Moin,
ich habe vor knapp zwei Jahren mal einem Freund etwas dazu geschrieben, ausgehend von einem dieser "visionären" Immobilienprojekte, die hoffentlich niemals realisiert werden.
Ich stelle das mal hier per copy+paste rein, auch wenn einiges davon OT sein könnte:
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Moin,
aufgrund der Diskussion zum Umbau der Bahnanlagen um Köln unter
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www.ksta.de]
hatte ich auf facebook was dazu geschrieben, Hintergrundinformation. Vielleicht von Interesse.
Ja, das ist für Architekten und Immofritzen natürlich High-Noon. "Filetstücke" in der Innenstadt.
In die Bahnhofshalle setze ich dann "Underroof-Lofts" rein, einmaliges Wohngefühl für 15.000 € pro qm.
Aus dem Rest mache ich einen Konsumtempel für die durch die Massenmedien entsprechend vorkonditionierte Bevölkerung.
Unter dem Hallendach fällt die heutige, einfältige Einheitsarchitektur "Würfel in die Landschaft spucken" auch nicht weiter unangenehm auf...
Um den Frankfurter HBf herum (Postbahnhof, alter Güterbahnhof) hat man auch alles zugekleistert, wie in Düsseldorf am alten GBf nördlich des Hauptbahnhofs. Sterile Würfel mit einzelnen Pflanzen nach DIN, begrenzt von Naurstein und Gabionen.
"Andreas Kuntze Ob man sich mit dem Entwurf einen gefallen tut, weiß ich auch nicht. Mehr als die zwei geplanten, zusätzlichen Bahnsteigkanten für die S-Bahn, wird man an den jetzigen Kölner Hauptbahnhof aber wohl ums verrecken nicht dran bekommen. Der wird immer unterdimensioniert sein. Man kann mit besserer Signalisierung hier und ein paar Weichen mehr da noch optimistisch gut 30% raus holen, dann ist entgültig Feierabend. Damit bekommt man die gewünschte Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2030 nicht hin."
Andreas Kuntze Die Signalisierung ist bereits ausgereizt (s. meine anderen Postings). Wir haben es mit einem Personenbahnhof zu tun, wo das spontane Umbelegen von Gleisen kaum machbar ist. Kapazitätserhöhung geht nur noch über mehr Gleise.
Köln hat das Problem durch Geschwindigkeitsbeschränkung im Großraum Köln HBf auf 60 km/h, damit Vorsignalabstand von 400m und Signalisierung im Halbregelabstand gelöst. Dadurch kann ein Zug bereits nach 200 m Blocklänge folgen und die Gleise sind dichter belegbar. Die Skizze hier geht von 500m Halbregelabstand aus, in Köln ist das noch deutlich kürzer:
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de.wikipedia.org]
Dazu kommt im Bereich der Bahnsteige im Kölner HBf eine "Abschnittssignalanlage". Hier sind alle 100m Lichtsperrsignale angeordnet, die als Zielsignal zur Begrenzung der Fahrstraße dienen können. Damit lassen sich auch 2 Züge an ein Bahnsteiggleis bringen, allerdings ist die Geschwindigkeit auf 20 oder 30 km/h begrenzt, wenn auf ein rotes Sperrsignal zugefahren wird. Die Signale können nur Halt und "Kennlicht" (für "betrieblich abgeschaltet", d.h. nicht vorhanden) zeigen. Man sieht die Signale hier sehr deutlich, rechts hängend mit dem einzelnen weißen Licht (Kennlicht) Die flachen, rechteckigen in der Halle sind übrigens bereits seit 1951 unverändert im Betrieb:
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www.youtube.com]
Bereits beim Wiederaufbau Anfang der Fünfziger hatte man Köln HBf als Nadelöhr erkannt, und dort sog. "Ma-Signale" (Mehrabschnittsignale) als Betriebsversuch aufgestellt. Diese zeigten auf einem Schirm die Fahrtbegriffe vom eigenen und dem vorausliegenden Blockabschnitt an, separate Vorsignale wurden entbehrlich. Auch die Halbregelabstände sind bereits mit berücksichtigt. Eingebaut 1951, wurde Anfang der Sechziger auf das konventionelle H/V-System umgebaut, Aufnahmen von 1959 zeigen noch die Ma-Signale mit ihren "Löffeln" unter dem Hauptschirm:
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www.sh1.org]
Hier eine Aufnahme von 1953. Wenn man genau hinsieht, erkennt man noch das Hilfsgerüst zum 4-gleisigen Ausbau der Hohenzollernbrücke:
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eisenbahnstiftung.de]
Hier die heute noch vorhandenen Abschnittssignale in der Halle, Aufnahme von 1956, die Dampflok steht vor dem Haltsignal, das den Triebwagen im Hintergrund "deckt", d.h. absichert:
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eisenbahnstiftung.de]
Da der Thread hier eh ein wenig offtopic ist, noch eine interessante Aufnahme der Eisenbahnstiftung: Ein Stellwerk in der Halle von Köln HBf, 1952.
Das wurde bei den alten, mechanischen Stellwerken benötigt, da man von den Stellwerken außerhalb der Halle nicht sehen konnte, ob die Gleise frei waren. Hier mußte ein Wärter vom Hallenstellwerk aus durch Augenschein prüfen und die entsprechenden Gleise (bzw. genauer Fahrstraßen) elektrisch freigeben. Weichen oder Signale wurden von da aus nicht gestellt.
Zum Aufnahmezeitpunkt wird das Ding schon obsolet gewesen sein, das Relaisstellwerk von 1951 prüfte das Freisein der Gleise wie heute noch üblich automatisch über isolierte Schienen (Zug, der draufsteht, schließt kurz). Die Abschnittssignale an den Bahnsteigen sind auch hier erkennbar:
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eisenbahnstiftung.de]
Gruß
Christof
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Anmerkung: Der Zustand, den Bernd "eifelindianer" in seinem Posting vom 25.4.2021, 22:17:57 beschreibt, ist bereits der nach dem Rückbau / Umrüstung auf H/V-Signale, der AFAIK 1959/60 erfolgte.
Das noch vorhandene Kompaktsignal findet man hier im oben bereits verlinkten Video:
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youtu.be]
Edit(h) meinte, mein Gedächtnis hätte mir ein "Schnippchen" geschlagen und es hätte in der Gegenrichtung gestanden. Nachgesehen, da steht es auch, ein Zweites der Kompaktbauart:
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youtu.be]
Wenn man das Video weiter laufen läßt, erkennt man im Bereich des Kölner Bbf. noch weitere dieser Kompaktschirme. Die sind mir bei meinen zahlreichen Vorbeifahrten im RE1 von Aachen aber noch nie aufgefallen...
Immer noch vorhanden sind auch die Deckungssignale in der Halle aus der Anfangszeit, die nur Sh0 und Kennlicht zeigen können. Bei der Verlängerung der Bahnsteige zur Hohenzollernbrücke hin hat man dort Lichtsperrsignale hingehängt und ebenfalls mit Sh0/Kennlicht beschaltet:
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youtu.be]
Gruß
Christof
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:04:26:13:02:53.