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01 - News
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[ZM] „Jetzt ist Schluß!“ - Verschrottungen gestoppt / Wiederverwendung angeordnet
geschrieben von: Frank Weber
Datum: 01.04.12 09:12
… aus der Online-Ausgabe des 'Berliner Wochenanzeigers':
Damit die Lokomotiven weiterleben dürfen...
Bundesverkehrsminister beschließt sofortiges Ende der Verschrottungen – Freunde der Baureihe 143 atmen auf
ENDE IM GELÄNDE: Die großangelegten Verschrottungs-Aktionen der Lokverwerter gehören der Vergangenheit an. | Symbolfoto: KOPLX
B E R L I N (we/nk). Jahrelang wurde die Vernichtung viel zu junger Lokomotiven in Fachforen und teils auch in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, jetzt geht alles plötzlich ganz schnell: Mit sofortiger Wirkung erließ Bundesverkehrsminister Dr. Peter Rumsauer heute einen bundesweiten Verschrottungs-Stopp für alle Lokomotiven nach Baujahr 1965. Die reihenweise Verschrottung vergleichsweise neuer Fahrzeuge sei ökonomisch wie auch ökologisch keineswegs mehr zu vertreten, so der Bundesverkehrsminister. Mit deutlichen Worten schob er damit nun den Machenschaften der Bahn und der moralisch fragwürdigen Arbeit der Verwerter einen Riegel vor, um in Zukunft in den Ausbesserungswerken diverse größere Bauteile alter Loks in andere Fahrzeuge verbauen zu lassen.
„Jetzt ist Schluß!“
Nachdem bereits am vergangenen Freitag eine umfangreiche Machbarkeitsstudie der TU Wanne-Eickel das Bundesverkehrsministerium erreichte, hat Ramsauer nun das traurige Spiel beendet, das vielen Eisenbahnfreunden schon seit Jahren ein Dorn im Auge war. „Es kann nicht sein, dass hier sinnlos hochwertige Lokomotiven zerstört werden!“, so der Minister. Er habe Insider-Informationen bekommen, nach denen die Deutsche Bahn konsequent größtenteils intakte Fahrzeuge verschrotten ließe, nur um sie privaten Mitbewerbern nicht zur Verfügung stellen zu müssen – die wiederum die Lokomotiven auf der anderen Seite dringend gebrauchen könnten. Dem habe er nun, insbesondere im Hinblick auf die Studie, und nicht zuletzt aus wirtschaftlichen und umwelttechnischen Interessen ein Ende setzen wollen. „Das geht so nicht! Jetzt ist Schluß!“
Die Hilfswissenschaftler der TU Wanne-Eickel hatten unter Anleitung ihres Mentors, Dipl. Ing. Hans-Martin Grasmann, in den vergangenen sechs Monaten ein 230-seitiges Konzept entwickelt, wonach es ein Leichtes wäre, ganze Bauteile der zur Verschrottung vorgesehenen Fahrzeuge an andere zu „verpflanzen“. „Ich habe das kurz überflogen und mir war sofort klar, dass da jetzt akuter Handlungsbedarf besteht“, äußerte sich Rumsauer zu der handwerklich soliden Ausarbeitung, die noch in der kommenden Woche in den Internet-Fachforen der Öffentlichkeit zum Nachlesen zur Verfügung gestellt werden soll.
Was bisher kaum jemand wusste: „Die deutschen Lokomotiven sind untereinander in allen Baugruppen kompatibel“, so Rumsauer, „auch baureihen- und sogar antriebsart-übergreifend!“. Man könne nicht ständig neue Loks bauen, wenn an anderer Stelle größtenteils funktionierende Fahrzeuge den Weg des alten Eisens gingen. Gestützt auf das Konzept gelte es nun, die Loks entweder ganz oder wenigstens einen überwiegenden Großteil der vorhandenen alten Teile wiederzuverwenden und dadurch nicht nur enorme Kosten zu sparen, sondern auch der Umwelt etwas Gutes zu tun.
