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 04 - Historisches Forum 

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Hallo zusammen,

wer zu spät kommt, der betrachtet nur, was übrig bleibt. - Zwar meine ich, mich ganz dunkel daran zu erinnern, wie ich als kleiner Knirps in Jülich den JKB-T1 am (damals modernen) "DELTA"-Markt im Heckfeld sah (bei uns hieß er "der Puffendorfer"), doch begann meine fotografische Beschäftigung mit dieser Strecke leider erst 1981 - zehn Jahre nach Einstellung des Personenverkehrs und ein Jahr nach Ende der Rübentransporte zur Jülicher Zuckerfabrik. Die Zeiten umfangreichen Betriebs waren also unwiderruflich vorbei.

Da aber derzeit beim Eisenbahn-Amateur Klub Jülich (EAKJ) ein Nachbau des JKB-Bahnhofs entsteht, möchte ich diesen (und damit auch das langsame Sterben der Strecke) hier dokumentieren. (Der EAKJ wird übrigens am Sonntag, den 17.4.2016 sein 40-jähriges Jubiläum mit einem großen Tag der offenen Tür feiern, bei dem u.a. auch die JKB-Module ausgestellt werden sollen.)

Anlass, mich fotografisch der JKB zuzuwenden, war kurioserweise - und so schließt sich der Kreis - der EAKJ. Dieser hatte 1979 eine Schienenbus-Garnitur erworben (795 627-9 und 995 497-5; im Jahr 1983 folgte noch 795 445-6) und mit dieser am 22.8.1981 eine erste Sonderfahrt auf der JKB-Strecke durchgeführt; seitdem befuhr er die Strecke zunächst monatlich. Für den 13.12.1981 standen erstmals spezielle Nikolausfahrten auf dem Programm. Fortan war der EAKJ "Stammgast" auf der JKB-Strecke - bis 1998, als der Abschnitt Merzenhausen - Puffendorf gesperrt wurde.

v Bild 1: Am Freitag, den 11.12.1981 (zwei Tage vor der ersten Nikolausfahrt) stand der Schienenbus zur Vorbereitung der Fahrt im JKB-Bahnhof bereit, während er ansonsten wettergeschützt im Rechteckschuppen des alten Bundesbahn-Bw Jülich untergebracht war. (Zu Sonderzügen der DB in Jülich siehe auch meinen DSO-Beitrag über den Nebenbahnknoten Jülich.)

http://abload.de/img/1981-12-11_fr_s06minu08yy9.jpg

v Bild 2: Dasselbe, aus der Ferne betrachtet. Ganz links vorne die Weiche führt zum Lokschuppen.

http://abload.de/img/1981-12-11_fr_s0600_jrbb38.jpg

v Bild 3: Der kleine Lokschuppen der JKB; links daneben die Trapeztafel (porträtiert in Bild 12) und eine dreieckige Tafel "Einfahrt mit 30 km/h". (Beide Tafeln standen bis zum Abriss der Gleise dort, wie weiter unten Bild 26 oder noch besser Reinhard Gessens Foto von 2003 zeigen.) Rechts neben der Weichenlaterne ist die Schlackengrube zu erkennen, an der 10 Jahre zuvor noch die JKB-ELNA 152 behandelt wurde.

http://abload.de/img/1981-12-11_fr_s0601_j8qs5b.jpg

Der planmäßige Personenverkehr der JKB wurde am 23.5.1971 eingestellt. Zehn Jahre danach konnte der T 1 nicht mehr mit eigener Kraft fahren. Doch gelegentlich ging er im Schlepp der JKB-V 35 auf Sonderfahrt - so auch am Montag, den 17.5.1982 gegen 18 Uhr. Jene (nicht-öffentliche) Fahrt habe ich mit Super-8 gefilmt...

