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 04 - Historisches Forum 

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Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Als hier dieser Tage mal wieder Beiträge vom VT 11.5 (601) und von der 110 508 zu sehen waren, kam mir das Jahr 1987 wieder in den Sinn. Nach längerer Zeit der Renovierung wurde das Reisezentrum im Bf Lengerich (Westf.) am 28. November des Jahres wiedereröffnet. Aus diesem Grund fand im Bf Lengerich eine kleine Fahrzeugausstellung statt, an der neben der Museumslok E 04 20 auch die Lengericher Bahnhofs-Köf 333 051, die neuerrötete 110 508, sowie einige Reisezugwagen teilnahmen.

Höhepunkt war aber ein Pendelverkehr zwischen Münster (Westf.) und Lengerich mit der VT 11.5 Museumsgarnitur, der am Vortag des 1. Advents als „TEE Parsifal“ einkauffreudige Lengericher nach Münster und interessierte Münsteraner nach Lengerich und zurück bringen sollte. Und das für „'nen Appel und ein Ei“. Entsprechend oft und entsprechend gut genutzt pendelte der Zug zwischen den beiden nur 32 Kilometer auseinanderliegenden Stationen, was eine gute Fotoausbeute erwarten ließ. Der Name des Zuges war nicht zufällig gewählt, sondern ging auf eine „Starleistung“ dieser Triebwagen zurück, die zwischen Mai 1960 und September 1968 auf dieser Strecke zwischen Hamburg und Paris-Nord verkehrten.

Nun ist der Tag Ende November nicht mehr allzu lang, und das Wetter auch bei Hochdruckwetterlagen oftmals neblig-trüb. So auch an diesem Tag, als es dann bereits am Vormittag zur ersten Fahrt des VT 11.5 nach Lengerich ging.


Der 601 019...601 014 erreicht von Münster kommend an diesem 28. November 1987 erstmals Lengerich (Westf.):
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1957 hatte die DB die hochmodernen und hochkomfortablen VT 11.5 (BR 601) für den TEE-Verkehr in Dienst gestellt. Jeder Triebkopf besaß einen 12-Zylinder-V-Motor, der in der Lage war 1100 PS Leistung abzugeben und sich schon in anderen Triebfahrzeugen (V 200, VT 08, VT 12) bewährt hatte. Dadurch konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h erreicht werden.

Wir fuhren nun mit dem Zug nach Münster, um dort auf dem Hauptbahnhof einige Aufnahmen zu schießen.

Unmittelbar nach der Ankunft des 601 014...601 019 in Münster. Der Lokführer hat bereits den Zugschluß eingeschaltet:
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Kurz darauf fährt die 141 300 mit einem Nahverkehrszug in Münster ein und kommt neben dem 601 019 zum Stehen:
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Und schon macht sich der 601 019...601 014 erneut auf den Weg nach Lengerich (Westf.):
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Ich hatte bereits bemerkt, dass auf allen Fahrten der Führerstand recht gut „besucht“ war und machte mir für die nächste Fahrt vage Hoffnungen, ebenfalls dort anwesend sein zu können.

Zunächst galt es aber noch, beim zurückkehrenden Zug einige „klassische“ Details im Bild festzuhalten.

Legendäres Symbol - das TEE-Emblem am 614 019:
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Immer wieder ein Anziehungspunkt für Vater und Sohn auf Bahnhofsbummel – die Bullaugen des Maschinenraums:
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Wem diese Aufnahmen bekannt vorkommen, der kann ja noch einmal Michael Meinholds „Wahn&Bordell“ Heft 5/88 hervorholen... ;-)

Dann aber durch den Maschinenraum hoch zum Führerstand, wo sich schon wieder einige Besucher eingefunden hatten. Fragen überflüssig: ein Platz war gerade noch frei. Und los gings mit reichlich Lärm und Vibrationen unter den Füßen...

Hinter Sudmühle, wo die Münsteraner Güterumgehung einschwenkt, konnte aufgedreht werden. Westbevern, Brock-Ostbevern und kurz vor Kattenvenne waren die 140 km/h innerhalb des Toleranzbereichs überschritten:
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Nun ging es in die Steigung nach Lengerich, im Volksmund auch als „Ölberg“ bekannt. Einen Berg dieses Namens gibt es dort weit und breit nicht. Die scherzhafte Bezeichnung „Kattenvenne am Ölberg“ geht auf die Anfänge der Eisenbahn zurück. Nach Inbetriebnahme der Strecke im Jahre 1871 waren die Lokomotiven noch nicht so leistungsstark und die oft schwergängigen Gleitlager der (Güter-)Wagen taten ein übriges. Um nun die nicht sehr starke, aber langgezogene Steigung von Kattenvenne nach Lengerich zu schaffen, ohne vorher liegen zu bleiben, wurden die Lager der Wagen vorher noch mal mit ordentlich Öl versehen, um den Rollwiderstand so gering wie möglich zu halten. Daraus leitet sich die bis heute bekannte Ortsbezeichnung ab.


