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Liebe HiFo-Freunde,
vorab: vielen Dank für die vielen positiven Kommentare und wertvollen Ergänzungen, Links usw. zum ersten Teil meiner Oldenburg-Reihe! Der zweite Teil widmet sich der Strecke mit der früheren Nr. 221a: Oldenburg – Leer – Nieuwe Schans, wobei ich – außer in Oldenburg selbst – nur in den in der Überschrift genannten Orten fotografiert habe, sehr sparsam, wie schon in meiner Vorstellung erwähnt. Die Bilder kommen in chronologischer Reihenfolge; deshalb springt der Aufnahmeort zunächst zwischen Bad Zwischenahn und (Westerstede-) Ocholt hin und her.
Die beiden ersten Bilder sind mit der Voigtländer Bessa I meines Vaters in Bad Zwischenahn aufgenommen worden. Bei einem sonntäglichen Familienausflug am 29.12.1963 habe ich die Zeit eines Spaziergangs meiner Eltern zu einem Abstecher zum Bahnhof genutzt. Zum Glück gibt es bei den Bildbearbeitungsprogrammen so etwas wie die „Schärfen“-Funktion, die meine Fehler bei der Handhabung der Kamera ein bisschen relativieren konnte. Bild 1 zeigt 23 078 vor dem 1960 Oldenburg – Leer. Gerade auf der KBS 221a dominierten die 23er während der ersten Hälfte der Sechziger die Traktion der lokbespannten Reisezüge dermaßen, dass es beinahe langweilig war.
Bild 1
23 078 war 1957 von der MF Esslingen direkt an das Bw Oldenburg Hbf geliefert und von da zum 1.4.63 mit allen anderen Dampfloks an das Bw Oldenburg Rbf weitergereicht worden, ohne dass sich an ihrem Einsatzgebiet etwas geändert hätte. Bereits mit dem Ende des Sommerfahrplans 1965 war die Verdieselung des Reisezugverkehrs um Oldenburg weitgehend abgeschlossen; die meisten Oldenburger 23er kamen nach Emden, so auch 23 078, für die dieses Bw Endstation sein sollte (z 24.3., +2.6.71).
Bild 2 wurde ca. 20 Minuten später aufgenommen und zeigt einen VT 98 (Nummer unbekannt) als 2955 Leer – Oldenburg. Die als „Nebenbahnretter“ bekannten Schienenbusse waren eben auch auf Hauptbahnen unterwegs, zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg sogar zeitweise als Eilzug. Ich mochte diese Fahrzeuge nie so recht: erstens machte ich sie für das Ende des Dampfbetriebes mancherorts verantwortlich und zweitens gab es für mich kaum ein DB-Fahrzeug, das schlechter durch Kurven fuhr!
Wenn man genau hinsieht, entdeckt man, dass am Schluss des Zuges ein Kesselwagen eingestellt ist, möglicherweise ein „Moha“-Kesselwagen, mit denen seinerzeit Milch von der Westersteder Molkerei nach Frankfurt gefahren wurde. Eigens für diese Transporte war Ende der Fünfzigerjahre in Westerstede ein schätzungsweise 300 m langes Anschlussgleis verlegt worden, das straßenbahnmäßig in einer Art Feldweg verlief.
Bild 2
Anhand dieser beiden Fotos ist mir im Nachhinein aufgegangen, weshalb mein Vater Bahnreisen grundsätzlich in Bad Zwischenahn antrat und nie im eigentlich näher gelegenen Ocholt: die Züge wurden vorzugsweise an den Hausbahnsteig geführt, und man kam meistens ohne Treppensteigen (mit Koffern) an den Zug. In Ocholt hingegen musste man grundsätzlich durch die Unterführung.
Ocholt hatte seinerzeit ein stattliches Bahnhofsgebäude, nicht ganz so repräsentativ wie das in Westestede, aber durchaus zeigenswert. Zu der Zeit hatte ich mit Architektur nicht so sehr viel am Hut – ein eigenes Foto wurde dafür nicht „verschwendet“, aber immerhin habe ich in der Bahnhofsgaststätte eine Postkarte gekauft, s. Bild 3. Die Straße, die im Vordergrund am Empfangsgebäude vorbeiführt, kreuzt ein Stück weiter rechts die Bahn (Aufnahmestandort für Bild 4).
