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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
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Vor ein paar Wochen hatte pängelanton hier Bilder aus den letzten Jahren der „blauen Epoche" der WLE gezeigt. Mit dem Begriff „blaue Epoche" hatte er die 50er - 70er Jahre benannt, in denen die Diesellokomotiven der WLE die „klassische" blaue Lackierung trugen. In diesen Jahren betrieb die „Landeseisenbahn" (WLE) neben der „Bundeseisenbahn" (DB) umfangreichen Bahnverkehr in Westfalen - und verstand sich als eine richtige (nur eben landeseigene) Bahngesellschaft. Nach der Stillegung des Personenverkehrs 1975 wurde Ende der 70er Jahre ein umfangreicher Modernisierungsprozess eingeleitet, der das äußere Erscheinungsbild der Bahn stark veränderte. Die „gute alte WLE" wurde zu der modernen Verkehrsgesellschaft, die sie heute ist. Zu den Entscheidungen der politischen Gremien und in der Westfälischen Verkehrsgesellschaft (WVG, Münster), die diesen Modernisierungsschub ausgelöst haben, habe ich keine Unterlagen eingesehen und kann deshalb hier auch nichts Hintergründiges beitragen (aber vielleicht jemand von euch?).

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Bild 1: Blaue Epoche pur: VL 0633 in der klassischen Lackierung auf der alten 14m - Drehscheibe des Betriebswerkes in Lippstadt (8. Februar 1979).

Für uns (jugendlichen) Beobachter des Bahnbetriebes wurden die Veränderungen durch einen Unfall im Betriebswerk Stirper Strasse in Lippstadt eingeleitet. Am 26. März 1979 setzte sich VL 0632 am frühen Morgen beim Starten des Motors infolge eines Getriebeschadens plötzlich in Bewegung, drückte die Schuppentore auf und fuhr in die Grube der Drehscheibe. Da die Drehscheibenbühne quer zur Lok stand, wurde die Drehscheibe stark beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden. Alle Lokomotiven wurden noch am gleichen Tag mit Kränen aus den Schuppengleisen geborgen. Die Drehscheibe selbst wurde aus der Grube gehoben und neben den Gleisen abgelegt.

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Bild 2: Die leere Drehscheibengrube am 29. März 1979

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Bild 3-6: Die verbogene 40 Jahre alte Drehscheibe am 29. März 1979 (im Hintergrund VL 0601). Reparieren lohnte da nicht mehr ...

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Bild 7-8: Ebenfalls am 29. März 1979 haben wir in der Hauptwerkstatt in Lippstadt die Unfallverursacherin VL 0632 aufgenommen, die den Aufprall äußerlich recht locker weggesteckt hatte.

Da die alte Drehscheibe nicht mehr repariert werden konnte, wurde sie in den nächsten Monaten durch eine Neue ersetzt und dabei von 14 auf 16 Meter verlängert. Dadurch wurden die Voraussetzungen geschaffen, um in den nächsten Jahren größere und leistungsfähigere Loks anschaffen zu können. Während der Umbauphase mussten alle Loks im Freien behandelt werden. Für die Fans war das sicher ganz angenehm, für das Werkstattpersonal dagegen nicht ...

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Bild 9: VL 0613 musste am 22. September 1979 vor der Sperrtafel Halt machen.

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Bild 10: VL 0635 und VL 0613 im Aussengelände, daneben die Geräte zur Behandlung der Lok (22. September 1979).

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Bild 11: VL 0662 und DE 901 im Freigelände. Rechts wird die Drehscheibengrube für das größere Mass ausgehoben (22. September 1979).

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Bild 12: Blick aus dem Schuppen über die leere Drehscheibengrube auf DE 0901 (Sommer 1979).

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Bild 13 + 14: Die D55 der Ruhr - Lippe Eisenbahn (RLE) hatte am 18.1.1979 (? - Datum nicht sicher notiert) in Lippstadt eine Hauptuntersuchung erhalten. Oben fährt sie am 11.3.1979 in den Schuppen in Lippstadt und sollte kurz darauf nach Soest überführt werden. Am Unfalltag war sie dann wohl schlicht im Schuppen vergessen worden und stand dort noch mehrere Wochen verloren herum. Sie musste später (wann genau?) mit Autokränen geborgen werden, um ihr Einsatzgebiet zu erreichen.

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Bild 15: Nach einem Jahr war die neue Drehscheibe fertig eingebaut. Sie wurde von der Firma Windhoff geliefert und hier am 16.Juni 1980 probegefahren. Auf der Scheibe steht VL 0633, die hier gerade schwindelig gedreht wird ...

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Bild 16+17: VL 0632 hatte am 10.1.1974 ihre letzte HU erhalten und war mit den Unfallschäden eine Kandidatin für eine umfassende Modernisierung. Hier stehen die Motorhauben und ihr Motor im Sommer 1979 in der Hauptwerkstatt in Lippstadt, weitere Fotos vom Umbau haben wir leider nicht gemacht.

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Bild 18: Frisch Hauptuntersucht (26.10.1979) und in den neuen Hausfarben der WVG-Bahnen (orange mit weissen Streifen) wird VL 0632 im Güterbahnhof Lippstadt bei einer Fahrzeugausstellung der Öffentlichkeit präsentiert (Foto am Samstag, 28. Oktober 1979). Äußerlich sichtbar ist die Rangierbühne an der Frontseite mit Geländer, die zur Sicherheit des Rangierpersonals angebracht wurde. Damit war die zweite modernisierte Großdiesellok auf WLE-Gleisen unterwegs: Bereits im Frühjahr 1979 war VL 0634 umgebaut worden (HU schon am 8.5.1978, Umbau mit Neulack bis 4.1979). Die kleineren Loks VL 0601 (Unt. am 09.04.1979 mit Neulack) und VL 0612 (MAK) (Unt. am 11.6.1979 mit Neulack) hatten ebenfalls schon den neuen Lack erhalten. Die Fahrgestelle der VL 0601, 0612 und 0634 waren zunächst hellgrau lackiert worden - bei VL 0632 ging man dann zu schwarz mit Warnstreifen über.

In den folgenden Jahren entfaltete die Hauptwerkstatt in Lippstadt eine rege Modernisierungstätigkeit und rüstete eine ganze Reihe von Loks mit neuen Motoren aus und verpasste ihnen die neuen Hausfarben - das Ende der „blauen Epoche" war nun auch sichtbar eingeleitet.

Ich freue mich über Ergänzungen oder Korrekturen - Gruss, christoph beyer







8-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:06:04:14:01:07.
Hallo,
schöner Bericht mit interessanten Bilder, Danke.

Gruß

Ingo
Wiedermal ein sehr interessanter Bericht!
(Und auch eine Lok meiner erklärten "Lieblingsbahn" ist dabei. *freu* :-))

Bin gespannt wie es weiter geht...
Schön, daß Du damals dieses Malheur so umfangreich dokumentiert hast und uns dieses DS-Offline so bereitwillig präsentierst.
Hallo Christoph...

tolle Bilder die wir hier sehen. Ich wusste bisher noch gar nicht das "meine WLE" ihre Drehscheiben so schonungslos behandelte ;-)

Gruß, Sven

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