DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 04 - Historisches Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.

Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: ayshanancy

Datum: 01.09.13 11:12

Hallo interessierte Eisenbahnfreunde,

in einer Reihe über alte Stellwerke in Deutschland darf natürlich Lübeck nicht fehlen. Hier wurde ein Eisenbahnknoten mit lebhaftem Personen- und Güterverkehr und komplizierter Betriebsführung bis vor 10 Jahren mit mechanischen Stellwerken betrieben. Das Fdl-Stellwerk "Lp" erlangte als eines der letzten großen mechanischen Stellwerke einen gewissen Bekanntheitsgrad und auch hier im Forum kamen die Lübecker Stellwerke hin und wieder schon vor.

Erstmal wieder die Betriebssituation in Lübeck:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/img_7629.jpg

Die wichtigste Strecke war die rot unterlegte Vogelfluglinie Hamburg - Kopenhagen mit internationalem Reise- und Güterzugverkehr. Aber deren Bedeutung hat in den letzten Jahren erheblich abgenommen. Güterverkehr gibt es auf der Vogelfluglinie seit vielen Jahren nicht mehr.
Die Bahnanlagen in Lübeck gliederten sich in den Personen- und den Güterbahnhof. Hier ein Plan des Personenbahnhofs:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/plan-luebeck-lp-a.jpg

Die Stellbezirke der Stellwerke sind farbig unterlegt. In rot der Bereich von "Lp", in dunkelgrün der von "Wtm" und hellgrün gehörte zu "Otm". Der blaue Bereich war der Fahrwegprüfbezirk der Bahnsteigaufsicht, die an der Fahrwegprüfung beteiligt war. Weiter links dann die Güterabfertigung, das Bw und die Verbindungsgleise von und nach dem Gbf.
Die Gleise laufen etwas kompliziert: oben in rot das Gleis Lübeck - Hamburg, darunter in rot das Gleis Lübeck - Büchen.
In grün kommt oben das Gleis von Hamburg im Bereich "Wtm" an, darunter dann das Gleis nach Büchen und von und nach Bad Kleinen und ganz unten in grün dann das Verbindungsgleis von und nach dem Hauptgüterbahnhof.
Einfach sind dagegen die Verhältnisse am Ostkopf: da geht es von und nach Abzw Wr.

Das Stellwerk "Lp":

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090612a.jpg

Irgendwie hat sich das Stellwerk in den langen Jahren des Betriebes etwas durchgebogen.
Blockkasten und Hebelbank auf "Lp":

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090614a.jpg

und von der anderen Seite:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090631a.jpg

Auf "Lp" war die Zeit seit vielen Jahren stehengeblieben. Das Personal versah mit Ruhe und Besonnenheit seinen Dienst und von der angespannten Aufmerksamkeit, die heute auf vielen modernen Stellwerken herrscht, war noch nichts zu spüren. Man beachte das sparsame Mobiliar. Das ist erst 20 Jahre her ...
Der Blockkasten aus der Nähe:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090619.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090620.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090621.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090622.jpg

Die Signale:
A: Einfahrsignal von Gleis 214 von Büchen und Bad Kleinen
B: Einfahrsignal von Gleis 202 von Hamburg
C: Einfahrsignal vom Gbf
R: Einfahrsignal von Abzw Wr
P: Ausfahrsignale nach Süden
Y: Ausfahrsignal vom Gz-Gleis 24 in den Gbf

"Lp" bediente alle Ausfahrsignale in südliche Richtung. Die Einfahrten aus Süden stellte "Wtm" auf Befehl von "Lp". Dadurch waren die Streckenblockeinrichtungen auf "Lp" und "Wtm" verteilt: Die 3 Anfangsfelder (nach Hamburg - Gleis 201, nach Büchen - Gleis 214 und nach Bad Kleinen - Gleis 214) und das Erlaubnisfeld (von und nach Bad Kleinen -Gleis 214) waren auf "Lp", die Endfelder (von Hamburg - Gleis 202, von Büchen und Bad Kleinen -Gleis 214) befanden sich auf "Wtm". Für das Verbindunggleis von und nach dem Güterbahnhof war kein Streckenblock eingebaut. Die Signale der K-Gruppe und das Signal Z wurden vom Stellwerk "Ntm" bedient, dass man auf dem Plan ganz unten links sieht und das mit einem Fdl besetzt war.
Die Befehlsabgabe für die Signale der N-Gruppe, die von "Otm" bedient wurden, erfolgte über Tasten in einem Kasten oberhalb des Blockkastens auf der 3. Detailaufnahme.
Die Bahnsteigaufsicht musste bei der Fahrwegprüfung mitwirken. Dazu gab es vermutlich auf die Tastensperren über den Befehlsabgabefeldern zu den Signalen A, B, C und R. Kann das jemand aus dem Forum bestätigen?
Für die Selbstblocksignale auf der Strecke von und nach Abzw Wr gab es dieses Dr-Stellpult:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090632a.jpg