Bild 3
Das schöne Gebäude ist irgendwann – ich vermute, in den Siebzigern – als Rationalisierungsmaßnahme abgerissen worden. Ich hoffe, es gibt wegen der Wiedergabe des Fotos jetzt keine Urheberrechtsprobleme; ich habe erfolglos nach der Foto-Firma in Münster recherchiert; aus derselben Quelle werden aber auch andere Postkarten im Netz gezeigt.
Am 2.1.1964 hat eine Delegation des Pfiff-Klubs „Freie Fahrt“ einen Fahrradausflug nach Ocholt gemacht, und ich habe mich wieder mit der Bessa abgemüht. Die Bewegungsunschärfe bei Bild 4, über die ich zunächst sehr unglücklich war, beurteile ich im Nachhinein nicht mehr so kritisch, dokumentiert sie doch, dass der Zug, den 23 095 hier am Haken hat, Ocholt ohne Halt passiert. Es ist der E 491 Bremen – Groningen, der zwischen Oldenburg und Leer – im Gegensatz zu heutigen Intercitys – planmäßig keinen Halt eingelegt hat. Es gab auf dieser Relation zwei Eilzugpaare (490 – 93), ein weiteres grenzüberschreitendes auf Teilstrecken; ob letzteres aber schon 1964 fuhr, weiß ich nicht.
Mich würde interessieren, wie die Traktion jenseits von Leer aussah; ein Fahrtrichtungswechsel fand in Leer nicht statt; von daher hätten die 23er am Zug bleiben können. Vielleicht hat jemand dazu Unterlagen oder kann Beobachtungen beisteuern.
Bild 4
23 095 war 1959 von Jung an das Bw Oldenburg Hbf abgeliefert worden, machte auch den o.g. Wechsel zum Bw Rbf mit, kam danach erst über den Umweg über das Bw Osnabrück Rbf (1965 – 67) zum Bw Emden (bis 9/71) um schließlich beim Bw Saarbrücken nach 10monatigem Einsatz in den z-Bestand zu wechseln (+8.11.72).
Das nächste Bild (5) wurde von der anderen Seite des Bahnübergangs aus aufgenommen und offenbart wieder den unsicheren Umgang mit der Bessa (winziger Sucher): um 20 Grad nach links geschwenkt, hätte es ein ganz gutes Foto werden können. So ist es ein Bild, das gerade noch dokumentiert, dass 23 057 einer weiteren 23er Vorspann leistet. Ich bin sicher, dass die beiden Loks einen recht kurzen Personenzug aus Richtung Leer am Haken hatten; in meinem 65/66er Kursbuch gibt es zu der fraglichen Zeit den Triebwagen 2957; möglicherweise verkehrte der zwei Jahre vorher noch lokbespannt, oder wir haben hier Triebwagenersatz. Hinter den Bäumen kann man im Hintergrund den Torso der ehemaligen Ocholter Windmühle erahnen. Solche flügellosen Mühlen gab es damals im Ammerland zuhauf.
Bild 5
Die 23 057 war 1961 von Bingerbrück nach Oldenburg gekommen, wechselte schon am 1.5.65 nach Emden und wurde da nach Ablauf des Jahres 1968 z-gestellt. Weitere Foto-Versuche vom 2.1.64 sind nicht vorzeigbar; erwähnenswert ist, dass wir noch zu einem Führerstandsbesuch auf 50 1451 (einschließlich 20 m Mitfahrt) eingeladen wurden, meinem ersten und über Jahre einzigen auf einer Betriebslok.
Einen Monat später, am 3.2.1964, waren wir wieder in Ocholt, wo ich meine ersten Gehversuche mit der Agfa Isoly 2a unternahm. Auch das kostete erstmal Lehrgeld, wie an Bild 6 zu erkennen. Eigentlich wollte ich dieses Bild gar nicht zeigen, weil es völlig unterbelichtet und mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln auch nicht zu retten ist. Aber: es zeigt die Ocholter Bahnhofs-Köf (6610), die ich schon in meinem Westerstede-Beitrag vorgestellt hatte, mit einem oben erwähnten Moha-Milchtankwagen, der hier erheblich besser zu sehen ist als auf Bild 2. Die Köf rangiert offenbar ihre aus Westerstede gebrachten Wagen auf die richtigen Gleise für die Weiterbeförderung.