„Stecker dran und fertig“
Während der Vorteil in Sachen Wirtschaftlichkeit und Ressourcenschonung klar auf der Hand liegt, sieht Rumsauer auch in der entstehenden Baureihen-Vielfalt einen Schritt in eine spannendere und für Zugführer, Fahrgäste, Anteilseigner und Eisenbahnfotografen gleichermaßen attraktivere Eisenbahnwelt. So könne es durchaus vorkommen, dass beispielsweise eine Rangierlok mit Fahrmotoren für Regionalzüge ausgerüstet würde oder eine Diesellok den Führerstand mit Außenhülle einer Elektrolokomotive bekäme. "Das mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, macht aber durchaus Sinn", so der Bundesverkehrsminister, der auch privat ein großer Eisenbahnfreund ist und sich ganz der Revisionsdaten-Sammlung von rumänischen Güterwagen verschrieben hat. "Außerdem gibt es viele einheitliche Bauteile und einen 365-poligen Stecker, an den man zum Beispiel nur ganz unkomplizitert ein ganzes Führerhaus anschließen muss, damit alles einwandfrei funktioniert". Seiner Ansicht nach sei das Umrüsten ein Kinderspiel: "Man muss nur schauen, wie es mit den Rahmenkonstruktionen zusammenpasst – die Elektronik macht da keine Probleme. Da kann jede Baureihe mit jeder! Einfach Stecker dran und fertig!"
VIELLEICHT BALD auf deutschen Gleisen zu sehen: Interessante Studien ungewöhnlicher Fahrzeug-Kombinationen. | Fotos (Montagen): Weber
Für die Umbaumaßnahmen kämen die vorhandenen Ausbesserungswerke in Frage, in denen mit dieser Aktion auch eine dauerhafte Sicherung der Arbeitsplätze einhergehe. Bis die erste Lok umgebaut werden könne, müssten aber noch einige weitere Schritte getan werden. „Wir sind noch am Anfang unserer Überlegungen“, so Rumsauer, „aber mit dem Stopp sind wir schon mal auf dem richtigen Weg!“. In den kommenden Tagen sollen die noch auf den Verwerter-Geländen in Leverkusen, Köln, Trier und Magdeburg vorhandenen Schrott-Loks wieder abgezogen werden, um sie zunächst nach Hamm zurückzuführen und dort vorübergehend abzustellen, bis sie für die adäquate Ersatzteilgewinnung von den Werken angefordert werden.
Medienberichte aus der vergangenen Woche, nach denen im Ausbesserungswerk Bremen zu Testzwecken bereits eine erste Diesellokomotive der Familie V100 mit Dampfantrieb und Rauchkammertür der zuletzt schwächelnden 01 1066 ausgestattet wurde, wies der Minister indes mit Nachdruck zurück: "Eine Diesellok auf Dampf umzurüsten, das wäre ja nun wirklich Blödsinn! Da hat sich wohl jemand einen verfrühten Aprilscherz erlaubt – aber einen ganz, ganz schlechten!“. Er werde es nicht dulden, dass man diese „lobenswerte, durchdachte und von Grund auf gute Maßnahme“ durch den Kakao ziehe und auch entsprechende Beiträge in Internet-Foren konsequent zu unterbinden wissen: „Die Sache ist zu ernst für Scherze!“
Erste Umbau-Lok 2013
Mit der konkreten Umsetzung des Projektes, in das auch ökonomische Überlegungen der BWL-Erstsemester der Hochschule Flensburg-Brarup mit eingeflossen waren, soll im Herbst 2012 im Werk Bremen begonnen werden. Bis dahin dürfen sich alle Mitarbeiter der infragekommenden Werke schon einmal Gedanken über mögliche Umbau- und Kombinationsvarianten machen. „Da wird es noch eine große Aktion geben“, versprach Rumsauer in der Nacht zu Sonntag auf Nachfrage, hielt sich aber noch betont bedeckt, „Ich kann da jetzt noch nicht viel zu erzählen, aber die schönsten Entwürfe kommen an das Schwarze Brett und werden sogar prämiert“. Eine Kombination steht allerdings schon jetzt fest: Am 1. April 2013 wird die erste Lokomotive der Baureihe 218 mit den Führerständen einer 143 im Berliner Hauptbahnhof der Öffentlichkeit präsentiert.
