Schon gelaufen:

Berliner S-Bahn im Februar 1983: S-Bw Wannsee und Kremmener Bahn
Berliner S-Bahn, 4. Dezember 1983: Zum "Nordpol"
Berliner S-Bahn, 5. Dezember 1983: Auf der "Saale"
Berliner S-Bahn, 6. Dezember 1983: Kremmener Bahn
Berliner S-Bahn, 6. Dezember 1983: "Nathan" und "Nordpol"


"Wer viel schmeißt, hat bald nichts mehr!", sagte einmal ein bekannter Kapitänleutnant.
Aber keine Sorge:
Auf meiner Festplatte schlummern noch einige noch zu bearbeitende Bilderserien, daher lege ich heute einfach eine nach.

Für die Ortsunkundigen darf ich zunächst mal in Erinnerung rufen, wie sich die Netzspinne der Berliner S-Bahn zu dieser Zeit präsentierte:




Am 7. Dezember 1983 hielt der Winter Einzug. Anders als am trüben Vortag versprach eine dünne Schneedecke einen höheren Kontrastumfang. Wieder ging es mit dem Fahrrad nach Lichterfelde Süd:




(01) Es ist 11:02 Uhr. Pünktlich wie die Eisenbahn jener Epoche fährt der "Nathan" (Zuggruppe NII, Umlauf 3) ein. Plan-Ankunft ist 11:03 Uhr, und um 11:08 Uhr sollte es wieder in Richtung Heiligensee abgehen.




(02) Zugkreuzung in Südende um 11:15 Uhr. Umlauf 4 kommt uns entgegen.




(03) Nördlich Bornholmer Straße: Überquerung der (nach 1961 abgebauten) Bernauer Vorortgleise. Der mächtige Überbau rechts gehörte zum Nordbahn-Ferngleis aus Richtung Oranienburg.




(04) 11:45 Uhr: Die südliche Einfahrt des Bahnhofs Schönholz wird erreicht. Der Bahndamm trug einst 5 Gleise: 2 für die Vorortbahn, 2 Ferngleise sowie das Güterverbindungsgleis aus Richtung Pankow Vbf über Abzweig Vnp. Mauer und Grenzstreifen sprangen hier ein Stückchen - entlang der Panke - zurück. In der Bildmitte ist die Übergabegruppe zur Anschlußbahn des Branntwein-Monopols zu erkennen, die nur über eine Drehscheibe zu erreichen war und parallel zur Panke den Bahndamm unterquerte.
Näheres über diese Anschlußbahn ist im "Schulz / Krolop" zu finden.




(05) Auf der Ostseite des Bahnhofs Wilhelmsruh war der Grenzverlauf etwas verworren.




(06) Auch hier ist der Bahnsteig auf Halbzuglänge abgesperrt.




(07) Die einstige betriebliche Bedeutung des Bahnhofs Schönholz läßt sich noch erkennen. Die Gleise dienten bisweilen sogar zur Abstellung von Reisezügen des Stettiner Bahnhofs.




(08) Einfahrt Bornholmer Straße. "Von links unten" kam das Vorortgleis aus Bernau.




(09) Der unscheinbare "Würfel" in Bildmitte ist das am 1. Oktober 1935 in Betrieb gegangene Stellwerk Bos, dem Lars Molzberger eine ganze Seite gewidmet hat:
[berliner-stellwerke.de]




(10) Gesundbrunnen: Der Bahnsteig ist in Höhe des Kiosks auf Halbzuglänge abgesperrt. An der Säule rechts hängt die Heizmerktafel.




(11) Papestraße Vorortbahnsteig: Am Bahnsteigpflaster und der Dachkante wird die nachträglich vorgenommene Verbreiterung erkennbar. Planmäßig um 13:40 Uhr fährt der "Nathan" nach Heiligensee.




(12) Die Brücke gehört zur Verbindungskurve der westlichen Ringgütergleise zum Vbf. Tempelhof, die auf der bekannten Steinbogenbrücke den Sachsendamm überspannte.




(13) Auch hier wird der verbreiterte Bahnsteig deutlich. Hinter den Blechträgerüberbauten der Verbindungskurve befindet sich die Ringbahnbrücke.




(14) Der "Übergang zur Ringbahn" ist bereits seit 3 Jahren obsolet. Auf der Plakatsäule wirbt die Deutsche Reichsbahn für Transitzüge ("6x täglich nach Köln").




(15) Heutiges Schlußbild aus Lichterfelde Süd (BÜ Müller-/Fürstenstraße).


