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Schwerer Grenzzwischenfall in Ellrich

geschrieben von: Fritz Wolff

Datum: 27.11.12 09:31

Sommer 1968: Ottberger Lokpersonale fahren mit ihren 44ern mehrere Durchgangsgüterzüge der Relation Hamm - Altenbeken - Northeim - Walkenried - DDR. Der Bespannungsabschnitt endet allerdings, nach Lokwechsel in Ottbergen, grundsätzlich in Herzberg (wo Zollabfertigung, Leichterung und die Bespannung mit einer Goslarer 50 zwecks Weiterbeförderung bis Ellrich stattfinden). Allein der Gag7969, ein einmal wöchentlich verkehrender Ganzzug mit Bauxit von Quadrath-Ichendorf nach Bitterfeld, der wegen seiner Last von 1260t einer 50 nicht zugemutet werden kann, fährt mit Ottberger 44 und Ottberger Personal über Herzberg hinaus bis in den DDR-Grenzbahnhof Ellrich.

Dort nun werden eine bestimmte Ottberger Lok und ein bestimmtes Ottberger Personal - Namen tun nichts zur Sache - eines regnerischen Frühsommertages durch ein Grenzorgan von besonderer proletarischer Wachsamkeit ausgiebigst kontrolliert. Als dieses Organ sich anschickt, nach Durchforsten der Tenderschränke (mit Öffnen der Brotdosen von Lokführer und Heizer) auch noch in den Kohlen rumzustochern, dreht der Heizer langsam den Hilfsbläser zu. Der Lokführer hingegen öffnet, einem zuvor abgesprochenen konterrevolutionären Plan entsprechend, vorsichtig einen Spalt breit die Feuertür. Es ist das Pech des Grenzorgans, dass es einen Regenmantel aus Dederon oder einer ähnlichen Substanz aus der volkseigenen chemischen Industrie trägt, welcher ob seiner Berührung mit den nach hinten austretenden Verbrennungsgasen sofort zu glimmen beginnt und in einen Schwelbrand gerät. Daraufhin schreit der auf seine Weise ebenfalls sehr wachsame Heizer auf, verflucht den offenkundig funktionsgestörten Hilfsbläser und reißt dem vollkommen verstörten Grenzorgan den Dederon-Mantel von den Schultern. Da der Hilfsbläser längst wieder auf und die Feuertür längst wieder zu ist, sieht das nun recht finster dreinblickende Grenzorgan keinen rechten Ansatzpunkt, den beiden Ottbergern Sabotage zu unterstellen, und zwar um so weniger, als der Heizer die Reste des Dederon-Mantels mit dem Spritzschlauch ablöscht. Dennoch verkündet er beim Verlassen des Führerstandes mit drohendem Unterton, dass er diesen Vorfall sofort dem Kommandanten melden werde.

Und in der Tat verzögert sich die Abfahrt unserer beiden Ottberger (planmäßig 9.20 Uhr, Lz Ottbergen). Irgendwann aber werden dann doch die Schutzweiche gelegt und die Ausfahrt gezogen und ein feixendes Ottberger Lokpersonal passiert frohgemut die Staatsgrenze West.

Fritz.

Da können die beiden aber froh sein, dass...

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 27.11.12 09:56

...sie nicht nach Sibirien geschickt worden sind... ;-)))


Der Denkzettel hat sicherlich gesessen, denn Grenzorgane werden nur durch Schaden klug!




Bis neulich

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!




2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:27:10:07:42.

Re: Schwerer Grenzzwischenfall in Ellrich

geschrieben von: MarkusMG

Datum: 27.11.12 10:10

SUPER

Urlaub im Hunsrück Ferien.in.Unzenberg
Homepage zum Thema
Hunsrückbahn
Meine Facebookseite zum Thema Hunsrückbahn
http://www.kbs607b.hunsrueckquerbahn.de/BilderStartseite/werbklli04.gif

Hi-hiiii....

geschrieben von: Reinhard Gumbert

Datum: 27.11.12 10:45

**verholen-feix**

Sind bestimmt in den Jahren...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 10:48

auch noch so ähnliche Fälle in den Grenzbahnhöfen der DDR auch wohl mehr passiert.