(YouTube-Video des JKB-Sonderzuges mit V 35 und T 1 - während des Schwenks ist hinter dem Zug kurz ein abgestelltes Hebe-Kipp-Gerät zu sehen, das bis 1980 während der Rübenkampagne zur Zuckerrübenverladung in den Unterwegsbahnhöfen der JKB eingesetzt wurde und nun beschäftigungslos auf bessere Zeiten hofft)

v Bild 4: ...und in vier Farbfotos verewigt. Rechts die beiden Bahndienstwagen (Bauart X), welche die JKB 1953 aus je einem Güter- bzw. Packwagen umgebaut hat. (Einer der beiden lugte auch schon in Bild 1 hinter dem VT 95 hervor.) Genaue Daten und Zeichnungen (!) zu diesen "Umbauwagen Marke Eigenbau" findet man im Standardwerk "Die Jülicher Kreisbahn" von Wolfgang Naß, Verlag Schweers+Wall, Aachen 1978.

http://abload.de/img/1982-05-17_n2102_jkb-1mle4.jpg

v Bild 5: Die V35.

http://abload.de/img/1982-05-17_n2160_jkb-3xurf.jpg

v Bild 6: Der T 1 hinter der V 35; links wieder einer der X-Wagen.

http://abload.de/img/1982-05-17_n2162_jkb-epu8v.jpg

v Bild 7: Der T 1 vom Bahnsteig aus.

http://abload.de/img/1982-05-17_n2164_jkb-k1kuz.jpg

v Bild 8: Aus dem o.g. Super-8-Film abfotografiert: Der Start der Zugskomposition. (Sorry für die mangelnde Schärfe; geht bei einem 6 mm x 4 mm großen Bild mit bauartbedingt fast 1/10 sec. Belichtungszeit leider nicht anders.) Links erkennt man schemenhaft einen Kesselwagen am Gleisanschluss des Mineralölhandels Matzerath, auf dem mittleren Gleis stehen die erwähnten Dienst-Flachwagen.

http://abload.de/img/1982-05-17_sonderfahrr1f3s.jpg

v Bild 9: Nochmal von Super-8 abfotografiert: Das Gespann passiert die Schlackengrube des kleinen Kreisbahn-Bw's.

http://abload.de/img/1982-05-17_sonderfahrk0sh8.jpg

v Bild 10: Dasselbe, ein paar Meter weiter und etwas näher herangezoomt. Dafür ist der herrlich "kleinbahnige" Schwellenstapel rechts aus dem Bild verschwunden.

http://abload.de/img/1982-05-17_sonderfahrbdcjs.jpg

v Bild 10a/b (nachträglich eingefügt am 17.3.2014 um 23 Uhr): Die Frage, wem diese Sonderfahrt diente, hat mich nicht losgelassen. Auf dem Super-8-Film fand ich noch zwei Tele-Einzelbilder, die die Gruppe beim Einsteigen zeigen. Da es nicht allzu viele Teilnehmer sind ("Fensterplatz garantiert"?), wäre denkbar, dass es sich um die komplette Belegschaft der JKB handelte - das waren damals, soweit ich weiß, ca. 7 Leute. Nach einer Festgesellschaft sieht es jedenfalls eher nicht aus; hierfür wäre Montag ja auch ein unüblicher Tag. In Frage käme ggf. noch eine Fahrt für Aufsichtsrats- oder Kreistagsmitglieder oder sonstige Politiker.

(Edit 19.3.2014 23 Uhr: Man staunt manchmal, was sich im eigenen Archiv noch so findet. Nämlich folgende Notiz: An jenem Tage gegen 12.15 Uhr stand der T1 ungewöhnlicherweise nicht in, sondern vor dem Schuppen. Ein Freund hatte daraufhin herausbekommen, dass der T1 "um 18 Uhr für ein paar CDU-Leute nach Puffendorf" fahren würde. - Hinweis: Die CDU stellte mit Karl Knipprath durchgehend von 1956 bis 1984 den Jülicher Bürgermeister. Dieser hatte übrigens, wie sich heutzutage leicht herausfinden lässt, 12 Tage vor jener Fahrt seinen 62. Geburtstag.)

