Hallo allerseits,
wie jüngst einigen Meldungen im Sichtungsforum zu entnehmen war (siehe [
www.drehscheibe-foren.de], [
www.drehscheibe-foren.de] und [
www.drehscheibe-foren.de], wurden vergangene Nacht die mechanischen Stellwerke in Hofheim (Ried) außer Betrieb genommen und die Formsignale durch Lichtsignale (von wo aus gesteuert?) ersetzt. Ich möchte dies zum Anlass nehmen, einige Bilder dieses interessanten Bahnhofs aus der zweiten Hälfte der 80er Jahre zu zeigen. Wenn die DSO-Suchfunktion mich nicht belogen hat, sind dies zugleich die ersten Bilder dieses Bahnhofs im Hifo.
Vorweg ein Blick auf die Karte und ein weiterer in die Geschichte der Strecken rund um Hofheim:
Bild 0: Verkehrswege rund um Hofheim (Ried) (Karte: openstreetmaps.org)
Die Eisenbahngeschichte in Hofheim (Ried) begann am 1.6.1869, als die Hessische Ludwigs-Eisenbahngesellschaft den Stamm der „Riedbahn“ im Abschnitt (Darmstadt –Goddelau -) Gernsheim – Biblis – Hofheim (Ried) – Rosengarten. eröffnete. Von Rosengarten aus gab es ab 1870 ein Eisenbahntrajekt über den Rhein mit Anschluss an die (spätere) Wormser Hafenbahn. Auf der Karte ist der Verlauf der Strecke nach Rosengarten anhand der Straße zum Wehrzollhaus nachzuvollziehen.
Bereits am 1.11.1869 wurde Hofheim (Ried) mit Eröffnung der heute „Nibelungenbahn“ genannten Strecke nach Bensheim Abzweigbahnhof.
Zur weiteren Streckenentwicklung im Umfeld ist zunächst die Inbetriebnahme der Strecke Rosengarten – Lampertheim am 24.10.1877 zu erwähnen. Zwei Jahre lang war Lampertheim Endbahnhof, bis am 15.10.1879 die Verbindung nach Mannheim und rund einen Monat später mit Eröffnung der Abschnitte Goddelau – Frankfurt und Biblis – Lampertheim die Riedbahn in ihrem heutigen Verlauf vollendet wurde.
Die nächste Streckenentwicklung, von der Hofheim (Ried) betroffen war, ist der Bau der Eisenbahnbrücke über den Rhein, die am 1.12.1900 eröffnet wurde. Hierfür mussten die Strecken westlich von Hofheim verschwenkt werden und am östlichen Brückenkopf entstand die Abzweigstelle Landdamm als Verzweigung der Strecken nach Hofheim (Ried) bzw. Lampertheim. Yugleich wurden der Bahnhof Rosengarten und die dorthin fuehrenden Streckenabschnitte aufgelassen.
Nachdem die Nazis am 20.3.1945 beide Wormser Rheinbrücken gesprengt hatten, wurde die Eisenbahnbrücke zum 15.10.1948 als kombinierte Schienen-/Straßenbrücke wiederhergestellt. Martin Balser hat
hier einen interessanten Beitrag zur Betriebsabwicklung veröffentlicht. Aufgrund der geringen Kapazitäten für den Bahnverkehr endeten bis zur Eröffnung einer neuen Straßenbrücke im Jahr 1953 viele Züge aus Darmstadt und Bensheim in Hofheim (Ried).
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Strecke (Worms -) Abzw. Landdamm – Lampertheim zum 29.5.1960 stillgelegt wurde. Von Lampertheim ist das Gleis noch einige Kilometer in Betrieb; Bilder davon habe ich mal
hier gezeigt.
Nun endlich die Bilder, darunter auch zwei meiner Lieblingsaufnahmen, in chronologischer Reihenfolge.
Bild 1:
Mein erster fotografisch dokumentierter Besuch in Hofheim (Ried) fand am 23.12.1986 statt. Von einem Krautgarten westlich des Bahnhofs aus lichtete ich N 8593 mit der Darmstädter 212 366 ab. Nur zwei Zugpaare im Schülerverkehr wurden seinerzeit auf der Linie Worms – Bensheim mit lokbespannten Garnituren gefahren, der Rest war fest in Hand der Wormser ETA.
