Buir, KBS 480, 4000 Einwohner, Bedarfshalt seit 1841.
"…und in der Kneipe an der Ecke sieht es heute noch so aus wie in den Neunzigern" Knipsbilder die gerade einmal fünfzehn Jahre alt sind. Ohne Dampfloks und alles mit Dürr-Keksen. Fast alles hier an diesen Bahnanlagen ist heute nicht mehr so wie es damals war. Ausbaustand der Mittsechziger, eine zweigleisige Bundesbahn-Hauptstrecke ohne Fachwerbauten, kein Mittelgebirge, nichts. Touristisch vollkommen uninteressant, Eisenbahnfreunde fotografieren hier nicht, Sonderfahrten finden auch sehr selten statt, Bauern wohnen hier und Bergheimer mit Mantas. Der Ausbaustreckenbau und alles wird anders, Gebäude verschwinden, verlieren ihre Funktion, verstecken sich hinter Lärmschutzwänden. Kein Gleis mehr dort wo es früher lag, heute ist alles verändert. Deshalb.
Plattes Land, Schäfchenwolken, Sommer. Hier kann man sich doch gut hinsetzen, Flasche Bier und einfach den Zügen zugucken. Für die Neunziger ist der Bahnhof in einem guten Zustand, kaum Graffity, Erfolg des Schrankenwärterbüdchens von wo man einen guten Blick über das ganze Gelände hat. Schmierer mögen sowas nicht. Üppiges Grün. So war das natürlich früher nicht gedacht aber seit den Achtzigern, seit die Ökos immer mehr das Sagen haben, ist das halt so. Karl der Käfer. Früher kam da einfach der dicke Kesselwagen mit dem Unkraut-EX und, Zonk, mal kräftig drübergejuscht und Karl der Käfer war platt. Und das ganze Gestrüpps und die armen Blümchen halt auch. Wahrscheinlich sind sie damals noch mit Gepäckkarren über den Bahnsteig gefahren. Ausschließen würde ich das nicht.
Ganz links, das kleine gelbe zugewucherte Büdchen war mal eine Gleiswaage aber ich glaube Gleise lagen da jetzt schon nicht mehr. Rechts, nicht mehr im Bild die Malzfabrik und früher auch die Brennerei: "Buirer-Sprit-Fabrik", aber letztere ist schon seit langem Geschichte. Sprit kriegt man an der Tankstelle. Einen Gleisanschluß hat es dort einmal gegeben aber das ist nun schon lange vorbei.
Parkplatzseite. Baum. Die Lampen aus den fünfziger Jahren, ein rostiger Fahrradständer. Ungefähr hier führt heute die neue Strassenunterführung lang, seitdem ist der Bahnübergang Geschichte, das Stellwerk weg und die Graffitysprayer haben freie Bahn. Und Lärmschutzwände natürlich, überall…
Das alte Emaillebahnhofsschild ist gerade runter, an der Wand sieht man noch den Fleck. War ja nicht alles schlecht früher, es gab hier mal ein hölzernes Schutzdach, habe ich auf einer alten Ansichtskarte gesehen. Bestimmt nicht mehr seit der Elektrifizierung, 1966.
"Ausgang Stadtmitte" ist auch der Knaller. Wenn Du vierzig Kilometer in die angezeigte Richtung läuft, dann haste eine Stadtmitte: Die von Köln. Aber in Buir? Vielleicht der Edeka-Markt? Wo sie das Schild wohl geklaut haben?
Der Eingang. Sieht doch gar nicht so unromantisch aus? Holztüre, die Betontreppe mit den Geländern, Postkasten - da wissen heute manche schon gar nicht mehr wie man damit umgeht. Sogar die Bundesbahnuhr ist noch da und sie scheint zu funktionieren.
Links steht schon das Schid: Ausbaustrecke - gebt uns all' euer Geld… Das Gebäude steht noch, da ist irgendwas mit Schallplatten drin, das EMI-Archiv. Fahrkarten gibts am Automaten, gut, das war vor fünfzehn Jahren auch schon so, wann sie mit dem Verkaufen aufgehört haben? Keine Ahnung. Und einen Warteraum braucht ja heute niemand mehr oder ein Klo. Haben ja jetzt alle Jack Wolfskin Jacken an, für Outdoor und Vollbart.
Den Bahnübergang müssen wir uns auch mal näher ansehen. Sowas ist ja eher unbeliebt und so leer wie auf diesem Bild war das ja auch nicht immer, Zehn Minütige Zugfolge war eher Regel denn Ausnahme. Und da steht man dann und beißt ins Lenkrad.
Bf - Buir Fahrdienstleiter oder was? Komisches Ding, aus den frühen Sechzigern schätze ich mal. Von hier wurde noch die Anrufschranke in Dorsfeld mitbedient. Eigentlich ein lustiges Teil, hätten die von Faller auch drauf kommen können.
Hier haben sie eine Regionalbahn auf den Rand genommen, Überholung durch den verspäteten Belgier, und jetzt geht es zurück aufs richtige Gleis, Richtung Köln. Ja man konnte direkt vom Bahnsteig auf die Straße gehen und viele haben das auch gemacht. Musste man aufpassen daß der Zug einen nicht mitfetzt. Natürlich standen da Verbotsschilder…
Exakt dieselbe Stelle, Blick in Gegenrichtung, die Bahnsteigunterführungen sind natürlich nicht so der architektonische Bringer, früher sind sie sicher alle über den Bahnübergang auf die Bahnsteige gekommen, das Wirtschaftswunder hat dann diese Liederlichkeit ratzfatz beseitigt. Geld ist kein Problem, der Kornspeicher im Hintergrund ist natürlich heute auch verschwunden. 150 034-7 noch mit alten Fenstern und Lüftern. Eine schöne Lok.
Kommt, eine Achtzehner muß sein, 1806 am 8. April 1999. Alle übrigen Bilder von 1997 - 2001.
Freundlichen Gruß, Carsten