Den Westturm habe ich damals nicht besucht, das gibt es aber Fotos vom Forumsmitglied Befehlsturm in diesem Beitrag:

[www.drehscheibe-foren.de]

Da steht auch einiges zu der aufwendigen Gleisführung der Ein- und Ausfahrgleise des Westkopfes. Vielleicht läßt sich ja der Gleisplan von 1922 in diesem Beitrag reaktivieren.

Weiter zum Ostturm:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090711a.jpg

Auch hier eine beachtliche Hebelbank, die aber schon etwas gerupft aussieht:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090633a.jpg

Der Blockkasten aus der Nähe:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090635.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090636.jpg

Hier gab es kein Befehlsempfangsfeld für die N-Signale. Die Befehle kamen vermutlich auf einem Meldepult als Leuchtmelder an und wirkten zusammen mit dem Fahrstraßenhebel auf die Tastensperre über der Fahrstraßenfestlegung. Mehrere Weichen auf "Otm" wurden bereits elektrisch bedient. Dazu gab es dieses Dr-Stellpult:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/93090637a.jpg

Auf der Hebelbank sieht man auch die dazugehörigen Weichenschlösser, die die Fahrstraßenabhängigkeit herstellten. Die Bedienung dieser Weichen mit 4 Schlössern pro Weiche war aber äußerst umständlich. Dazu mussten erst das Schloss aufgeschlossen, dann die Weiche am Pult umgestellt und dann anschließend wieder verschlossen werden.


Weiter zum Güterbahnhof. Hier der Plan:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/plan-luebeck-la-a.jpg

Da sieht man dann rechts oben das Gleis nach Hamburg, dann das Gleis von Hamburg, das unter einer Brücke unter dem Gleis nach Büchen hindurchgeführt wird. Das vierte Gleis von oben ist dann das Gleis von Büchen und von und nach Bad Kleinen und darunter dann die Anlagen des Güterbahnhofes. Links dann die Anlagen der Abzw La, die von den beiden Stellwerken "La" und "Lw" bedient wurde. Lnks oben die beiden Streckengleise von und nach Hamburg, darunter zwei Wendegleise, darunter die beiden eingleisigen Strecken von und nach Büchen und von und nach Bad Kleinen. Im Güterbahnhof standen noch die beiden Wärterstellwerk "Stm" und "Mtm".

Das Stellwerk "La":

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98061411a.jpg

Die Hebelbank auf "La":

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98050721a.jpg

und aus der Nähe:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98050723.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98050724.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98050725.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98050726.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98050727.jpg

Da gab es jede Menge Fahrmöglichkeiten. Die Liste der Signale:

E: Blocksignal von Lübeck nach Hamburg
F: Blocksignal von Lübeck nach Büchen, Hamburg und ins Wendegleis
G: Blocksignal von Lübeck nach Bad Kleinen, Büchen, Hamburg und ins Wendegleis
H: Ausfahrsignal aus dem Gbf nach Hamburg, Büchen und Bad Kleinen

A: Einfahr- bzw Blocksignal von Hamburg
B: Ausfahrsignal aus dem Wendegleis
C: Einfahr- bzw Blocksignal von Büchen
D: Einfahr- bzw Blocksignal von Bad Kleinen

