Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,
in einer Reihe über alte Stellwerke in Deutschland darf natürlich Lübeck nicht fehlen. Hier wurde ein Eisenbahnknoten mit lebhaftem Personen- und Güterverkehr und komplizierter Betriebsführung bis vor 10 Jahren mit mechanischen Stellwerken betrieben. Das Fdl-Stellwerk "Lp" erlangte als eines der letzten großen mechanischen Stellwerke einen gewissen Bekanntheitsgrad und auch hier im Forum kamen die Lübecker Stellwerke hin und wieder schon vor.
Erstmal wieder die Betriebssituation in Lübeck:
Die wichtigste Strecke war die rot unterlegte Vogelfluglinie Hamburg - Kopenhagen mit internationalem Reise- und Güterzugverkehr. Aber deren Bedeutung hat in den letzten Jahren erheblich abgenommen. Güterverkehr gibt es auf der Vogelfluglinie seit vielen Jahren nicht mehr.
Die Bahnanlagen in Lübeck gliederten sich in den Personen- und den Güterbahnhof. Hier ein Plan des Personenbahnhofs:
Die Stellbezirke der Stellwerke sind farbig unterlegt. In rot der Bereich von "Lp", in dunkelgrün der von "Wtm" und hellgrün gehörte zu "Otm". Der blaue Bereich war der Fahrwegprüfbezirk der Bahnsteigaufsicht, die an der Fahrwegprüfung beteiligt war. Weiter links dann die Güterabfertigung, das Bw und die Verbindungsgleise von und nach dem Gbf.
Die Gleise laufen etwas kompliziert: oben in rot das Gleis Lübeck - Hamburg, darunter in rot das Gleis Lübeck - Büchen.
In grün kommt oben das Gleis von Hamburg im Bereich "Wtm" an, darunter dann das Gleis nach Büchen und von und nach Bad Kleinen und ganz unten in grün dann das Verbindungsgleis von und nach dem Hauptgüterbahnhof.
Einfach sind dagegen die Verhältnisse am Ostkopf: da geht es von und nach Abzw Wr.
Das Stellwerk "Lp":
Irgendwie hat sich das Stellwerk in den langen Jahren des Betriebes etwas durchgebogen.
Blockkasten und Hebelbank auf "Lp":
und von der anderen Seite:
Auf "Lp" war die Zeit seit vielen Jahren stehengeblieben. Das Personal versah mit Ruhe und Besonnenheit seinen Dienst und von der angespannten Aufmerksamkeit, die heute auf vielen modernen Stellwerken herrscht, war noch nichts zu spüren. Man beachte das sparsame Mobiliar. Das ist erst 20 Jahre her ...
Der Blockkasten aus der Nähe:
Die Signale:
A: Einfahrsignal von Gleis 214 von Büchen und Bad Kleinen
B: Einfahrsignal von Gleis 202 von Hamburg
C: Einfahrsignal vom Gbf
R: Einfahrsignal von Abzw Wr
P: Ausfahrsignale nach Süden
Y: Ausfahrsignal vom Gz-Gleis 24 in den Gbf
"Lp" bediente alle Ausfahrsignale in südliche Richtung. Die Einfahrten aus Süden stellte "Wtm" auf Befehl von "Lp". Dadurch waren die Streckenblockeinrichtungen auf "Lp" und "Wtm" verteilt: Die 3 Anfangsfelder (nach Hamburg - Gleis 201, nach Büchen - Gleis 214 und nach Bad Kleinen - Gleis 214) und das Erlaubnisfeld (von und nach Bad Kleinen -Gleis 214) waren auf "Lp", die Endfelder (von Hamburg - Gleis 202, von Büchen und Bad Kleinen -Gleis 214) befanden sich auf "Wtm". Für das Verbindunggleis von und nach dem Güterbahnhof war kein Streckenblock eingebaut. Die Signale der K-Gruppe und das Signal Z wurden vom Stellwerk "Ntm" bedient, dass man auf dem Plan ganz unten links sieht und das mit einem Fdl besetzt war.
Die Befehlsabgabe für die Signale der N-Gruppe, die von "Otm" bedient wurden, erfolgte über Tasten in einem Kasten oberhalb des Blockkastens auf der 3. Detailaufnahme.
Die Bahnsteigaufsicht musste bei der Fahrwegprüfung mitwirken. Dazu gab es vermutlich auf die Tastensperren über den Befehlsabgabefeldern zu den Signalen A, B, C und R. Kann das jemand aus dem Forum bestätigen?