Unmittelbar vor Lengerich mußten wir die Geschwindigkeit drosseln, da ein IC aus der Gegenrichtung nahte und somit eine Einfahrt auf Gleis 1 oder 2 nicht möglich war. 103 195 kommt mit dem IC 603 „Patrizier“, Hamburg-Altona – Köln, entgegen:
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Einfahrt in Lengerich (Westf.) auf Gleis 2. Links sehen wir die 110 508, die auch zur Energieversorung eines Teils der Wagen diente:
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Als der Zug aus Münster in Lengerich ankommt, kommt der 601 019 direkt neben der E 04 20 zum stehen:
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Der Triebwagen wurde nun auf Gleis 1 umgesetzt, um die Durchfahrt durch Gleis 2 freizubekommen. Gleis 2 (Richtung Süden) und Gleis 3 (Richtung Norden) waren die Durchfahrgleise für die Inter- und Eurocity-Züge.

Hier sind alle Sonderfahrzeuge dieses Tages, einschließlich des VT 11.5, auf Gleis 1 des Lengericher Bahnhofs vereint:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/54/8714754/6164373839666236.jpg

110 508:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/54/8714754/6438363839333862.jpg

Am frühen Nachmittag verläßt der Zug erneut Lengerich (Westf.) zur Fahrt nach Münster, jetzt führt der 601 014:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/54/8714754/3666346634363138.jpg

Inzwischen war es schon merklich dunkler geworden, als der 601 019...601 014 erneut in Lengerich angekommen ist:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/54/8714754/3637343135346265.jpg

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Im allerletzten Büchsenlicht mit 125stel Sekunde und weit aufgerissener Blende fotografierte ich den 601 014...601 019 ein letztes Mal, bevor sich die adventliche Dunkelheit über den Teutoburger Wald legte:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/54/8714754/3735633965356530.jpg


Diese Führerstandmitfahrt auf dem VT 11.5 war für mich schon etwas Besonderes. Von Lengerich aus fuhr ich gleich mit dem Zug nach Osnabrück zum Weihnachtsmarkt, um mich bei heißem Glühwein und anderen Leckereien auf die vorweihnachtliche Zeit einzustimmen, quasi als i-Tüpfelchen auf den gelungenen 28. November 1987.



Bis neulich - natürlich im HiFo

Rolf Köstner


Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:11:20:43:41.
rolf koestner schrieb:
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> 1957 hatte die DB die hochmodernen und hochkomfortablen VT 11.5 (BR 601) für den TEE-Verkehr
> in Dienst gestellt. […] besaß einen 12-Zylinder-V-Motor, der in der Lage war 1100 PS Leistung
> abzugeben […] Dadurch konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h erreicht werden.



Moin Rolf,

VT 11 — immer wieder gern gesehen!

Die 140 km/h geistern ja häufig durch die Literatur — weiß jemand der Mitleser, wann die vmax des 601
auf 160 km/h heraufgesetzt wurde?

http://img34.exs.cx/img34/3839/Reisebro601erD133333fast160km_h.jpg

http://img37.exs.cx/img37/9726/Reisebro601erD133337inPuttgarden.jpg

(Die beiden Fotos stammen aus meinem Beitrag „Auf dem Führerstand eines 601” vom 26.11.04)





Gruß

Walter

"Treblig-nüber" November mit Glanzlichtern

geschrieben von: Bernd Mühlstraßer

Datum: 11.11.12 18:17

Hallo Rolf,

da hast Du ja einen schönen Tag gehabt! Führerstandsmitfahrt auf dem 601er ist bestimmt nicht die schlechteste Beschäftigung für einen trüben Novembertag.

Blickt man so durch Deinen Bilderbogen ist lediglich die neurote 110 508 ein Kulturschock, ansonsten fast ein Zeitfenster in die 70er.


Beste Grüße

Bernd

Bernd Mühlstraßer

Ein paar VIDEOS der BAUREIHE E69 - z.B.hier:
[www.youtube.com]

oder wie wär´s mit der E69-Facebook-Seite unter dem Suchbegriff: Die Baureihe E69
Moin Rolf,

für Dich war die Führerstandsmitfahrt etwas ganz Besonderes. Für mich ist der ganze Bericht etwas Besonderes. Eine Reise, die ich gerne mitgemacht habe. Vielen Dank!

Grüße aus Betzdorf
Bruno
Hallo Rolf,

danke dass Du mich nach nun 25 Jahren darüber aufgeklärt hast, was mir als damaliger Münsteraner Student an jenem Wochenende entgangen ist. Der 601er hätte mich auch damals schon hinterm Ofen hervorgelockt, und wetterfühlig war ich beim Fotografieren damals noch nicht..