http://abload.de/img/1982-05-17_einsteiger5zxuy.jpg

v Bild 11: Auf Höhe der Schlackengrube stand, wie erwähnt, jahrelang ein arbeitsloses Hebe-Kipp-Gerät, das früher der Rübenverladung diente - hier ein Ausschnitt aus einem Bild, das Jahre später bei einem Tag der offenen Tür abfotografiert wurde und vermutlich aus der Mitte der 1980er Jahre stammt, denn "B-52's" nannte sich zu jener Zeit eine Jülicher Jugendband, die offenbar sprayfreudige Fans hatte. (Edit: Danke für den Hinweis an Michael Kelter - B-52's war keine Jülicher Jugendband, sie hatte lediglich sprayfreudige Jülicher Jugendliche (?) als Fans.)

http://abload.de/img/1984-00-00_2008-10_jka5znc.jpg

v Bild 12: Zu Zeiten des Bundesbahn-weiten Dampfverbots (Oktober 1977 bis Dezember 1984) bildeten NE-Bahnen das einzige Betätigungsfeld für Dampfer. Am Wochenende 22./23.9.1984 organisierte die DGEG einige Sonderfahrten, u.a. (hier am Sonntag) mit der ELNA 146, welche der Jülicher ELNA 152 äußerlich äußerst ähnlich sieht. (Die 152 gelangte 1972 zur holländischen Museumsbahn MBS Enschede und tut dort im blauen (!) Farbkleid als Loc 5 bis heute ihren Dienst.) Weitere Fotos dieses (leider unter dem schlechtem Wetter leidenden) Events zeige ich später in einen eigenen Beitrag zu kurzen Sonderzügen für Eisenbahnfreunde rund um Jülich - hier geht es ja hauptsächlich um die Gleisanlagen des Jülicher Kreisbahnhofs. Links neben den Umbauwagen (außerhalb des Bildes) befand sich der Lokschuppen.

http://abload.de/img/1984-09-23_12-54-00_n5ae1x.jpg

v Bild 13: Zwei Jahre später: Auch hier herrschte schlechtes Wetter, und auch hier passt die Qualität des Bildes zu seiner Nummer (wieder von Super-8). Die Dürener Kreisbahn (DKB), welche die Strecke zum 1.1.1984 übernommen hatte (nachdem der Kreis Jülich schon seit 1.1.1972 zum Kreis Düren gehörte), feierte am Sonntag, den 6.7.1986 mit Dampflokfahrten u.v.a.m. das 75-jährige Bestehen der Strecke. (Siehe hierzu auch den HiFo-Beitrag von ME 26-06.) Dabei präsentierte sie sich als modernes Busunternehmen und stellte auch Kompetenz im Schienensektor zur Schau in Gestalt moderner Güterwagen, wobei allerdings die meisten der eigens zum Jubiläum angekarrten Typen (Kühl-, Hauben- und Containertragwagen) normalerweise gar nicht bis Jülich vordrangen - abgesehen von den seltenen Containertransporten des Forschungszentrums.

http://abload.de/img/1986-07-06_so_n13508ab4uma.jpg

v Bild 14: Hintergrund der Aktion dürfte sicherlich auch gewesen sein, dass der Kreis Düren sich seit 1983 darum bemühte, die Strecke Heimbach - Düren - Jülich - Linnich von der Bundesbahn zu übernehmen, welche als Perspektive nur noch eine Stilllegung sah. (Die DKB richtete in jenen Jahren sogar eine Citybus-Ringlinie durchs Stadtgebiet Jülich ein, der allerdings kein dauerhafter Erfolg beschieden war.) Der T 1 erhielt übrigens nach der Übernahme durch die DKB einen modernen Anstrich mit dem Schriftzug "De Heggeströöfer" (für unsere nicht-rheinischen Leser: Heckenstreifer, die ortsübliche Bezeichung für derartige Kleinbahnen), als solcher stand er für Sonderfahrten zur Verfügung. Die erste solche legte er direkt am Montag, den 24.9.1984 von der DKB-Werkstatt in Düren-Distelrath zu seiner Heimat Jülich-Nord zurück, unmittelbar nachdem sein neues Gewand der Öffentlichkeit vorgestellt worden war.

