Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,
in Osnabrück kreuzen sich ja bekanntlich die beiden wichtigen Fernstrecken Amsterdam - Rheine - Hannover - Berlin und Hamburg - Bremen - Ruhrgebiet. Das ergibt einen beachtlichen Eisenbahnknoten mit dem Turmbahnhof Osnabrück-Hbf in der Mitte, einem Rangierbahnhof und vielen Verbindungskurven. Vor 50 Jahren erreichte die Elektrifizierung Osnabrück. Dabei wurden die Gleisanlagen von Pbf und Rbf umfassend umgestaltet. Parallel dazu ging man auch an die Erneuerung der Stellwerksanlagen und man nahm in dem Zuge in Osnabrück und Umgebung mehrere moderne Dr-Stellwerke in Betrieb. Höhepunkt war dabei am 04.09.1966 die Inbetriebnahme des Stellwerkes "Of" für den Personenbahnhof. Aus diesem Anlaß zeige ich hier einige Fotos von "Of" und den anderen Stellwerken, obwohl diese noch in Betrieb sind. Die Fotos entstanden alle vor gut 20 Jahren, als ich mehrmals nach Osnabrück gekommen bin und dabei Gelegenheit hatte, die Stellwerke zu besuchen und zu fotografieren.
Außerdem liegt mir der Artikel "Die neuen Stellwerke in Osnabrück" aus Signal & Draht 10 - 1966 von Dipl.-Ing Otfried Hoffmann vor, in dem über den Zustand vor dem Umbau und die Entstehungsgeschichte der neuen Stellwerke berichtet wird.
Schauen wir uns den Knoten Osnabrück in der Übersicht an:
Da haben wir erstmal in Osnabrück-Hbf den unteren Bahnhof der Strecke Amsterdam - Hannover und den oberen Bahnhof der Strecke Ruhrgebiet - Hamburg, dann an der unteren Strecke den Rangierbahnhof und den Bahnhof Osnabrück-Eversburg, wo die eingleisige Hauptbahn von und nach Oldenburg abzweigt. An der oberen Strecke liegt im Süden noch der Bahnhof Osnabrück-Hörne mit der abzweigenden Nebenbahn von und nach Brackwede. Obere und untere Strecke sind mit mehreren Verbindungsstrecken miteinander verknüpft:
Klus-Kurve, Schinkel-Kurve, Löhner Kurve, Stahlwerks-Kurve, Münster-Kurve und Bremer-Kurve.
Vor der Erneuerung gab es in Osnabrück die folgenden Stellwerke:
Im oberen Hbf: Fdl-Stellwerk "Ok" (E43 von 1946) mit den Wärter-Stellwerken Nt, Mt, Og und Os
im unteren Hbf: Fdl-Stellwerk "Ow" (E43) mit dem Wärter-Stellwerk "Oo"
im Rbf: Fdl-Stellwerk "Ovf" (Dr-1) mit den Wärter-Stellwerken "Ovn", "Ovl", "R1", "R3", "Osv", "R2", "Ova", "Vbo" und "Lü" in Lüstringen
in Hörne: Fdl "Hf" mit dem Wärterstellwerk "Ho"
in Eversburg: Fdl-Stellwerk "Ef" mit den Wärtern "En" und "Ew"
für die Schinkel-Kurve: Abzw "Vbn"
in Belm: Dr-S2-Stellwerk "Bf" sowie noch die Bk Hasetor.
Ein Großteil dieser Stellwerke hatte bereits ein beträchtliches Alter erreicht oder war nach dem Krieg behelfsmäßig errichtet worden. Insgesamt waren also 25 Stellwerke mit 8 Fdl für den Betrieb erforderlich. Für die Elektrifizierung hätten umfangreiche Anpaßungsarbeiten an den alten Stellwerken vorgenommen werden müssen, die man sich aber sparen wollte. Daher musste der Umbau der Gleisanlagen für die Elektrifizierung noch von den alten Stellwerken bewältigt werden, die für die zahlreichen Bauzustände noch mehrmals umgebaut werden mussten.
Neu errichtet wurden die Stellwerke "Of" für den oberen und unteren Pbf, "Oro", "Ors" und "Orn" für den Rbf, "Oe" in Eversburg und "Oh" in Hörne, wobei die beiden letzten zusammen mit "Bf" in Belm ferngesteuert werden sollten. Auf "Of" saßen drei Fdl und auf "Oro ein weiterer.