Die Abzw La war einerseits Abzweigstelle für die durchlaufenden Streckengleise. Ebenso waren "La" und "Lw" Bahnhofsstellwerke für den Westbereich des Gbf.
Auch hier waren die Signale und damit auch die korrespondierenden Streckenblockfelder auf "La" und "Lw" verteilt: "La" stellte die Signale von Lübeck, "Lw" die Signale nach Lübeck. Wer möchte, kann sich anhand der Fotos die korrespondierenden Blockfelder zusammensuchen. Man beachte auch die Zustimmungsempfangsfelder für die Weichen 31, 35 und 37. Die Weichen gehörten in den Bereich von "Stm" und mussten für einige Zugfahrten als Flankenschutzweichen in abweisenden Stellung unter Verschluss von "La" liegen. Bei Einfahrten in den Gbf in die Gleise 1, 2, 3 und 80 musste noch irgendjemand im Gbf zustimmen. Der Plan ist da nur gelb schraffiert. Kann wohl jemand im Forum da sagen, wer dafür zuständig war?

Zu Stellwerk "Lw":

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98061404a.jpg

Das Hebelwerk auf "Lw"

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98050734a.jpg

Die Detailaufnahmen:

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98061401.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98061402.jpg

http://file1.hpage.com/008885/90/bilder/98061403.jpg

Im Bereich von "Lw" gab es ein Wendegleis für Leerloks, die vom Pbf zum Gbf bzw zurück fahren konnten. In das Gleis wurde auf Hauptsignal ein- und ausgefahren.

Im September 2003 wurden dann die Stellwerksanlagen in Lübeck auf EStw umgestellt und die Bahnanlagen in vielen Bereichen zurück gebaut. Heute ist da nicht mehr sehr viel von übrig.

Wie immer freue ich mich auf eure Kommentare, Korrekturen, Ergänzungen usw.

Gruß von Kay!



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2023:06:04:22:00:19.

Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: Mike

Datum: 01.09.13 13:36

Hallo Kay,

wieder einmal ein SUPER Beitrag zum Thema Stellwerke.
Ich finde sehr Interessant,wie die Weichen so "Umständlich" auf Otm umgestellt werden mussten,ich kenne eigentlich elektrische Weichen im mech Stw so:
DrS2 Gestell für die Weichenanschaltung/Weiche elektr Antrieb und die Verbindung zum mechanischen Stw mittels Riegelhebel.
Aber mit zig Schlössern in einem so großen Bereich oha!

Vielen Dank für die Mühe,die Du Dir immer machst und
vor allem mach weiter so,ich warte immer Ungeduldig auf Neuigkeiten von Dir !

Gruß
Mike
http://img109.imageshack.us/img109/2854/783z.jpg

Uploaded with ImageShack.us

EDIT:Fehler korrigiert

Gegen Mautflucht und Schieneninfrastrukturabbau sowie blinde Straßen-Verkehrs-Politiker.
Rettet das Sulinger Kreuz!
Informationen dazu siehe:
[www.eisenbahnkultur.de]
[www.aebb.de]
Modellbahn-Signaltechnik:
Elektronisches Stellwerk
[www.estw.eu]
MoBa mit DrS Stw:[www.dl5udo.de]




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:09:01:13:37:58.

Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: Patronenstellwerk

Datum: 01.09.13 16:44

Ein sehr sehenswerter Beitrag. Danke für die Mühe!

Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: S&B

Datum: 01.09.13 18:34

Danke, Kay, da werden Erinnerungen wach, hatte ich doch auch Gelegenheit Lp, Wtm und Otm zu besichtigen.
Ich denke, Otm war das Größte der Stellwerke dort. Wenn ich mich nicht verzählt habe, gab es 101 Hebelplätze.
Der Diensthabende erzählte, wie er sich von einem kleinen Landbahnhofstellwerk nach Otm beworben hatte, und zum ersten mal die Türe von Otm geöffnet hatte:" Meine Güte! Was für eine Turnhalle!" :-)
Warum man dort elektrische Weichen mit diesen umständlichen Schlüsselabhängigkeiten eingebaut hat konnte er sich nicht erklären und ich mir bis heute auch nicht. Das Arbeiten damit war echt ätzend.
Normale Weichenhebel waren wohl 'unmodern'-vielleicht gab es UIC 60 Weichen?
Übrigens waren die Zustimmungsabgabeknebel der Bahnsteigaufsichten die gleichen wie beim S&H 1901.
Grüße
Ulrich

Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: GuHa

Datum: 02.09.13 17:15

Das ist der Beitrag auf den ich lange gewartet hatte! Endlich ist Lübeck dran - große Freude! ;-)

Vielen Dank für die kurzweiligen Minuten, die ich beim Studieren der Unterlagen und Bildnachweise hatte. Für mich war die Stellwerkstechnik in Lübeck bis 2003 immer ein beachtliches Werk der Technik.

