Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,
vor einiger Zeit war ich mal wieder in Köln und habe da wie schon öfter den Bahnhof Köln-West besucht. Über die Brücke zum Media-Park hat man ja einen schönen Überblick über die verbliebenen Bahnanlagen. Vor 30 Jahren befanden da sich da noch die verbliebenen Reste des alten Güterbahnhofs Köln-Gereon. Als ich 1988 für einge Jahre nach Köln kam, waren von dem einstigen riesigen Güterbahnhof nur noch einige wenige Nebengleise vorhanden. Ich konnte aber die noch in Betrieb befindlichen Stellwerke "Gzf", "Gs" und "Gl" besuchen, die noch nicht zurückgebaut waren. Bis auf "Gl", das kurz nach meinem Besuch außer Betrieb genommen wurde, sind diese heute noch in Betrieb, haben aber inwischen ein für Stellwerke biblisches Alter erreicht.
Hier ein Lageplan des gesamten Bahnhofs mit der Lage der Stellwerke. Den habe ich mir vor längerer Zeit im Forum runtergeladen, kann ihn inzwischen aber leider nicht mehr wiederfinden und kann auch nicht mehr sagen, von wem er stammt. Ohne diesen Plan kann man aber nur schwerlich einen Überblick über die Bahnanlagen von Köln-Gereon bekommen, daher hoffe ich, dass niemand etwas gegen die erneute Veröffentlichung hat.
Da sieht man unten den Bahnsteigbereich, rechts die 2 Pz- und die 2 Gz-Gleise von und nach Köln-Süd und das Wärterstellwerk "Gs".
Oben in der Mitte dann der Güterbahnhof mit den Umladehallen und der Ablaufanlage mit dem Stellwerk "Ga". Darunter dann Stellwerk "Gl" und etwas versteckt das Schlundgleis von und nach dem Betriebsbahnhof. Darunter verzweigen sich dann die Gz-Gleise in die Strecken von und nach Köln-Longerich und von und nach Köln-Ehrenfeld. Und man kann auch gut sehen, wie die Pz-Gleise auseinanderlaufen, wobei das Gleis nach dem Hbf die Gz-Gleise überquert und das Gleis vom Hbf einen großen Bogen um den Betriebsbahnhof macht. Ganz oben dann das Stellwerk "Bf" des Betriebsbahnhofs und die 2 mal 3 Gleise, die im Richtungsbetrieb von und nach dem Hbf führen.
Das Fdl-Stellwerk, leider im Gegenlicht:
Das Stellwerk heißt seit 1990 "Wf" und hieß vorher "Gzf".
Auf "Gzf" befand sich 1988 dieser Stelltisch:
Der Stelltisch aus der Nähe:
Hier sieht man links den Bezirk von "Gs" und die Pz- und Gz-Gleise von und nach Köln-Süd. Der Weichenbereich ist nicht dargestellt, nur die Strecken- und Bahnhofsgleise und die Signale. Der Fdl auf "Gzf" gab (und gibt) per Tastendruck Befehle an den Weichenwärter auf "Gs", der die Fahrstraße einstellt und die Signale bedient.
Oben die Pz-Gleise mit dem Bahnsteig von Köln-West, darunter die Gz-Gleise. Unten führen 4 Gleise in den Ablaufbereich. Da ging es in zwei Bezirke: der eine war der Bereich der Gleisharfe zwischen den Stellwerken "Gl" und "Ga", für den auf "Gzf" ein eigener Rangierstelltisch vorhanden war. Der andere Bereich ging in die Umladehallen und wurde von dem Vierreihenhebelwerk "Ga" bedient.
Rechts in der Mitte verlassen dann die Pz-Gleise von und nach Köln-Hbf den Stelltisch.
Ganz rechts dann die Gz-Gleise von und nach Ehrenfeld und darunter die Gz-Gleise von und nach Nippes. Von "Gzf" wurde damals auch noch die Abzw Köln-Nippes bedient, die inzwischen von "Nf" in Nippes gesteuert wird. Die Abzw Köln-Nippes war in Sp-DrS60-Technik nachträglich eingebaut worden.
Unten rechts dann der Bezirk von Stellwerk "Gl", wo es über das Schlundgleis von und nach Köln-Betriebsbahnhof geht. Auch hier stellt "Gl" die Signale auf Befehl von "Gzf".