Bild 6
Ansonsten gab es nicht viele Zugbewegungen, Güterverkehr auf der Hauptstrecke gar nicht. Den Grund hatten wir schnell gefunden: Gleisbauarbeiten. Irgendwann kam der in Bild 7 gezeigte Skl vorbeigefahren. Mit Nebenfahrzeugen kenne ich mich überhaupt nicht aus; für Präzisierungen wäre ich deshalb dankbar.
Bild 7
An einer Stelle im Bahnhofsbereich war die in Bild 8 gezeigte Stopfmaschine im Einsatz; wenn ich mich richtig erinnere, war das in der Nähe des Abzweigs nach Westerstede.
Bild 8
Mangels Zugbewegungen fotografierte ich, was es sonst noch so gab, z.B. das Schrankenwärterhaus am Bahnübergang, der ein paar hundert Meter weiter westlich von dem oben erwähnten Bahnübergang direkt am Bahnhof war; heute heißt die kreuzende Straße Westring, ob damals auch schon, kann ich nicht sagen. Im Hintergrund ist wieder der Mühlen-Torso zu sehen.
Bild 9
Zu guter Letzt kam dann doch noch ein Reisezug mit einer 23er. Ich war offenbar der Meinung, von der Baureihe genug Totalaufnahmen im Kasten zu haben und wollte mich an einer Detailaufnahme versuchen – vom rechten Zylinder. Das Ergebnis – nun ja – seht Ihr in Bild 10. Ich habe mir leider nicht einmal notiert, um welche Lok es sich gehandelt hat.
Bild 10
Der nächste Fahrradausflug nach Ocholt, von dem Fotos existieren, fand 1 ½ Jahre später statt, am 14.8.1965, einem Samstag. Die Verdieselung war weit fortgeschritten; zumal an Wochenenden konnte man hier bei Reisezügen nicht mehr mit Dampfbespannung rechnen. Von Ocholt aus gönnten wir uns den Luxus einer Bahnfahrt nach Bad Zwischenahn und zurück.
Für die Hinfahrt nahmen wir den 1251, der insofern eine Besonderheit darstellte, als dass er aus Cloppenburg kam und somit zusammen mit dem Gegenzug 1250 das einzige Reisezugpaar auf der Kursbuchstrecke 220a Cloppenburg – Ocholt bildete. Einzelheiten zu dieser Strecke, deren nördlicher Teil heute von der Museumsbahn Ammerland – Barßel – Saterland genutzt wird s. [
www.laenderbahn.info]. Zwei Jahre vorher hatte ich diesen Zug noch mit einer 50er gesehen; jetzt kam er mit einer V 100, die mir kein Foto wert war. Die nächsten beiden Fotos stammen vom Aufenthalt in Zwischenahn. Immerhin wurden Güterzüge noch mit Dampf gefahren.
Bild 11
Die Strecke Oldenburg – Leer ist eingleisig; der Güterzug mit der Bremer (?) 50 1328 wartete auf Gleis 2 die Kreuzung mit einem Eilzug ab, und zwar mit dem Zug, mit dem wir wieder nach Ocholt zurückfahren wollten.
Bild 12
Die Verhältnisse waren zum Fotografieren eher suboptimal: es gab die Wahl zwischen Sonnenseite mit Signalen davor (Bild 11), oder der Schattenseite (Bild 12). Zurück nach Ocholt sind wir mit dem E 667 (Bad Harzburg – Emden Süd) gefahren, Zuglok : V 160 036, die erst fünf Monate vorher, am 12.3.65 von MaK an das Bw Oldenburg Hbf geliefert worden war, als erste ihrer Art – sie glänzte auch noch richtig!
Bild 13
Die beiden Bilder der Lok sind nach der Ankunft in Ocholt entstanden. Das Häuschen auf dem linken Bahnsteig sowie das Dach rechts (Bild 13) gehören zu den Überdachungen der Bahnsteigzugänge aus der Unterführung. Nicht nur das Empfangsgebäude, auch die Nebengebäude in Ocholt konnten sich durchaus sehen lassen.