Über die Zustimmungsblockwerke der Bahnsteigaufsichten gibt es bei den Mecklenburgischen Eisenbahnfreunden etwas nachzulesen, welche das Blockwerk vom Bahnsteig 1 aufgearbeitet haben. [home.arcor.de]

Selber habe ich aber auch noch Fragen:

1. Wie dem Blockkasten von „Lp“ zu entnehmen ist, konnte über das Signal C vom Rangierbahnhof nach Gleis 3 eingefahren werden. Wenn ich das richtig erkenne, dann gab es von östlicher Bahnhofsseite auf „Otm“ keine Möglichkeit auf Hauptsignal in Gleis 3 einzufahren. Dieses Gleis hatte auch keine Ausfahrsignale; lediglich Gleissperrsignale waren vorhanden. Welchen Sinn hatte dieses Gleis?
2. Auf dem Blockkasten von „Lp“ hat ein Täfelchen bereits seine Existenz eingebüßt. Es lag zwischen „p5“ und „p4“. Welcher Zustimmungsempfang mag hier mal gegeben gewesen sein?
3. Das Pendant der Selbstblocksignale zwischen Lübeck Hauptbahnhof und dem Abzweig Waldhalle stand auf „Wr“. Wie dem letzten Bild von „Lp“ zu entnehmen ist, sind auf dem Dr-Stellpult die Signale „1“ und „3“ in Richtung „Wr“ anwählbar. Die Signale „4“ und „2“ in Richtung Lübeck Hbf bieten dagegen keine Taste (wohl aber wieder das Esig „R“). Ein Fahrdienstleiter auf „Wr“ erklärte mir einmal, dass diese Technik ziemlich „besonders“ sei, da ein Fahrdienstleiter normalerweise Einfluss auf die Züge haben soll die IN SEINEN ZUSTÄNDIGKEITSBEREICH, nicht aber auf die Züge die AUS SEINEM ZUSTÄNDIGKEITSBEREICH fahren. Klingt zunächst logisch. Ist das tatsächlich eine Besonderheit? Und wenn ja – was soll das?
4. Der Gleisplan (zu „Lp“) scheint neueren Datums zu sein, da die zwei Signale „S“ und „T“ (?) in Gleis 73 (Richtung Hafen) nicht mehr vorhanden sind (die dürften circa 1993 verschwunden sein). Ich gehe mal davon aus, dass zumindest das Signal in Richtung „Otm“ durch den Ww selbst bedient wurde. Auch ist zwischen der St.-Lorenz-Brücke und dem Empfangsgebäude schon „Park and Ride“ zu lesen. Ich denke diesen Anglizismus gibt es erst seit den 80er Jahren.
5. Warum wurde eigentlich das ursprüngliche Stw „Lw“ ersetzt? Unter [www.stellwerke.de] ist zu lesen, dass Inbetriebnahme erst 1968 war.
6. Signal „G“ hatte einen Richtungsanzeiger. Mir ist gerade entfallen was damit signalisiert wurde. Ich meine es waren „S“ für Strecknitz und ?

Vielen Dank im Voraus!

Guido

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Meine Fotos auf
f l i c k r >>> KLICK HIER <<<

