DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 04 - Historisches Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.

Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 29.08.13 13:48

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3134386235636638.jpg
Diese Ansicht des imposanten Bahnhofsgebäudes München-Isarthalbahn hat mich immer fasziniert. In einem politischen Jugendmagazin war der Bahnhof Gegenstand eines Artikels über Bürgerinitiativen



Die "sagenhafteste" Münchner Eisenbahnlinie -
die Isarthalbahn



Natürlich ist bei der Isarthalbahn mein Kopfkino oskarverdächtig aktiv. Ich kann mich ja geradezu Enterprise-mäßig in alte Zeiten beamen. Und was ist dafür besser geeignet, als das Modellbahn-Ensemble der Isarthalbahn im Münchner Süden. Auf vergleichsweise kleinstem Raum tobte hier das Eisenbahn-Leben in einer Vielzahl von Spielarten. Localbahn-Romantik mit durchgehenden Dampfzügen nach Bichl, elektrischer Vorstadtverkehr in kürzesten Intervallen, Betriebswerk und Hauptwerkstätte eines riesigen Lokalbahn-Netzes – ein Mikrokosmos bayerischer Eisenbahn-Geschichte. Erhalten war in den 80er Jahren davon sozusagen jeder „Aggregatszustand“ einer Bahnstrecke: Modernen S-Bahn-Verkehr, rostige Schienen mit gelegentlichen Güterzustellungen, verwaisten Hallen und Lokschuppen, sichtbare Spuren einer abgebauten Eisenbahn, und manchmal auch ganz einfach „nichts“ mehr von der alten Bahn.

Ich will Euch hier nicht die wechselhafte Geschichte der Isarthalbahn (ich bestehe auf das „h“) breit-treten, dafür gibt es sehr lesenswerte Literatur (C.-J. Schulze; Die Isartalbahn) und eine informative Internet-Seite (http://www.isartalbahn.de/index.html)
So als kleinen Wegweiser, hier in allerkleinster Form, eine kurze Biografie: Erbaut von der Localbahn Actiengesellschaft (LAG), Bayerns bedeutender Privatbahn (Strecken nach Oberstdorf, Füssen, Oberammergau, Feilnbach, Garmisch, Tettnang u.v.m) führte die Bahn vom LAG-eigenen Bahnhof München-Isarthalbahn (nahe dem Südbahnhof) über Wolfratshausen nach Bichl. Damit erschloss die Bahn sowohl den industriellen Münchner Süden, als auch die klassischten Münchner Ausflugsregionen. Mit der Isarthalbahn fuhr man am Wochenende an die Isar, in den Biergarten, in den Tierpark, zum Baden nach Einsiedel oder in die Berge. Der Verkehr explodierte an schönen Wochenende geradezu, es gab eine Vielzahl von Ausflugszügen, deren Verkehren durch Beflaggung an den Bahnhöfen signalisiert wurde. Der innerstädtische Abschnitt wurde daher auch schnell zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Ein S-Bahn-ähnlicher Verkehr zwischen München Is und Höllriegelskreuth entstand. Gleichzeitig führte die Linie südlich von Wolfratshausen aber auch in sehr dünn besiedelte Regionen, die kaum eigenständigen Verkehr akquirierten. So ließ sich die Bahn nur durch sehr hohen Aufwand betreiben und erzielte trotz phasenweiser Massenanstürmen insgesamt ein hohes Defizit für die LAG.

In Thalkirchen, erster Unterwegs-Bahnhof der Linie, entstand das Betriebswerk der Linie, aber auch die Hauptwerkstätte für alle LAG-Loks und Wagen. Eine Vielzahl von Dampfloks verschiedenster Localbahn-Baureihen fand sich daher hier ein, aber auch die elektrischen Triebwagen für den Vorort-Verkehr (späterer ET183, heute noch erhalten ET183 05 im Technikmuseum Berlin), in späterer Zeit auch der ET182 (späterer ET26) und ET85.