http://abload.de/img/1986-07-06_so_n13509a64j3q.jpg

v Bild 15: Wegen der großen Resonanz auf die Sonderfahrten des 6.7.1986 (und vermutlich auch wegen der politischen Bedeutung der Aktion) wurden zwei Wochen später noch einmal einige Fahrten angeboten. Diesmal spielte das Wetter mit. Hier steht 24 009 mit dem 13-Uhr-Zug nach Ederen am Sonntag, den 20.7.1986 um 12.54 Uhr abfahrbereit im Kreisbahnhof. Auch von dieser Fahrt werde ich später noch ein paar Fotos in einen eigenen Beitrag stellen.

http://abload.de/img/1986-07-20_so_n3507_2kbsz4.jpg

v Bild 16: Im September 1992 wurde nach jahrelangem Tauziehen endlich der Vertrag zur Übernahme der o.g. DB-Strecken durch die DKB (heute Rurtalbahn) unterzeichnet, und zwar in einem Sonderzug, den natürlich die V 35 mit-ziehen musste (Foto siehe in diesem Beitrag ganz unten). Zum Fahrplanwechsel am 23.5.1993 übernahm die DKB den Betrieb - zunächst mit umlackierten Schienenbussen (798), ab 1995 mit nagelneuen RegioSprintern. Für die ersten Jahre nutzte sie als "Bw" u.a. auch den alten Lokschuppen des JKB-Bahnhofs. Noch etwas enger wurde es dadurch, dass auch die Dampfbahn Rur-Wurm-Inde (DRWI) einige Fahrzeuge im JKB-Bahnhof parkte. Der gute alte T 1 musste in der "Freiheit" dem Wetter trotzen, hier am 30.5.1996. Rechts das Tanklager des ehemaligen Gleisanschließers Matzerath. Die Bretter vor dem T1 gehören übrigens zu einem der beiden winzigen Bahnmeistereiwagen, die sich die JKB 1951 bzw. 1954 selbst zusammengebaut hat. (Details und Zeichnungen auch dieser Gefährte im o.g. JKB-Buch von Wolfgang Naß.)

http://abload.de/img/1996-05-31_fr_n9303_tmck6u.jpg

v Bild 17: Wenige Tage später (3.6.1996) ließ sich die Koexistenz von DKB und DRWI vor dem Lokschuppen auf Film bannen. Im Inneren des Schuppens (links hinter dem RVT) harrt die V 35 der Dinge, die da kommen. Links neben dem Sprinter hat die DKB eine Säulen-artige mobile Waschanlage aufgestellt. Das Kohle-Förderband im E-Wagen führte die DRWI übrigens auch während einiger ihrer Dampfzugfahrten zur "Nachbetankung" mit.

http://abload.de/img/1996-06-03_11-00-00_dx0ujj.jpg

v Bild 18: Götterdämmerung? Am 2.11.1996 warteten die Übergangslösungs-Schienenbusse offenbar immer noch auf weitere Verwendung. Blick von der Adolf-Fischer-Straße aus, links die Matzerath'sche ARAL-Werbetafel. Werbung trägt auch das vom Prellbock aus zweite Fahrzeug - für die "Festungsstadt Jülich". (1998 war dort die NRW-Landesgartenschau, für welche man u.a. die Zitadelle ordentlich herausgeputzt und den Brückenkopf zu einem Park gestaltet hatte.)

http://abload.de/img/1996-11-02_sa_n-ma94b34jmi.jpg

v Bild 19: Am selben Tag war u.a. die von der KBE übernommene V 24 zugegen, die für die erste Zeit den DKB-Güterverkehr zwischen Düren und Linnich übernommen hatte. Links daneben eine Lok des Eschweiler Bergwerks-Vereins (EBV), ganz links die V 35.