Im Vordergrund sehen wir das durchgehende Hauptgleis nach Bensheim, dahinter das Gleispaar Worms – Biblis. Rechts versteckt sich das Stellwerk Hw hinter dem Gitermast.
Bild 2:
Nur eine Viertelstunde später passiert 515 015 als Nt 8715 aus Biblis den Bahnhof.
Das kurze Züglein erlaubt einen Überblick über den westlichen Bereich des Bahnhofs. Von vier Ausfahrsignalen haben drei wegen der Fahrleitung bzw. der Sichtverhältnisse gekürzte Flügel. Der O303 (?) yeigt den Verlauf des BÜ 3 unmittelbar westlich der Bahnsteige an. Rechts von Stellwerk Hw ist das imposante Empfangsgebäude in typischem Ludwigsbahn-Stil zu erkennen. Und im Hintergrund markieren die Ausfahrsignale das östliche Ende des Bahnhofs.
Bild 3:
Eines meiner Lieblingsbilder: 515 125 und 815 615 passieren als N 8573 das westliche Einfahrsignal von Hofheim (Ried). Auch wenn der Rot-Anteil im Wormser ETA-Park noch vergleichsweise hoch war, gehörte einiges Glück dazu, mehr als einen roten Wagen in einer Garnitur zu erwischen.
Bild 4:
Wenden wir uns dem Bahnsteigbereich zu: N 8433 mit der Frankfurter 141 091 hält an Bahnsteig 3. Neben den Zügen der Nibelungenbahn und den ebenfalls mit ETA gefahrenen Kurzpendeln Worms – Biblis passierten werktäglich einige wenige Zugpaare in den Relationen Worms – Frankfurt und Worms – Darmstadt den Bahnhof Hofheim (Ried).
Der niveaugleiche Bahnsteigzugang über zwei Gleise hinweg mutet nachgerade tschechisch an. Im Hintergrund ist das Stellwerk Ho zu erahnen.
Bild 5:
Nächster Fotohalt: Einfahrsignal aus Richtung Bürstadt. Um 15:25 Uhr steht die Sonne schon recht tief, als die 1955 gebauten ETA-Urgesteine 815 603 und 515 003 als Nt 8573 gen Bensheim brummen.
Bild 6:
Zum Abschluss der Bilder vom 23.12.1986 noch eine Aufnahme, die nach heutigem Sprachgebrauch nur als Notschuss zu bezeichnen wäre: mit einem Kesselwagen-Ganzzug fährt 140 476, seinerzeit letzte Saarbrücker 140 mit Regenrinne und grauem Dach, von Biblis her ein und passiert gleich das hübsche Stellwerk Ho.
Aus dem Folgejahr, 1987, ist in meinem Fundus nur eine einzige brauchbare Aufnahme aus Hofheim (Ried) zu finden.
Bild 7:
3.10.1987, die Rübensaison läuft, und die Darmstädter 332 175 zieht an der im Hintergrund schwach erkennbaren Hofheimer Rübenverladeanlage beladene Wagen ab.
Im März 1988 führten mich einige Fototouren in den Bereich Worms – Biblis – Bensheim. Anlass war der bevorstehende Fristablauf des erst 1986 aus Mönchengladbach zugereisten 515 655, der zugleich der letzte rote 515.5 in Worms war. Einige Aufnahmen sind dabei auch in Hofheim entstanden.
Bild 8:
Am 3.3.1988 passiert das Objekt der Begierde als Nt 8715 Biblis – Worms die östlichen Ausfahrsignale des Bahnhofs Hofheim (Ried). Der Weichenwärter auf Ho kurbelt bereits wieder seinen Feldweg-BÜ hoch.
Bild 9:
Knapp zwei Wochen später, am 16.3.1988, verlassen wir ausnahmsweise das unmittelbare Terrain des Bahnhof Hofheim (Ried) für das zweite meiner hier gezeigten Lieblingsbilder: 515 655 fährt um kurz nach 18 Uhr als Nt 8587 am ehemaligen Stellwerksgebäude des Abzw. Landdamm der Sonne und dem Endbahnhof Worms entgegen.
Bilder 10 + 11:
17.3.1988, letzter Einsatztag für 515 655. In Hofheim sind bei der Autoverfolgung des Nt 8589 Bensheim – Worms keine fotografischen Meisterwerke entstanden. Da sie den Bahnhof aber aus einer sonst nicht gezeigten Perspektive von der Rübenrampe aus zeigen, seien sie hier dennoch platziert.