Danke fürs Mitreisen!

Gruß,
Markus.

Sehr schön, Danke für's Mitnehmen!

Vielen Dank für die Einblicke in eine ganz nahe und doch so ferne Welt.Damals!

Hallo Markus,

wenn Du noch den Bildausschnitt ein bißchen mehr nach rechts geweitet hättest, wäre auch noch der Wachturm an der Sektorengrenze am Panke-Eck mit drauf gewesen.

Der langjährige Rangierleiter und Lokführer der Sprit-Monopol-Anschlussbahn, Uwe S., der auch die auf Westberliner Seite befindliche Drehscheibe bediente, die sich im dem Pankefluß folgenden Mauereck befand, berichtete mir vom heißen und langen Sommer 1982, dass da des öfteren die Grenzsoldaten k...end aus dem Fenster gehangen haben.
Das blieb natürlich von der Westseite her nicht unkommentiert, mit Sprüchen wie: "Ham' se Euch wieda vadorbene Lebawurscht uff de Stulle jeschmiert?!"

Alles Original-Wiedergabe, wie im Sommer 1983 berichtet erhalten.

Übrigens: Das noch weiter östlich der Übergabegruppen-Gleise von Branntwein-Monopol ersichtliche Fabrikgebäude war früher eine Mühle, lag aber immer noch im französischen Sektor und damit noch auf West-Berliner Gebiet. Das hielt aber die Verwaltung des Ostberliner Stadtbezirks Pankow nicht davon ab, in den fünfziger Jahren, also noch vor dem Mauerbau, diese Liegenschaft und den Betrieb, der seine Straßenanbindung ausschließlich von Pankower Seite her hatte, als auch zu Ostberlin zugehörig und damit von dort aus, was staatliche Abgaben und Lebensmittelaufsicht anbetraf, zu verwalten, wie im Sommer 1983 bei einer Exkursion dort noch vorgefundene Korrespondenz bezeugte. Außerdem stand da noch unter dem langsam verfallenden Dach (eigentlich nur mit einem Hubschrauber holbar) ein alter Opel-Lieferwagen...
Ich muss mal meine Fotos und diese Unterlagen aus der Zeit suchen und hier einstellen...

Gruß
VB995



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:03:03:22:43:11.

Wann wurde eigentlich der Betrieb eingestellt?
Ich kann mich noch gut an diese Anschlussbahn erinnern.
Da sah auch die Drehscheibe noch in den 90er Jahren gut aus.
Also ich meine 1994 war da noch einiges los.

Viele Grüße aus Tegel sende ich.

Die Bahn wurde 2002 eingestellt, weil das Branntweinlager aufgelöst wurde.
Ich selber hab' noch auf dem Weg zur Arbeit in den späten 90ern (von der Brehmstr. aus),
immer mal wieder dort 1-2 Kesselwagen gesehen. Aber irgendwann dann nicht mehr und nie Fotos gemacht...

Nicht nur das Branntweinlager, generell wurde das sog. Branntweinmonopol aufgelöst. Weiß jemand der geneigten Leserschaft welche Anschlüsse noch dort waren? Vor der Drehscheibe? Die Abstellgruppen erscheinen mir ein bisschen reichlich nur fürs Branntweinmonopol.

Vielen Dank fürs zeigen,

Ytracks

Hallo,

ein paar Daten lassen sich zusammentragen bzw. eingrenzen. Am 09.08.2000 begleitete ich ein letztes Mal fotografisch die Übergabe Berlin Nordost - Greifswalder Straße - Berlin=Reinickendorf, welche über das damals einzige noch nutzbare Fernbahngleis am zukünftigen Nordkreuz verkehrte. Für gewöhnlich liefen in dieser Übergabe auch die Kesselwagen für Schönholz mit, an diesem Tag allerdings nicht. Zu jener Zeit wurde der östliche Behelfs-S-Bahnsteig Bornholmer Straße abgebrochen und die Neutrassierung der Kurve Schönhauser Allee - Pankow begann. Die Fernbahnkurve Schönhauser Allee - Pankow war gesperrt, die Fernbahnkurve Gesundbrunnen - Schönholz zugunsten neuer S-Bahngleise bereits überbaut.

Am 20.08.2000 gelang mir ein weiteres Foto von einer Überführungsfahrt mit BR 232 und einem "Quietschi" im Schlepp aus Richtung Schönholz unterhalb der Bösebrücke. Irgendwann danach muß unterjährig auch die Verbindung Greifswalder Straße - Schönholz außer Betrieb genommen worden sein. Einen Fahrplanwechsel im Dezember gab es noch nicht, ein Foto vom Januar 2001 im Bereich Prenzlauer Allee zeigt nur noch verrostete Gleise.

