Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,
Dortmund-Rbf kam hier im Forum inzwischen schon öfter vor. Vor einiger Zeit bin ich seit langem mal wieder über die alte Köln-Mindener Strecke nach Dortmund gefahren und kam dabei an den überwucherten Resten des Rbf vorbei. Da schimmerten im Vorbeifahren noch die verfallenen Reste der alten Stellwerke durch die Bäume. Zwischen 1990 und 1995 hatte ich den damals noch funktionierenden Rbf mehrere Male besucht und dabei auch die Stellwerke "Drw", "Dro" und "Nt" besucht. Hier nun Fotos von damals.
Die Lage von Dortmund-Rbf in Streckennetz von Dortmund:
und hier ein Lagelan des Rbf, wie er 1990 auf "Drw" aushing:
Da sieht man links die Westseite mit den zu- und ablaufenden Strecken:
Ganz oben links die Strecke von und nach Abzw Deusen, darunter die Strecke von und nach Dortmund-Mengede mit der Abzw Hansa, bei der die Gz-Gleise für Dortmund-Rbf abzweigen. Unten links die eingleisige Strecke von und nach Abzw Dortmund-Rahm und darunter die 2-gleisige Strecke von und nach Dortmund-Huckarde-Süde. Weiter nach rechts dann das Stellwerk "Drw", dann oben die westliche Richtungsgruppe und unten die westliche Einfahrgruppe. In der Mitte die beiden Ablaufberge, oben mit Stellwerk "Nt" und unten mit Stellwerk "Mt". Weiter rechts dann oben die Lokbehandlungsanlagen, die östliche Einfahrgruppe, darunter die östliche Richtungsgruppe und ganz rechts das Stellwerk "Dro" und die Strecke von und nach Dortmund-Hbf.
Als ich Dortmund-Rbf besuchte, war das West-Ost-System bereits nicht mehr in Betrieb und Stellwerk "Mt" wurde nur noch bei Bedarf besetzt. Zu der Zeit wurden in Dortmund-Rbf noch ca 500 Wagen pro Tag über den Ost-West-Berg geschickt.
Zu den Stellwerken:
Betrieblicher Mittelpunkt des Geschehens war das Stellwerk "Drw" auf der Westseite:
Das Stellwerk war ein Vierreihenhebelwerk aus dem Jahre 1932:
Ein paar Detailaufnahmen.
Die Fahrstraßen- und Fahrstraßensignalhebel:
Da kann man sehen, dass auf "Drw" bereits Teilfahrstraßen möglich waren. Z.B. für die Fahrt von Abzw Rahm nach Gl. 10 wurde erst der Teilfahrstraßenhebel "Einfahrt in Gl 10" umgelegt und dann der Fahrstraßensignalhebel "A2 von Abzw Rahm nach Gl 6-11". Das sparte jede Menge Hebel und der Betrieb konnte flüssiger abgewickelt werden.
Die Streckenblockeinrichtungen für die 4 Strecken:
"Drw" hat als erstes Stellwerk dieser Bauart technikgeschichtlich einige Bedeutung. Um 1930 stand der DR mit dem Einreihenhebelwerk S&H1912 ein modernes und wirtschaftliches Stellwerk zur Verfügung, mit dem man auch sehr zufrieden war. Nur bei sehr großen Anlagen wurden die Hebelwerke sehr lang und für die Bedienung wurden mehrere Weichenwärter und Hilfspersonal auch für den Fahrdienstleiter gebraucht. Als nun um 1930 der Ruhrschnellverkehr geplant wurde, erhöhte sich das Verkehrsaufkommen ganz beträchtlich und man kam z.B. für Dortmund-Hbf für die Zeit von 7:30 bis 8:30 auf über 80 Zugfahrten. Das war mit den alten Einreihenhebelwerken nicht mehr zu bewältigen. Für Ablaufanlagen gab es bereits die ersten Tischhebelwerke, die eine erheblich übersichtlichere und zentralere Bedienung erlaubten. Für Personenbahnhöfe schied diese Bauart aber aus, weil der mechanische Fahrstraßenverschluß bei diesen Tischstellwerken nicht möglich war und darauf wollte man keinesfalls verzichten.
