Hallo,
hier ist die 4. Fortsetzung meines sonntäglichen Reiseberichts. (Ja, ich weiß, es ist inzwischen schon Montag, aber Verspätungen sind bei der Eisenbahn ja heutzutage normal?) ;-)
Zunächst noch einmal die Links zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3:
1972: Wochenend-Herbstrundfahrt Teil 1 (Horb/Rottweil, m. 26 B.)
1972: Wochenend-Herbstrundfahrt Teil 2 (Rottweil, m. 21 B. und 10 Scans)
1972: Wochenend-Herbstrundfahrt Teil 3 (Rottweil, m. 22 B.)
Bild 1: Nach wir am
23.09.1972 im Bw Rottweil alles, was Räder hatte, abgelichtet hatten, wurde die vormittägliche Ruhe jäh durch eine aus Norden aus dem Statdttunnel rollende 50er gestört. Für mich hieß das, einen kleinen Kurzstreckenlauf an das andere Bahnhofsende anzutreten, wobei mir allerdings eine Weiche ein Bein stellte und ich unsanft in Kontakt mit dem Schotter kam. So wurde aus der Aufnahme der einlaufenden 052 839-8 mit ihrem Güterzug nur ein Notschuss. Es müsste sich um den Ng 16957 Horb-Rottweil gehandelt haben.
Von der Restaurierung der 052 839-8 gibt es keine Aufnahmen, ich meine, man hätte die Lok auch nicht restauriert, weil sie in Kürze wieder nach Horb fuhr. Inzwischen hatte sich noch ein weiterer Eisenbahnfreund eingefunden, von dem ich leider nur weiß, dass er Klaus hieß, aus Esslingen kam und Lehrling im AW Stuttgart-Bad Canstatt war. Vielleicht liest er hier mit?
Bild 2: Die Sonne verleitete noch zu zwei Standfotos von 051 019-8 auf ihrem Kurzzeitparklatz...
Bild 3: ...und von 052 839-8, die vor der kalten 051 202 und der 051 019 steht.
Bild 4 und 5: Ein weiterer Güterzug lief ein, diesmal aus Süden. Es wäre Gegenlichtbild gewesen, so wurde kein Foto gemacht. Dennoch würde ich mich freuen, wenn einer der mitlesenden Altpapiersammler diesen Ng(?) identifizieren könnte. Zuglok war die Ulmer 050 735-0, die anschließend natürlich ins Bw kam. 052 839-8 bespannte anschließend diesen Güterzug bis Horb.
Bild 6: Beim Wasserfassen war man wieder einmal großzügig.
Bild 7: 050 735-0 auf der Drehscheibe.
Bild 8: Die folgenden 3 Aufnahmen wurden mit der 6x6-Kamera gemacht, leider bekam der Film einen Lichteinfall. Daher beschränke ich mich auf 3 Aufnahmen. 051 019-8 zieht hier zügig mit einer Wagengruppe am geschlossenen Ausfahrsignal vorbei, um nach einer Sägefahrt auf den Ablaufberg zu ziehen.
Bild 9: Die ersten Wagen sind abgedrückt, 051 019-8 steht am Scheitel des Rottweiler Ablaufbergs. Angesichts der Nähe zum Stellwerk blieben wir natürlich auf Distanz zum Geschehen, weshalb mir hier auch die Gräser vor der Kamera rumwedelten.
Bild 10: Nur wenig Wagen fanden auf dem Ausziehgleis Platz, weshalb unsere 50er mehrmals abdrücken musste. Hier geht es mit der nächsten Wagengruppe wieder ins Ausziehgleis. Das Abdrücken war schlecht zu fotografieren, aber ein Video wäre ein Genuss geworden: Der Lokführer riß für jeden Wagen - oder Wagengruppe - den Regler voll auf, die 50er donnerte zwei Radumdrehungen vor, dann Regler zu, Bremse reingeknallt. Und der Wagen rollte. Insgeamt waren es drei Wagengruppen mit je 7-8 Wagen, die so sortiert wurden.
Mittlerweile hatte der Heizer seine Freude an uns Jungen, und nachdem die 051 019 wieder unten beim Bw stand, lud er und auf den Führerstand ein. Zur Begrüßung gab er erstmal ein Bier für jeden von uns aus. Er trank sichtlich nicht sein erstes Bier an diesem Vormittag mit uns, was aber verständlich war angesichts der schweren Arbeit, die er als Heizer leistete. Er bot uns sogleich einen umfassenden Überblick über die anstrengende Tätigkeit eines Heizers und insbesondere der eigenen herausragenden Momente seines knochenharten Jobs. Wir erzählten natürlich unseren Part, woher, warum, und so weiter. Eine wunderbare Stammtisch-Atmosphäre entwickelte sich in kurzer Zeit auf dem Führerstand. Unser Held der schwarzen Zunft hatte allerdings nicht vor, den ganzen Nachmittag mit uns zu verbringen, sondern erklärte uns, dass er sich jetzt bis zum nächsten Einsatz auf Ohr hauen würde. Wir dürften gerne auf der Lok bleiben, sollten nur nichts machen.