Wo ist die Ecke zum Lachen?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 10:55

Wenn es umgekehrt gewesen wäre - würde man dem "unmenschlichen Regime" der "Zone" unterstellen, vorsätzlich Menschen in Gefahr gebracht zu haben - aber so doppelzüngig ist nunmal die westliche Sichtweise auf die Welt! Ich möchte dann nicht die Schlagzeile von Blöd und Co. gelesen haben.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:27:10:56:49.

Re: Wo ist die Ecke zum Lachen?

geschrieben von: MarkusMG

Datum: 27.11.12 11:15

asr_m62 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wenn es umgekehrt gewesen wäre - würde man dem
> "unmenschlichen Regime" der "Zone" unterstellen,
> vorsätzlich Menschen in Gefahr gebracht zu haben -
> aber so doppelzüngig ist nunmal die westliche
> Sichtweise auf die Welt! Ich möchte dann nicht die
> Schlagzeile von Blöd und Co. gelesen haben.

Auch nicht schlecht.

Im Keller?

geschrieben von: TWA

Datum: 27.11.12 11:31

>>> Ich möchte dann nicht die Schlagzeile von Blöd und Co. gelesen haben.

Wir sind hier aber nicht bei "Blöd & Co".

Re: Wo ist die Ecke zum Lachen?

geschrieben von: Oli Schwarz

Datum: 27.11.12 11:44

Ach so, Sie sind also der Meinung, dass die bundesrepublikanischen "Organe" die DDR-Bürger genau so behandelt haben, wie umgedreht?
Ostdeutsche Lokpersonale wurden durchsucht und schikaniert? Interessant!

Wo ist die Ecke zum Lachen? Hier.

geschrieben von: bloem

Datum: 27.11.12 11:58

;)
**Öl ins Feuer gießend:

Naja, ich kenne die "Geschichten" auch so, dass man den Grenzorganen zwischen den westdeutschen Kohlen Dieses und Jenes bereit hielt, um sie bei guter Laune zu halten. Wenn das Organ nun aber gewissenhaft danach gesucht habe und ihm dann doch nur hinterrücks unverhofft "die Lenden angezündet wurden", ist das beileibe kein schöner Zug gewesen vom Ottberger Personal...aus Grenzer Sicht. Ich hingegen ziehe meine Mütze vor denen, die so getan haben. Ein kleiner Aufstand im Führerstand gegen ein real-aktives Regime. Gut so!

**die Hände aus den Flammen ziehend und in Wasser kühlend...
;)

H., (s)eine Mütze suchend...



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:27:13:03:27.

Re: Wo ist die Ecke zum Lachen?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 12:08

Tut mir leid, ich sehe hier keine Schikane - Schikane ist für mich, wenn jemand bei -35°C nackend 3000m Lauf im Freien machen muß!
Die Schikane des BRD gegenüber der DDR war deutlich subtiler, als die eines DDR-Grenzers, der Stullenbüchsen kontrolliert hat! Aber zu soviel Fairnis, selbst mehr als 20 Jahre nach dem Kampf der Systeme, war/ist man westlich der Demarkationslinie scheinbar nicht in der Lage!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:27:12:09:16.

Jetzt muss ich bald WEINEN

geschrieben von: MarkusMG

Datum: 27.11.12 12:55

Ich hab da sehr nette Gefühle.

Wenn man ein paarmal so Menschenunwürdig kontrolliert wurde, sieht man doch schon ein paar Unterschiede.
Kugelschreiber mit Werbung waren da schon GEFÄHRLICH.
Aber als ehem Ostbürger kann man das Kontrollprogramm auch nicht nachempfinden.
Bis zur Kontrollstelle kam kein NormalDDRbürger.
Die Grenzorgane waren für mich nicht Normal. Die hatten eine an der Waffel.
Zitat: "(...)20 Jahre nach dem Kampf der Systeme(...)". Diesen Kalauer möge man mir erklären...

