Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,

vor einiger Zeit gab es im allgemeinen Forum diesen schönen Beitrag [www.drehscheibe-foren.de] von Sören Heise über Hildesheim, der mit einigen Fotos aus Dissen startete. Die animierten mich zu dem folgenden Beitrag, denn in dieser Gegend war ich vor 30 Jahren gelegentlich auch mal aktiv und da habe ich die folgenden Fotos aus dieser Gegend zutage gefördert.

Ohne Plan geht es nicht:



Dissen - Bad Rothenfelde war damals jedenfalls noch ein richtiger Bahnhof mit zwei Stellwerken.
Das Fahrdienstleiterstellwerk "Dof":



und die übersichtliche Hebelbank:






Der nächste besetzte Bahnhof in Richtung Brackwede war Borgholzhausen. In meinen Unterlagen habe ich noch den Vermerk: Streckenblock nachgerüstet. Blockfelder dafür gab es keine. Weiß wohl jemand im Forum, wie diese kleinen mechanischen Stellwerke nachträglich mit Streckenblock ausgerüstet werden konnten und wie das dann auf die mechanische Stellwerkseinrichtung wirkte? Nach einigen schweren Unfällen in den siebziger Jahren wurden ja auf vielen kleinen Bahnhöfen die Signal- und Stellwerksanlagen erweitert. Mir fällt da z.B. noch Herzhausen an der Strecke Korbach - Frankenberg ein. Bei diesem kleinen Bahnhof gab es ursprünglich nur Einfahrsignale. Nachträglich wurden dann 4 vereinfachte Lichtsignale als Ausfahrsignale aufgestellt, die über ein kleines Stellpult bedient wurden. Streckenblock wurde dort aber nicht nachgerüstet.
Aber zurück nach Dissen - Bad Rothenfelde. Personenverkehr auf der Strecke von und nach Osnabrück gab es seit 1984 nicht mehr. Hier noch ein paar Fotos aus der Zeit, als dort noch Züge fuhren:







Das müsste nördlich von Hilter gewesen sein. Heute läuft da irgendwo in der Nähe die A33 lang.
In Dissen - Bad Rothenfelde gab es damals auch noch ordentlichen Güterverkehr. Im Bahnhof war sogar noch eine Kleinlok stationiert:




212 014-5 rangiert in Dissen - Bad Rothenfelde. Im Hintergrund der Zug nach Bielefeld:



Ein Blick in den Bezirk von Stellwerk "Dw" mit 212 009-6 und 323 290-7 im Hintergrund:



Zu Stellwerk "Dw"



Interessant die Platzierung der Spannwerke direkt neben dem Stellwerk. Das Stellwerk von innen:






Viel Arbeit gab es 1988 für den Weichenwärter nicht mehr, der Abschnitt von und nach Osnabrück wurde nur noch vereinzelt von Übergabezügen befahren. Die Bahnhöfe in Richtung Osnabrück wurden im Laufe der Zeit zu Anschlussstellen zurück gebaut. Oben auf dem Plan von 1986 ist ja immerhin noch Oesede eingezeichnet. Auf den Schilder am Bahnhofsblock steht 1988 schon Osnabrück-Hörne als nächster Bahnhof. Wurde der Abschnitt nach Osnabrück eigentlich irgendwann einmal vollständig stillgelegt? Inzwischen ist Dissen - Bad Rothenfelde nur noch ein Haltepunkt, die Stellwerke "Dof" und "Dw" gingen vor gut 10 Jahren außer Betrieb. Aber immerhin fahren inzwischen wieder Züge auf dem Abschnitt von und nach Osnabrück.
Und zum Schluss noch ein Foto vom anderen Ende der Strecke:


Hp2 + Vr0 am E-Sig Brackwede:



Und wie immer freue ich mich auf Eure Anmerkungen, Ergänzungen, Korrekturen usw.

Gruß von Kay!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:06:14:22:32:51.

ayshanancy schrieb:
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> Weiß wohl jemand
> im Forum, wie diese kleinen mechanischen
> Stellwerke nachträglich mit Streckenblock
> ausgerüstet werden konnten und wie das dann auf
> die mechanische Stellwerkseinrichtung wirkte?

Vermutlich haben die elektrischen Hebelsperren damit zu tun. Das sind die grauen Kästen am Fuß der Ausfahrsignalhebel. Damit kann eine elektrische Abhängigkeit mechanisch auf einen Stellhebel übertragen werden. Wenn die Hebelsperre stromlos ist, lässt sich die Handfalle nicht anziehen und somit der Hebel nicht umstellen. Der Streckenblock selbst wird dann vermutlich eine Art Relaisblock gewesen sein.