Danke für die nette Reportage &

viele Grüße,
Matthias

Ab dem 28.9.1969 gab es....

geschrieben von: Plumps

Datum: 11.11.12 19:34

....2 Umläufe im Bw Frankfurt - Griesheim für den VT 601 mit einer Hg von 160 km/h.

Viele Grüße

Justus

Ich meine mich zu erinnern, dass...

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 11.11.12 21:06

...es da eine zahlenmäßige Beschränkung bzgl. der Mittelwagen gab, fünf Mittelwagen oder so. Das änderte sich dann erst, als die vier 602-Triebköpfe 1974 bereit standen. Da waren dann bei der Konstellation 601 mit 602 auch 8 bzw. 10 Mittelwagen möglich.


Wenn es jemand anders weiß, möge er sich ebenfalls dazu äußern.



Bis neulich

Rolf Köstner

Man hat nicht richtig gelebt, wenn man nie in einem ICE gesessen hat, der in Hamm geteilt worden ist.


Ich bin ein Boomer!

die Konstellation bei meiner Mitfahrt war 601/ 601

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 11.11.12 21:20

Die Konstellation bei meiner Mitfahrt war 601/ 601;
leider weiß ich nicht mehr die Anzahl der Mittelwagen.


Bis dann

Walter

Im Griesheimer Umlaufplan...

geschrieben von: Plumps

Datum: 11.11.12 22:34

...sind die 160er Züge mit 5, die 140er Züge mit 4 Mittelwagen geplant.

Viele Grüße

Justus
Fragen überflüssig: ein Platz war gerade noch frei. Und los gings mit reichlich Lärm und Vibrationen unter den Füßen...

Und, wie sieht es auf dem Führerstand platzmäßig aus? Beim Blick von der Seite müssen diese deutlich größer als die des Pendants 175 ausgefallen sein. Dafür bekommen diese Punkte für Laufruhe, weil die Motoren auf die Drehgestellrahmen aufgesetzt wurden und vom Wagenkasten ziemlich entkoppelt sind. Die 601er sind Triebköpfe, bei denen Laufruhe und Geräusche möglicherweise weniger wichtig waren. Ich nehme mal an, dass die Motoren am Wagenkasten aufgehängt sind. Richtig?
Bemerkenswert ist die Flexiblität dieser Fahrzeuge. Zwischen allen Wagen Scharfenbergkupplungen, vergleichbar mit den 4010 der ÖBB und den 614/624/634. Schade, dass man das bei den ICE-Einheiten wieder vergessen hatte.

Falk
Moin Rolf,

mit vibrierendem Boden bei 140km/h im 601-Oberdeck - das hätte ich auch mal gerne erlebt!

Klasse Reportage,
danke fürs Mitnehmen!

Viele Grüße,
Martin

Etwas Altpapier! (1 Scan)

geschrieben von: Olaf Ott

Datum: 12.11.12 18:25

Hallo Walter!

Danke für die Erinnerung an deinen Mitfahrbeitrag.
Er liest sich heute noch so gut wie damals. Ist es tatsächlich schon wieder 8 Jahre her?


http://img811.imageshack.us/img811/3787/14447601.jpg
3R-Hannover-So70

Hier sind für den 601 150 km/h erlaubt.


Viele Grüße!

Olaf Ott

Edit: Danke Rolf, für den Beitrag!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:11:12:18:27:56.
Hallo Rolf,

danke für die Erinnerung an meine Kindheit! An die Führerstandsmitfahrt auf dem 601 nach Münster an diesem Tag kann ich mich noch sehr gut erinnern, war es doch für mich 13-jährigen Schüler einer der ersten bewußten Höhepunkte in meinem Leben als Eisenbahn-Narr. Und nein, ich bin auf keinem der veröffentlichten Fotos zu sehen. ;-)

(Im Keller meiner Eltern dürfte sogar noch ein Zuglaufschild dieser Fahrten liegen...)

Beste Grüße aus Bad Cannstatt,

=ToJe=

Unterwegs - in und um RK
Hallo Rolf,

wieder ein super Beitrag, wie schon so viele von Dir. Ich freue mich immer auf den Nächsten, da kann ich mit meinen historischen Bildern kaum mit halten.

Grüße
Helmut (gb traktion)
Servus Rolf,

da hast Du ja ein seltenes Erlebnis gehabt, auf einem 601er wäre ich gerne auch mal mitgefahren. Aber Deine Beifänge sind auch nicht ohne, z.B. 141 300 mit "Kombifront" oder die 110 508 mit den farblich passenden Frontfenstereinfassungen als erste rw-110er.

Schönes Wochenende

Klaus