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3439353130333034.jpg

Sehr erfreulich, das ein Ursprungsfahrzeug des „S-Bahn-mässigen“ Vorortverkehrs aus dem Jahr 1899 überlebt hat und heute im Technik-Museum Berlin zu besichtigen ist. ET 183 05 ist ein echter Isarthalbahner, der aber auf der Tettnanger Bahn (und damit ebenfalls auf einer alten LAG-Strecke) seinen „Austrag“ fand. Lange stand er dann im Lokschuppen Freudenstadt, bis er als eines der ersten Exemplare für das damalige MVT nach Berlin kam. Ein Blick in das Innere zeigt, wie Beppi mit der Oma Resi in den Tierpark gefahren ist…..
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/6462626164613134.jpg

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3936353139633061.jpg
Welch umfangreicher Verkehr auf dem Münchner Abschnitt der Isarthalbahn herrschte, mag dieser Fahrplanauszug aus dem Winterfahrplan 1912/13 zeigen. Und der Winter, der war die ruhige Fahrzeit…. Schon damals war der große Kontrast zwischen den im Taktfahrplan laufenden Lokalzügen und den "Fernzügen" über die gesamte Strecke erkennbar


Unheil kam 1959 erstmals über die Bahn, der Abschnitt Beuerberg - Bichl wurde stillgelegt, die Bahn war damit keine Durchgangstrecke mehr, sondern eine Stichbahn. Nur wenige Jahre später Ungemach am anderen Ende. Aber es war nicht die stilllegungsfreudige DB, sondern die Stadt München, die ein Hindernis an der neu ausgebauten Stadt-Straße „Mittlerer Ring“ beseitigen wollte. Die Isarthalbahn behinderte den Straßenverkehr, sie musste weg. Jahre später musste dafür eine U-Bahn-Linie gebaut werden…. Im Mai 64 verließ letztmalig ein ET85 den mächtigen Isarthalbahnhof, eine Münchner Institution verschwand von der Eisenbahnlandkarte.
Mit Einführung des S-Bahn-Vorlaufbetriebes über den verbliebenen Streckenast Grosshesselohe Is – Wolfratshausen kehrt im Mai 72 zwar moderner Betrieb auf der Isarthalbahn ein, gleichzeitig wurde jedoch die Weiterführung nach Beuerberg stillgelegt. In Salamitaktik hatte die alte Ausflugsbahn nun ein Ende gefunden. Und wir schauen uns an, was davon übrig blieb….


Nicht mehr ganz rekonstruierbar sind für mich meine ersten „Kontakte“ zur Ensemble der Isarthalbahn. Seit 1969 wohnten wir bei Garmisch, der häufige „Oma-Transfers“ nach München führte in der Regel am Kraftwerk Brudermühlstraße und damit am stilllegungsrelevanten Bahnübergang des Mittleren Ring vorbei. Aber sah man da noch was von der alten Bahntrasse? Oder waren es Tierparkbesuche und der rostige Bahnhof Thalkirchen? Wie auch immer, die alten Anlagen waren irgendwie schon im Kopf gespeichert, aber nicht irgendwie zugeordnet. Es gab mit 6 Jahren ja noch gar keine Zug-Affinität. So erfolgte der erste Besuch dann auch erst 1978 direkt am Isarthalbahnhof in der Münchner Schäftlarnstraße. Ein würdiges Gebäude in der für uns Oberbayern nicht so häufigen Backsteinbauweise ragte lang und würdig vor dem Bürgersteig einer verlassenen Gegend auf. Fast schon eine Trutzburg. Der eigentlich gut erhaltenen Bausubstanz standen zugenagelte Fenster und Türen gegenüber.
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3161326432313239.jpg

1982 machte das Gebäude dann schon einen arg heruntergekommenen Eindruck. Die verschlossenen Fenster störten den Eindruck ganz gewaltig. Auf der Bahnsteigseite konnte man noch die Bahnsteigüberdachung in kompletter Länge ausmachen, auch die alten Lampenbögen hängen noch. Bis zum 2. Weltkrieg schoss sich daran sogar eine kleine Bahnhofshalle an. Im Hintergrund ist das Heizkraftwerk erkennbar, in diese Richtung fuhren auch die Züge. Zwischen den beiden, an Berlin erinnernden Säulen der Wartehalle hing das imposante Bahnhofsschild "MÜNCHEN Isarthalbf."


http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/6332346235346531.jpg

Das Gebäude in der Ansicht von Süden her. Isarthalbahn-typisch wurden die Baulichkeiten aus verschieden großen Quader-Gebäuden gebildet, die durch schmälere Wartehallen verbunden wurden. Der Isarthalbahnhof wirkt dabei insgesamt sehr schmal und lang

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/6635623164336665.jpg

Frisch renoviert präsentiert sich das Gebäude im Juni 1988 und dank der erst frisch gepflanzten Bäumchen damals auch noch in voller Pracht sichtbar. Das Vordach wurde auf den Mittelbau zurückgestutzt.