Edit: Den Namen des Ministers angepasst - bevor jemand später die Zitate noch für bare Münze nimmt. :-)
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:01:12:23:03.
Damit die Lokomotiven weiterleben dürfen...
Bundesverkehrsminister beschließt sofortiges Ende der Verschrottungen – Freunde der Baureihe 143 atmen auf
ENDE IM GELÄNDE: Die großangelegten Verschrottungs-Aktionen der Lokverwerter gehören der Vergangenheit an. | Symbolfoto: KOPLX
B E R L I N (we/nk). Jahrelang wurde die Vernichtung viel zu junger Lokomotiven in Fachforen und teils auch in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, jetzt geht alles plötzlich ganz schnell: Mit sofortiger Wirkung erließ Bundesverkehrsminister Dr. Peter Rumsauer heute einen bundesweiten Verschrottungs-Stopp für alle Lokomotiven nach Baujahr 1965. Die reihenweise Verschrottung vergleichsweise neuer Fahrzeuge sei ökonomisch wie auch ökologisch keineswegs mehr zu vertreten, so der Bundesverkehrsminister. Mit deutlichen Worten schob er damit nun den Machenschaften der Bahn und der moralisch fragwürdigen Arbeit der Verwerter einen Riegel vor, um in Zukunft in den Ausbesserungswerken diverse größere Bauteile alter Loks in andere Fahrzeuge verbauen zu lassen.
„Jetzt ist Schluß!“
Nachdem bereits am vergangenen Freitag eine umfangreiche Machbarkeitsstudie der TU Wanne-Eickel das Bundesverkehrsministerium erreichte, hat Ramsauer nun das traurige Spiel beendet, das vielen Eisenbahnfreunden schon seit Jahren ein Dorn im Auge war. „Es kann nicht sein, dass hier sinnlos hochwertige Lokomotiven zerstört werden!“, so der Minister. Er habe Insider-Informationen bekommen, nach denen die Deutsche Bahn konsequent größtenteils intakte Fahrzeuge verschrotten ließe, nur um sie privaten Mitbewerbern nicht zur Verfügung stellen zu müssen – die wiederum die Lokomotiven auf der anderen Seite dringend gebrauchen könnten. Dem habe er nun, insbesondere im Hinblick auf die Studie, und nicht zuletzt aus wirtschaftlichen und umwelttechnischen Interessen ein Ende setzen wollen. „Das geht so nicht! Jetzt ist Schluß!“
Die Hilfswissenschaftler der TU Wanne-Eickel hatten unter Anleitung ihres Mentors, Dipl. Ing. Hans-Martin Grasmann, in den vergangenen sechs Monaten ein 230-seitiges Konzept entwickelt, wonach es ein Leichtes wäre, ganze Bauteile der zur Verschrottung vorgesehenen Fahrzeuge an andere zu „verpflanzen“. „Ich habe das kurz überflogen und mir war sofort klar, dass da jetzt akuter Handlungsbedarf besteht“, äußerte sich Rumsauer zu der handwerklich soliden Ausarbeitung, die noch in der kommenden Woche in den Internet-Fachforen der Öffentlichkeit zum Nachlesen zur Verfügung gestellt werden soll.
Was bisher kaum jemand wusste: „Die deutschen Lokomotiven sind untereinander in allen Baugruppen kompatibel“, so Rumsauer, „auch baureihen- und sogar antriebsart-übergreifend!“. Man könne nicht ständig neue Loks bauen, wenn an anderer Stelle größtenteils funktionierende Fahrzeuge den Weg des alten Eisens gingen. Gestützt auf das Konzept gelte es nun, die Loks entweder ganz oder wenigstens einen überwiegenden Großteil der vorhandenen alten Teile wiederzuverwenden und dadurch nicht nur enorme Kosten zu sparen, sondern auch der Umwelt etwas Gutes zu tun.