http://abload.de/img/1996-11-02_sa_n-ma94btlu2g.jpg

v Bild 20: Auch der T 1 war noch im Freien abgestellt, immer noch neben den (nicht mehr von Kesselwagen angefahrenen) Matzerath-Tanks.

http://abload.de/img/1996-11-02_sa_n-ma94b03jl6.jpg

v Bild 21: Zu guter Letzt war an jenem trüben Tag auch noch das Hebe-Kipp-Gerät vor Ort. Leider endete hier der Film, und weil man das Ding ja später immer noch mal fotografieren konnte, wartete ich erstmal ab, ob es vielleicht noch ganz draufgekommen sein mochte. Schade. Dies ist mein letztes Zeugnis von solch einem Gerät.

http://abload.de/img/1996-11-02_sa_n-ma94bfkkfh.jpg

v Bild 22: Blick nicht hinter, aber in die Kulissen am 30.5.1997: Die DKB-Köf 6.303.1 (ex DB 333 020-6) wird gerade im linken Gleis des JKB-Lokschuppens "verarztet". Könnte die massive Mittelwand des Schuppens (rechts) ein Rest des Vorkriegs-Lokschuppens sein, welcher wohl nur das rechte Gleis beherbergte?

http://abload.de/img/1997-05-30_fr_n10332_nfsxe.jpg

v Bild 23: Vom Lokschuppen aus hat man am selben Vormittag einen schönen Blick auf die DRWI-Lok 52 8148-0. Wäre nicht das DKB-blaue Haltestellenhäuschen (?), würde die Szenerie fast "echt" wirken. Dass der Museumsbetrieb bald enden wird, lässt dieses Bild nicht erahnen.

http://abload.de/img/1997-05-30_fr_n10334_mjxab.jpg

v Bild 24: Auch die Schlackengrube wird nicht mehr lange in Benutzung sein.

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v Bild 25: Noch ist die Welt in Ordnung für die Museumslok. Links neben ihr DKB-VT 203, welcher seitlich mit "Thüringer Rennsteig-Bahn" beschriftet war.

http://abload.de/img/1997-05-30_fr_n10336_faj4x.jpg

v Bild 26: Am 14.7.1997 sonnen sich zwei RegioSprinter vor dem Lokschuppen (links 6.006.1, rechts 6.009.1). Links neben dem Streckengleis stehen immer noch Trapez- und 30 km/h-Tafel.

http://abload.de/img/1997-07-14_mo_15-15-0tgsyv.jpg

v Bild 27: Ja, ich weiß, dieses Motiv hatten wir schon. Aber vielleicht will mal jemand diesen herrlich "hässlichen" Schuppen rechts als Modell nachbauen? :-)

http://abload.de/img/1997-07-14_mo_15-15-07vkvz.jpg

Nach der Übernahme der DB-Strecken hatte die DKB ihre (bislang vornehmlich der Bus-Wartung dienende) Betriebswerkstatt in Düren-Distelrath so erweitert und modernisiert, dass sie dort sowohl Busse als auch Schienenfahrzeuge warten und instandsetzen konnte. Die am 19.1.1998 offiziell eingeweihte erneuerte Werkstatt verfügte nun sogar über Tankroboter und eine Radsatzschleifmaschine, so dass die DKB ihre beiden "Hilfs-Bw's" in Jülich-Nord (JKB) und Jülich "Hbf" (DB) aufgab.

Da auch der EAKJ, wie eingangs erwähnt, seit 1998 keine Schienenbusfahrten mehr auf der JKB durchführte, wurde es für die folgenden Jahre still im alten Bahnhof - nur die DRWI mit ihren Dampfzugfahrten war als Nutzer des Geländes geblieben. Von dieser Zeit habe ich leider keine Fotos, doch Panoramio-User Heinz Nieveler hat sie dokumentiert - so ungefähr hat es damals ausgesehen; man beachte auch die orange-weißen Pfosten an der Bahnsteigkante.