Da saßen wir nun also, drei Halbwüchsige, auf dem Führerstand einer 50er! Es war einfach genial. Wir saßen da und quatschten, als wäre es selbstverständlich. Irgendwann machte sich allerdings ein Defizit unserer Tagesplanung bemerkbar: An die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme hatte irgendwie keiner gedacht. Inzwischen war es etwa halb drei, keine gute Zeit für ein Mittagessen in einem Gasthaus. Es gab ja noch keine Fast-Food-Ketten, in denen man rund um die Uhr Hamburger bekommen kann! Ja, früher war alles besser - oder?
Die Bahnhofsgaststätte war allerdings wegen Betriebsferien geschlossen. Wir machten uns im weiteren Umkreis des Bahnhofs auf die Suche nach einer weiteren Gaststätte - und fanden auch eine. Ihr könnt Euch unsere Gesichter vorstellen, als wir an der Eingangstür ein Schild vorfanden: "Wegen Betriebsferien geschlossen"!
Letztlich fanden wir eine Kiosk, der zum Glück außer alkoholischen Getränken auch noch ein paar Schokoriegel und Leibnitz-Kekse im Angebot hatte. Nichtalkoholische Getränke gab's natürlich nicht, aber der größte Hunger war gestillt, der Durst musste warten. Da wir ja inzwischen in Begleitung eines Eisenbahners (Klaus, mit Dienstausweis ausgestattet) waren, kehrten wir ohne Umweg quer über die Gleise auf den Führerstand der 051 019 zurück.
Irgendwann kamen dann auch Heizer und Lokführer der 051 019 zurück, und wir durften mitfahren, als es zum Gleis 1 ging, wo ein Postwagen geholt werden musste.
Bild 11: 051 019-8 holt einen Postwagen von Gleis 1:
Dort mussten wir dann runter von der Lok. Unter völliger Ignorierung sämtlicher Dieselleistungen verkrümelten wir uns anschließend in unser Hotel zum Abendessen. Am nächsten Tag, dem
24.09.1972, sollte es um 7.05h nach Horb und von dort weiter nach Tübingen gehen. Wir zahlten also am Abend schon das Hotel und nahmen das Frühstück mit aufs Zimmer. Völlig erledigt fielen wir sehr früh in die Betten.
Mit etwas Verspätung wegen Kurswagenumsetzens fuhren wir am nächsten Morgen hinter einer Ulmer 215 bis Horb (an 7.40h). Um 7.48h ging es mit einem Schienenbus weiter nach Tübingen (an 8.26h)
Wer Tübingen kennt, weiß, das der Weg zum Bw etwas weiter ist. Wir schafften den Fußweg in 20 Minuten, denn wir hatten einen recht straffen Zeitplan für diesen Sonntag. Heilbronn, Heidelberg und Mannheim standen noch auf dem Plan.
Wir betraten die Lokleitung des Bw Tübingen und stellten die üblichen Frage (Bw-Besuch). Gegenfrage: Ob wir über 21 wären. Lügen hatte keine Zweck, man sah uns die 15 bzw. 16 Jahre an. Tja, dann könne er uns den Besuch des Bw nicht gestatten. Nachfrage: Und wenn wir uns über das Verbot hinwegsetzen? Antwort: Da könne er auch nichts machen, aber die Bahnpolizei würde uns schon rauswerfen.
Wir verließen die Lokleitung, und als wir um die Ecke des Gebäudes kamen, stand dort auch sogleich ein VW-Bus der Bahnpolizei. Das bemerkten wir dann auch schnell - die hatte hier eine Dienststelle. Wir sahen uns sozusagen gezwungen, auf direktem Weg durch den Lokschuppen der Gefahr der Entdeckung zu entgehen. Klar war: Es würde jetzt alles schnell gehen müssen.
Bild 12: Auf der anderen Seite des Schuppens fanden wir 064 519-2 vor, die hier in ihrem Heimat-Bw vor sich hin schmauchte. Man beachte die Laufradbremsen.
Bild 13 und 14: Ebenso hatte 038 772-0 Wochenendruhe. Für ein vernünftiges "links schräng von vorne" Bild fehlte leider der Platz.
Bild 15: Weiter hinten stand die Schwesterlok 064 518-4 mit frischem rot-schwarzen Farbkleid. Das war ein Farbfoto wert! Man beachte wiederum die Laufradbremsen.
So, die Regie meint, ich soll den Spannungsbogen aufrechterhalten und die Fotos der abgestellten P 8 erst im nächsten Beitrag zeigen. ;-)
Und die Uhr meint, es ist Zeit, ins Bett zugehen, also freut Euch auf nächsten Sonntag, dann hoffentlich nicht erst zu nachtschlafender Zeit!
Grüße
Rolf
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:12:09:01:06:35.