Im Anschluss an die Stilllegung zogen in den nicht mehr benötigten Bau Gastarbeiter-Familien ein, für den Erhalt des ehrwürdigen Gebäudes tat niemand mehr was. Pläne, dort ein Jugendzentrum entstehen zu lassen, scheiterten. Erst im Laufe der 80er Jahre, als das Gebäude nun schon lange leer stand, wendete sich das Schicksal. Die Johanniter-Unfallhilfe richtete dort einen Verwaltungs- und Schulungsstandort ein und respektierte den Charakter des Gebäudes. Keine bösen Bausünden, vielmehr ein Erhalt des alten Erscheinungsbildes. Sogar der alte Schriftzug blieb erhalten.

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3763396263326536.jpg

Immer überdauert hat die nordliche Beschriftung des Empfangsgebäudes. Im Juni 1988 war sie bereits frisch renoviert, aber verschwunden war sie nie. Man beachte, dass das althergebrachte „th“ bis zum Betriebsende Bestand hatte!




Bereits vor dem ehrwürdigen Gebäude beginnt das Gleis der Isarthalbahn – noch heute. Aus dem Bahnhof München Süd zweigen zwei Verbindungskurven ab. Die erste führt in das umfangreiche Schlachthofgelände, wenige Meter weiter dann eine zweite Abzweigung zur Isarthalbahn. Dieses Gleis wurde vor einigen Jahren neu überarbeitet – dennoch war die Überführungsbrücke in diesem Sommer gesperrt. (Weiß jemand, warum und ob immer noch?). Von diesem Brückenbauwerk aus senkt sich dieser Anschluss auf das Terrain des Isarthalbahnhofs ab. Damit wurde in den letzten Jahren weiterhin das Heizkraftwerk München Süd bedient, das sich schon zu Betriebszeiten der Isarthalbahn in den südlichen Gleisbereich des Bahnhofs drängte. Knapp am Heizkraftwerk vorbei zwängte sich das zweigleisige Steckengleis der Isarthalbahn. Schnell wurde der vierspurige „Mittlere Ring“ gequert, der Grund für die Stilllegung. Heute befindet sich dort der Brudermühltunnel, der Ring ist unter die Erde verschwunden. Ach, wäre das doch nur von Anfang an so gewesen, vielleicht würde heute hier die S-Bahn den Münchner Süden erschließen….
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3062376236386265.jpg
Unmittelbar nach dem „Todes-BÜ“ sehen wir hier die Strecke im Jahr 1982, Blickrichtung Thalkirchen. Während die Reststrecke eine noch guten Eindruck macht, findet man vom zweiten Streckengleis und der Oberleitung hier keine Spur mehr, wenige Meter weiter aber sah man einzelne Spuren davon

Schnell wurden aber die Gleise des Bahnübergangs und die Oberleitung der Bahn entfernt, um freie Fahrt für den Autoverkehr zu bekommen. Der Anschluss über die Südbahnkurve blieb, wie erwähnt, bis heute erhalten und endet unmittelbar vor dem Ring. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde „nur“ das zweite Gleis entfernt, auch hier verblieb aber über Jahrzehnte eine Anschlussbedienung bis auf diese Seite der Straße. Folgt man der Trasse heute südwärts, ist dieses Anschlussgleis zwar nicht mehr durchgehend erhalten, aber immer wieder in einzelnen Abschnitten zu erkennen. Letztlich erfolgte die Bedienung dieses Abschnitts genau bis zu jenem Tag, als die Sünden der Vergangenheit korrigiert werden sollten. Hatte man mit der Stilllegung der Isarthalbahn einen etablierten Personenverkehr des noblen Münchner Südens mit den Ausflugszielen Tierpark Hellabrunn, dem beliebten Bad in Thalkirchen, der Flosslände und den Biergärten in Menterschwaige abgewürgt, wurde in den 80er Jahren genau für diese Region eine neue U-Bahn gebaut. Das hätte man einfacher haben können…. Für die rampenartig ausgeführten Ausgänge des U-Bahnhofs Thalkirchen zum Tierpark bediente man sich teilweise der Freiflächen des ehemaligen Bahnhofgeländes in Thalkirchen. Dessen Gleisanlagen waren durchaus umfangreich, fand hier doch auch ein kräftiges Ladegeschäft statt.