Für die Selbstblocksignale auf der Strecke von und nach Abzw Wr gab es dieses Dr-Stellpult:
Den Westturm habe ich damals nicht besucht, das gibt es aber Fotos vom Forumsmitglied Befehlsturm in diesem Beitrag:
[
www.drehscheibe-foren.de]
Da steht auch einiges zu der aufwendigen Gleisführung der Ein- und Ausfahrgleise des Westkopfes. Vielleicht läßt sich ja der Gleisplan von 1922 in diesem Beitrag reaktivieren.
Weiter zum Ostturm:
Auch hier eine beachtliche Hebelbank, die aber schon etwas gerupft aussieht:
Der Blockkasten aus der Nähe:
Hier gab es kein Befehlsempfangsfeld für die N-Signale. Die Befehle kamen vermutlich auf einem Meldepult als Leuchtmelder an und wirkten zusammen mit dem Fahrstraßenhebel auf die Tastensperre über der Fahrstraßenfestlegung. Mehrere Weichen auf "Otm" wurden bereits elektrisch bedient. Dazu gab es dieses Dr-Stellpult:
Auf der Hebelbank sieht man auch die dazugehörigen Weichenschlösser, die die Fahrstraßenabhängigkeit herstellten. Die Bedienung dieser Weichen mit 4 Schlössern pro Weiche war aber äußerst umständlich. Dazu mussten erst das Schloss aufgeschlossen, dann die Weiche am Pult umgestellt und dann anschließend wieder verschlossen werden.
Weiter zum Güterbahnhof. Hier der Plan:
Da sieht man dann rechts oben das Gleis nach Hamburg, dann das Gleis von Hamburg, das unter einer Brücke unter dem Gleis nach Büchen hindurchgeführt wird. Das vierte Gleis von oben ist dann das Gleis von Büchen und von und nach Bad Kleinen und darunter dann die Anlagen des Güterbahnhofes. Links dann die Anlagen der Abzw La, die von den beiden Stellwerken "La" und "Lw" bedient wurde. Lnks oben die beiden Streckengleise von und nach Hamburg, darunter zwei Wendegleise, darunter die beiden eingleisigen Strecken von und nach Büchen und von und nach Bad Kleinen. Im Güterbahnhof standen noch die beiden Wärterstellwerk "Stm" und "Mtm".
Das Stellwerk "La":
Die Hebelbank auf "La":
und aus der Nähe:
Da gab es jede Menge Fahrmöglichkeiten. Die Liste der Signale:
E: Blocksignal von Lübeck nach Hamburg
F: Blocksignal von Lübeck nach Büchen, Hamburg und ins Wendegleis
G: Blocksignal von Lübeck nach Bad Kleinen, Büchen, Hamburg und ins Wendegleis
H: Ausfahrsignal aus dem Gbf nach Hamburg, Büchen und Bad Kleinen
A: Einfahr- bzw Blocksignal von Hamburg
B: Ausfahrsignal aus dem Wendegleis
C: Einfahr- bzw Blocksignal von Büchen
D: Einfahr- bzw Blocksignal von Bad Kleinen
Die Abzw La war einerseits Abzweigstelle für die durchlaufenden Streckengleise. Ebenso waren "La" und "Lw" Bahnhofsstellwerke für den Westbereich des Gbf.
Auch hier waren die Signale und damit auch die korrespondierenden Streckenblockfelder auf "La" und "Lw" verteilt: "La" stellte die Signale von Lübeck, "Lw" die Signale nach Lübeck. Wer möchte, kann sich anhand der Fotos die korrespondierenden Blockfelder zusammensuchen. Man beachte auch die Zustimmungsempfangsfelder für die Weichen 31, 35 und 37. Die Weichen gehörten in den Bereich von "Stm" und mussten für einige Zugfahrten als Flankenschutzweichen in abweisenden Stellung unter Verschluss von "La" liegen. Bei Einfahrten in den Gbf in die Gleise 1, 2, 3 und 80 musste noch irgendjemand im Gbf zustimmen. Der Plan ist da nur gelb schraffiert. Kann wohl jemand im Forum da sagen, wer dafür zuständig war?
Zu Stellwerk "Lw":
Das Hebelwerk auf "Lw"
Die Detailaufnahmen:
Im Bereich von "Lw" gab es ein Wendegleis für Leerloks, die vom Pbf zum Gbf bzw zurück fahren konnten. In das Gleis wurde auf Hauptsignal ein- und ausgefahren.
Im September 2003 wurden dann die Stellwerksanlagen in Lübeck auf EStw umgestellt und die Bahnanlagen in vielen Bereichen zurück gebaut. Heute ist da nicht mehr sehr viel von übrig.
Wie immer freue ich mich auf eure Kommentare, Korrekturen, Ergänzungen usw.
Gruß von Kay!
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:06:04:22:00:19.