Stattdessen versuchte man, die Hebel zu verdichten und sie auch in Tischform in 3 Reihen hintereinander zu plazieren. In der Form wurden auch einige Anlagen gebaut, mit denen man betrieblich sehr zufrieden war, die aber wegen der dichten Anordnung nur äußerst schwer zu warten waren. Die nächste Bauform war dann das Vierreihenhebelwerk, bei dem die Schalteinrichtungen in einen Raum unter dem Hebelwerk angeordnet wurden, so dass die Wartungsprobleme nicht mehr auftraten. "Drw" war das erste Stellwerk dieser Art und ersetzte drei mechanische Stellwerke und zwei Aufsichtsposten. Man war mit dieser Bauform so zufrieden, dass man gleich daranging, neue Stellwerksanlagen für Dortmund-Hbf in der neuen Vierreihentechnik zu planen. Dabei sah man anfangs sogar vor, den gesamten Personenbahnhof mit nur einem Vierreihenhebelwerk zu steuern. Das ließ sich dann aber doch noch nicht umsetzten und so erhielt Dortmund-Hbf zwei Vierreihenhebelwerke, mit denen der dichte Verkehr in Dortmund auch bestens bewältigt werden konnte.
Hier ein Foto von "Dbt" hier im Forum: [
www.drehscheibe-online.de]
In Pottgießer's Buch "Sicher auf Schienen" ist ein Foto des Stellwerkes von innen abgebildet.
"Drw" im Rangierbahnhof überstand im Gegensatz zu "Dbt" den zweiten Weltkrieg, wurde im Jahr 2007 außer Betrieb genommen und verfällt seitdem. Inzwischen sind nicht mehr viel Vierreihenhebelwerke in Betrieb. Mir fällt nur noch "Dnf" in Düsseldorf-Derendorf ein. "Stw 2" in Oberhausen-West ist entweder schon außer Betrieb oder dürfte in kürze außer Betrieb gehen. Da bin ich über den aktuellen Stand nicht auf dem laufenden.
Das Stellwerk "Dro" auf der Ostseite:
Auf "Dro" befand sich eine Stellwerksanlage der Bauart Willmann aus dem Jahre 1900:
Ein paar Detailaufnahmen vom Blockkasten:
Auffällig ist der Zustimmungsempfang für Zugfahren nach Dortmund-Hbf. Das lag an einigen Weichen im Vorfeld von Dortmund-Hbf, die bereits vor dem Einfahrsignal vom Hbf lagen und die von "Dhf" im Hbf aus bedient wurden und die natürlich richtig liegen und verschlossen sein mussten
Ein paar Signalhebel:
Am E-Sig Z befand sich ein mechanischer Geschwindigkeitsanzeiger für die Einfahrt ins die Lokbehandlungsanlagen mit der Kennziffer "3". Der wurde mit dem rechten Hebel bedient. Wenn ich mich recht erinnere, steht das Signal mit dem Geschwindigkeitsanzeiger heute noch. Hat da vielleicht jemand ein Foto?
Ein Signal aus dem Bereich von "Dro": Hauptsperrsignal mit leuchtendem Wartezeichen:
Zu Stellwerk "Nt" in der Mitte des Bahnhofs:
Die Hebelbank auf "Nt"
und der Blockkasten:
"Nt" bediente das Signal U5 für Fahrten von Gleis 5 in die Gleise 36 bis 39. Ansonsten wurden von "Nt" die Weichen des verbliebenen Ablaufbergs bedient.
Stellwerk "Mt" wurde 1995 nur noch bei Bedarf besetzt, deshalbe habe ich da nur diese Außenaufnahme:
Soviel zu Dortmund-Rbf, von dem heute nur noch verfallene Bahnanlagen über sind.
Gruß von Kay!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:06:29:21:55:19.