Der Bahnhof Berlin Zoologischer Garten war bis 1976 der einzige Halt von Transitzügen im Westteil Berlins. Am 26. September 1976 kam der Fernbahnhalt für die Hamburger Transitzüge in Spandau dazu, für die Züge in Richtung Helmstedt, Bebra und Ludwigsstadt stand vom gleichen Tag an (Meyer-Kronthaler nennt hier den 30. Mai 1978) dann auch der Bahnhof Wannsee zur Verfügung.
Die spannende und hochpolitische Geschichte dieses
"Vorpostens der DDR in West-Berlin" hat die GVE hier umfassend dargelegt:
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www.gve-verlag.de]
Die für das Jahr 1987 anstehende 750-Jahr-Feier Berlins bot Anlaß, das Schmuddelkind am Hardenbergplatz einer umfassenden Sanierung zu unterziehen, hierzu wurde eine grenzübergreifende Arbeitsgruppe zwischen Vertretern des (West-) Berliner Senats und dem Verkehrsministerium der DDR gebildet. Die Übergabe der Betriebsrechte der S-Bahn im Westteil im Januar 1984 wird zu recht als "Vorläufer" für diese nicht selbstverständliche Kooperation auf dem stets heiklen Terrain der Vier-Sektoren-Stadt angesehen.
Für die Jahre 1986-87 stand zunächst die Sanierung der großen Bahnsteighalle an. Diese wurde zwar im Jahre 1940 im wesentlichen fertiggestellt, deren Verglasung erfolgte jedoch kriegsbedingt nicht mehr. Erst 1955-57 wurde hier Drahtglas eingesetzt, das aufgrund zunehmender Verschmutzung zu trübem, gelb-bräunlichem Licht in der Halle führte. Die große Fernbahnhalle sollte im Zuge der Sanierung Klarverglasung erhalten, die Verlängerung und Überdachung der Fernbahnsteige folgen. Im Jahre 1988 wird es dann an die kleinere Bahnsteighalle der S-Bahn gehen.
Starten wir unseren Rundgang auf der Kreuzung Joachimsthaler und Hardenbergstraße:
(01) Die Längsseiten der Fernbahnhalle sind bereits eingerüstet.
(02) Für die BVG werden auf dem Hardenbergplatz putzige Infomationspavillons errichtet.
(03) Durch die Sanierung der Halle erfolgt sämtlicher Zugverkehr nur vom Bahnsteig A.
Betrieblich war das zu verschmerzen, stellte sich der gesamte Abfahrtplan (der vorigen Periode 1985/86) doch recht übersichtlich dar:
(04) Blick ostwärts in Richtung Hertzallee. Das Stellwerk
Zoo wird leider durch den Gepäckaufzug verdeckt.
(05) Die östliche Hallenschürze ist ebenfalls eingerüstet.
(06) Der Viadukt erhält eine neue Abdichtung. Etliche Tonnen Gleisschotter fanden übrigens ihren Weg zum Bahnhof Schönow der MKB, auf dem zur gleichen Zeit umfangreiche Gleisbauarbeiten stattfinden: [
mkb-berlin.de]
(07) Die Stützen auf dem Bahnsteig dienen nicht etwa den zerfledderten Fallblattanzeigern, vielmehr tragen sie die Abfangekonstruktion des Schürzengerüsts.
(08) Auf Bahnsteig A sind die originalen Aufbauten noch erhalten, Bahnsteig B ist dagegen bereits entkernt.
(09) Die "Berg- und Talbahn" unter dem abgeräumten Gleis 3 verdeutlicht, daß beim Bau der großen Fernbahnhalle 1936-40 auf die Viaduktbögen von 1882 aufgesetzt wurde. Völlig unbegreiflich erscheint aus heutiger Sicht, daß die einfache Abflatterung des Betriebsgleises nicht zu zahlreichen Unfällen geführt hat. Gleis 4 (im Hintergrund) dient der Baustellenlogistik.
(10) Der Blick in Richtung Hardenbergplatz ist verstellt. Im Vergleich zu den schmalen Stegen des heutigen sog. "Hauptbahnhofs" dürften die Fernbahnsteige des Bahnhofs Zoo als eher großzügig gelten.
(11) Für die Sanierung des Hallendachs wurde ein "Hängeboden" eingezogen.
(12) Blick westwärts.
(13) Für die Freunde der Frakturschrift: Das Schild über dem Treppenabgang en détail.
(14) Blick zurück von der Brücke über die Hardenbergstraße.
(15) Ein Heulen und Pfeifen läßt mich umdrehen. Das Hochhaus im Hintergund beherbergte zu jener Zeit meine
alma mater.
(16)
132 395-5, gerade zehn Jahre alt geworden, bringt hier den D 343 aus Hannover, der sich dort knapp dreieinhalb Stunden vorher auf den Weg gemacht hat.
(17) Auch hier stehen bereits die Stützen für die Stirnseitenrüstung, die ihrerseits aber noch fehlt.
(18) Das Zuglaufschild ist recht übersichtlich: "Hannover - Braunschweig - Helmstedt - Berlin Stadtbahn".
(19) Auf Bahnsteig B entsteht bereits der Rohbau für die Aufsichterhütte.
(20) Schlicht und übersichtlich (mit manuell applizierten Buntstiftmarkierungen!) weist der
Leiter des Bahnhofs (in Person des Reichsbahn-Hauptrats Alfred Schultz) auf die Fahrplanänderungen hin. Rechts unten übrigens die für Druckstücke in der DDR unentbehrliche Abdruckgenehmigung "(204) Ag 130/167/86 C".
(21) Für den Reiseproviant genügt ein Kiosk.
(22) Pünktlich um 11:37 Uhr fährt D 337 von Hamburg Altona ein. Am Zugschluß laufen zwei Kurswagen aus Kiel mit, die mit dem E 3757 in Büchen zugestellt wurden.
(23) Die Fahrzeit ab dem Hamburger Hauptbahnhof belief sich übrigens auf dreieinhalb Stunden.
(24) Nach 19 Minuten Aufenthalt im Bahnhof Zoo geht es weiter in Richtung Friedrichstraße.
(25) Mit diesem Bonustrack für Hochrad-Freunde (Aufnahme vom 24. März 1985) darf ich diesen kleinen Besuch im Bahnhof Zoologischer Garten beenden.
Danke fürs Mitreisen!
Gruß,
Markus.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:04:12:17:31:50.