Die einsamen alten und nicht alle in bestem Zustand befindlichen Fahrzeuge haben möglicherweise nicht jedem gefallen. Jedenfalls kam schon bald die Diskussion auf, das Gelände gefälligeren Nutzungen zuzuführen. Vielleicht hat auch der eine oder andere Investor schon auf solch eine Gelgenheit gewartet. Es wurde eine "Studie zur Wiedernutzbarkeit" und ein städtebaulicher Rahmenplan "Ehemaliger Bahnhof Jülich Nord" erstellt. Bereits am 27.9.2001 wurde die Studie von der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Düren mbH (WEGE) dem Jülicher Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss in öffentlicher Sitzung vorgestellt. Ein Vertreter des Bürgermeisters erläuterte, dass sich die Maßnahme noch im Vorplanungsstadium befinde und es sich noch nicht um ein Bebauungsplanverfahren handele.

Im Jahr 2003 war man schon etwas weiter; ein Bebauungsplan (Nr. 19, "Bahnhof Jülich-Nord") war aufgestellt und öffentlich ausgelegt worden; am 6.10.2003 beschloss der Jülicher Stadtrat für das Gebiet des JKB-Bahnhofs eine Änderung des Flächennutzungsplanes, wodurch der Weg zu einer anderen Nutzung frei wurde. (Die kompletten Niederschriften findet man bei juelich.de unter "Ratsinfo".) Nach heftigem Hin und Her musste die DRWI schließlich am 2. Mai 2004 das Bahnhofsgelände räumen. (Nähere Infos dazu von der DRWI und ein Video "Probefahrt Dampflokomotive Emil Mayrisch 2" von ca. 1993 mit Aufnahmen aus dem JKB-Lokschuppen (ab 2:22) und einem ausführlichen kritischen Begleittext.)

v Bild 28a: Nach der Räumung erfolgte noch im selben Jahr der Abriss. Am 1.11.2004 war man schon nahezu am Ende.

http://abload.de/img/2004-11-01_mo_d11-04_sikhe.jpg

v Bild 28b: Es wurde jedoch nur das eigentliche Bahnhofsgelände seiner Gleise beraubt, das Streckengleis (ab dem Feldweg-Bahnübergang am Verkehrsübungsplatz) blieb bis auf Weiteres erstmal liegen.

http://abload.de/img/2004-11-01_mo_d11-04_rul7j.jpg

v Bild 29: Der Lokschuppen stand am 14.10.2006 etwas vereinsamt in der Landschaft, die alsbald wertvolles Bauland werden sollte. Die Trasse des Streckengleises links ist noch gut zu erkennen.

http://abload.de/img/2006-10-14_10-10-00_cd4ka3.jpg

v Bild 30: Nochmal der Lokschuppen mit dem tollen "hässlichen" Schuppen. Das Bahnhofsgebäude existierte ebenfalls noch - im Dezember 2005 hat es Reinhard Gessen in äußerlich gutem Zustand fotografiert.

http://abload.de/img/2006-10-14_10-14-00_ce8ut4.jpg

v Bild 31: Spätestens hier endeten früher die Züge aus Puffendorf - der Prellbock von Gleis 1 am 17.10.2007.

http://abload.de/img/2007-10-17_09-49-21_svlk02.jpg

v Bild 31a: Sein Ende hatte am 17.10.2007 auch das Empfangsgebäude gefunden - im Gestrüpp rechts stand es ein Jahr zuvor noch. Links ein Gebäude der Firma Leo Savelsberg; direkt hinter den Industriebauten erstreckt sich der Jülicher "Hauptbahnhof".

http://abload.de/img/2007-10-17_09-43-26-b33rh8.jpg

v Bild 31b: Das Bauprojekt trägt den klangvollen Namen "Sonnengarten". Man wundert sich: Ist die Sonne ein besonders charakteristisches Merkmal ausgerechnet für dieses Areal? Für die JKB ist die Sonne indessen längst untergegangen.