http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/6435303463343066.jpg
Mit dem „Postblock“ im Hintergrund sehen wir hier die Kurve vor dem Bahnhof Thalkirchen. Fotografen an der Isarthalbahn nutzten dieses Motiv gerne, u.a. gibt es ein sehr hübsches Foto von Alfred Luft aus Wien mit der Einfahrt eines ET85. Ich muss mich 1982 mit einem „Dokument“ begnügen, aber:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/6165376231383837.jpg
Ehre, wem Ehre gebührt: Es war mein Bruder Stefan, der am 1. August 1984 das Glück hatte, die als Rangierfahrt deklarierte Bedienung auch des nördlichsten Streckenastes mit 332 072 zu erwischen. Gerade passiert die Fuhre den BÜ zum Tierpark und erreicht den Bf. Thalkirchen



Unterbrach der U-Bahnbau nun auch erneut die ehemals im 15-Minuten-Takt befahrene Strecke, am Zustand im öden Bahnhof Thalkirchen änderte dies zunächst nicht allzu viel. Gleise und Weichen wurden nur an den Stellen abgebaut, die direkt von den Baumaßnahmen betroffen waren, ein Befahren der Anlagen war weiterhin möglich. Natürlich fehlte den zunächst regelmäßig, später nur noch bei Bedarf verkehrenden Übergaben nun die Wagenladungen für den inzwischen beidseitig unterbrochenen Abschnitt Mittlerer Ring – Thalkirchen Nördliche Einfahrt, aber dennoch zeigten sich die alten Gleise sehr „dornrösschenmäßig“, obwohl der unter Parkplatz-Not leidende Tierpark sicherlich recht neidisch auf dieses Gelände blickte. Viele Jahre tat sich dennoch an dieser Stelle so gut wie nix.

Wann doch, und was sich nur wenige Meter vom Bahnhof Thalkirchen entfernt für ein Eisenbahn-Schatz befindet, davon erfahrt ihr mehr im nächsten Teil. Comming soon….


http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3464663866616562.jpg
Mein Traum, einmal die alte Trasse in München zu befahren ging am 15. Mai 1983 in Erfüllung. Immer wieder mal veranstaltete der Eisenbahn-Club München (ECM) – Herausgeber der „Bibel“ mit dem schmissigen Titel „Altbau – E – Lok – bespannte Reisezüge der DB“ - Sonderfahrten auf der ehrwürdigen Bahn zwischen Grosshesselohe Is und Thalkirchen. Die Fahrt mit 211 054 war wohl eine der letzten, oder gar die letzte. Im Bahnhof Thalkirchen hat die Lok gerade umgesetzt und startet bald wieder hinauf zur Ludwigshöhe. Noch ist der Bahnhof weitgehend im Zustand der Betriebseinstellung, auch die Ladegleise und die Gleiswaage sind noch da. Wieviele Elefanten dort wohl verwogen wurden?


http://foto.arcor-online.net/palb/alben/10/779010/3736633437376463.jpg
Und das Ganze auch noch in Farbe. Das „spartanische“ Bahnhofsgebäude entstand im übrigen in den 50er Jahren, nachdem der ursprüngliche, bahntypische Bau stark kriegsbeschädigt war



Die Isarthalbahn - ein klangvoller Name für alle "alten Münchner". Mehr als eine Bahn. Eine Institution, grad so wie Blasius, der Spaziergänger (der im übrigen auch die Anektode "Brenneselexpress" der Bahn widmete), Monaco Franze oder der Flaucher. Isarthalbahn, das war Ausflug, Ferien, einfach "graibig"......





Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:08:29:15:05:51.

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: Stefan Motz

Datum: 29.08.13 19:46

Hallo Bernd,
von der Isarthalbahn habe ich natürlich schon öfters gehört, näher beschäftigt habe ich mich dagegen nie mit ihr. Da hilft Dein Beitrag doch erheblich weiter. Stutzig machte mich der Begriff "Kopfstation" in Deinem ersten Bild. Ich dachte immer, daß der Isarthalbahnhof ein Durchgangsbahnhof war. Beim Nachschlagen im Schweers + Wall-Eisenbahnatlas fand ich gleich zwei "Isartalbahnhöfe" - in Großhesselohe und eben diesen in München.
Danke für Deine ausführliche Würdigung, die zum Mitdenken anregt!
Viele Grüße
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: Djosh

Datum: 29.08.13 20:25

Herrlich Bernd!

