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Alte Stellwerke in Dorsten

geschrieben von: ayshanancy

Datum: 07.07.20 21:51

Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,

mit Dorsten und Hervest-Dorsten im Münsterland kommen wir zu einem ländlichen Knotenpunkt, der zwar abseits aller großen Magistralen liegt, aber trotzdem zumindest 1994 noch einen sehenswerten Betrieb und vor allem eine signaltechnisch interessante Ausrüstung besaß.

Die Lage von Dorsten im Netz der DB:

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/img_2298.jpg

Fangen wir in Hervest-Dorsten an. Das war ein betrieblich gesehen ein Bahnhofteil von Dorsten und gehörte zu den in Deutschland recht seltenen Turmbahnhöfen. Hier kreutzten sich die Strecken Haltern - Wesel im unteren Teil mit den beiden Strecken Oberhausen - Coesfeld und Oberhausen - Gelsenkirchen - Borken oben.

Über die untere Strecke lief in der Anfangszeit sogar ein gewisser internationaler Verkehr, aber schnell verlor die Strecke dann ihre Bedeutung und 1962 wurde der Personenverkehr zwischen Haltern und Wesel eingestellt und bis 1990 auch der Güterverkehr. Als ich 1994 Hervest-Dorsten besuchte, wurde der untere Bahnhofsteil nur noch mit Übergabezügen zur Anbindung der Zeche Fürst Leopold benutzt.

Als Plan habe ich nur diese Skizze, die auf dem Stellwerk auslag und die die verbliebenen Gleisanlagen zeigt:

94040409.jpg

Da sieht man unten die Gleise des oberen Bahnhofs. Links die beiden Strecken von und nach Deuten und Wulfen, rechts die beiden Gleise von und nach Dorsten. Oben dann der untere Bahnhof und man kann auch die Lage der Verbindungskurve erkennen.

Direkt neben dem Kreuzungsbauwerk stand das Stellwerk "Hdf":

94040414.jpg

Das elektromechanische Hebelwerk auf "Hdf". Links der Blockkasten mit den Streckenblockfelder von und nach Deuten und von und nach Wulfen:

94040403.jpg

Zwischen Hervest-Dorsten und Dorsten gab es keine Einfahrsignale. Auf die Ausfahrsignale wurde direkt in die Bahnhofsgleise des anderen Bahnhofsteils eingefahren, wobei natürlich Zustimmungsabhängigkeiten bestanden. Hier die entsprechenden Hebel im Hebelwerk:

94040407.jpg

Ein paar Aufnahmen von draußen. Hier fährt 624 605-2 von Deuten kommend in Hervest-Dorten ein.

94040412.jpg

Blick auf die verbliebenen Gleisanlagen des unteren Bahnhofs. Da sieht man das Zielsignal für Übergabezüge nach der Zeche Fürst Leopold. Das Signal konnte nur noch Hp0 zeigen und es ging als Rangierfahrt weiter.

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94040415a.jpg

Die Ausfahrsignalgruppe von Hervest-Dorten nach Süden. Das waren dann auch gleichzeitig die Einfahrsignale von Dorsten.

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94040417.jpg

Kommen wir nach Dorsten. Dort stand auf der Nordseite das Fahrdienstleiterstellwerk "Drf":

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041422.jpg

Die Hebelbank auf "Drf"

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041403.jpg

Der Blockkasten aus der Nähe:

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041405.jpg

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041406.jpg

Für Zugfahrten von Hervest-Dorsten gab es ja keine Einfahrsignale, sonder es wurde direkt in die Bahnhofsgleise eingefahren. Deshalb musste zunächst das Wärterstellwerk "Drm" auf der Südseite Zustimmung an "Drf" geben, das dann seinerseits Zustimmung zur Zugfahrt nach "Hdf" in Hervest-Dorsten gab.