Fangen wir mit "Of" an.
Auf "Of" befinden sich aus betrieblicher Sicht eigentlich zwei Stellwerke, nämlich das mit "Ofo" abgekürzte Stellwerk für den oberen Bahnhof und das als "Ofu" bezeichnete Stellwerk für den unteren Bahnhof. Die Stelltafel von "Ofo:
und die etwas kleinere Stelltafel für "Ofu":
Die große Stelltafel "Ofo" aus der Nähe:
Da sieht man links oben den ferngesteuerten Bahnhof Belm, dann weiter rechts den Osnabrücker Vorbahnhof. Es fährt gerade ein Güterzug in den Vorbahnhof ein, vermutlich zum Personalwechsel. Oben die Zufahrtgleise zum Bw. Weiter rechts dann der Bezirk Klus und der Personenbahnhof mit den Bahnsteiggleisen. Zwischen den beiden Bezirken mündet oben die Schinkelkurve und unten die Kluskurve ein. Dort ist gerade eine Rangierfahrstraße für eine Rangierfahrt vom unteren Bahnhof eingestellt. Unten kann man dann den ferngesteuerten Bahnhof Osnabrück-Hörne erkennen, wo in violett die Nebenbahn von und nach Brackwede auf die Hauptstrecke stößt. Das unterste Gleis in orange vom Hbf nach Hörne ist schon seit einigen Jahren abgebaut. Rechts oben kann man dann noch die Bremer Kurve und die Münster Kurve erkennen. Vom Rbf kommt gerade eine Rangierfahrt um die Bremer Kurve.
Für einen flexiblen Betrieb standen an einigen Gleisen mehrere Hauptsignale, mit denen Kurz- und Langein- und ausfahrten möglich waren. Und man beachte Signal P2 am südlichen Bahnhofskopf, bei dem sechs verschiedene Durchrutschwege eingestellt werden können.
Der obere Bahnhof ist in die beiden Stellbezirke Ofn und Ofs aufgeteilt, für die je ein Fdl zuständig ist. Die Übergangstasten sind an der Stelltafel gut zu erkennen. Im Regelbetrieb erfolgt die Bedienung über ein Tastenstellpult.
Die Stelltafel für den unteren Bahnhof im Detail:
Da ist links die Strecke von und nach Löhne. In Lüstringen fährt gerade ein Güterzug in den Rbf in den Bereich "Oro" ein. Rechts davon dann die Löhner-Kurve und die Stahlwerks-Kurve, über die gerade eine Rangierfahrt um die Ecke kommt. Dann der untere Bahnhof mit den Bahnsteiggleisen, dabei oben zwei Verbindungsgleise in den Bezirk Orn des Rbf. Auch hier fährt gerade ein Güterzug ein. Man beachte die Langeinfahrt und das Kennlicht zeigende Zwischensignal. Weiter rechts dann die Einmündung der Kluskurve vom oberen Bahnhof und die Stichstrecke von und nach dem Hafen. Ganz rechts dann der ferngesteuerte Bahnhof Osnabrück-Eversburg. Da kommt gerade ein Personenzug von Halen auf der violetten Strecke. Die Zugnummernmeldeanlage ist im Gegensatz zum oberen Bahnhof noch im Ursprungszustand.
Das Tastenstellpult vom unteren Bahnhof:
Ein Blick vom Stellwerk auf den unteren Bahnhof und 140 423-5 mit ihrem Autozug:
Und Signal P1 am Gleis 1 in Stellung Hp2 + Zs3"6" + Vr dunkel:
Aus Gleis 1 konnte wie auch aus Gleis 2 auf das westliche Gleis nach Hörne ausgefahren werden, das aber schon vor etlichen Jahren abgebaut wurde. Dort standen, wie man auch auf der Stelltafel sehen kann, die Signale dichter als auf dem durchgehenden Hauptgleis, daher das Vorsignal am Mast von P1 und P2. Bei Ausfahrt auf das durchgehende Hauptgleis war das Vorsignal dann dunkel.
Als "Of" am 04.09.1966 in Betrieb ging, war es nach "Fpf" in Frankfurt das zweitgrößte Stellwerk der DB. Inzwischen sind aber auch die Betriebstage von "Of" gezählt, denn die Planungen für ein neues EStw für Osnabrück sind schon relativ weit fortgeschritten und der Terminplan für die Ablösung steht.