http://abload.de/img/2007-10-17_09-43-26-bwsjke.jpg

Die dem Bahnhofsgelände benachbarten Gewerbebetriebe klagten gegen die ihnen nun drohende (schallempfindliche) Wohnbebauung und bekamen Recht. Im August 2008 hob das Oberverwaltungsgericht Münster den Bebauungsplan "Bahnhof Jülich-Nord" wieder auf. (Zeitungsartikel dazu und entsprechender DSO-Museumsbahn-Thread.)

v Bild 33 (Nummerierung trotz Reihenfolgetausch belassen): Das Bauschild verschwand, tauchte jedoch später in abgewandelter Form wieder auf und wurde festgehalten am 11.10.2011:

http://abload.de/img/2011-10-11_09-03-10_gjlscq.jpg

v Bild 32: "Blühende Landschaften" sollen hier entstehen - zumindest grünt es schon nach Kräften.

http://abload.de/img/2011-10-11_09-03-28_g09xk0.jpg

v Bild 33b: Ein Jahr darauf hatte sich noch nichts verändert, außer ein wenig Graffiti auf dem Schild; im Laufe des Jahres 2014 hingegen (Foto von Silvester) wurde sowohl der üppige Bewuchs als auch das Schild wieder entfernt - die Angelegenheit scheint sich wohl noch etwas hinzuziehen. Hätte man all das 10 Jahre zuvor schon geahnt...!

http://abload.de/img/2014-12-31_11-47-47_r5ibsc.jpg

Nach einem Zeitungsbericht vom Oktober 2014 hat sich dann doch noch ein Käufer für das Gelände gefunden. Gefunden hat man alsbald auch eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am 12.10.2015 unter Evakuierung der Umgebung entschärft wurde - siehe z.B. die Bilderstrecke von Radio Rur.

v Bild 34: Was ist von Jülich-Nord geblieben? - Diese Sh2-Tafel wurde am 4.8.2012 in einem privaten Garten gesichtet. Markierte sie einst das Ende von Gleis 2, so hat sie offenbar nun für eine Gartenbahn ein neues Einsatzfeld gefunden.

http://abload.de/img/2012-08-04_18-29-50_gbejjr.jpg

v Bild 35: Auch der T 1 erlebte eine Renaissance: seit 2010 ist er wieder (mit eigenem Motor) in der ursprünglichen Lackierung für Sonderfahrten der RTB im Einsatz, meist zwischen Düren und Heimbach (wie hier am Sonntag, den 4.7.2010, fotografiert aus der fahrenden Euregiobahn). Und auch die V 35 macht sich immer noch im leichten Güterzugdienst nützlich. (Detaillierte Lebensläufe der Fahrzeuge findet man auf der Homepage von Reinhard Gessen - zum T 1 unter "Talbot Taunus".)

http://abload.de/img/2010-07-04_10-47-30_gtrsl0.jpg

Wer noch mehr vom diesem durchaus besonderen kleinen Bahnhof und der zugehörigen Strecke sehen möchte, findet interessante Beiträge im HiFo:
1970: Ausflug zur Jülicher Kreisbahn (m8B) von Guido Rademacher (18.6.2008),
Darf es auch mal eine kleine Dampflok sein? (m5B) (mit 2 Fotos von 1957) von Jan Strooband (29.7.2007),
Raubbau in Jülich (Abriss der Gleisanlagen zum Transport in den Kreis Heinsberg, Details zu Weichen-Walzzeichen) von IC125 (25.8.2004) und
Die Jülicher Kreisbahn 15 Jahre danach (Akribische Dokumentation der Relikte am 31.3.2013) von Dennis Mellerowitz (23.8.2014)

Ebenfalls hinweisen möchte ich auf die beiden Beiträge
Jülicher Kreisbahn im Oktober 1989 (10 Bilder und 2 Fragen) von K. Jäger (2.12.2005) und
Knollenzüge zwischen Puffendorf und Kirchberg (mit 20 Fotos aus 1979) von Roland Keller (19.9.2007). Leider sind die dort geposteten Fotos inzwischen "verblasst" (vom Hoster gelöscht), doch zumindest vom Knollenzüge-Beitrag hat Roland Keller auf seinen eigenen Webseiten 4 schöne Fotos in seinen Artikel Die Eisenbahn in Stolberg und in der Region Aachen vor 35 Jahren (1979) übernommen (relativ weit unten, einfach nach "JKB" suchen).