Blick vom Stellwerk auf die Ostseite von Dorsten:

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041411.jpg

Damals herrschte noch regen Güterverkehr in Dorsten. Blick vom Bahnsteig nach Süden auf der Westseite:

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041419.jpg

Für die Südseite war Stellwerk "Drm" zuständig:

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041423.jpg

Der Stellwerkbezeichnung nach müsste es wohl auch mal ein Südstellwerk gegeben haben. Kann da vielleicht jemand im Forum was zu sagen? Die mechanische Stellwerkseinrichtung auf "Drm":

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94040420.jpg

Trotz diverser Rückbauten war das 1994 immer noch recht großes mechanisches Stellwerk. Es gab aber keine Besonderheiten, drum spare ich mir mal die Detailaufnahmen. Zum Schluß dann noch ein Bild auf die Gleisanlagen, auf denen damals noch ein reger Betrieb herrschte:

https://file1.hpage.com/008885/90/bilder/94041429.jpg

Soviel zu Dorsten. "Drf" und "Drm" gingen am 24.11.2018 außer Betrieb, bei "Hdf" war schon 2005 Schluß. Und wie immer freue ich mich über eure Kommentare, Korrekturen, Ergänzungen usw ...

Hier wieder der Links zu den anderen Stellwerksbeiträgen aus dieser Reihe: [www.drehscheibe-online.de]

Gruß von Kay!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:07:07:23:32:08.

Re: Alte Stellwerke in Dorsten

geschrieben von: Plutone

Datum: 07.07.20 22:39

Hey, sehr schöne und interessante Bilder !

Die meisten Daten zu Stellwerken bis hin zu deren Standorten findest du ja hier:
[nrwbahnarchiv.bplaced.net]

In Dorsten gab es südlich früher sogar noch einen weiteren Aufstellbahnhof, eine Anschlussstrecke, sowie eine abzweigende Strecke über Kirchhellen nach Oberhausen.

Ergänzend ist dies hier zu einer meiner Lieblingsseiten geworden, weil man hier im RVR-Gebiet auf den Luftbildern in vielen Zeitscheiben ab ca. 1926 aus Luftbildkarten die Entwicklung schön nachvollziehen kann:
[luftbilder.geoportal.ruhr]

In Dorsten besonders interessant fand ich, dass der obere Teil von Hervest-Dorsten mal zwei Mittelbahnsteige mit 4 Gleisen (je 2 Ri. Borken und Coesfeld) besaß, die Bedeutung des Knoten vor dem 2. Weltkrieg und auch der Umfang des Bahnhofs insgesamt in früherer Zeit.
Auch die Strecke (Venlo -) Wesel - Haltern war mal eine durchgehend 2-gleisige Hauptbahn und wurde mangels Wiederaufbau der Rheinbrücke dann immer weiter zurückgestuft. Kaum vorstellbar heute, dass der Abschnitt Haltern - Recklinghausen - Wanne-Eickel eigentlich nur ein "Neben-Abzweig" der geplanten Verbindung Paris - Venlo - Wesel -Haltern - Münster - Hamburg war oder werden sollte - ist natürlich 150 Jahre her (146 eigentlich, gibt es da bald was zu feiern ?).



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:07:07:22:39:54.

Vielen Dank!

geschrieben von: Thomas Woditsch

Datum: 07.07.20 23:02

Hallo Kai,

ayshanancy schrieb:
Soviel zu Dorsten. "Drf" und "Drm" gingen am 24.11.2018 außer Betrieb, bei "Hdf" war schon 2005 Schluß. Und wie immer freue ich mich über eure Kommentare, Korrekturen, Ergänzungen usw ...

der Beitrag weckt viele Erinnerungen - ich habe in den späten 90ern so manchen Zug von/nach Dorsten als RES-Fahrgastzähler erhoben und kenne den Bahnhof daher zu allen Tag- und Nachtzeiten.