Bild 14
Es muss an dem Nachmittag noch recht warm gewesen sein, zumal auf dem Führerstand: der Lokführer nutzte den Halt für einen kurzen Aufenthalt im Freien (Bild 14). Die späteren Stationen der Lok: Gelsenkirchen-Bismarck, wieder Oldenburg und letztlich Oberhausen-Osterfeld Süd (z 15.6.94, + 20.5.95).
Der nächste Ort von meinem seinerzeitigen Wohnort Westerstede aus, an dem man noch in nennenswerten Umfang Dampfbetrieb erleben konnte, war Leer (Ostfriesland). Und so hatte ich mich am 6.3.1966 per Fahrrad nach Ocholt und weiter per Bahn dorthin begeben. Nur: die Enttäuschung war groß: es war Sonntag, und solange ich da war, fuhr – natürlich – kein einziger Güterzug. Auf der Emsstrecke kamen genau zwei Reisezüge mit Dampf, die ich bei späterer Gelegenheit zeigen kann. In meiner Not habe ich dann fotografiert, was da war: Oldenburger V 160.
Bild 15
Bild 9 zeigt den nur sonntags verkehrenden 1960, mit dem ich gekommen war, sicher keine Fuhre, die die V160 040 vor Probleme gestellt hätte (Bild 15).
Und dann habe ich tatsächlich noch ein weiteres V 160-Foto gemacht: die 039 und 040 nebeneinander reizten doch, auch, wenn die Lichtverhältnisse alles andere als gut waren (Bild 16).
Bild 16
Die Stationen – für die 216 040 auch das Ausmusterungsdatum – waren etwa die gleichen wie die oben für die 036 aufgeführten. Die 039 kam aber von Osterfeld Süd noch nach Gießen und wurde erst am 21.12.01 z-gestellt (+1.4.03).
Das letzte Bild (17) stammt aus einer Zeit, in der ich normalerweise für eine V 160 nicht mehr die Kamera hochnahm (30.12.1968). Ich war damals der Meinung, ich hätte von der Sorte genug im Kasten und konzentrierte mich auf alles, was dampfte – und an dem Tag dampfte es in Leer, wo die Aufnahme entstand, prächtig! Die, sagen wir ´mal, ungewöhnliche Front von V 160 058 hat mich dann doch dazu gebracht, von diesem Prinzip abzuweichen.
Bild 17
Zweifellos hatte die Lok einen Crash gehabt, aber mit welchem der Unfallgegner? Ein Schienenfahrzeug kann es kaum gewesen sein, denn dann hätte es ´was auf die Puffer gegeben. Auch Lkws und Traktoren können kaum diese hochgelegene Delle verursacht haben, ohne auch darunter Spuren zu hinterlassen. Ein Bagger oder dergleichen kommt mir in den Sinn. Oder sollte der vordere Puffer doch etwas mitbekommen haben; bei nochmaligem Hinsehen scheint mir, er „hängt“ etwas. Offenbar herrschte Ende 1968 in Oldenburg Lokmangel; denn man hat ein bisschen Plexiglas vor die beschädigten Fenster geschraubt und die Lok wieder auf die Strecke geschickt. Glück für das Bw Oldenburg, dass es noch kein Eisenbahn-Bundesamt gab!
Das war alles, was ich von der alten Kursbuchstrecke 221a zeigen kann – zu Oldenburg selber wird es am Schluss der Reihe einen eigenen Beitrag geben. Den nächsten Bericht, Thema Wilhelmshaven, werde ich, weil es deutlich mehr Bilder sind, auf jeden Fall in zwei Teilen präsentieren: Teil 1: 1964 und Teil 2: 1965 – 67; letzteren werde ich noch um ein paar Bilder von Inselbahnen ergänzen.
Bis dann
Klaus
Quellen: alle Angaben bezüglich Stationierungen, Ausmusterungen etc. aus [
www.revisionsdaten.de]
P.S.: Ich wünsche allen HiFo-Freunden ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und ein glückliches, erfolgreiches Jahr 2014!
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:12:18:11:31.