Der Niedersachsentarif kommt - Zugfahren wird einfacher
Am 9. Juni 2013 ist es soweit: Im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) zwischen Ems und Elbe wird der Niedersachsentarif eingeführt. Für Reisende gestaltet sich der Kauf von Ticketseinfacher: Sie müssen nur noch einen Fahrschein lösen, wenn sie mit der Bahn und anschließend mit Bus und Straßenbahn weiterfahren wollen. Der Niedersachsentarif gilt außerhalb der bestehenden Verkehrsverbünde als gemeinsamer Nahverkehrstarif für alle SPNV-Linien innerhalb Niedersachsens sowie für Fahrten zwischen Niedersachsen und Hamburg bzw. Bremen. Gleichzeitig löst er den bisherigen Nahverkehrstarif der Deutschen Bahn AG sowie die Haustarife anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) ab. Das teilte die für die Umsetzung des neuen Tarifs verantwortliche Niedersachsentarif GmbH (NITAG) am 23.05.2013 in Hannover mit.
Alle in Niedersachsen verkehrenden EVU sind beim Niedersachsentarif mit dabei. In der NITAG sind DB Regio, metronom, NordWestBahn, WestfalenBahn, erixx, Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb), cantus und S-Bahn Hamburg organisiert. „Wir wollen den Tarifdschungel lichten und Zugfahren im Nahverkehr einfacher machen. Mehr Menschen sollen auf Busse und Bahnen umsteigen“, bringt Frank Höhler, metronom-Geschäftsführer und Aufsichtsrats-Vorsitzender der NITAG, die Ziele der Gesellschafter auf den Punkt. Manuela Herbort, Vorsitzende der Regionalleitung von DB Regio, Region Nord und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der NITAG, ergänzt: „Mehr Fahrgäste für den SPNV, bedeutet auch mehr umweltfreundliche Mobilität. Mit der Beteiligung am Niedersachsentarif fördern wir einheitliche und einfache Bedingungen für alle Fahrgäste.“
Gleichzeitig soll mit dem neuen Einheitstarif einer möglichen Zersplitterung der Tariflandschaft in einzelne Haustarife der jeweiligen EVU wirksam vorgebeugt werden. Höhler hat auch die Zukunftsfähigkeit des neuen Tarifes im Blick: „Mit Einführung des Niedersachsentarifes überwiegen zunächst die internen strukturellen Änderungen. Diese Änderungen bilden aber die Basis für ein zukunftsträchtiges Preissystem, das wir gemeinsam schrittweise weiterentwickeln und optimieren werden. Dazu wollen wir zunächst Erfahrungen mit dem neuen Tarif sammeln und die Reaktionen der Fahrgäste aufnehmen, um dann die Weiterentwicklung in die richtige Richtung zu steuern“, präzisiert der metronom-Chef den Fahrplan.
Klaus Hoffmeister, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der NITAG und Geschäftsführer der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, sieht weitere Pluspunkte: „Als Besteller und Finanzierer von SPNV-Leistungen werden wir den Niedersachsentarif bei künftigen europaweiten Ausschreibungen in den Vergabeunterlagen vorgeben. Das wird die Kalkulation von wirtschaftlichen Angeboten spürbar erleichtern.“ Profitieren sollen davon die Fahrgäste zwischen Nordsee und Harz. „Die dadurch eingesparten Steuergelder können wir zum Beispiel in neue Züge und Bahnhofsmodernisierungen reinvestieren“, ist Hoffmeister zuversichtlich.
Für die Beteiligten war es ein langer und arbeitsreicher Weg bis hin zum Niedersachsentarif. „Wir haben im Rahmen der Zusammenführung mehrerer Preissysteme über 300.000 mögliche Fahrtkombinationen für die Übernahme in die Verkaufsgeräte vorbereitet“, erläutert Andreas Meyer, Geschäftsführer der NITAG, der einen guten Start am 9. Juni erwartet.
Bahn und Bus mit einem Ticket
Eine wesentliche Neuerung im Niedersachsentarif ist das Angebot, zusammen mit einer Zug-Fahrkarte auch ein Ticket für die Weiterfahrt mit dem städtischen Nahverkehr kaufen zu können. Mit dem Bus oder der Straßenbahn vom Zug zum Ziel, alles mit einer Fahrkarte. Der Fahrgast bezahlt den gleichen Preis wie für jede Fahrkarte einzeln, spart sich aber den Aufwand, die anderen Fahrkarten unterwegs kaufen zu müssen. „Mit der durchgängig gültigen Fahrkarte verläuft die Reise künftig entspannter“, ist sich Meyer sicher. Das Angebot der Anschlussmobilität ist zwar aktuell noch nicht flächendeckend, doch alle Verkehrsverbünde und einige Tarifgemeinschaften und Stadtverkehre sind bereits von Anfang an dabei.