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<



Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: ayshanancy

Datum: 03.09.13 10:35

Hallo Guido,

erstmal vielen Dank für den Link, in dem der Bedienungsablauf ja ausführlich beschrieben ist.
Zu deinen Fragen zu Gleis 3 und dem fehlenden Zustimmungsempfang kann ich auch nichts sagen. Das müsste sich mal jemand melden, der mal auf den Stellwerken gearbeitet hat.
Zu den Selbstblocksignalen: Üblicherweise wird bei den Selbstblocksignale zwischen 2 Bahnhöfen so verfahren, dass jeder Fdl für seine ablaufenden Signale zuständig ist. Der Fdl soll sehen, dass er seine Züge wieder los wird. Das ist also in Lübeck eine ganz normale Anordnung. Bei Zentralblocksignalen ist es anders. Da hat jeder Fdl sowohl zulaufende als auch ablaufende Signale in seiner Zuständigkeit. Das hängt damit zusammen, dass beim Zentralblock sie Schalteinrichtungen im eigenen Stellwerk sitzen und es für die Kabellänge zu den Signalen gewisse Grenzen gibt. In Lübeck gab der Fdl mit dem Stellpult übrigens den Auftrag zur Ersatzsignalbedienung an "Otm", dass nach Eingang des Auftrags dann das Ersatzsignal an seinem Stellpult anschalten konnte. Daher auch die Signaltaste am Einfahrsignal auf dem Pult auf "Lp".
Der Plan vom Pbf hing beim Besuch 1993 auf "Lp". Kannst du zu den Fahrmöglichkeiten zum Hafen noch mehr sagen? 1993 war da nichts mehr von vorhanden.
Am Signal G von Lübeck nach Bad Kleinen, Büchen, Hamburg und ins Wendegleis gab es nach den Vorbemerkungen zum Buchfahrplan einen Richtungsanzeiger mit den Kennbuchstaben "L" für Lüneburg und "S" für Abzw Strecknitz. Und es muss da wohl auch einen Geschwindigkeitsanzeiger für die Fahrt ins Wendegleis gegeben haben.

Gruß von Kay!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:09:03:10:39:23.

Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: GuHa

Datum: 03.09.13 13:48

Hallo Kay,

danke für deine Rückmeldung.

Ich muss mal zu Hause schauen, ob ich noch etwas Zuträgliches zur Stellwerkstechnik habe. Ich glaube nicht, aber man findet ja doch immer wieder Dinge und Informationen von denen man gar nicht denkt sie je besessen zu haben... ;) Aber wo ich mich korrigieren muss, ist, dass die Signale in Richtung Hafen im Gleis 74 (nicht 73) standen. Es waren zwei zweibegriffige Blocksignale. Ich meine das Signal in den Personenbahnhof trug ein "T".

Beim Blockkasten von "Lp" habe ich mich sowieso gefragt warum nicht mehr zu Zügen aus dem östlichen Bahnhofsteil abzuleiten ist. Hier gab es ja einmal den Zugang aus Richtung "Wr" und eben den aus dem Hafen. "T" war dann wohl ein weiteres (Einfahr-) Signal aus Richtung Hafen.

Richtig, einen Geschwindigkeitsanzeiger gab es am Signal "F" aus Gleis 213 Richtung Süden. Da das Signal ohnehin dreibegriffig war, also HP1 in Richtung Büchen und HP2 für Fahrten nach Hamburg (ein Gleiswechsel ins Streckengleis zum Abzweig Strecknitz war hinter diesem Signal ja nicht mehr möglich), wird wohl der Zs 3 eine "3" oder "2" für Fahrten in das Stumpfgleis angezeigt haben.


Beste Grüße

Guido

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Meine Fotos auf
f l i c k r >>> KLICK HIER <<<

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<



Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: GuHa

Datum: 04.09.13 17:10

@ Kay: Schreibe dir noch eine PN.

BG

Guido

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Meine Fotos auf
f l i c k r >>> KLICK HIER <<<

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<



Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: Krause

Datum: 13.09.13 21:56

Moin, Moin,

zunächst einmal einen ganz dollen Dank an Kay für seinen Beitrag!
Ich habe schon die zahlreichen vorherigen Beiträge gerne gelesen und insbesondere habe ich die dazugehörigen Gleispläne gerne studiert.
Nun ist endlich auch mal Lübeck dran gewesen :-)

Ich muss ja schon zugeben, dass ich mit den ganzen Abhängigkeiten, Zustimmungen, Fahrstraßen, Erlaubnisfeldern nicht so wirklich etwas anfangen kann. Umso größer ist mein Respekt vor den Stellwerkern, die auch bei größtem Stress mit ihrem Wissen, welche Hebel wann zu bedienen waren, immer für eine sichere Betriebsabwicklung gesorgt haben.