Gehen wir zum Rangierbahnhof. Hier steht auf der Ostseite das Fdl-Stellwerk "Oro":
Der Stelltisch auf "Oro":
und aus der Nähe:
Da fangen wir mal rechts oben an. Da sieht man das Verbindungsgleis von und nach Lüstringen. Ganz oben angedeutet noch das Ferngleis Osnabrück - Löhne. Das Gleis wird mit Teilfahrstraßen befahren und bei allen Fahrten muss der Fdl des unteren Bahnhofs auf "Of" mitwirken. In der Mitte dann die Einfahrgruppe. Eingestellt ist gerade eine Rangierfahrstraße. Weiter links dann der Ablaufberg und die Verteilweichen der Richtungsgruppe. Für den Ablaufbetrieb gab es einen eigenen Stelltisch im gleichen Raum, von dem aus diese Weichen bedient werden. Links oben 2 Gleisen von und nach dem Bezirk "Orn", unten ein Gleis von und nach "Ors".
"Oro" ging am 6.3.1966 in Betrieb.
Weiter zu dem Doppelstellwerk "Orn"/"Ors" auf der Westseite des Rbf:
Hier befanden sich in 2 nebeneinanderliegenden Räumen je ein Stelltisch. Hier der für den Nordbezirk:
und im Detail:
Oben rechts die beiden Gleise von und nach "Oro", links oben zwei Verbindungsgleise zum unteren Bahnhof. In der Mitte die Richtungsgleise mit den Ausfahrsignalen für Güterzüge mit Zielen in der Fahrtrichtung durch den unteren Bahnhof in Richtung Rheine.
Der Stelltisch für den Südbereich:
Im Detail:
Oben rechts die Münster Kurve, darunter die Bremer Kurve. Da landet man in Hörne bzw im Oberen Bahnhof. In der Mitte die Richtungsgleise und die Ausfahrsignale für Güterzüge in Richtung Münster bzw Bremen. Links oben ein Verbindungsgleis in den Bezirk von "Oro"
Auf "Orn"/"Ors" war ein Weichenwärter tätig, der nur Teilfahrstraßen einstellen konnte. Alle Signale waren unter Verschluß der Fdl auf "Oro" bzw "Of". Ohne Mitwirkung der Fdl auf "Of" konnte kein Zug den Rbf verlassen.
"Ors" ging am 5.12.1965 in Betrieb, "Orn" folgte erst einige Jahre später.
Auf der Strecke nach Rheine folgt der Bahnhof Osnabrück-Eversburg. Dort wurde das Stellwerk "Oe" errichtet:
Der Stelltisch auf "Oe" im Jahre 1988:
1988 wurde "Oe" noch ständig örtlich bedient, in den folgenden Jahren erfolgte dann die Fernsteuerung von "Of" aus.
Wir sind hier ja im Hifo, also noch ein paar Fotos von wirklich historischen Stellwerken. Fährt man auf der alten Oldenburger Südbahn weiter, so folgt als nächster Bahnhof Halen. Dort stand das Fdl-Stellwerk "Hf":
Das Stellwerk von innen:
Auf "Hf" befand sich die Anfangsstelle der Zugnummernmeldeanlage für diese Richtung:
Am Nordkopf dann noch das kleine Stellwerk "Hn":
Das Stellwerk von innen:
Es folgte auf der Strecke dann die Überleitstelle Achmer. Das war damals ein elektromechanisches Stellwerk in einem Container. Ab da ging es dann zweigleisig weiter nach Bramsche, wo zu der Zeit auch noch 2 mechanische Stellwerke in Betrieb waren. Aber da wurde dann ja einige Jahre später ein MCL84-Stellwerk in Betrieb genommen. Vielleicht kann ja jemand im Forum sagen, wann genau diese Stellwerke außer Betrieb gingen. Da fehlen mir die Daten.
So viel zu den Stellwerken in Osnabrück. Wie immer freue ich mich auf eure Ergänzungen, Korrkturen, weitere Fotos usw.
Und hier der Link zu weiteren Stellwerksbeiträgen: [
www.drehscheibe-online.de]
Gruß von Kay!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:07:01:21:51:04.