ;-)

Gruß

Alfons

>> Die neueste Version des Hikari-Shinkansen
Nein, das ist die Baureihe 500, von der nur 9 Stück gebaut wurden (1995). Sie waren extrem schwer und teuer und wurden nicht weitergebaut. Sie waren aber die ersten Züge mit 300 km/h. Eingesetzt zunächst nur auf den Nozomi-Zügen, heute auch auf Hikari-Zügen.
Die neuesten Züge (auf der Sanyô-Shinkansen-Strecke) sind die der Baureihe 700.

>> Bei den Shinkansens gibt es lokale Züge, genannt Kodama (Echo),die an jedem Shinkansenbahnhof, also etwa alle 50 km, halten. Dann gibt es Eilzüge, die an allen Umsteigebahnhöfen halten, Nozomi (Wind) genannt und Super Express Shinkansen, Hikari (Licht), die 300 km am Stück abfahren und nur in den 2 stelligen Millionenstädten halten. Auch die Kodama sind natürlich mit mindestens 200 Sachen unterwegs.

Darf ich mir auch hier einige Korrekturen erlauben?
Kodama sind die Züge, die überall halten. Das stimmt. Sie befahren immer nur Teilstrecken des Netzes. Kodama-Züge fahren auch bis 270 km/h.

Nozomi sind die besten und schnellsten Züge, die auf Abschnitten 300 km/h erreichen. Sie werden mit den Baureihen 500 und 700 gefahren (nur die Baureihe 500 erreicht 300 km/h). Nur Nozomi-Züge befahren auch die gesamte Tôkyidô- und Sanyô-Strecke (also Tôkyô-Hakata). Sie haben die wenigsten Zwischenhalte. Nozomi-Züge wurden erst 1992 eingeführt. Auf der Tôkaidô-Strecke ist wegen der Streckengeometrie nur eine v/max von 270 möglich. Die v/max der Reihe 700 beträgt 285 km/h.

Hikari sind die „normalen“ Schnellzüge. Sie befahren entweder den Westteil (Hakata-Ôsaka) oder den Ostteil (Tôkyô-Ôsaka, manchmal auch weiter bis Okayama). Sie erreichen teilweise 285 km/h, die Unterwegshalte können ganz unterschiedlich sein. Eingesetzt werden sowohl die neusten Triebwagen der Reihe 700, aber auch ältere Baureihen.

>> Die Shinkansen fahren übrigens auf Normalspurgleis mit 1435mm aber noch größerem Lichtraumprofil als bei uns. Innen sieht es aus wie im Flugzeug und es sind 5 Sitze pro Reihe. Wenn der Schaffner durchgeht, macht er beim Betreten des Wagens eine tiefe Verbeugung, ebenso bevor er den Wagen wieder verlässt.

Es gibt aber auch Züge, die nur 4 Sitze pro Reihe aufweisen. Vor allem in West-Japan und in Shikoku bemüht man sich um mehr Komfort. Andererseits gibt es in Doppelstockzügen z.B. auch 6 Sitze pro Reihe. Die Schaffner machen übrigens auch bei normalen Zügen eine Verbeudung, wenn sie einen Wagen betreten. Das ist die normale Höflichkeit – wie bei uns in Österreich ein „Grüß Gott“ oder „Guten Tag“.

Hallo,

zwar bin ich erst jezt auf diese grandiosen Beitragsfolge aufmerksam geworden, möchte aber trotzdem noch ein paar Anmerkungen loswerden. Hoffentlich ist es (noch) nicht zu spät, als dass es nicht wahrgenommen würde.

Erstmal ein *dickes Lob und meine Anerkennung* für diese Beitragsfolge! Eine Menge Arbeit, die dahinter steckt...