Außerdem finden sich bei Loks aus Kiel Fotos der V 35 im Jülicher Kreisbahnhof: ein Bild von Michael Vogel (4.2.1985) - dort sieht man im Hintergrund das (aus den obigen Bildern 14, 17 und 27 bekannte) Caritas-Altenheim im Bauzustand sowie den erwähnten "schön hässlichen" Schuppen im Detail, außerdem ein Bild von Alexander Leroy (6.7.1986), als das St.-Hildegard-Heim (Merkatorstr. 31) schon fertig war.

Viele Grüße
kW

Edit März 2014: ein paar Kleinigkeiten überarbeitet, Bild 10a/b ergänzt
Edit Okt./Nov. 2015: Bilder und Links ergänzt sowie Abschnitt 1998-2004 überarbeitet



8-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:11:18:23:08:42.
Hallo!

Bei dem Namen auf dem Hebe-Kippp Gerät dürfte es sich nicht um den Namen einer Jülicher Band handeln, sondern um folgende Leute:

[de.wikipedia.org]

Das Gerät wurde damals neu gestrichen, weil man hoffte noch einen Käufer für das Teil zu finden. Das war aber nicht der Fall. Es wurde später verschrottet. Genauso wie ein auch noch vorhandenes noch älteres Hebe-Kipp Gerät.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:03:17:21:30:02.
Hallo,

Danke für den Beitrag von einem Ort, den ich nie besucht habe.

Ich habe es nur zu den v100 nach Nideggen, und den hier noch abgestellt gezeigten VT98 geschafft.

Gruß

Ingo
Hallo ...

weil "Kilowatt" mich darum gebeten hat, hier noch eine Gleisplanskizze vom Bahnhof Jülich-Nord - in zwei Varianten:

http://www.lokalbahn-reminiszenzen.de/forum/juelich_nord.gif

Ferner gibt es einen älteren Beitrag von mir in dem weitere Links zur JKB aufgelistet sind und ein Modellbahnprojekt des Bahnhofes Jülich-Nord. --> [f2408.nexusboard.de]


Danke für den schönen Beitrag!
Gruß Thomas



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:03:19:10:06:06.
Falls jemand noch Hoffnungen auf eine "Reaktivierung" der Museumsbahn oder ein Scheitern des Wohnungsbauprojekts zugunsten einer Verladeanlage der benachbarten Firmen oder sonstwas gehabt haben sollte: Das dürfte sich nun definitiv erledigt haben. Da, wo früher der kleine Bahnhof mit dem großen Schild und später eine Baulücke war, wird ebendiese nun emsig geschlossen (Foto vom 7.11.2016):

https://abload.de/img/2016-11-07_08-16-26_rkfze4.jpg

Tja - vor einigen Jahren hätte man sich um diese Jahreszeit auf die Nikolausfahrten von EAKJ bzw. DRWI gefreut - siehe allererstes Foto im Ursprungsbeitrag... (Ok, das Zuglaufschild hier passt jetzt nicht ganz zum Text, kann jedoch noch heute im Original beim EAKJ fotografiert werden.)

https://abload.de/img/2016-04-17_12-59-03_rzss32.jpg

Aber immerhin entsteht ja beim EAKJ ein H0-Modul-Modell dieses liebenswerten Bahnhöfchens - hier mal als Beispiel der für mein Empfinden sehr gut gelungene Lokschuppen am 16.4.2016:

https://abload.de/img/2016-04-16_19-57-36_rkqamv.jpg

Viele Grüße und allzeit gute Fortschritte beim Modell-Bau wünscht
kW