Von einem Fauxpas möchte ich nicht sprechen, aber ein bißchen ist es schon so: Ich kenne doch diese Redensweisen, von früher her...

LG.


>>>"Tut mir leid, ich sehe hier keine Schikane - Schikane ist für mich, wenn jemand bei -35°C nackend 3000m Lauf im Freien machen muß!
>>>Die Schikane des BRD gegenüber der DDR war deutlich subtiler, als die eines DDR-Grenzers, der Stullenbüchsen kontrolliert hat! Aber zu soviel Fairnis,
>>>selbst mehr als 20 Jahre nach dem Kampf der Systeme, war/ist man westlich der Demarkationslinie scheinbar nicht in der Lage!"



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:27:13:08:26.

Ich hätte auch Kalten Krieg schreiben können - Wäre das genehm? (o.w.T)

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 13:18

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Fehlt nur noch das ...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 13:23

... die DDR als der besserer und demokratischere deutscher Staat angepriesen wird :-(

Re: Schwerer Grenzzwischenfall in Ellrich

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 13:24

Schöne Geschichte, gefällt mir. An der Berliner Mauer hatten wir im Westen auch unsere Streiche :-)

Re: Fehlt nur noch das ...

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 13:34

Auf solch ein niveauloses Geschreibsel habe ich schon lange gewartet. Ich glaube, daß es in den nächsten 100 Jahren nicht möglich sein wird, OBJEKTIV über die Geschichte beider deutschen Staaten, und über deren Zwänge, den sie an der Schnittkante der Systeme unterlagen, zu schreiben. Die Geschichte aufzuarbeiten, hätte einen objektiveren Rahmen verdient - als unisono nur die "westliche" gleich der "guten" Seite zu setzen! Aber daran hat ja wohl niemand Interesse.
Ach Quatsch, ist schon alles o.k. . Nimm´s bitte nicht persönlich und/oder tragisch und lass´ dich nicht weiter ärgern ;)
Manchmal muss man Dinge auch mal aussprechen und nun warst/bist du gerade (wir mir mittlerweile scheint ungerechtfertigterweise)Opfer.
Alles gut.
Beste Grüße von H.

(Edits hier und weiter oben: Die schnellen Finger...)



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:27:13:50:53.

Re: Ich hätte auch Kalten Krieg schreiben können - Wäre das genehm?

geschrieben von: ehemaliger Nutzer

Datum: 27.11.12 14:04

Hallo,

Nee, persönlich nehme ich das schon nicht. Ich habe nur etwas gegen einseitige Sichtweisen. Jede Sache, jedes Problem hat immer zwei Seiten - man muß beide anschauen, um sich selbst ein (subjektives) Urteil bilden zu können. Als gelernter DDR-Bürger habe ich meine eigene Sicht der Dinge und sehe, daß das normale Volk früher betrogen wurde und heute genauso betrogen wird. Nur die Größenordnung der Summen, um die es geht sind heute größer....

Im konkreten Fall kann ich es nicht nachvollziehen, weshalb Jemand als "Held" gefeiert wird, der billigend in Kauf nimmt, daß ein Mensch (egal ob es in diesem Fall ein Funktionär eines verhaßten Staates ist, der einfach (vielleicht auch aus Angst vor seinem Vorgesetztem) seinen Job überkorrekt macht) ernsthaft verletzt wird - nur aus Spaß oder Gehässigkeit. Hätte er eine Fontäne aus dem Spritzschlauch "aus Versehen" abbekommen wäre es okay - aber die Klamotten anzünden? Da hört bei mir der Spaß auf, zumal Polyamidfasern relativ leicht lichterloh brennen können.

Viele Grüße
Alex



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:27:14:05:02.
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