Nach bereits zwei Aufenthalten "dort drüben" (drei Monate in 2004, vier Wochen in 2007), intensiven Beobachtungen vor Ort und so manchen "Hintergrundinformationen" über die japanischen Eisenbahnen möchte ich folgenden Punkt ansprechen:

Die Wagenzüge, die hinter den Dampfloks laufen, sind keine ehemaligen Triebwagen, sondern normale, waschechte Reisezugwagen.

Denn: in Japan hat es sich bei der Umstellung der (ohnehin nur wenigen verbliebenen) lokbespannten Züge auf E- bzw. Dieseltraktion in den 1950er bis 1970er Jahren so ergeben, dass die Energieversorgung der Wagenzüge nicht durch die Lok bewerkstelligt wird, sondern dass die Wagengarnituren autark sind. Das hat den Vorteil, dass auf den Loks keine Einrichtungen zur Energieversorgung des Wagenzuges notwendig ist und auch dass die zugehörigen Leitungs-Verbindungen zwischen Lok und Wagen nicht erforderlich sind. Lange Rede, kurzer Sinn: japanische Wagenzüge sind energetisch von der Zuglok unabhängig. Folglich gibt es in jeder Wagengarnitur mindestens einen Waggon, der die Energieversorgung seiner "Kollegen" bewerkstelligt. Details lasse ich hier mal aus, um nicht "vom Hundertsten in's Tausendste zu kommen".
Diese Energieversorgung wurde (und wird) in der Regel durch unterflur angebrachte Dieselaggregate bereitgestellt. Die Waggons mit den Dieselaggregaten sind (in aller Regel) diejenigen, die auch das Zugbegleiterabteil aufweisen, und die folgerichtig an den Enden der Wagengarnitur gereiht sind. Dieses Dieselaggregat läuft (natürlich...) immer, schließlich ist kontinuierlich die Energieversorgung nötig.
Auf die Wagengarnituren der unterschiedlichen Orte des Berichts möchte ich nun einzeln eingehen:

Hokkaido: der erste Wagen hinter der Dampflok (bei dem Bild mit dem Güterzug) gehört zur Serie 14 oder 15, dieser hat wohl das Dieselaggregat. Die übrige Garnitur ist durch ein paar Vorkriegswagen "aufgelockert".

Mooka: diese drei Wagen gehören (höchstwahrscheinlich) der ehemaligen Serie 50 der JNR an, mindestens einer dieser drei hat wohl das beschriebene Dieselaggregat.

Banetsu Saisen, Yamaguchi, Shinetsu-sen (Takasaki-Yokokawa): diese Garnituren bestehen jeweils aus Wagen der Serie 12. Diese in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren in größeren Stückzahlen beschaffte Wagenfamilie setzt sich - im Wesentlichen - aus "reinen Sitzwagen" und "Sitzwagen mit Zugbegleiterabteil und Energieversorgung" zusammen. Erkennbar ist diese Unterscheidung auch am Wagengewicht: erstere ("Oha") zwischen 37,5 und 42,5 Tonnen, letzere ("Suhafu") zwischen 42,5 und 47,5 Tonnen. Die Wagenbezeichnung "O" bzw. "Su" bezieht sich auf das Wagengewicht, "ha" bedeutet 2. Klasse Sitzwagen, "fu" bedeutet "Zugbegleiterabteil".

Oigawa: ja, hier ist es ein bisschen anders. Denn Oigawa Railroad setzt durchwegs Vorkriegswagen ein. Bei diesen Bauarten war die Technik noch nicht die oben angesprochene, sondern die Energieversorgung erfolgte durch die Zuglok. Auch heute noch übernimmt die Dampflok hier also die Energieversorgung. Wenn ich richtig informiert bin.

Soweit so gut, zugegeben hat es auch bei mir "etwas gedauert" :-) bis ich auf diese Details draufgekommen bin.


Nix für ungut,

Großes Lob an die hervorragende Serie und die Superbilder,

Christof Schröfl



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:10:14:13:43:57.

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:10:14:16:40:10.