Die Stellwerke habe ich einige Jahre später auch alle besuchen können - da war Hdf schon kurz vor dem Ende.

mfg

Thomas

--
Heimatbahnhof: EDUL

Re: Alte Stellwerke in Dorsten

geschrieben von: Andre Joost

Datum: 08.07.20 10:31

ayshanancy schrieb:
Der Stellwerkbezeichnung nach müsste es wohl auch mal ein Südstellwerk gegeben haben. Kann da vielleicht jemand im Forum was zu sagen?
Ja, da gab es noch ein Stellwerk Drs bis 1963. Danach war das der Posten 11 bis 1989. Bilder habe ich leider keine mehr machen können.

Gruß,
Andre Joost

Re: Alte Stellwerke in Dorsten

geschrieben von: Aufsicht West

Datum: 08.07.20 21:36

Zumindest mit einem Bild von Posten 11 kann geholfen werden, Blickrichtung Feldhausen:

1725.jpg

Viele Grüße,
Ralf

Drs

geschrieben von: 216 034-9

Datum: 09.07.20 00:05

Stellwerk Drs war ein massives Stellwerk etwas nördlich des Posten 11. Der Bau des Posten 11 wurde scheinbar erst nach Ausserbetriebnahme von Drs und der Gleisharve gebaut. Ebenfalls muß scheinbar das E-Sig einige 100m nach Norden gewandert sein.

Gruß Martin

Re: Alte Stellwerke in Dorsten

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 13.07.20 10:01

ayshanancy schrieb:
Zwischen Hervest-Dorsten und Dorsten gab es keine Einfahrsignale. Auf die Ausfahrsignale wurde direkt in die Bahnhofsgleise des anderen Bahnhofsteils eingefahren, wobei natürlich Zustimmungsabhängigkeiten bestanden. Hier die entsprechenden Hebel im Hebelwerk: [Foto von der Hebelbank]
Interessant ist der Fahrstraßensignalhebel mit der Beschriftung "Rangierfahrt von Ls 53I nach Gl.153". Offenbar gab es hier eine (für elektromechanische Stellwerke eher untypische) Rangierfahrstraße. Sie muss nachträglich eingebaut worden sein, da damit ein Lichtsperrsignal angesteuert wurde wo sonst bahnhofsweit Formsignale zu sehen sind. So zumindest mein Eindruck nach dem Betrachten der Fotos.

Auf jeden Fall wieder sehr interessante Einsichten! Vielen Dank.

Viele Grüße
Florian Schulz

Re: Alte Stellwerke in Dorsten

geschrieben von: ayshanancy

Datum: 14.07.20 21:32

Hallo,

das zugehörige Ls kann man ja auf dem Foto von den Zwischensignalen in Richtung Dorsten sehen. Ich vermute mal, dass dieses Signal eingebaut wurde, als Hervest-Dorsten zu einem Bahnhofsteil von Dorsten wurde. Damit wurden dann Rangierfahrten nach Dorsten möglich. Und damit da kein anderer Zug von Dorsten entgegenkommen konnte, hat man für diese Fahrt einen Fahrstraßensignalhebel eingebaut und so einen Fahrstraßenausschluß für Gegenfahrten hergestellt.

Gruß von Kay!

Re: Ergänzung dazu

geschrieben von: V80max1

Datum: 16.07.20 15:09

Hallo Kay,


mal eine Ergänzung dazu:
1953 erfolgte ein Umbau dort, so das die Gleise von Herverst-Dorsten (Hochbahnhof) nach Dorsten zu Bahnhofsgleisen wurden und damit die Ausfahrsignale von Hervest-Dorsten gleichzeitig die Einfahrsignale von Dorsten geworden sind.
Was mal wieder das "Toyota-Prinzip" der Eisenbahn beweisst.

Ebenso wurde Ende der 1970er-Jahre der gesamte Ostkopf von Herverst-Dorsten (Tiefbahnhof) umgebaut, da ja die Strecke Wesel-Hervest-Dorsten- stillgelegt war und fortan die Güterzüge von und zur Zeche über Dorsten und die Verbindungskurve OST fahren mussten als Rangierfahrt.Dieser Zustand ist auf deinen Bidlern zu sehen.

mit freundlichen Grüßen aus dem (Nicht mehr Kohlen) Pott

Karl