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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
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Im letzten Teil bin ich etwas “schnell” über den heute noch betriebenen Abschnitt der heutigen S7 hinweggegangen. Als kleiner Nachtrag daher hier noch eine Aufnahme eines klassischen Münchner 420 zwischen Hohenschäftlarn und Baierbrunn


Nachdem ich im letzten Teil dieser Reise entlang der Isarthalbahn ein dunkles Kapitel in der Geschichte dieser Bahn in den Mittelpunkt gestellt habe, geht es heute deutlich lieblicher weiter.
Bislang lernten wir die Isarthalbahn ja schon als:

- frühzeitliche, zweigleisige und elektrifizierte “S-Bahn” [www.drehscheibe-foren.de]
- Mittelpunkt eines modellbahngerechten Betriebswerkes [www.drehscheibe-foren.de]
- romantischen innerstädtischen Schienenstrang [www.drehscheibe-foren.de]
- und missbraucht als Transportweg für Vernichtungswaffen [www.drehscheibe-foren.de]


kennen - heute soll es bedeutend ruhiger werden. Den Rest der Fahrt legen wir nun in dünn besiedelter, oberbayerischer Voralpenlandschaft zurück. Keine Industrie, nur kleine Ortschaften, viel Landschaft, wenig Mensch - mag entspannend klingen, ist aber vielleicht auch nicht gerade die ideale Voraussetzung für eine Bahnstrecke. So ist der Abschnitt ab Wolfratshausen im Gegensatz zum München-nahen Bereich dann auch immer als Nebenbahn verstanden worden.

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Ich beendete den letzten Beitrag mit diesem Foto des letzten Meter Gleises, knapp zwei Kilometer hinter der letzten betriebenen Station Wolfratshausen, am südlichen Rand des Gewerbegebiets WOR gelegen. Kurz vor dem Ort Gelting endete der verbliebene Schienenstrang. Im Rahmen des in den 70ern entstandenen Zubringers zur Autobahn A95 verschwanden die Spuren der Isarthalbahn hier völlig. Auch von der hübschen Loisachbrücke bei Gelting ist nichts mehr zu sehen. Nur der “Bahnhofsweg” zeugt noch von der Vergangenheit. Nur - Gelting hatte gar keinen Bahnhof! Doch der Weg führte zur Station “Degerndorf”, die sich 2,6 km nach Wolfratshausen befand. Der Ort Degerndorf dagegen ist etwa zwei weitere Kilometer und gut 100 Höhenmeter oberhalb des Loisachtals - man muss nicht alles verstehen. Alle Spuren dieses Haltepunktes sind heute unter einem viele Meter hohen Straßendamm verschwunden.

Auf dem weiteren Weg schmiegt sich die Isarthalbahn nun nahe an die Anhöhe, die das Loisachtal vom Starnberger See trennt. Hier kreuzte die alte Bahn die Verbindungsstraße nach Penzberg erstmals, um in den Weiler Achmühle zu führen. Hier konnte man nun auch wieder Spuren der Strecke ausmachen. In Achmühle befand sich der Haltepunkt “Bolzwang” (Müsig zu erwähnen, dass Bolzwang etwa 1 km von Achmühle entfernt, und immer noch näher an der Bahn lag, als das erst später auf der Höhe folgende Degerndorf, von dessen Haltepunkt wir inzwischen schon weitere 1,5 km entfernt sind).


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Spartanisch und weit entfernt von der Grazie der Bahnhofsbauten im Münchner Abschnitt: Kaum größer als das exponierte “Klohäusl” - der Haltepunkt Bolzwang Ende der 30er Jahre

Unmittelbar am südlichen Ende des heutigen Achmühle kreuzte die Isarthalbahn erneut die Straße nach Penzberg und bleibt nun längere Zeit unterhalb und links von dieser. In den 80er Jahren erkannte man in diesem Abschnitt die alte Bahn noch sehr deutlich, Schotter und Kilometersteine markierten die alte Trasse. Heute beginnt hier ein Radweg, der dem weiteren Verlauf bis Beuerberg komplett auf der Trasse folgt. Kurz vor Eurasburg wechselt die Strecke erneut die Straßenseite. Heute erkennt man in Eurasburg das ehemalige Bahnhofsgelände nicht mehr. Eine nicht bebaute und teilweise als Rastplatz gestaltete Fläche neben der Staatstraße markiert die alte Bahnhofslage, während das Gleisfeld teilweise für die neue Durchfahrtsstraße verwandt wurde.

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Kurz hinter Bolzwang führt die alte Trasse noch über eine Brücke, kurz darauf ein Kilometer-Stein

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Ein supernetter Eisenbahnfreund, Christian Arbeiter, stellte mir vor vielen Jahren Fotos von meinen favorisierten, stillgelegten Strecken (Isarthalbahn, Aibling-Feilnbach, Schongau-Kaufbeuren) zur Verfügung, die er jeweils kurz vor der Stilllegung bereist hat. Hier sehen wir eines seiner Aufnahmen im Mai 1972, aufgenommen aus dem 798 bei der Einfahrt in Eursburg auf dem Weg nach Wolfratshausen

Jetzt trennt sich die Streckentrasse rechterhand von der Straßenführung und steigt nun stetig an. Bei der südlichen Ortseinfahrt befand sich in den 80ern noch eine Brücke, die inzwischen jedoch samt beiderseitigen Rampen entfernt wurde, aber anschließend wird die alte Trasse wieder sichtbar und der Radweg führt in weit geschwungener Linkskurve nun hinauf nach Beuerberg. Bei Lengenwies liegt sie nun auf einem hohen Damm und gibt damals den Reisenden, heute den Radlfahrern einen herrlichen Panorama-Blick aufs Voralpenland frei. Einen guten Kilometer vor Beuerberg schwenkt die Trasse, durch moorig, saftige Hänge führend, (sogar an einem Skilift vorbei) nach Osten ab, um die Verbindung zur Seeshaupter Anschlussstelle der BAB 95 zu kreuzen. Die Steigung bricht ab, und der Bahnhof Beuerberg wird erreicht.