Am meisten erfreut mich die Köf auf dem BÜ vor der Tierparkbrücke. Da kommen Kindheitserinnerungen hoch. Bei manch einem Hellabrunn-Besuch haben wir den Bahnübergang überquert, die langen Schrankenbäume sind mir noch deutlich in Erinnerung. Aber in geschlossenem Zustand hab ichs nie erlebt. Die Isartalbahn hatte für mich als Kind was Geheimnisvolles, weil ich nicht wußte wo sie eigentlich her kam und wo sie hinlief. Und alle Erwachsenen sagten, da fährt schon seit gaaanz langer Zeit kein Zug mehr ;-)

Erst 1989 bin ich mit Kamera bewaffnet das innerstädtische Reststück Thalkirchen – Großhesselohe ITB abgelaufen. Da war der BÜ aber schon längst Vergangenheit.

Viele Grüße,
Georg

https://doku-des-alltags.de/banner/DSObanner01.jpg

April 2023, DSO-Username geändert: aus Djosh wurde doku-des-alltags – sonst ändert sich nix ;-)

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: 111 111-1+111 111-1

Datum: 29.08.13 22:04

Der "Isartalbahnhof" in Großhesselohe wurde zur Unterscheidung zum 500 m entfernten "Staatsbahnhof" auf der Strecke nach Holzkirchen so benannt.

Die Einstellung der Strecke in München beruhte übrigens auf einem "Kuhhandel" wie man in Bayern sagt. In diesen Jahren tobte der Streit, ob die DB (S-Bahn) oder die Stadt München (Stadtbahn/U-Bahn) die unterirdische Trasse zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof erhält.

Die DB hätte die Isartalbahn gerne behalten, da damals starker Güterverkehr zu verzeichnen war. Die Stadt wollte den Bahnübergang an der Brudermühlstraße loswerden.

So trat die Stadt an die DB heran "Wenn Ihr den Bahnübergang an der Brudermühlstraße aufgebt (Bestandsschutz), geben wir Euch die gewünsche Trasse (Stadt München Erstzugiff). Das Ergebnis ist bekannt...



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:08:29:22:05:03.

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: Flo

Datum: 30.08.13 02:06

Man hätte an der Brudermühlstraße die Isartalbahn ja auch tiefer, oder höher legen können? Gut, die Tieferlegung hätte man zum Bau des Brudermühltunnel rückgängig machen müssen, aber wenn da die S-Bahn fahren würde, wäre dann sicher eine Brücke über die Schäftlarnstraße gebaut worden

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: Buegelfalte

Datum: 30.08.13 19:27

Danke für den interessanten Beitrag. Sind das die Reste des erwähnten BWs an der Maria-Einsiedel-Str.?

Grüße, Björn

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 01.09.13 15:16

@Bjorn: Vom Bw Thalkirchen ist in diesem Beitrag noch nichts zu sehen, das wird Gegenstand des Teil 2

@Stefan: Nein, nein - München Isarthalbahnhof ist ein "Endbahnhof", auch wenn das Bf. Gebäude sich quer zu den Gleisen erstreckte. Der Bahnhof hatte - je nach
Betriebszustand - i.d. Regel 6 Bahnhofs-Kopfgleise, die aufgrund der beengten Platzverhältnisse bogenartig um das Gebäude plaziert waren und zum End-
punkt hin, ähnlich wie bei alten Lokalbahn-Kopfbahnhöfen, teilweise über Weichenverbindungen zusammengeführt wurden. Das siebte, äußerste Gleis war
dann aber zum Südbahnhof an der Staatsbahn durchgebunden. Über dieses Gleis wurden die Güterwagen überstellt und die zahlreichen Lokzuführungen von den
anderen LAG-Bahnen überstellt, die in die Hauptwerkstätte Thalkirchen zugeführt wurden.