Kay fragt:
Bei Einfahrten in den Gbf in die Gleise 1, 2, 3 und 80 musste noch irgendjemand im Gbf zustimmen. Der Plan ist da nur gelb schraffiert. Kann wohl jemand im Forum da sagen, wer dafür zuständig war?
Ich durfte an einigen (zu wenigen) Sonntagen auf dem einen oder anderen Stellwerk zu Gast sein. Und ich erinnere mich, dass mir das mit den Abhängigkeiten auch mal erklärt wurde. Wie das nun wirklich war, habe ich aber leider längst wieder vergessen. Interessant aber ist, dass Lübeck Hgbf von zwei Fahrdienstleitern gesichert wurde: Für Züge vom Süden her war das Stellwerk „La“ zuständig, für Züge aus dem Norden das Stellwerk „Ntm“ (Nordturm). Klar, dass es da Abhängigkeiten geben musste, damit nicht von Norden und Süden gleichzeitig ein Zug in ein Gleis geleitet wurde.
Welche Rolle der Mittelturm (Mtm, da bin ich nie gewesen) dabei spielte, ist mir nicht klar.

Schade: Ein ehemaliger Stellwerker müsste hier im HiFo zumindest gelegentlich mitlesen und könnte vielleicht für Aufklärung sorgen …


GuHa fragte nach dem Stellwerk „Lw“: Das wurde in der Tat im Sommer 1968 in Betrieb genommen. Vorher gab es dort kein Stellwerk! Das liegt daran, dass Lübeck Rbf, später Lübeck Hgbf, vorher keine so große Ausdehnung hatte, wie wir es jetzt kennen. Wenn man sich auf dem Gleisplan im Ausgangsbeitrag einmal das Stellwerk „Mtm“ heraussucht, sieht man rechts neben dem Stellwerk drei Weichen. Diese drei Weichen sind der Rest einer Weichenstraße, die einstmals bis auf das Sreckengleis von Lübeck nach Hamburg führte und in dieses etwa bei dem Kilometer 2,4 zwischen dem Stellwerk „La“ und der Brücke „Moislinger Allee“ einmündete.
Die Einfahrsignale aus Richtung Süden und Osten nach Lübeck Rbf befanden sich früher in etwa dort, wo in der Karte der Kilometer 2,6 eingezeichnet ist.
Die gesamte Anlage des Lübecker Rbf wurde umgebaut und für längere Güterzüge nutzbar gemacht. Damit einher geht auch die Inbetriebnahme des Stellwerkes „Lw“.

Die auf dem Gleisplan Lübeck Hbf erkennbaren Gleise 73 bis 76 (an der Werftstraße) haben die Gleise auf der Wallhalbinsel „Bahnhof Lübeck Ost“ ersetzt, die dem Bau der „Musik- und Kongresshalle MuK“ weichen mussten. Diese Einbesserung des Planes würde ich deshalb auch auf ca. 1992/1993 terminieren.

In Lübeck Hbf dürften Einfahrten aus Richtung Hgbf nach Gleis 3 möglich gewesen sein, um so Lokfahrten zu ermöglichen, die das BW zum Ziel hatten. Die Weiterfahrt ins BW aus Gleis 3 erfolgte dann als Rangierfahrt.

Viele Grüße aus Lübeck St.Jürgen

Gequält und traurig schaut der werte Fahrgast drein,
ein Lint-Triebwagen muss es nun wirklich nicht sein!

Neugestaltung der Bahnanlagen und etwas merkwürdiges (mL)

geschrieben von: GuHa

Datum: 16.09.13 16:20

@Krause: Herzlichen Dank, dass du dich so umfassend geäußert und damit im Besonderen auch meine Fragen beantwortet hast!

Mich hatte dieser Beitrag so fasziniert, dass ich mich daraufhin intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt habe. In meinem Fundus an gesammelten Unterlagen hatte ich dabei auch einen Gleisplan (eher schematisch, denn es waren nur Hauptsignale und wichtige Weichenverbindungen eingezeichnet) VOR der Änderung der Gleisanlagen in 1968 gefunden. Dabei war die Anordnung der Einfahrsignale in den Hauptgüterbahnhof aus Richtung Süden bzw. Westen genau so zu erkennen wie du es schreibst. Auch gab es noch ein weiteres Einfahrsignal in den Personenbahnhof rechts der Signale A, B und C – nämlich in Gleis 88 (siehe erster Gleisplan circa Kilometer 0,9).