Auf den beiden Pz-Gleisen war Durchgangsbetrieb eingeschaltet, bei dem die Fahrstraßen dauerhaft festgelegt waren und die Signale automatisch wieder auf "Fahrt" kamen, sobald der zugehörige Abschnitt freigefahren war.
Der Kasten mit der Zugnummernmeldeanlage auf "Gzf":
Nach allen Quellen und auch nach meinen Notizen ist "Gzf" bereits ein DrS-Stellwerk, als Datum der Inbetriebnahme habe ich mir 1953 notiert. Damit dürfte "Gzf" zu den ältesten heute noch in Betrieb befindlichen Dr-Stellwerken gehören. Der Stelltisch und die Zunummernmeldeanlage wurden allerdings vor etlichen Jahren modernisiert
Noch ein paar Signale aus dem Bereich von "Gzf":
Ein Selbstblocksignal an der Pz-Strecke nach dem Hbf:
Hier waren noch Haupt- und Vorsignal an einem Schirm zusammengefasst. Das gab es früher öfter in Köln, aber inzwischen ist das Signal auf die normale Bauweise umgebaut worden.
Von der Media-Park-Brücke lassen sich sehr schön die Züge auf der Pz-Strecke fotografieren. Hier ein IR, der Köln-Hbf verlassen hat und seine Fahrt die Rheinstrecke hinunter fortsetzt:
Hier das Einfahrsignal 115 von Köln-West in Stellung Hp1 + Vr2. Ein Gz hatte sich in den Kölner Hbf verirrt, kommt über die Pz-Gleise nach Köln-West und wird bei Stellwerk "Gs" auf die Gz-Gleise geleitet. Dafür musste bei "Gs" der Durchgangsbetrieb ausgeschaltet werden und die Fahrstraße manuell eingestellt werden. Viel Krimskrams für das Personal ...
Weiter geht es bei Stellwerk "Gl":
Das Stellwerk habe ich im August 1988 wenige Tage vor der Außerbetriebnahme besucht. Für die Inbetriebnahme habe ich mir "um 1933" notiert. Das Hebelwerk auf "Gl":
und die Hebel aus der Nähe:
Für die Einfahren auf Signal A vom Betriebsbahnhof gab es zwei Möglichkeiten: Die Langeinfahrt bis zum Signal H von "Gzf" und für Lokleerfahrten die Kurzeinfahrt bis zu einem Sperrsignal im Bezirk von "Gl", z.B. für Loks, die Züge in Gereon zu bespannen hatten.
Außerdem bediente "Gl" auf Befehl von "Gzf" noch das Ausfahrsignal Q am Schlundgleis.
Zu den Resten von "Ga":
Das Stellwerk war im August 1988 bereits eine Ruine und von dem Vierreihenhebelwerk war nicht mehr viel übrig:
Man beachte die roten Hilfssperren für die Weichenhebel. "Ga" war für den Ablaufbereich in die Güterumladegleise zuständig.
Zu Stellwerk "Gs" auf der Südseite, das auf dem Foto schon "Ws" heißt:
Das S&H-1912 - Hebelwerk auf "Gs":
Das Stellwerk ging nach meinen Notizen bereits 1928 in Betrieb und dürfte bei dem dichten Betrieb und der langen Betriebsdauer zu den am meisten befahrenen Hebelwerken der DB gehören. Links der Streckenblock auf den Gz-Gleisen, für die Pz-Gleise war Selbstblock eingerichtet. Die Ein- und Ausfahrsignale an den Pz-Gleisen waren ebenfalls mit den die Selbstblock integriert und die Signale kamen automatisch auf Fahrt, wenn die Gleise freigefahren waren. Hier noch ein paar Signale aus dem Bereich von "Ws":
Das E-Sig 118 am Pz-Gleis ist noch ein Lichtsignal ganz alter Bauart mit 6 Optiken am Schirm:
E-Sig X am Gz-Gleis:
Die alten Stellwerke werden mit dem äußerst dichten Verkehr in Köln-West aber trotz ihres hohen Alters noch bestens fertig und in absehbarer Zeit ist mit einer Ablösung noch nicht zu rechnen.
Soviel zu Köln-Gereon.
Noch mehr alte Stellwerke aus Köln in diesem Beitrag: [
www.drehscheibe-online.de]
und zu weiteren alten Stellwerken in Deutschland gibt es diese Beitragsübersicht: [
www.drehscheibe-online.de]
Und wie immer freue ich mich auf eure Ergänzungen, Korrekturen usw.
Gruß von Kay!
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:07:14:21:45:50.