Auf dem zweiten Bild mit der roten 211 stehst Du mitten auf der Fahrbahn und überlebst keine dreißig Sekunden. ;-)



Herrliche Erinnerungen. Auf Dof war ich in den siebzigern und achtzigern desöfteren, habe allerdings keine Aufnahmen im Innern gemacht. Sch...!



Bis neulich - natürlich im HiFo

Rolf Köstner

Hallo Kay,

wieder ein sehr toller Stellwerksbeitrag, Danke fürs zeigen. In den beiden Stellwerken Fahrdienst - und Wärterstellwerk in Dissen - Bad Rothenfelde handelt es sich um mechanische Stellwerke Bauart Jüdel. Auf dem Bild mit dem Wärterstellwerk " Dw " sind die Außenspannwerke als Innenspannwerke Bauart Einheit ausgeführt. Zum nachgerüsteten Streckenblock es könnte sich eigendlich nur um einen TF - Block 71 ( Trägerfrequenzblock Bauart 1971 ) handeln, diesen gibt es als kleines Pult von der Firma Siemens. Die Abhängigkeit zwischen Tf - Block 71 und dem mech. Hebelwerk wird elektrisch mittels Signal - Hebelsperren hergestellt. Der Tf - Block läßt sich mit Lichtsignalen und Formsignalen betreiben. Die Auflösung der Fahrstraße erfogt durch MSK Schienkontakte die zugleich als Vorblockung benutzt werden. Der Rückblock muß der Stellwerker nach Haltstellen des Einfahrsignals und Zugschlußbeobachtung mittels Rückblocktaste am Tf - Block Pult selbst durchführen. Die Übertrtagung des Blocks erfolgt über die Streckenfernsprechverbindung ( Fs - Leitung für Zugmeldungen ) wenn keine reine Blockadern/Blockleitung als Kabel oder Freileitung zur Verfügung stehen

Gruß von S.B

Hallo Kay,

vielen Dank für die tollen Bilder aus meiner alten Heimat.

Ein paar Kommentare und Antworten:

> Das müsste nördlich von Hilter gewesen sein. Heute
> läuft da irgendwo in der Nähe die A33 lang".

Sehr schöne Bilder - Gleichzeitig könnte ich heulen, wenn ich überlege, wie schön es dort mal war und wie es heute dort aussieht. Diese furchtbar in die Landschaft geklotzte A33 hat unglaublich viel zerstört. Heute hätte man einen Tunnel zwischen Dissen-Erpen und Hilter-Hankenberge gebaut, da bin ich mir sicher. Aber die A33 wurde leider in den 70ern geplant und in den 80ern gebaut.

> Inzwischen ist Dissen - Bad Rothenfelde nur noch ein Haltepunkt,
> die Stellwerke "Dof" und "Dw" gingen vor gut 10 Jahren außer Betrieb.

"Dw" ging meines Wissens 1991 außer Betrieb, als die Strecke zwischen Hilter und Oesede (seit 1984 nur noch Güterverkehr) wegen Oberbauschäden gesperrt wurde. Die Schranken wurden fortan vom Lokpersonal gekurbelt, das Gebäude wurde abgerissen, Daraufhin wurde "Dof" zu "Df". Wenn ich mich richtig erinnere, ging "Df" Ende 2003 außer Betrieb, am letzten Tag war ich dort noch mal beim Fdl zu Besuch. Die Bilder habe ich leider nicht griffbereit. Das Gebäude von "Df" wird seit 2009 von Hobbyfunkern als Vereinsheim genutzt: [www.darc.de]

Der Güterverkehr mit V90 zwischen Dissen-Bad Rothenfelde und Hilter (zuletzt nur Flüssiggas) endete im Winter 93/94 (oder doch schon ein Jahr früher?), der Güterverkehr zwischen Steinhagen (Westf) und Dissen-Bad Rothenfelde Ende 1995 (oder doch erst Anfang 1996?). Zuletzt wurde die Firma Homann mit V90 über ein langes Anschlussgleis bedient.

> Wurde der Abschnitt nach Osnabrück eigentlich irgendwann einmal vollständig stillgelegt?

Nein, er war nur gesperrt, was die Reaktivierung sehr erleichterte.

Viele Grüße

Andreas

Klasse!

Danke, dass Du heute ein Inhaltsverzeichnis gepostet hast - diesen tollen Beitrag ueber meine alte Heimatstrecke hatte ich glatt verpasst.

Toller Beitrag!

Gruss

Peter