Das beliebte Niedersachsen-Ticket, mit dem bis zu 5 Personen ab 9 Uhr morgens und am Wochenende bereits ab 0 Uhr einen ganzen Tag lang in Niedersachsen, Hamburg und Bremen fahren können, wird in den Niedersachsentarif übernommen und bleibt in seiner bekannten Form bestehen. Die Preise für das Ticket (22 € für einen Fahrgast + 4 € je weiterem Fahrgast) ändern sich nicht. Es wird auch weiterhin in den Verbünden GVH, HVV, VBN, VRB und VSN in allen Verkehrsmitteln anerkannt. Allein dieses Angebot deckt ca. 50 Prozent der Gesamtnachfrage im niedersächsischen SPNV ab.
Ebenso wird es weiterhin Fahrkarten für einzelne Fahrten sowie Wochen- und Monatskarten für Vielfahrer geben. Mit einer Monatskarte ist es möglich, an Samstagen eine Person und bis zu drei eigene Kinder bzw. Enkelkinder kostenlos mitzunehmen. Die BahnCards 25, 50 und 100 werden im Niedersachsentarif weiterhin anerkannt. Auch bleibt die kostenlose Mitnahmemöglichkeit für eigene Kinder im Alter von 6-14 Jahren bestehen. Kinder unter 6 Jahren fahren ohnehin kostenlos. Mit der Einführung des Niedersachsentarifs verändern sich auch einige Preissysteme. Das bisherige ermäßigte Job-Ticket der Deutschen Bahn wird aufgrund der geringen Nachfrage im Niedersachsentarif nicht mehr angeboten, es können stattdessen Monatskarten im Abonnement bezogen werden. Ebenfalls nicht in den Niedersachsentarif übernommen werden auch einige spezielle Kundenbindungsinstrumente der Deutschen Bahn, die sie im Rahmen ihres eigenen Preissystems aufgelegt hatte. Hierzu zählt die bisherige kostenlose Zugabe einer BahnCard 25 für Abonnenten und die Anwendung des BahnBonus-Programms.
Der Niedersachsentarif orientiert sich am derzeitigen Preisniveau des DB-Tarifs. Durch eine leichte Anpassung der hinter der Preisermittlung liegenden Berechnung können Fahrkartenpreise aber sowohl nach oben als auch nach unten abweichen.
Kein Fahrkartenverkauf mehr im Zug
Fahrkarten können weiterhin an Schaltern, Automaten und im Internet erworben werden. Alle Eisenbahnunternehmen bieten im Niedersachsentarif das gleiche, einheitliche Sortiment an. Neu eingerichtet wird der auf den Nahverkehr zugeschnittene Online-Ticket-Shop mit eigener Fahrplanauskunft auf [
www.niedersachsentarif.de]. Auf diesem Portal können darüber hinaus auch Abo-Fahrkarten bestellt werden. In Zukunft soll es auch möglich sein, Fahrkarten mit mobilen Geräten wie Smartphones und Tablet-Computern zu kaufen. An der technischen Umsetzung wird noch gearbeitet.
Im Zug selbst wird man generell keine Fahrkarten mehr lösen können. Es gilt der Grundsatz: „Einstieg nur mit gültiger Fahrkarte“. Dies soll für mehr Sicherheit bei den Kunden sorgen. Grund: derzeit ist noch bei einigen wenigen Unternehmen ein Kauf im Zug möglich, bei den meisten Unternehmen aber nicht mehr und innerhalb der Verbundräume ohnehin nicht. „Diese Uneinheitlichkeit ist für Fahrgäste schwer zu durchschauen, wir werden das vereinheitlichen“, erläutert Andreas Meyer.
Für Fälle, in denen dem Fahrgast aufgrund nicht vorhandener oder defekter Verkaufsgeräte kein Kauf vor Fahrtantritt möglich ist, gibt es weiterhin die Möglichkeit des Fahrscheinerwerbs im Zug. Zudem gibt es einen zeitlich begrenzten Übergangszeitraum bei einigen Linien der NordWestBahn und der WestfalenBahn, bei denen sich die Fahrkartenautomaten in den Zügen befinden.
Weitere Informationen finden Sie unter [
www.niedersachsentarif.de] .
Quelle: NITAG