„Stecker dran und fertig“
Während der Vorteil in Sachen Wirtschaftlichkeit und Ressourcenschonung klar auf der Hand liegt, sieht Rumsauer auch in der entstehenden Baureihen-Vielfalt einen Schritt in eine spannendere und für Zugführer, Fahrgäste, Anteilseigner und Eisenbahnfotografen gleichermaßen attraktivere Eisenbahnwelt. So könne es durchaus vorkommen, dass beispielsweise eine Rangierlok mit Fahrmotoren für Regionalzüge ausgerüstet würde oder eine Diesellok den Führerstand mit Außenhülle einer Elektrolokomotive bekäme. "Das mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, macht aber durchaus Sinn", so der Bundesverkehrsminister, der auch privat ein großer Eisenbahnfreund ist und sich ganz der Revisionsdaten-Sammlung von rumänischen Güterwagen verschrieben hat. "Außerdem gibt es viele einheitliche Bauteile und einen 365-poligen Stecker, an den man zum Beispiel nur ganz unkomplizitert ein ganzes Führerhaus anschließen muss, damit alles einwandfrei funktioniert". Seiner Ansicht nach sei das Umrüsten ein Kinderspiel: "Man muss nur schauen, wie es mit den Rahmenkonstruktionen zusammenpasst – die Elektronik macht da keine Probleme. Da kann jede Baureihe mit jeder! Einfach Stecker dran und fertig!"
VIELLEICHT BALD auf deutschen Gleisen zu sehen: Interessante Studien ungewöhnlicher Fahrzeug-Kombinationen. | Fotos (Montagen): Weber
Für die Umbaumaßnahmen kämen die vorhandenen Ausbesserungswerke in Frage, in denen mit dieser Aktion auch eine dauerhafte Sicherung der Arbeitsplätze einhergehe. Bis die erste Lok umgebaut werden könne, müssten aber noch einige weitere Schritte getan werden. „Wir sind noch am Anfang unserer Überlegungen“, so Rumsauer, „aber mit dem Stopp sind wir schon mal auf dem richtigen Weg!“. In den kommenden Tagen sollen die noch auf den Verwerter-Geländen in Leverkusen, Köln, Trier und Magdeburg vorhandenen Schrott-Loks wieder abgezogen werden, um sie zunächst nach Hamm zurückzuführen und dort vorübergehend abzustellen, bis sie für die adäquate Ersatzteilgewinnung von den Werken angefordert werden.
Medienberichte aus der vergangenen Woche, nach denen im Ausbesserungswerk Bremen zu Testzwecken bereits eine erste Diesellokomotive der Familie V100 mit Dampfantrieb und Rauchkammertür der zuletzt schwächelnden 01 1066 ausgestattet wurde, wies der Minister indes mit Nachdruck zurück: "Eine Diesellok auf Dampf umzurüsten, das wäre ja nun wirklich Blödsinn! Da hat sich wohl jemand einen verfrühten Aprilscherz erlaubt – aber einen ganz, ganz schlechten!“. Er werde es nicht dulden, dass man diese „lobenswerte, durchdachte und von Grund auf gute Maßnahme“ durch den Kakao ziehe und auch entsprechende Beiträge in Internet-Foren konsequent zu unterbinden wissen: „Die Sache ist zu ernst für Scherze!“
Erste Umbau-Lok 2013
Mit der konkreten Umsetzung des Projektes, in das auch ökonomische Überlegungen der BWL-Erstsemester der Hochschule Flensburg-Brarup mit eingeflossen waren, soll im Herbst 2012 im Werk Bremen begonnen werden. Bis dahin dürfen sich alle Mitarbeiter der infragekommenden Werke schon einmal Gedanken über mögliche Umbau- und Kombinationsvarianten machen. „Da wird es noch eine große Aktion geben“, versprach Rumsauer in der Nacht zu Sonntag auf Nachfrage, hielt sich aber noch betont bedeckt, „Ich kann da jetzt noch nicht viel zu erzählen, aber die schönsten Entwürfe kommen an das Schwarze Brett und werden sogar prämiert“. Eine Kombination steht allerdings schon jetzt fest: Am 1. April 2013 wird die erste Lokomotive der Baureihe 218 mit den Führerständen einer 143 im Berliner Hauptbahnhof der Öffentlichkeit präsentiert.
Edit: Den Namen des Ministers angepasst - bevor jemand später die Zitate noch für bare Münze nimmt. :-)
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:04:01:12:23:03.