Aber nicht nur die Erweiterung der Gütergleise, sondern auch die Teilung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg haben Auswirkungen auf die Bahnanlagen in Lübeck-Moisling gehabt. So waren die Gleisanlagen ursprünglich dafür geschaffen dem vor dem Krieg wesentlich stärkeren Verkehr auf der Relation Hamburg – Bad Kleinen (->Stettin) und vice versa Rechnung zu tragen. Die Züge auf dieser Verbindung machten ja in Lübeck Kopf und sollten kreuzungsfrei nach Lübeck ein- und wieder ausfahren können, um sich nicht gegenseitig zu behindern. So waren die Gleisanlagen u.a. dergestalt angelegt, dass es früher ein weiteres, parallel zum Gleis 202 aus Hamburg verlaufendes Gleis gab. Die mittlerweile wieder abgebaute Überwerfung der Gleise in Höhe der „Kamelbrücke“ [maps.google.de] (das Gleis nach Büchen) südlich des Bw führte hier also ursprünglich noch über zwei Gleise. Im Gleisplan ist dies nur noch durch den großzügig angelegten Einschnitt zwischen Kilometer 2,1 bis zum Einfahrsignal zu erahnen. Das zweite Gleis (m.W. durchgehend bis Bad Kleinen) wurde aufgrund der Teilung ab 1945 entbehrlich und als Reparationsleistung gegenüber der Sowjetunion abgebaut.

In der Festzeitschrift „150 Jahre Eisenbahnen in Lübeck“ des Vereines Lübecker Verkehrsfreunde ist zu lesen, dass die Bahnanlagen in Richtung (Stadt-) Hafen 1992 in die Verwaltung der Lübecker Hafengesellschaft (LHG) geführt wurden. In diesem Zuge wurden dann sicherlich auch die Gleise auf der Wallhalbinsel abgebaut, da diese ohnehin der Musik und Kongresshalle (MUK) weichen mussten bzw. kamen die Gleise 75 und 76 an der Werftstr. als Ausgleich hinzu. Außerdem verschwand auch das Esig „T“ aus Richtung Hafen bei „Otm“; im Gleisplan des Ursprungbeitrages steht an dieser Stelle sodann das Wartezeichen W74.

Dass das Gleis 3 für Lokfahrten genutzt wurde, ist mir eine logische Erklärung.

Besten Dank!

OFFTOPIC: Wieso steht eigentlich, wie bei Googlemaps zu sehen, ein Güterzug mit 6 Wagen im Gleis 202 und dies ohne Lok? Ich dachte dies sei ein Streckengleis? Beim näheren Hinsehen gibt es sogar noch einen zweiten loklosen Güterzug in Gegenrichtung. Dieser ist in Gleis 201 in Richtung Hamburg unterwegs. Ich vermute anhand der dunklen Linie in der Karte, die auch die beiden Züge trennt, dass Google hier zwei Bilder miteinander verschmolzen hat. Aber lustiges Bild: der erweiterte Hauptgüterbahnhof mit zusätzlichen Abstellgleisen...
Vielleicht ist dazu schon einmal diskutiert worden, aber ich sehe das das erste Mal heute... :-)

Guido

>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Meine Fotos auf
f l i c k r >>> KLICK HIER <<<

<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<



Re: Alte Stellwerke in Lübeck

geschrieben von: cavemaen

Datum: 30.11.22 14:50

Wow, das nenne ich mal eine Doku!

Gestattet mir bitte, dass ich mal kontere mit der nicht mehr existenten Hebelbank aus dem Bf Wega bei Bad Wildungen, welche von der Signalwerkstatt Wuppertal übernommen wurde zur Ersatzteilegewinnung:


Wega Hebelbank2 (1).jpg
Wega Hebelbank2 (2).jpg

Heute hat man im Bf Wega die beiden Weichen zu Rückfallweichen kastriert und die Strecke dem Fdl Fritzlar Ff übergeben.