Etwa im März 2004 war ich zu Besuch bei der BfB, weil ich mich für die Kesselwagen an sich interessierte. Es standen keine auf dem Hof, "nur unten in der Übergabestelle. Aber die fahren sowieso nicht, weil die Bahn zur Zeit nicht herankommt" (Stimmt ---> Bauarbeiten Nordkreuz). Meinem Ansinnen wurde anderweitig geholfen, die WÜST durfte ich allerdings nicht begehen, da der Anschlußbahnleiter abwesend war.

Am 30.08.2004 wurde die Strecke Schönholz - Greifswalder Straße unter Festlegung der neuen Weichen am Nordkreuz wieder in Betrieb genommen. Am 10.09.2004 holte eine 298 sieben Kesselwagen aus dem BfB-Anschluß ab und brachte sie nach Berlin Nordost. Anfangs wurde die Wiederaufnahme des Übergabeverkehrs vermutet, doch bald stellte sich heraus, dass nur die letzten Wagen aus dem Anschluß abgeholt und dieser kurze Zeit später abgebaut wurde.

Bedingt durch den Bau des Nordkreuzes, war somit auch - abgesehen vom Anschluß der Waggon-Union - das dauerhafte Ende der Bedienung des Güterbahnhofs Berlin=Reinickendorf besiegelt. Dort wurde an der Ladestr. zuletzt Schrott in Eas-Wagen verladen und staubförmiges Ladegut (was?) aus Ucs-Wagen entladen. In Schönholz gab es neben der BfB nur vereinzelt Wagen für die Bahnmeisterei/Bahnbau ein- bzw. auszusetzen.

Gruß SRB

Kö0128 schrieb:
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>
> (03) Nördlich Bornholmer Straße: Überquerung der
> (nach 1961 abgebauten) Bernauer Vorortgleise. Der
> mächtige Überbau rechts gehörte zum
> Nordbahn-Ferngleis aus Richtung Oranienburg.

Soviel ich weiß, waren es ursprünglich ja 4 Überbauten,
Richtung Norden gesehen, von links nach rechts.
1. S-Bahn stadtaus
2. Fern stadtein
3. Fern stadtaus
4. Gütergleis Moa-Snl
Habe ich mich verzählt?

1953 wurden 2 Brücken entfernt.
Die gezeigte Brücke müsste die Brücke Fern stadtaus sein, oder??


>
> (04) 11:45 Uhr: Die südliche Einfahrt des Bahnhofs
> Schönholz wird erreicht. Der Bahndamm trug einst 5
> Gleise: 2 für die Vorortbahn, 2 Ferngleise sowie
> das Güterverbindungsgleis aus Richtung Pankow Vbf
> über Abzweig Vnp.

Das Güterverbindungsgleis aus Richtung Pankow Vbf
wurde wohl ab etwa 1950 nicht mehr benutzt, da die
West-Berliner Bahnhöfe nicht mehr aus Ost-Berlin angefahren werden sollten.
Ich halte es aber für möglich, das Leerwagenzüge erlaubt waren.



> (07) Die einstige betriebliche Bedeutung des
> Bahnhofs Schönholz läßt sich noch erkennen. Die
> Gleise dienten bisweilen sogar zur Abstellung von
> Reisezügen des Stettiner Bahnhofs.

Wieder was dazu gelernt.


> (08) Einfahrt Bornholmer Straße. "Von links unten"
> kam das Vorortgleis aus Bernau

und "verschwand" das Gleis Richtung Bernau. :-)


> (09) Der unscheinbare "Würfel" in Bildmitte ist
> das am 1. Oktober 1935 in Betrieb gegangene
> Stellwerk Bos, dem Lars Molzberger eine ganze
> Seite gewidmet hat

Am Bahnsteigende des seit 1961 abgebauten Bernauer Gleise
Ri. Gesundbrunnen stand m.E. bis 1985 noch das Ausfahrsignal.
Ein erloschenes Sv-Signal. Die Signale am befahrenen Gleis waren
nach 1961 zu reinen Sbk degradiert worden.


> (10) Gesundbrunnen: Der Bahnsteig ist in Höhe des
> Kiosks auf Halbzuglänge abgesperrt. An der Säule
> rechts hängt die Heizmerktafel.