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So lernte ich Anfang der 80er Jahre den Bahnhof Beuerberg kennen. Wüßte man es nicht besser, würde man nach dem nächsten Zug nach München oder Bichl fragen wollen. Ein Vergleich zum Foto von 1939 zeigt: Die Zeit scheint stehengeblieben…..
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Auf der Gleisseite aber sehen wir die Veränderungen. Hier wieder 1939. Der Wasserturm, so spekuliere ich mal, steht im Zusammenhang mit den kriegswichtigen Transporten. Hier wurde offensichtlich bei den schweren Güterzügen eine sichere Wasserversorgung sichergestellt und dieser markante, alles überragende Wasserturm errichtet. Als ich 1980 vor Ort war, hatte sich die Nutzung doch markant verändert. Beachtet den Kilometer-Stein am linken Anfang der Wäscheleine!(Baum)
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Nochmals ein Vergleich: „Mein Bahnhof“ 1980 und auf dem Foto von Chr. Arbeiter, damals als Ewig vergangen gefühlt, aber nur „läppische“ 8 Jahren entfernt, im Mai 1972
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Wolfratshausen - Beuerberg, dieser Abschnitt der Isarthalbahn wurde, im medialen Schatten der S-Bahn-Eröffnung nach Wolfratshausen gut versteckt, im Mai 1972 stillgelegt. In den letzten Betriebsjahren pendelte nur noch ein Solo-798 auf diesem Streckenteil. Wie erwähnt, diese Region ist nicht stark besiedelt, auch die touristische Nutzung ist nicht vergleichbar mit dem Naherholungsgebiet im südlichen München. Bevor der Schienenbus hier Einzug hielt, verkehrten bis Beuerberg noch Dampfzüge mit der Baureihe 64 bespannt.

Wie sich der Güterverkehr in den letzten Betriebsjahren, also in den späten 60ern und frühen 70er darstellte, das kann ich leider nicht beantworten. Vielleicht weiß ja jemand mehr.

In Vorbereitung zu diesem Bericht besuchte ich den Bahnhof Beuerberg vor einigen Wochen. Das lange noch erkennbare Bahngelände war, das wusste ich schon, vor ca. 10 Jahren im Rahmen einer Ortsumfahrung von der Landkarte getilgt. Aber nun musste ich feststellen, der in den 80er Jahren mehr und mehr von Neubauten “eingebaute”, aber noch gut erhaltene Bahnhof - er war nicht mehr da. Nur noch der Wasserturm zeugt heute von dem romantischen Bahnhofsesemble Beuerberg.



Wenn ich die “Signale” der Münchner Isarthalbahn-Freunde richtig verstanden habe, so soll sich meiner heutigen Exkursion, “einzigartig” in der Hifo-Geschichte, nun noch ein “Flugbericht” anschließen. Ich bin gespannt!

Gespannt sein könnt Ihr aber auch auf meine letzte Fortsetzung dieser Reihe. Auf dem weiteren Weg nach Bichl finden wir noch einige markante Relikte der alten Bahn. Einen Ort, den es nicht mehr gibt, einen Tennisplatz mit Gleisanschluss und Dornröschens Lieblingsbahnhof.


Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69




3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:11:15:09:56:27.

Re: Spurensuche (5) - Isarthalbahn Wolfratshausen-Beuerberg

geschrieben von: Flo

Datum: 13.11.13 23:51

Schöne Serie!

Als Ergänzung, in einem anderem Forum ist von Claus-Jürgen-Schulze vor ca. 3 Jahren eine Bilderserie erschienen, die den Schienenbusbetrieb zwischen Wolfratshausen und Beuerberg Anfang der 70er Jahre dokumentiert. Auch ein Bild der Geltinger Loisachbrücke, auf deren Trasse sich heute die Brücke des Autobahnzubringers befinden dürfte, ist dabei.

[20488.foren.mysnip.de]

Auf ein paar Bildern sind auch Güterwagen in Beuerberg zu sehen. Da das Güteraufkommen sehr gering gewesen sein dürfte, vermute ich mal, dass anfallende Wagen vom planmäßigen Schienenbus mitgenommen wurden.



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:11:13:23:57:20.
Hallo Bernd
Vielen Dank für die interessanten Beiträge über die Isartalbahn. Da ich außer Bichl und Kochel keinen Bezug zu der Bahn bisher hatte, ist es für mich eine echte Bereicherung. Ich hatte auch schon bei Google versucht, den Streckenverlauf herauszufinden. In Bichl konnte ich früher die 141, als auch 139 aufnehmen. Auch gibt es im Ort eine LKW-Station (Leberkäswecken), natürlich in Bayern LKS. Ich bin gespannt auf den nächsten Beitrag
Viele Grüße aus dem Heilbronner Land ins Ammergau
Horst