Danke für Euer Interesse, bis zum nächsten Teil

Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: E 19 01

Datum: 01.09.13 15:57

Bernd Mühlstraßer schrieb:
-------------------------------------------------------
> Immer überdauert hat die nordliche Beschriftung
> des Empfangsgebäudes. Im Juni 1988 war sie bereits
> frisch renoviert, aber verschwunden war sie nie.
> Man beachte, dass das althergebrachte „th“ bis zum
> Betriebsende Bestand hatte!

Das "th" macht mich stutzig. In dem abgebildeten Fahrplan (der wohl aus der Zeit vor WK I stammt) heißt es nämlich Isartalbahnhof - ohne "h". Auch bei Peter Schricker "Münchner Schienennahverkehr" taucht dieses "h" nirgendwo auf. Der Übergang von der Schreibweise "Thal" zu "Tal" wurde 1901 rechtsverbindlich. Anders natürlich bis heute bei Ortsnamen wie z. B. "Thalkirchen°.

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: nozomi07

Datum: 01.09.13 23:48

Flo schrieb:
-------------------------------------------------------
> Man hätte an der Brudermühlstraße die Isartalbahn
> ja auch tiefer, oder höher legen können? Gut, die
> Tieferlegung hätte man zum Bau des
> Brudermühltunnel rückgängig machen müssen, aber
> wenn da die S-Bahn fahren würde, wäre dann sicher
> eine Brücke über die Schäftlarnstraße gebaut
> worden

Ich kann heute keinen Nutzen dieser Trasse erkennen. Die S-Bahn hat ja ihre Strecke über Solln-Harras, durch viel dichter bewohntes Gebiet. Zudem hing die Isartalbahn am Endpunkt immer in der Luft, das hätte man nur mit enormem Aufwand lösen können. Die U-Bahn für eine Station(!) oberirdisch auf der Isartal-Trasse führen - ob das auch nur einen Pfennig gespart hätte? So scheint mir der Fahrradweg die beste denkbare Verwendung der Trasse.

So schön und spannend die Spurensuche ist - Vergangenheit ist Vergangenheit.

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 02.09.13 10:42

@nazomi7

Das sehe ich ein wenig anders (muss aber nicht richtiger sein...)

Eine noch bestehende Isarthalbahn vorausgesetzt hätte man unter Einbindung des Bf. München Süd die heutige S7 komplett über den Ast Süd - Isarthalbahnhof - Thalkirchen - Grosshesselohe durchbinden können und damit bereits seit 1972 eine komplette Erschließung des Südens in direkter Linie gehabt. Die Fahrzeiten Ri. Wolfratshausen hätten sich dadurch verkürzt.

Die Bahnhöfe Harras - Siemens - Solln hätte eine regelmäßig nach Deisenhofen verkehrende S-Bahn-Linie übernommen, hier hätte sich u.a. auch ein Tram/S-Bahn-Kreuzungsbf. nach Grünwald angeboten.

Das wäre so meine Vision gewesen....

Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69

Re: Spurensuche - ISARTHALBAHN (Teil 1)

geschrieben von: nozomi07

Datum: 02.09.13 18:25

Bernd Mühlstraßer schrieb:
-------------------------------------------------------
> Eine noch bestehende Isarthalbahn vorausgesetzt
> hätte man unter Einbindung des Bf. München Süd die
> heutige S7 komplett über den Ast Süd -
> Isarthalbahnhof - Thalkirchen - Grosshesselohe
> durchbinden können und damit bereits seit 1972
> eine komplette Erschließung des Südens in direkter
> Linie gehabt. Die Fahrzeiten Ri. Wolfratshausen
> hätten sich dadurch verkürzt.

Aber welchen verkehrlichen Nutzen hätte das gehabt? Die heutige Strecke der S7 läuft weitgehend parallel, hat genug Kapazität (da fährt ja nur die S-Bahn und die BOB), und ist viel dichter an der Bevölkerung (Solln, Harras, Heimeranplatz).

Man hätte die Isartalbahn sehr aufwändig in den Südring und in die S-Bahn-Stammstrecke einschleifen müssen, eine Überbrückung der Brudermühlstraße bauen müssen, die komplette Trasse auf S-Bahn-Niveau modernisieren - für welchen verkehrlichen Nutzen?

Ich denke, es ist ein typisches Relikt der Konkurrenz aus Staatsbahn und Privatbahn, so wie es sie in der Eisenbahngeschichte unzählig gab. Und da hat man das richtige getan: Aus beiden Trassen das beste kombiniert, den Rest aufgegeben.