Vielleicht für Außer-Berliner Kollegen:
Eine Heizmerktafel beinhaltete die Information
für den Tf, wie stark zu heizen war. Es gab die Heizstufen
0
S
I
II
III

Die Stufe wurde nach der Außentemperatur von der Leitstelle festgelegt
und den betreffenden Bfen mitgeteilt, wo dann jemand mit einem Stück Kreide
und einem Lappen loszog.
Die H. befanden sich an allen Endpunkten
und an 3-4 ausgewählten Bahnhöfen unterwegs.
Bei der DR wurde bis 8 Grad gar nicht geheizt,
die BVG hob die Temperatur sofort auf 10 Grad an.

> (12) Die Brücke gehört zur Verbindungskurve der
> westlichen Ringgütergleise zum Vbf. Tempelhof, die
> auf der bekannten Steinbogenbrücke den Sachsendamm
> überspannte.

War das nicht eine BETON-Brücke?
Mit Werbung für PRACTICA?





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:03:05:18:47:26.

joha65 schrieb:

> War das nicht eine BETON-Brücke?
> Mit Werbung für PRACTICA?

Richtig, ich habe sie vor dem Abriss noch recht gut von allem Seiten dokumentiert.
Bilder kommen auf jeden Fall, wann weiß ich noch nicht.

Besten Dank für den Bildbericht!

joha65 schrieb:
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> War das nicht eine BETON-Brücke?
> Mit Werbung für PRACTICA?

Wir hatten sie gerade (allerdings ohne Reklame) hier:
[www.drehscheibe-foren.de]

Ich ging davon aus, daß sie aus verputztem Mauerwerk bestand.
Sollte es doch Stampfbeton gewesen sein?


Gruß,
Markus.

Hallo Streckenrangierbezirk,

In den Ucs-Wagen war sicherlich chemische Grundstoffe fuer die nebem dem
Gueterbahnhof Reinickendorf gelegene Firma BEGRA Granulate. Die gibt es noch heute. Die machen irgendetwas mit PVC. Frueher haben sie sich mit der Bahn beliefern lassen ueber das alte Ladegleis 11. Irgendwann haben sie auch auf LKw umgestellt und da war es vorbei mit dem Betrieb auf dem alten Gueterbahnhof. Bist Du Dir aber mit dem Datum sicher? Ich dachte, dass dort seit 1999 nichts mehr bahnseitig geliefert bzw. Abgeholt wurde?

Liebe Gruesse

Turino

turino schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Streckenrangierbezirk,
>
> In den Ucs-Wagen war sicherlich chemische
> Grundstoffe fuer die nebem dem
> Gueterbahnhof Reinickendorf gelegene Firma BEGRA
> Granulate. Die gibt es noch heute. Die machen
> irgendetwas mit PVC. Frueher haben sie sich mit
> der Bahn beliefern lassen ueber das alte Ladegleis
> 11. Irgendwann haben sie auch auf LKw umgestellt
> und da war es vorbei mit dem Betrieb auf dem alten
> Gueterbahnhof. Bist Du Dir aber mit dem Datum
> sicher? Ich dachte, dass dort seit 1999 nichts
> mehr bahnseitig geliefert bzw. Abgeholt wurde?
>
> Liebe Gruesse
>
> Turino


Hallo Turino,

wenn Du die Frage auf die Ucs-Wagen beziehst - definitiv! An jenem Tag (09.08.2000) wurde solch ein Wagen direkt vor den Prellbock der Ladestraße Reinickendorf gestellt und die offenen Wagen zur Schrottbeladung auf Lücke gezogen. Die Ucs-Wagen brachte die Übergabe seltener als z.B. die grünen BfB-Kesselwagen für Schönholz. Jedoch beide Wagentypen (die Ucs hatten immer eine bläuliche Banderole) verkündeten schon von weitem wohin die Reise geht.
Danke für Deine ergänzungen!

Es grüßt der SRB

Hallo Streckenrangierbezirk,
Das mit dem Ucs-Wagen am Prellbock kann passen, weil die von mir besagte Firma dort eine Sauganlage hatte. So konnte das Granular direkt aus dem Waggon in die Silos gepumpt werden. War eine schoene Sache zumal der Bahnhof ein wenig genutzt wurde. Heutzutage ist ja alles vom aktiven Bahnnetz abgetrennt, obwohl die Gleise noch liegen. Ist echt schade. Danke uebrigens fuer die zeitliche Ergänzung.

Liebe Grüße
Turino