Bild 10 blickt nach Osten. Links ist Stellwerk Ho, ganz links am Rand ein Teil der Rübenverladeanlage zu erkennen. Hinter der Garnitur aus 515 655, 815 696 und 515 526 der frühere Güterschuppen.
Bild 11 zeigt den zugehörigen Nachschuss. Links ist das Empfangsgebäude angeschnitten, in dessen eingeschossigem Anbau der Fahrdienstleiter mit seiner S&H-Befehlsstelle (vgl. [stellwerke.de] residiert. Hinter dem Zug das Stellwerk Hw. Auffällig ist die Brache zwischen den Hauptgleisen und dem Rübenverladegleis. Die Tatsache, dass letzteres separat mit Fahrdraht überspannt ist, lässt vermuten, dass der Bahnhof schon vor der Elektrifizierung 1964 eines Teils seiner Nebengleise beraubt wurde.
Die nächste Bildfolge ist nahezu vom identischen Standort aus entstanden und datiert vom 13.6.1988. Den Pilzfraß an dieser Diaserie möge der geneigte Betrachter gnädig übersehen …
Bild 12:
Ist das nicht klassisch? Die Frankfurter 141 095 schiebt ihren Karlsruher Steuerwagen mit N 8735 aus dem Bahnhof Hofheim (Ried)
Bild 13:
Im Blockabstand folgt ihr die in Köln beheimatete 140 599 – eine E40 in ihrem unattraktivsten Erscheinungsbild – mit einem kurzen Gag. Der Güterverkehr via Hofheim (Ried) war in jenen Jahren überschaubar und beschränkte sich im Wesentlichen auf Züge zur BASF bzw. in Richtung Saarland.
Bild 14: Wieder nur kurze Zeit später folgt der nächste Ellok-bespannte Nahverkehrszug. Die Ur-Frankfurterin 141 187 hat mit den vier Silberlingen des N 8447 aus Darmstadt Frankfurt sicher keine Mühe.
Bild 15:
Den Abschluss des dreiviertelstündigen Zugreigens bildet schließlich um 19:14 Uhr Nt 8591 aus Bensheim, der heute von 515 534 gefahren wird.
Nochmals ein Sprung aus dem engeren Bahnhofsbereich von Hofheim (Ried) heraus. Wir schreiben den 6.9.1988
Bild 16:
Westlich von Hofheim (Ried) schlägt die Strecke nach Worms seit 1900 einen großen Bogen zur Rheinbrücke hin. 515 121 und 515 003 haben als N 8579 mit vereinter Kraft die Brückenrampe erklommen und gerade das Einfahrvorsignal von Hofheim (Ried) passiert. Der Fotograf steht derweil auf einem kurzen Dammrest der einstigen Strecke nach Lampertheim.
Finale a la nebbia: wir schreiben den 15.10.1988 und im Ried herrscht Rübenwetter.
Bild 17:
Samstagmorgen, kurz vor zehn Uhr, die „Rübergabe“ 67311 rollt mit 332 175 aus Richtung Bensheim kommend in den Bahnhof Hofheim (Ried) ein. Links zeigt Stellwerk Ho auch mal seine Rückseite.
Bild 18:
Kaum zehn Minuten später tritt die Köf III wieder den Rückweg nach Bensheim an, diesmal solo.
Kann mit jemand auf die Sprünge helfen, wie damals die Rüben aus Lorsch, Bürstadt und Hofheim (Ried) nach Worms und weiter zur Offsteiner Zuckerfabrik abgefahren wurden? Reime ich mir aus meinen Erinnerungen richtig zusammen, dass die Bensheimer Köf die beladenen Wagen bis Hofheim (Ried) gebracht und dort abgestellt hat, bis sie von einer V100 auf deren Rückreise von Lache – Lampertheim – Biblis aufgegabelt wurden?
Bild 19:
Nochmals die Einfahrt aus Richtung Bensheim und Biblis. Nt 8561 und 515 018 lauten die relevanten Bildangaben …
Bild 20:
Ein letzter Blick: 815 674 und 515 551 rollen als Nt 8560 an den Bahnsteig und passieren dabei das schön verschindelte Stellwerk Hw.
Ich hoffe, es hat gefallen.
Grüße
Volker
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:04:08:21:35:39.